Schrecklich
Ich schleppe mich langsam die Treppe hinauf, die Wirkung des Butterbiers wirkt noch in meinem Blut. Etwas Schreckliches regt sich in meinem Unterleib und nein es ist kein Erbrechen. Der Gesichtsausdruck von McGonagall hat ein düsteres Gefühl in der Luft hinterlassen. Bevor ich es mir überlegen kann, werden meine Gedanken unterbrochen.
"Ich werde dich umbringen Sirius Black! Ich weiß mehr Zaubersprüche als du!" Sirius Black benutzt Peter als menschliches Schutzschild indem er seine Finger in Petes Schultern krallt und ihn in jede Richtung lenkt, die er braucht. Remus hat seinen Zauberstab auf Sirius gerichtet und in seinen Augen leuchtet der Blutdurst.
"Ich weiß nicht was es mit dem Angebot auf sich hat Moony!" rief Sirius zurück und spähte kurz über Petes Schulter, bevor er sich wieder wegduckte.
"Du... siehst... nicht. was das Problem ist!" Remus explodiert, ein Muskel in seinem Kiefer zuckt.
"Woah, Woah, Woha!" Ich trete zwischen die Kerle und werfe meine Arme zwischen sie. "Was zum Teufel ist hier los?"
"Frag ihn." Remus stößt seinen Zauberstab gefährlich in Sirius' Richtung.
"Ehrlich Krone", sagt Sirius und tritt um Peter herum. "Moony hier übertreibt es mit dem Schauspielern."
"Ich tu was?", fragt Remus und stürmt vor. Ich lege meine Hände gegen seine Brust und drücke ihn zurück.
"Könnt ihr euch mal zwei Sekunden lang beruhigen und erklären was zum Teufel hier los ist!", rufe ich, drücke Remus gegen eine Wand und schaue über meine Schulter zu Sirius. "Wurmschwanz?" Peter nimmt einen tiefen Atemzug. "Nun kennst du Moonys pelziges kleines Problem?"
"Die Sache mit den Werwölfen, ich glaube ich weiß ein oder zwei Dinge darüber."
Nein das mit dem Kaninchen", erwidert Peter.
Ich lache. "Oh ja sein schlecht erzogenes Kaninchen." Remus knurrt praktisch. "Bleib", sage ich, bevor ich ihn loslasse und meine Arme vor der Brust verschränke. "Weiter Wurmschwanz."
"Du kennst doch das Mädchen das Remus mag?"
"Maggie Hern natürlich."
"Nun", sagt Peter und verzieht das Gesicht zu Sirius. "Vielleicht hat Tatze Maggie über Cottontail informiert."
"Cottontail?"
"Anscheinend hat mein schlecht erzogenes Kaninchen jetzt einen Namen", fügt Remus bitter hinzu.
"Okay", antworte ich verwirrt. "Ich sehe nicht was daran so schlimm sein soll."
"Ähm", fährt Peter fort. "Sirius hat Maggy vielleicht auch erzählt, dass Remus hier im Schlaf mit Cottontail kuschelt und ihr kleine Häubchen und Kleidchen anzieht." Ein Lachen entweicht meinen Lippen, bevor ich es unterdrücken kann.
"Siehst du?", brüllt Sirius verärgert. "Es ist lustig!"
"Nein ist es nicht!" Remus stösst sich von der Wand ab und springt auf Sirius zu. Die beiden stürzen zu Boden, Remus mit seinem Zauberstab auf Sirius' Kehle gerichtet.
"Merlin!", schreit Peter. Peter und ich stürmen nach vorne, um die beiden Idioten voneinander wegzuziehen.
"Beruhigt euch alle!", rufe ich.
"Sirius", fahre ich fort, "du wirst mit Maggie reden und ihr sagen, dass du nur gescherzt hast! Remus, du wirst aufhören zu versuchen deinen besten Freund zu ermorden! Und jetzt geht alle ins verdammte Bett!"
Meine drei besten Freunde starren mich einen Moment lang schweigend an. "Ich werde Lily sagen, dass du gemein bist", stichelt Sirius. "Da sie heute Schläge austeilt."
Ich schnaube: "Sie wird mich nicht schlagen."
"Das hat sie schon Kumpel", wirft Remus ein. "Wir beziehen deine gesamte Hogwartskarriere mit ein."
"Warte", Pete streckt seine Hände aus. "Lily hat heute jemanden geschlagen? Wen?"
Sirius lacht. "Sie hat Schniefelus geschlagen. Der kleine Scheißer hat es verdient."
"Anscheinend ist er offiziell ein Todesheizer und so weiter", füge ich hinzu. "Er war in der Nacht der Weihnachtsfeier da." Peter starrt mich mit offenem Mund an. "Das war ein schöner Schlag", kommentiert Remus.
"Wurmschwanz mach deinen Mund zu", kommentiert Sirius. "Du fängst noch Fliegen."
"Sei nicht so gemein", sage ich. "Geh ins Bett."
"Was immer du sagst Mami Potter", sagt Sirius und stolziert zu seinem Bett.
Ich verdrehe die Augen, gehe zu meinem Bett und ziehe die Vorhänge zu. Ich ziehe mir eine blaue Pyjamahose an und ziehe mein Hemd aus bevor ich unter die Decke krieche. In der Stille, die jetzt den Raum erfüllt kann ich nicht anders als die Szene immer wieder abzuspielen.
Lily und ich verließen die Küche zufrieden und glücklich, nachdem wir mehrere Krüge Butterbier getrunken, Geschichten ausgetauscht und gelacht hatten. Es war der perfekte Abschluss ihres Geburtstags, bis wir durch das Porträtloch gingen und Professor McGonagall auf einer der Couches auf uns wartete. Ihre Wangen sind nicht vor Wut gerötet, ihr Mund ist nicht zu einem festen Zug verzogen, aber in ihren Augen glänzen Tränen. Ich kenne die Anzeichen einer wütenden McGonagall besser als jeder andere. Das ist sie nicht. Irgendetwas stimmt nicht.
Plötzlich erinnere ich mich an den Umhang, ziehe ihn von unseren Schultern und stopfe ihn schnell in die Rückseite meiner Hose.
"Professor?", sagte ich zögernd. "Ist alles in Ordnung?" Sie springt bei unserem Erscheinen auf. "Miss Evans Sie müssen mit mir kommen." Sie steht emotionslos auf und beginnt von uns wegzugehen.
"Warum?", fragt Lily mit leicht zittriger Stimme. Ich drücke ihre Hand.
"Professor Dumbledore wird es erklären", sagt sie, ohne Lily anzusehen. "Mr. Potter ich schlage vor Sie gehen jetzt ins Bett."
Lily lässt meine Hand fallen und ich kann es in ihren grünen Augen sehen - auch sie weiss, dass etwas nicht stimmt. Widerstrebend weiche ich von Lily zurück. "Gute Nacht Professor. Wir sehen uns morgen früh Lils. Alles Gute zum Geburtstag."
"Sie haben heute Geburtstag?" Professor McGonagall schaut Lily fragend an. Lily nickt und ich sehe zu wie sie durch das Porträtloch hinausgehen. Ich bin versucht die den Umhang überzuziehen und ihnen zu folgen aber ich weiss, dass Lily es mir sagen wird, wenn sie es für richtig hält. Ich drehe mich auf den Fersen um und verlasse den Gemeinschaftsraum.
Die Szene spielt sich in meinem Kopf ab, während ich sie immer wieder analysiere, bis ich schliesslich einschlafe. Ein heftiges Schütteln durchfährt meinen Körper. Ich schrecke auf und sehe rotes Haar über mir schweben. Ich krame nach meiner Brille, als sie sich auf den Boden senkt. Vorsichtig setze ich mich auf den Steinboden und sehe endlich ihr Gesicht - eine rote Nase, Tränen in den Augen und nichts als Schmerz in ihren Zügen. Sie vergräbt ihr Gesicht in meiner Schulter. "Lily was ist los?", frage ich flüsternd.
Irgendetwas stimmte nicht. Irgendetwas war schrecklich, schrecklich falsch. Lily stösst einen Schluchzer aus und mein Herz zerbricht. Ich streiche mit meiner Hand über ihre Arme und versuche, sie zu beruhigen, irgendetwas um sie zu besänftigen. Sie hält sich eine Hand vor den Mund und dämpft die immer unregelmässiger werdenden Laute nur leicht. Ihre Atmung wird unregelmässig und klingt, als geriete sie in Panik. Ich klammere mich fester an sie und gerate selbst in Panik.
"Was ist hier los?" Remus unterdrückt ein Gähnen.
"Ist hier noch jemand?", fragt Peter schläfrig.
"Rotschopf einige von uns versuchen zu..." Sirius bricht ab, als er mich auf dem Boden sieht. Schnell springt er aus dem Bett und setzt sich uns gegenüber. "Was ist passiert?" Ich reibe ihr den Rücken und sage: "Ich weiß es nicht. Sie kann sich nicht genug beruhigen um es mir zu sagen."
"Lily sieh mich an. Sieh mich an" verlangt Sirius. Sie hebt den Kopf. "Tief durchatmen Lily. Was ist passiert?" Sie tut was, Sirius sagt, atmet tief und langsam ein.
"Meine Eltern!", presst sie schliesslich hervor. "Er hat sie umgebracht! V-V-V-olde-mort! Sie sind t-t-tot!"
Sie beginnt wieder zu schluchzen und ich erstarre. Die Welt gerät ein wenig aus den Fugen und alles verlangsamt sich. Für einen Moment möchte ich ausflippen, denn wie zum Teufel kann das passieren. Aber ich reisse mich zusammen, denn Lily braucht mich jetzt.
"Geht wieder schlafen Jungs" sage ich über Lilys Kopf hinweg. "Ich habe sie."
"Bist du sicher?", fragt Remus.
"Ja", sage ich traurig. "Wir können im Moment nicht viel tun und ich erwarte nicht, dass das in nächster Zeit aufhört."
"Weck uns wenn du etwas brauchst und ich meine alles" betont Sirius. Ich beobachte wie meine drei besten Freunde widerwillig und mit leerem Blick in ihre Betten zurückkriechen. Lily schluchzt weiter, als ich sie vom Boden aufhebe und sie sanft in mein Bett lege. Ich bringe sie mit einem Zauber zum Schweigen und ziehe die Vorhänge zum zweiten Mal heute Abend zu.
Ich klettere neben sie ins Bett und sie rollt sich auf die Seite und vergräbt ihr Gesicht an meiner Brust. Ich schlinge meine Arme fest um sie, will sie vor dem Bösen schützen das bereits in ihr Leben eingedrungen ist. Jedes Schluchzen das ihren Lippen entweicht, lässt den Schmerz durch meine Brust schiessen.
Auch mir kommen die Tränen in die Augen. Ich weiß nicht genau, warum ich weine; ich schätze, es gibt mehrere Gründe. Ich weine, weil es mich umbringt Lily so zu sehen und was noch schlimmer ist, ich kann absolut nichts tun um es zu verhindern. Ich bin nutzlos. Ich weine, weil Mr. und Mrs. Evans zu jung gestorben sind und zwei verwaiste Töchter hinterlassen haben. Einen Elternteil zu verlieren ist schon schlimm genug. Beide gleichzeitig zu verlieren ist unerträglich.
Meine Gedanken gehen zurück zu diesem Morgen. Dass Lily von Marlene entführt wurde, scheint tausend Jahre her zu sein. Wie konnte dies der Tag werden, an dem Lilys Eltern starben? Wie sind wir von heute Morgen zu jetzt gekommen? Wie sind wir hierher gekommen?
Lily weint weiter und ich kann ihr nur sagen, dass ich sie liebe. Ich sage nicht, dass alles in Ordnung sein wird. Ich sage ihr auch nicht, dass es besser werden wird. Die Wahrheit ist, dass ich nicht weiss, wie es mit ihr weitergehen wird. Ich weiss nicht, wie jemand das durchsteht aber wenn jemand stark genug ist, dann ist es Lily.
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