32
Für eine Weile starrten wir uns alle gegenseitig an. Kova und Lexie im Türrahmen brauchten noch einen Moment, um zu realisieren, dass ich, der Dunkle Mond, vor ihnen stand. Alenia und ich waren ratlos, was wir tun sollten.
Schließlich durchbrach Alenia das geschockte Schweigen und trat einen Schritt vor: „Lasst es mich erklären."
Doch Kova hörte garnicht zu und stürzte nach vorne. Sie überrumpelte mich mit ihrem Angriff, aber ich konnte ihr gerade noch zur Seite ausweichen. Sie fuhr sofort herum und erschuf Wasser zwischen ihren Händen. Mit wutverzerrtem Gesicht schoss sie Wasserbälle auf mich.
Ich hechtete zur Seite und rollte mich ab. Dabei knallte ich beim aufstehen gegen den Schrank. Die Wasserbälle zerplatzen an der Wand, vor der ich eben gestanden hatte.
„Kova, warte", Lexie hielt Kova sanft an der Schulter zurück, erneut auf mich loszugehen.
„Hören wir erstmal, was Alenia sagen möchte."
Widerwillig ließ Kova die Arme sinken und starrte mich nur noch dunkel an. Das Wasser ließ sie auch nicht ganz verschwinden, sondern nur um ihre Hände schweben.
Langsam trat ich wieder an Alenias Seite und schaffte es kaum die anderen anzusehem. In meinem Hals steckte ein Kloß und mein Herz zog sich zusammen, als ich Kovas vernarbte Hand sah. Es war mein Feuer, das ihr das angetan hatte. Mein Blick glitt weiter zu Lexies anscheinend wieder heilen Arm.
Würde der Dunkle Mond nicht alle Gefühle blockieren, hätte mich die Schuld vermutlich überschwemmt. Stattdessen traf mich die Kälte mit voller Wucht.
Kova richtete den funkelnden Blick jetzt von mir auf Alenia. „Du hast uns gesagt Lillith ist tot!"
Meine Freundin zuckte bei der vorwurfsvollen Stimme zusammen und senkte entschuldigend den Kopf.
„Was hätte ich sonst tun sollen?"
„Du hättest sie töten sollen!", rief Kova aufgebracht und zeigte auf mich, „Sie hat fünfzehn von uns getötet! Das war ein Massaker an Blutmond. Lexie und ich können froh sein, dass wir noch leben!"
Jedes Wort war ein Schlag ins Gesicht und ich spürte die Bilder wieder aufsteigen.
„Sie kann nichts dafür", nahm Alenia mich in Schutz, „Lillith Magie hat auf das Ungleichgewicht reagiert. Deswegen ist sie so aus der Kontrolle geraten. Außerdem hat sie bis Blutmond nichts davon gewusst."
„Wie kann man nicht wissen, dass man ein blutrünstiges Monster ist?", hielt Kova dagegen und ich zuckte zusammen. Sie sprach genau meine Zweifel aus.
Alenia machte den Mund auf, um erneut etwas zu sagen, aber ich trat einen Schritt nach vorne und kam ihr zuvor.
„Ich bereue, was ich euch und den anderen angetan habe. Ich wollte das nicht und habe damals nicht mit freiem Willen gehandelt."
Ich atmete zitternd aus und versuchte Kovas brennenden Blick standzuhalten. Ihre blauen Augen bohrten sich förmlich in meine.
„Glaub mir, ich bereue jede Sekunde meines Lebens, dass ich das zugelassen habe. Blut klebt an meinen Händen und ich bin eine Mörderin, dem bin ich mir bewusst."
Ich stieß zitternd den Atem aus und kämpfte gegen die aufkommenden Bilder an. Meine Gefühle brodelten unter der Oberfläche, ich spürte nur nichts.
„Ich bin nicht so naiv zu glauben, dass ihr mir verzeiht. Wie soll ich sowas von euch verlangen, wenn ich es selbst nicht kann?"
Ich ballte meine Hände zu Fäusten, damit sie aufhörten zu zittern.
„Ich will euch einfach nur mitteilen, dass ich das nicht gewollt hab."
Kova sah mich weiterhin ungerührt an. Ihr Mund zu einer wütenden Linie verzogen.
Lexie hinter ihr sah mich einfach nur an und als ich ihren Blick auffing, trat sie vor. Kova sah sie aus zusammengekniffen Augen an, hielt sie aber nicht auf, als sie auf mich zu ging.
Ich wagte nicht mich zu bewegen, bis Lexie direkt vor mir stand.
„Wieso bis du hier?", ihre Stimme war kühl, aber nicht feindselig, wie bei Kova.
„Wegen Alenia", sagte ich, „Ich will das Gleichgewicht wiederherstellen."
Lexie sah zu der Scheinenden und dann wieder zu mir.
„Dann tut das. Aber lass dich hier nicht wieder blicken."
Ihr bemerkte das traurige Funkeln in ihren Augen. Wir waren Freunde gewesen. Bis ich es als Dunkler Mond zerstört hatte.
Ich nickte und sah über ihre Schulter zu Kova. Diese hielt ihr Wasser noch immer bereit.
Ich dachte an die Zeit in der Schule zurück. Lexie und ich hatten uns kennengelernt, als wir den Erd-Elementes Turm wieder aufgebaut hatten. Sie hatte mir ein paar neue Tricks gezeigt und schließlich hatten wir uns angefreundet. Kova hatte mir mit meinen Wasser-Fähigkeiten geholfen. Immer nach dem Aufräumen im Turm, hatte ich mit ihr trainiert.
Kann schon sein, dass unsere Freundschaft nicht so tief ging, wie bei mir und Alenia, aber dennoch waren wir Freunde gewesen. Sie waren Menschen, die ich mochte. Ich hätte sie beschützen sollen, statt ihnen zu schaden.
Dass sie mir jetzt mit so einer Kälte begegneten, tat weh. Als kannten wir uns gar nicht. Als wäre ich eine andere Person.
Du musst sie loslassen. Akzeptiere, dass es ist, wie es ist.
Das ist nicht so einfach.
Ich weiß. Aber anders wirst du nie mit deiner Schuld leben. Jetzt sieh sie an.
Ich tat es und richtete meine Augen erst auf Lexie, dann auf Kova. Ich zwang mich trotz ihrer dunklen Augen hinzusehen.
Du kannst nichts mehr ändern. Vergangenheit ist Vergangenheit. Du kannst jetzt mit dem Ritual alles wieder in Ordnung bringen. Las. Los.
Ich sah meine beiden Freundinnen an und sagte innerlich Lebwohl. Alenia und ich hatten uns gefunden, aber für die beiden war ich verloren.
Es gab nichts, was ich tun konnte. Ich ließ diese Erkenntnis tief in mich einsinken und ich merkte, wie ich innerlich etwas ruhiger wurde. Ein kleiner Schritt nach vorne.
Also senkte ich den Kopf, trat einen Schritt zurück und wandte mich an Alenia.
„Pack du deine Sachen. Ich muss was erledigen."
Verwirrt sah sie mich an. „Was denn?"
Tief luftholend erschuf ich meinen violetten Rauch, der mich die Welt teilen ließ. Lexie sprang alarmiert zurück und auch Kova hob ihre Arme.
„Ich werde abschließen.", flüsterte ich nur und verschwand.
Als ich durch den Raum der Welt ging, hörte ich die Stimme des Dunklen Mondes in meinem Kopf.
Was hast du vor?
Ich werde meinen Dämonen ins Gesicht sehen. Bevor ich nochmal in die Schule zurückkehre, gibt es zwei Orte, die ich besuchen muss.
Darauf lichtete sich der Rauch und ich trat aus einer schattigen Gasse auf einen Marktplatz hinaus. Mittelalterliche Häuser standen um mich herum und die Nachmittagssonne schien auf die Häuser. Die Elementes, denen ich begegnete, sahen mich kein zweites Mal an. Trotz meines Schwertes und Messern an der Hüfte. Reisende kamen oft in das kleine Dorf hier.
Ich folgte den mir bekannten Weg durch einige Straßen und blieb schließlich mit klopfenden Herzen vor dem Gasthaus stehen. Das Backsteingebäude hatte sich kein bisschen verändert.
Alles in mir schrie nach einem Rückzug und Zweifel um Zweifel jagten mir durch den Kopf, aber die Asche in meinem Mund erinnerte mich stetig an meine Aufgabe.
Blockade lösen. Vergangenheit loslassen. Die Welt retten.
Ich stieß die Luft aus und murmelte zu mir selbst.
„Ganz einfach."
Bevor ich es mir anders überlegen konnte, marschierte ich auf das Gasthaus zu, steuerte aber um das Gebäude herum und stand vor dem Holzzaun des Hinterhofs.
Was genau willst du ihnen sagen.
Ich will ihnen alles erklären. Das bin ich ihnen schuldig.
Ich stieß mich vom Boden ab und sprang mit Luft über den Holzzaun.
Vor allem aber will ich dieses Kapitel abschließen. Diese kleinen Schritte helfen mir vielleicht alles zu akzeptieren.
Genau das solltest du tun. Schließ ab. Lass los.
Entschlossen legte ich meine Hand auf die Hintertür. Trotzdem waren meine Lippen trocken, als ich sie öffnete und in die vertraute Küche trat.
Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Es hatte sich nichts verändert. Die Arbeitsfläche erstreckte sich an zwei Wänden, über die die Küchengeräte aufgehangen waren. Dazu stand noch ein Tisch in der Mitte. Der Tisch an dem wir immer gegessen hatten.
Wie üblich am Herd stand Magret. Ihre teilweise grauen aber insgesamt blonden Haare zu einem Dutt hochgesteckt. Ich hörte etwas braten und dazu mischten sich die Stimmen von den Gästen draußen.
Alles war so vertraut, dass es wehtat. Irgendwie ganz tief unter der ganzen Taubheit, aber das spürte ich nur flüchtig. Gottseidank machte es das einfacher.
Magret bemerkte mich erst, als ich die Hintertür geräuschvoll schloss. Stirnrunzelnd fuhr sie herum. Kaum sah sie mich, wich jegliche Farbe aus ihrem Gesicht und sie ließ den Löffel, mit dem sie bis eben eine Suppe umgerührt hatte, fallen. Suppe spritzte auf die weißen Fliesen. Sie starrte mich einfach nur an und sagte kein Wort. Ich hörte ihr rasendes Herz.
Mein Atem ging flach und ich bewegte mich nicht, aus Angst, ich würde ihr so nur noch mehr Angst einjagen.
Genau in diesem Moment trat Erik in die Küche, gefolgt von Josephine. Erik blieb abrupt stehen, sodass sie gegen ihn lief.
„Was ist-", sie sah etwas verärgert auf, doch dann entdeckte sie mich und brach mitten im Satz ab.
Margret schwieg noch immer geschockt, genauso wie Josephine also lag es an Erik die Fassung wiederzugewinnen. „Was tust du hier?"
Ich versuchte bei seiner Stimme nicht zusammen zu zucken. Aber sie hatten mich nicht sofort angegriffen. Ich nahm das als gutes Zeichnen.
„Ich möchte alles erklären. Wenn ihr mich nicht anhören wollt, werde ich gehen.", ich machte eine Pause und hängte etwas flehentlich hinten an, „Aber bitte lasst es mich wenigstens versuchen."
Erik ging langsam zu seiner Frau, wie um sie zu schützen. Josephine legte ihren Block weg, damit sie ihre Hände frei hatte. Sie trug Hose und Schürze, das bedeutet sie hatte gerade eine Schicht.
Mit blutenden Herzen sah ich dabei zu, wie sie sich im Notfall kampfbereit neben Marget stellten. Von der Arbeitsfläche aus war es am weitesten von mir entfernt und gleichzeitig stand der Tisch zwischen uns.
„Du willst nur mit uns reden?"
Ich nickte und bemerkte seinen Blick zu meinen Waffen. Also griff ich langsam zu meinem Schwert, um keine ruckartigegen Bewegungen zu machen.
„Ich werde meine Waffen ablegen", warnte ich sie und legte Schwert und Messer auf den Tisch.
Mit erhobenen Händen trat ich wieder zurück, sodass bisschen mehr als ein Meter Abstand zu den Waffen war.
Sie entspannten sich merklich, aber die Wachsamkeit wich nicht aus ihren Augen. Sie alle starrten mich an. Besonders Josephines Blick versuchte mich zu erdolchen.
„Du bist zurückgekommen, um zu erklären, dass du uns ausgenutzt hast. Uns in Gefahr gebracht hast mit deiner bloßen Existenz?" Josephine bleckte die Zähne, „Erwartest du etwa, dass wir dir danach verzeihen?"
Ich schüttelte den Kopf: „Ich bin nur hier, weil ich euch diese Erklärung schuldig bin. Danach gehe ich sofort und werde euch nie wieder belästigen."
Erik neigte den Kopf: „Fass dich kurz."
Darauf schoss Jospehines Kopf zu ihm. „Wir hören sie an?"
Er sah sie kurz an und dann sofort wieder zu mir. Sicherheitshalber wollte er mich nicht aus den Augen lassen.
„Damals, als die Hunter sie aufgelauert haben, hat sie uns geschützt." Er machte ein auffordernde Handbewegung. „Na los."
Ich holte zitternd Luft und zwang auch meine Hände zur Ruhe.
„Das mit Blutmond", meine Stimme war etwas rau, als räusperte ich mich und startete nochmal neu, „Das mit Blutmond bereue ich jede Sekunde meines Lebens. Ich wünschte, ich hätte irgendetwas tun können, aber inzwischen ist mir klar, dass das nicht möglich war. Meine Magie hat auf das Ungleichgewicht reagiert und ist außer Kontrolle geraten."
Ich sah meine blutenden Hände, mein blutiges Schwert und Schreie klingelten in meine Ohren.
„Ich war nicht ich selbst und die Schuld hat mich seitdem innerlich aufgefressen. Tut sie irgendwie noch immer. Euer Dorf habe ich nur zufällig gefunden."
Der rote Mond und der Durst nach Blut. Die angstgeweiteten Augen den Schüer.
„Ich wollte einfach nur weg von der Schule und bin geflohen.", ich machte eine Pause, um mich zu sammeln und fuhr fort, „Das habe ich die ganze Zeit getan. Ich bin weggelaufen und habe alles versucht zu verdrängen, was es vermutlich noch schlimmer gemacht hat."
Ich merkte, dass ich abschweifte und schüttelte leicht den Kopf.
„Was ich euch noch sagen wollte, ist, dass ich euch dankbar bin. Ihr habt mich aufgenommen und mir sogar einen Job angeboten. Ich bin dankbar, dass ich mit euch sein durfte. Wenn ich alleine gewesen wäre, wüsste ich nicht, ob ich nicht komplett zu Bruch gegangen wäre."
Ich atmete aus. Es tat gut, es ihnen zu sagen.
Noch einmal neigte ich den Kopf, was fast schon einer Verbeugung glich. „Danke, dass ihr mich angehört habt. Ich werde dann gehen. Keine Sorge, ihr werdet mich nicht wieder sehen."
Als ich mich aufrichtete, nickte Erik nur. Margret war aus ihrer Schockstarre erwacht und sah mich traurig an. Josephines Augen waren ebenfalls milder, aber sie sagten alle kein Wort.
Gerade wandte ich mich zum gehen, da tauchte Carisa in der Tür auf, die zu den Zimmern führten. Ihre blonde Locken wehten um sie herum, als sie auf mich zu rannte. „Dahlia!"
Ich zuckte bei meinem falschen Namen zusammen und Margret machte einen Schritt nach vorne, um das kleine Mädchen mir ausgestreckten Arm aufzuhalten. Aber sie wich ihrer Mutter flink aus und sprang auf mich. Ich ging in die Hocke, um sie abzufangen und sofort schlang sie ihre Arme um mich.
„Du bist wieder da", nuschelte sie in mein Haar.
Mit einem zögernden Blick zu ihren Eltern legte ich meine Hände auf ihren Rücken und drückte sie etwas an mich. Auch sie hatte ich vermisst.
Ich schob sie von mir und sah sie traurig an. „Ich wollte gerade gehen. Hier bin ich nicht willkommen."
Carisa ging gar nicht drauf ein sondern fragte:
"Die Männer haben dich mitgenommen. Mama und Papa haben gesagt, dass sind Hunter und sie wollten dich gehangen nehmen. Bist du jetzt frei? Geht es dir gut?"
Ihre großen blauen Augen sahen mich an und ihr kleines Gesicht war so ehrlich besorgt, dass etwas in mir aufbrach.
Ich unterdrückte ein Schluchzen und stieß hervor: „Nein, mir geht es nicht gut."
Meine Lippen zitterten, obwohl ich versuchte es zu verhindern.
Carisa umarmte mich nochmal und auch ich drückte sie an mich.
„Mama und Papa sagen du bist der Dunkle Mond und dass du schlimme Sachen gemacht hast. Aber du bist kein schlechter Mensch, das habe ich gesehen."
In der Umarmung schluchzte ich auf, worauf Carisa mir ihrer kleinen Hand tröstend auf meinen Rücken klopfte.
„Ich glaube, dass es einen Grund gibt, dass du die Dinge getan hast. Und dieser Grund bedeutet, du bist nicht böse. Ich bin nur zu klein, um es ganz zu verstehen."
Sie löste sich von mir und ich wischte mir Tränen aus den Augenwinkeln. Ich war so unglaublich erleichtert. Sie hasste mich nicht. Carisa hasste mich nicht.
Sie knirbelte jetzt etwas verlegen an ihrem blassblauen Kleid. „Am Anfang war ich sehr wütend auf dich. Aber ich mag dich trotzdem noch. Das ist einfach so."
Sie hasste mich nicht.
Mir war vorher nicht bewusst gewesen, wie wichtig das für mich gewesen war.
„Danke", flüsterte ich, „Das bedeutet mir sehr viel."
Mit etwas zitternden Beinen stand ich wieder auf und sah zu Josephine, Erik und Marget.
Sie alles sahen auf Carisa, die jetzt fröhlich zu ihrer Mutter hopste.
„Siehst du Mama. Ich habe dir gesagt, sie ist nicht böse. Die bösen weinen doch nie in den Geschichten und entschuldigen tun sie sich auch nicht. Und sie sind unhöflich und meistens auch hässlich. Dahlia äh... Lillith ist ganz sicher nicht böse. Das sieht man doch."
Margret sah nachdenklich von ihrer Tochter zu mir. Ich stand etwas verloren noch immer nahe der Tür.
„Vielleicht hat Carisa recht.", sagte sie schließlich etwas unsicher, „Vielleicht verstehen wir es nur nicht."
Sie sah zu Erik, der ihren Blick erwiderte. Schließlich sah er mich an. Die Kälte in seinen Augen war verschwunden.
„Wir haben nie gesehen, dass du böse warst. Wir haben nur gesehen, wie du gelitten hast. Wir wussten nie, was es war, wir haben es nur in deinen Augen gesehen." Er machte eine Pause und schien sich nicht sicher zu sein, ob er weiter reden sollte. Letztendlich gab er sich einen Ruck.
„Ich schätze wir wissen zu wenig, um darüber zu entscheiden, ob du jetzt böse bist oder nicht."
Josephine hatte bis eben geschwiegen und strich sich fassungslos über Carisas Eltern eine Strähne ihres braunes Haares aus dem Gesicht.
„Sie hat immer noch die Schüler getötet."
Ich zuckte kaum merklich zusammen, bemerkte aber, wie Erik die Lippen aufeinander presste.
„Sie hat uns gerade erklärt, wie das passiert ist."
„Und du glaubst ihr?"
Erik seufzte und nickte ergeben: „Ich schätze das tue ich."
Ich wollte es einfach nicht fassen. Carisa hasste mich nicht, Margret sah mich etwas wärmer an, Erik hatte seine angespannten Schultern gelockert... Nur Josephines Haltung hatte sich nicht verändert.
„Trotzdem, solltest du langsam gehen.", entschied er, „Wir sehen ein, dass passiert ist, was passiert ist."
Sie hatten mir zwar nicht vergeben, und es war längst nicht alles wieder gut, aber das war mehr, als ich erwartet hatte.
„Danke."
Darauf antworteten sie nicht, also griff ich ebenso langsam, wie vorher wieder nach meinem Waffen auf dem Tisch. Ich legte sie mir an und legte meine Hand auf den Türgriff.
Carisa stand vor Marget und sah mich traurig an: „Du gehst wieder?"
„Ich muss", sagte ich, „Es gibt noch andere Leute, denen ich eine Erklärung schuldig bin."
Carisa zog ein Schnute, winkte mir aber. „Auf Wiedersehen."
„Auf Wiedersehen."
Die anderen sah ich ein letzten Mal an, dann war ich im Hinterhof und auf der Straße.
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