One
H A R R Y
Ich saß wieder einmal in meinem Zimmer, besser gesagt auf meinem Bett und grübelte vor mich hin. Vor mir lag ein weißes Blatt Papier und ein Bleistift lag in meiner Hand. Das Problem dabei war, dass noch keine einzige Zeile das blanke Blatt schmückte und sich daran auch demnächst nichts ändern würde.
Ich seufzte und legte mich hin. Ich raufte mir durch die Haare und konnte dabei meine dicht ausgeprägten Locken spüren.
Es klopfte an meiner Tür und nur kurze Zeit später steckte meine Mutter auch schon ihren Kopf herein. "Harry Liebling, das Essen ist in wenigen Minuten fertig."
Eigentlich hatte ich kaum Hunger, um sie aber nicht zu beunruhigen nickte ich nur und gab ihr ein Zeichen, dass ich gleich hinunter kommen würde.
Sie stimmte sich damit zufrieden und ging wieder nach unten in die Küche. Wenige Sekunden später hörte man auch schon Geschirr klimpern.
Widerwillig stand ich auf, richtete meine Haare und schlürfte die Treppen nach unten.
"Kannst du die Teller am Tisch verteilen bitte?", fragte sie mich freundlich und reichte mir diese.
Ich nahm sie an und tat wie mir befohlen. Danach holte ich mir eine Cola aus dem Kühlschrank und ließ mich auf einem der Stühle nieder.
Ich erhielt einen strafenden Blick meiner Mutter, da sie es gar nicht gern sah wenn ich Cola zum Mittagessen trank, jedoch wusste sie, dass sie mich sowieso nicht daran hindern konnte. Ich war ein richtiger Sturkopf, hatte ich vermutlich von ihr geerbt.
Kurze Zeit später setzte sie sich ebenfalls zu mir an den Tisch und platzierte einen Topf mit Suppe in der Mitte des Tisches.
Während des Essens fragte sie mich plötzlich: "Und wie geht es voran mit deinen Songs?"
Sie traf dabei einen Nerv bei mir. Ich wollte nicht darüber sprechen, wusste aber das ich es musste. Sie erwartete viel von mir, immerhin hatte ich die Schule geschmissen um meinen Traum zu leben.
Meine Mutter war von meiner Idee nicht sonderlich begeistert und machte sich große Sorgen um meine Zukunft, akzeptierte es aber schlussendlich und unterstützte meine Entscheidung. Leider machte ich es ihr bis jetzt ziemlich schwer, da ich nun seit drei Monaten zu Hause herumlungere und noch keinen einzigen Song geschrieben habe.
Ich wollte Musiker werden. Die Stimme dazu habe ich. Die Ideen auch, nur sind sie alle in meinem Kopf und warum auch immer, wollen sie einfach nicht aufs Papier gebracht werden.
"Harry?", fragte sie mich, da ich ihr immer noch keine Antwort gegeben habe.
"Entschuldigung Mom, ich war in Gedanken versunken. Also naja, es läuft, ganz gut", log ich sie an, doch sie durchschaute mich sofort.
"Ich will dir echt keinen Druck machen Liebling, aber du weißt ich bin immer noch nicht begeistert von deiner Entscheidung und wenn du nicht bald ein paar Fortschritte mit deinem Musik-Zeug zeigst, solltest du dir vielleicht überlegen dir einen Job beziehungsweise einen Ausbildungsplatz zu suchen.
Ich wusste sie hatte recht, auch wenn ich es nicht hören wollte.
Ich nahm mein leeres Suppenteller und steckte es in die Spülmaschine. "Ich bin dann mal draußen", gab ich ihr bekannt und wollte gerade nach oben stürmen um meinen Rucksack zu holen, als sie schon protestierte.
"Du hast doch noch gar nichts von meinem Hauptgericht probiert! Junge, du isst viel zu wenig", tadelte sie mich.
Ich seufzte, winkte aber ab. "Ich hab wirklich keinen Hunger mehr, wenn ich wieder zu Hause bin probiere ich aber etwas davon, okay?", sah ich sie flehend an.
Auch sie musste seufzen, gab meiner Bitte aber statt.
Sofort stürmte ich nach oben in mein Zimmer und packte meinen Rucksack. Eine Flasche Wasser, zwei Stück Papier und drei Bleistifte, falls einer denkt er muss abbrechen.
Zu guter letzt packte ich noch meine schon etwas ältere Gitarre in die dafür vorhergesehen Tasche und schulterte beides.
"Bis später!", rief ich und zog mir meine Turnschuhe an, da dies die besten Schuhe für mein Ausflugsziel waren.
"Komm nicht zu spät nach Hause und pass auf dich auf!", rief sie und wollte gerade zu mir eilen um mich zu verabschieden, da fiel die Haustür allerdings schon hinter mir zu.
Ich liebte meine Mutter über alles, aber sie konnte echt anstrengend sein. Sie war zu fürsorglich, wenn man bedenkt dass ich schon fast 18 Jahre alt war.
Ich musste nur ein paar hundert Meter laufen, bis ich vor dem Eingang des Waldes stand. Es war ein besonderer Wald. Er war nicht grün, wie man es erwarten hätte können, nein er war voll mit Bäumen und Sträuchern die sich im Frühling lila färbten. Ich hatte Glück, denn es war Anfang März, weshalb der Wald schon in hellem, strahlendem Lila erblühte.
Ich war als Kind immer gerne hier und spielte mit meiner Schwester Gemma, diese war aber bereits vor einem Jahr ausgezogen und kam uns nur mehr regelmäßig besuchen. Ich vermisste sie, wusste aber das sie ihren eigenen Weg gehen muss und der liegt einfach nicht in diesem kleinen Dorf, das sich Holmes Chapel nennt.
Ich konnte es ihr nie verübeln, sie war nie eine Person, die sich an diesem kleinen Ort wohlfühlte, sie war ein Mädchen, dass eine Großstadt brauchte, um richtig aufblühen zu können.
Mir gefiel es hier, ich fühlte mich wohl, deshalb blieb ich auch hier und wollte meine ersten Werke genau hier produzieren und nirgend wo anders.
Bereits als ich nur wenige Schritte in den Wald hinein gegangen war, konnte ich den angenehmen, blumigen Duft, welchen die Blüten abgaben schon genau wahrnehmen. Ich liebte diesen Duft, da er mich immer an meine Kindheit erinnerte.
Ich war schon lange nicht mehr hier gewesen, seit Gemma umgezogen war wollte ich es auch nicht mehr. Ich vermisste sie. Langsam kam ich aber ganz gut damit klar und wusste, dass es keinen besseren Ort für meine Inspiration geben könnte als diesen.
Nach etwas zehn Minuten laufen kam ich an unserer Lieblingsstelle an. Dort stand ein großer Baum, der schon mindestens 40 Jahre alt sein musste, unter ihm lag ein riesiger Fels, der von der Sonne, die durch einen kleinen Spalt zwischen den Baumkronen hin durchschien, gewärmt wurde.
Genau auf diesem nahm ich Platz und genoss für einige Minuten die Ruhe, die nur durch das ein oder andere Vogelgezwitscher durchbrochen wurde. Außerdem genoss ich den Duft, der mir nur allzu vertraut war und die Wärme, die die strahlende Sonne abgab.
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Das erste Kapitel ist fertig & ich muss sagen es ließ sich leichter Schreiben als gedacht. Wie ihr vielleicht bereits gesehen hab, ist das "coming soon" Im Titel der Story bereits verschwunden, da die Story nun offiziell beginnt und auch regelmäßig Updates kommen werden.
Ich hoffe euch hat der Anfang ein klein wenig gefallen & es würde mich sehr freuen, wenn ihr mir ein Kommentar hinterlassen würdet.
- Shelly x
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