Fourteen
A U R E L I A
"Ganz einfach meine Liebe, nun ist es deine Aufgabe Harry aufzureißen." Ich hatte mit vielem gerechnet, aber garantiert nicht mit diesen Worten. Ungläubig stand ich da und starrte meine beste Freundin fassungslos an. "Wie soll ich das denn jetzt verstehen?", fragte ich sie immer noch total perplex. Scar begann zu lachen und klopfte mir auf die Schulter. "Das meine liebe Aurelia heißt, dass ich von Anfang an wusste, dass Harry dir gefällt, jedoch wollte ich nicht kampflos aufgeben. Da Harry offensichtlich kein großes Interesse an mir hat, müssen wir nun versuchen ihn von dir zu überzeugen, wobei ich die Vermutung habe, dass keine große Anstrengung mehr nötig sein wird."
Anstatt den Knoten voller Fragen in meinem Kopf zu lösen bildeten sich immer mehr Fragezeichen darin. Scar bemerkte meine Unbeholfenheit anscheinend, da sie wieder das Wort ergriff, um mich aufzuklären. "Als ich Harry im Wald das zweite Mal begegnete hatte er meiner Ansicht nach auf dein Erscheinen gewartet und nicht auf meines. Er hatte ein Lächeln im Gesicht, als er jemanden kommen hörte, jedoch konnte ich einen Funken Enttäuschung in seinen Augen erkennen, als er mich sah."
Jetzt konnte ich ihr auch folgen, hatte aber keine große Hoffnung, dass Harry ernsthaftes Interesse an mir hatte. Niemand hatte dies so wirklich, zumindest bis jetzt nicht. Ich war immer nur der kleine Streber, der immer gute Noten schrieb und das Vorzeigekind für alle Eltern war. Ein Kind wie es im Buche stand eben, solche Mädchen waren kaum interessant für Jungs in meinem Alter.
"Versuch einfach dein Glück Aurelia, was soll schon passieren? Schlimmsten Falls bekommst du eine Abfuhr so wie ich, die man noch nicht einmal als solche bezeichnen kann, da Harry ein wahrer Gentleman ist und sein Desinteresse gut verbergen kann." Im Grunde genommen hatte Scar recht, was hatte ich schon zu verlieren? Andererseits hatte ich Angst mich auf einen Jungen einzulassen, von Liebe und Beziehungen habe ich bis jetzt Abstand gehalten und wollte mich nur auf die Schule konzentrieren, diese war nun aber bald vorbei und ich hätte meinen Abschluss in der Tasche.
"Du hast wohl recht. Es ist an der Zeit eine neue Tür zu öffnen und vielleicht liegt auf der anderen Seite dieser Tür ja wirklich Harry, der mit offenen Armen auf mich wartet."
Sie lachte und antwortete mir dann: "Natürlich hab ich recht, das habe ich immer." Auch ich stimmte nun in ihr Lachen mit ein und zwinkerte ihr zu. "Wie konnte ich das nur vergessen Scar."
"Aber jetzt ist Schluss mit Harry und seinen atemberaubenden Locken, jetzt heißt es Mädelsabend und Popcorn bis uns der Bauch weh tut", sagte Scar schließlich und machte sich bereits auf den Weg in die Küche, um die erste Tüte in den Mikrowellenherd zu stecken. Mit einem Lächeln im Gesicht folgte ich ihr und sah gespannt dabei zu, wie sich die Tüte langsam aufblähte und man bereits die ersten Körnchen poppen hören konnte. "Faszinierend", kam es von mir, wobei ich meinen Blick keine Sekunde abwandte. "Faszinierend ist, dass du so leicht zu begeistern bist Aurelia", lachte Scar und schüttelte nur leicht ihren Kopf. Womöglich hatte sie recht, aber ich versuchte in jeder Kleinigkeit etwas Besonderes zu finden, denn diese Kleinigkeiten waren es, die das Leben lebenswert machten.
Während ich weiter der Mikrowelle meine Aufmerksamkeit schenkte holte Scar bereits zwei große Schüsseln aus dem Schrank ober der Spüle und wartete auf das Signal der Mikrowelle, welches wenige Sekunden später bereits ertönte. Der angenehme Geruch von frischem Popcorn kam uns entgegen und ich sog ihn genüsslich auf. "Mh, wie sehr ich Popcorn doch liebe", schwärmte ich. "Da muss ich dir ausnahmsweise Mal recht geben Sparks", lachte meine beste Freundin und stopfte sich eine ganze Hand der weißen Snacks in den Mund. "Fang", sagte sie kurz bevor sie mir eine noch unfertige Tüte zuwarf, die ich in die bereits angewärmte Mikrowelle steckte und diese wieder in Betrieb nahm.
Fünf Minuten später saßen wir schon wieder auf dem bequemen, grauen Sofa, welches in Scars Wohnzimmer stand. Beide mit einer Schüssel heißem, frischen Popcorn gerüstet starrten wir gebannt auf den Bildschirm des Flatscreen-TV's und erwarteten mit Freude die bald beginnende Casting-Show. Jedes Jahr sahen wir uns diese gemeinsam an, lästerten über unmögliche Kandidaten, die wohl etwas an den Ohren haben mussten, wenn sie sich selber als gut bezeichneten und schwärmten für atemberaubende Stimmen, die meistens sogar noch zu einem ziemlich gut aussehenden Kerl gehörten. Augenblicklich musste ich an Harry denken, auch er hätte bei so einer Casting Show sichtlich gute Chancen.
Die zwei Stunden Sendungszeit gingen verdammt schnell um und einige Schwärmereien und Lästereien später war die Folge auch schon zu Ende. Es folgte eine Comedy-Sendung, die wir beschlossen ebenfalls zu schauen, jedoch fielen uns beiden bereits nach wenigen Minuten die Augenlider zu und wir dösten in einen leichten Schlaf. Erst als Scar's Handy einige Töne von sich gab öffnete ich meine Augen wieder und brauchte einen Moment um zu realisieren, wo ich mich gerade befand.
"Scar", murmelte ich schläfrig und tippte sie an ihrer Schalter an. Diese gab nur ein genervtes Grummeln von sich und wollte sich gerade wieder auf die andere Seite drehen, doch nicht mit mir. "Stell dein Handy auf lautlos, ich hab keine sonderliche Lust die ganze Nacht von deinen unheimlich wichtigen Nachrichten geweckt zu werden." Wieder bekam ich ein Grummeln als Antwort, doch zu meiner Überraschung erhob sie sich wenige Sekunden später und stapfte hinüber zum Tisch, auf dem sie ihr Handy zuvor platziert hatte.
"Und du hast wirklich Lust die ganze Nacht verkrüppelt auf meinem Sofa zu verbringen, anstatt es dir in meinem großen Bett gemütlich zu machen, dass schon förmlich nach uns schreit?", fragte sie mich belustigt, da ich mich immer noch keinen Zentimeter vom Fleck bewegt hatte. Der Fernseher war bereits verstummt, Scar hatte ihn vermutlich bereits ausgeschaltet. "Hm", war alles was ich von mir gab. Große Müdigkeit hatte Besitz von mir ergriffen.
"Komm endlich her, diese Nachricht wird dich vermutlich sehr interessieren", sagte Scar plötzlich wieder total wach und streckte mir ihr Handy entgegen. Nun war auch ich neugierig geworden und erhob mich langsam, um ihr Handy entgegen zu nehmen.
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Na, was denkt ihr? Von wem wird die Nachricht wohl sein?
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