Eleven
A U R E L I A
Der Wecker hatte sein Signal abgegeben und ein neuer Schultag hatte begonnen. Müde kämpfte ich mich aus dem Bett und schlüpfte in die Klamotten, die ich mir gestern Abend schon bereit gelegt hatte. Schnell putzte ich mir noch die Zähne und frisierte meine Haare und danach war ich schon bereit für die Schule. Das Frühstück ließ ich grundsätzlich aus, um länger schlafen zu können, meine Mutter war zwar dagegen, aber mein Schlaf war mir sehr wertvoll.
Da Scar mir wieder mal über Whatsapp mitteilte, dass sie wie immer verschlafen hatte, musste ich wohl oder übel den guten, alten Bus nehmen. Schnell schnappte ich mir meine Tasche und rannte die guten 200 Meter zur Bushaltestelle. Zum Glück kannte mich der Fahrer schon, sodass er immer in den Rückspiegel sah, ob ich eventuell angelaufen kam. Auch dieses Mal wartete er wieder auf mich und grinste mich nur an, als ich mich völlig außer Atem bei ihm bedankte und mich auf den erst besten, freien Sitz niederließ.
Keine zehn Minuten später verließ ich den typisch, gelben Schulbus wieder und stampfte die Treppen hoch. Mein erstes Ziel das ich ansteuerte war mein Schließfach, aus dem ich alle Bücher die ich heute benötigen würde einsammelte und in meiner Tasche verstaute. Während ich mein Mathematik-Buch einpackte seufzte ich tief, Mathe und ich waren definitiv keine Freunde und würden es vermutlich auch nicht mehr werden.
Da ich wie immer viel zu viel Zeit verschwendete musste ich zum Klassenraum hetzen, da es bereits geläutet hatte. Zum Glück war ich noch vor meiner Lehrerin in der Klasse, sonst hätte ich mich gleich auf eine Strafarbeit einstellen müssen. Wie bereits erwartet, war Scars Platz immer noch leer und würde sich vermutlich die gesamte Stunde auch nicht mehr füllen. "Wieder mal eine Mathe Stunde alleine", flüsterte ich zu mir selber. Scar war eine faule Socke, wenn es um Schule ging, aber Mathematik beherrschte sie im Schlaf, ganz im Gegensatz zu mir.
"Ms. Hawks würden Sie bitte so freundlich sein und die Polynomfunktion für uns lösen?", fragte mich die alte, verbitterte Frau, die sich meine Mathematiklehrerin nannte und reichte mir die Kreide. Na ganz toll.
Bereits auf dem Weg zur Tafel, von dem ich hoffte er würde nie enden, war mir bewusst, dass ich keine Ahnung von dieser Aufgabe hatte. Normalerweise löste Scar alle Aufgaben in wenigen Minuten und gab mir diese dann auf einem Spickzettel, damit ich ohne Probleme die Aufgabe an der Tafel lösen konnte, doch heute war die gute Frau ja wieder mal zu faul gewesen, um ihren Hintern rechtzeitig aus dem Bett zu bewegen.
Ganze fünf Minuten stand ich da und überlegte was das Zeug hielt, allerdings wollte mir einfach kein logischer Lösungsweg einfallen, wie erwartet. "Setzen Sie sich Ms. Hawks", sagte sie streng und machte sich eine Notiz in ihrem Notenheft. Na großartig, wieder eine Sechs mehr.
Die Stunde verging nur schleichend vorüber und am liebsten hätte ich die Glocke geküsst, als sie mich endlich von den Qualen erlöste. Schnell packte ich meine Sachen zusammen, denn ich wollte keine Sekunde länger als nötig hier drinnen verbringen. Ich befürchtete schon, dass mich die alte Hexe noch zu einem Gespräch vorlud, um über meine schlechten Leistungen zu reden, jedoch verschonte sie mich.
Erleichtert atmete ich auf und lief zum nächsten Raum. Kunst. Ich liebte dieses Fach und war ziemlich glücklich, dass wir eine Doppelstunde davon hatten. Nach Mathematik war das genau die richtige Entspannung. Scar grinste mich bereits von ihrem Platz aus an, als ich den Raum betrat. "Dank dir habe ich heute wieder eine weitere Sechs kassiert", jammerte ich während ich mich neben ihr auf dem Stuhl platzierte. "Hat die alte Hexe dich wieder an die Tafel bestellt?". Ich nickte genervt und packte meine Federschachtel aus. "Die hat es doch echt auf dich abgesehen", beschwerte sich Scar. Ich wusste, dass sie recht hatte, allerdings konnte ich kaum etwas dagegen tun, denn würde ich mich bei der Schulleitung darüber beschweren, hätte sie mich nur noch mehr am Kicker.
Pünktlich auf die Sekunde betrat unser Kunstlehrer die Klasse und teilte uns unsere unfertigen Arbeiten aus, an denen wir selbständig weiterarbeiten sollten. Ich für meinen Teil war schon längst fertig mit unserem Auftrag und durfte deshalb an meinen eigenen Werken weiterarbeiten. Ich wusste auch schon genau an welchem Projekt ich weiterarbeiten würde, die Brücke in meinem Wald. Die grobe Skizze aus der neuen Perspektive hatte ich schon fertig, die Einzelheiten konnte ich vom bereits fertigen Bild aus einer anderen Perspektive übernehmen.
"Jetzt wo ich gerade das Bild sehe. Das hast du doch im Wald gemalt oder?", fragte mich Scar plötzlich total aufgeregt. Ich war verwirrt, nickte ihr aber zu. "Ich war gestern nochmal dort und hab nach diesem Lockenkopf mit der Engelsstimme gesucht", begann sie aufgeregt zu erzählen. "Harry", sagte ich und schluckte, denn ich ahnte schon auf was dieses Gespräch hinauslaufen würde. "Jedenfalls hab ich ihn tatsächlich wieder gefunden und mich eine Weile mit ihm unterhalten. Und rate mal wer heute Abend mit ihm ein Date hat?", grinste sie mich stolz an. Ich hatte mir bereits gedacht, dass sie Interesse an dem Grünäugigen Typen hatte, jedoch hoffte ich, dass sie ihn wieder vergessen würde. Auch wenn ich es nur ungern zugeben wollte, so musste ich gestehen, dass auch ich den ein oder andere Gedanken an diesen Jungen verschwendet hatte. Normalerweise war ich nicht so, verliebt war ich noch nicht oft gewesen und auch von Beziehungen hielt ich mich fern, bei Harry allerdings war es etwas Anderes, er hatte etwas Besonderes an sich, das mich magisch anzog.
"Das freut mich", sagte ich und zwang mich ihr ein Lächeln zu schenken. Die restliche Stunde verbrachte ich schweigend und zeichnete vor mich hin, jedoch musste ich fast jeden zweiten Strich wieder ausradieren, da ich mich einfach nicht konzentrieren konnte. "Kommst du mit mir mit ins Einkaufszentrum? Ich muss mir unbedingt ein neues Outfit für heute Abend kaufen", bettelte sie mich an. Keine Chance.
Zum Glück schaffte ich es sie zu vertrösten und flüchtete sofort in den Schulbus, welcher mich danach nach Hause brachte. Hunger hatte ich auch kaum, also flüchtete ich sofort in mein Zimmer und rührte das bereits aufgewärmte Essen meiner Mutter nicht einmal an.
Nun lag ich da unter meiner kuscheligen Decke, die Kopfhörer in den Ohren, aus denen eine Schnulze nach der anderen dröhnte und hatte zum ersten Mal in meinem Leben richtigen Liebeskummer und das wegen einem jungen, den ich nicht einmal wirklich kannte.
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Arme Aurelia :(
Wie hat euch das Kapitel gefallen & wie denkt ihr wird das Date von Scar & Harry verlaufen?
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