4 : Eye-Fucking Me Since The First Evening
Felix grinste breit in den Spiegel des Hotelbades, bevor er sich im Takt der Musik um die eigene Achse drehte. Es war so oder so ein gutes Gefühl, in der Atmosphäre eines Grand Slams zu stecken. Aber ein noch viel überwältigenderes Gefühl, wenn man einen gewonnen hatte. Und das hatte er.
Ihm war, als konnte er noch immer den Moment der Siegerehrung spüren. Wie er die wenigen Schritte aufs Treppchen gegangen war, wie seine Hände gezittert hatten, wie ihm die Medaille umgelegt worden war, wie er gar nicht mehr aufhören konnte zu lächeln.
Es war seine zweite Goldmedaille gewesen. Ein wohliger Schauer fuhr ihm den Rücken entlang. Es war einfach unglaublich, es fühlte sich noch immer surreal an. Er würde diesen Sieg definitiv an einem anderen Tag extra feiern, um seinen ganzen Emotionen dahingehend Ausdruck verleihen zu können.
Jetzt fuhr er sich jedoch erst noch ein letztes Mal durch die Haare - er musste seinen Ansatz dringend blondieren - und sprühte minimal Haarspray zum Halt darauf. Die Musikbox schaltete er ebenso aus wie das Badlicht, bevor er sich Handy und Keycard schnappte, um sich auf den Weg zur Afterparty des Dushanbe Grand Slam zu machen. Die Feier war direkt in den Hotelkomplex gelegt, wo nicht nur er untergebracht war, sondern der Großteil der Judoka. Also war es auch nicht weiter überraschend, Jisung über den Weg zu laufen.
Jisung, war ein Judoka, welcher in Seungmins Gewichtsklasse antrat - eine Gewichtsklasse leichter. Seungmin hatte dazu in jüngeren Jahren im gleichen Dojo trainiert, bevor seine Eltern beruflich nach Australien gezogen waren - weshalb er nun überhaupt für Australien antrat. Für Felix war es immer wieder interessant zu sehen, wie verwickelt manche Vergangenheiten der derzeitigen Top-Judoka waren.
Selber hatte er Jisung erst beim Paris Grand Slam kennengelernt, da er nicht an dem Grand Prix Portugal noch aufgrund einer Verletzung vom Vorjahr teilnehmen konnte. Jetzt aber befand er sich wieder voll im Game und hatte bereits seine dritte Medaille für dieses Jahr gewonnen.
Angenehm plänkelnd stießen sie bereits im Fahrstuhl auf Jeongin und zu einigen weiteren gut bekannten Judoka kurz vor dem Saaleingang. Der angemietete Platz beinhaltet den Restaurantbereich sowie eine sich vom außen anschließende Terrasse umgeben vom Grünen. Es war eine schöne Location, passend zu der angenehmen aber freudigen Stimmung der Party.
Und Felix kam bereits nach der ersten Stunde gar nicht mehr aus den Gesprächen raus. Gerade als er mit Minho und Jisung - nebenbei erwähnt ein unfassbar gutes Trainer-Judoka-Paar - sich über die anstehende World Championchip unterhalten wollte, spürte er, wie sich ein Blick in seinen Rücken zu bohren schien. Da Minho jedoch sich mehr aus Versehen als mit Absicht in ein anderes Gespräch zu verwickeln schien und Jisung die Chance ergriff, noch was zu trinken zu organisieren, folgte der Blonde seinem Gefühl.
Interessiert drehte sich Felix um, auch wenn er schon eine gewisse Vermutung oder fast eher Erwartung hatte, wer das sein könnte. Und augenblicklich musste er grinsen, denn natürlich war es Hyunjin - wer sonst.
Aber was wirklich bemerkenswert war, dass sich Hyunjin gerade zwischen Tür und Angel befand, während Felix mit Champagner in der Hand bereits in der Menge stand - es war wie die Umkehrung ihrer ersten Begegnung. Vielsagend zog sich der Blickkontakt einige Sekunden hin.
"Na, wen haben wir denn da?"
Ähnlich wie beim ersten Abend brachte wieder Jeongins Stimme ihn dazu, sich umzudrehen und von Hyunjin wegzuschauen - wie ein Déjà-vu. Doch diesmal lag der Blick des anderen Blondhaarigen gar nicht auf ihn, sondern an ihm vorbei auf Hyunjin. "Worauf willst du hinaus?", fragend zog Felix die Augenbraue kraus, als er Jeongins Blicklinie nachvollzogen hatte.
"Ach komm schon, Felix", grinste Changbin, welcher sich ebenso dazu gesellte, "Eure Blicke sind mittlerweile alles andere als Unoffensichtlich. Falls sie das denn jemals waren."
Eigentlich wollte Felix widersprechen, aber Jeongin nickte zustimmend und er wusste ebenfalls, dass Changbin recht hatte. Dennoch legte er seinen Kopf fragend schief, ehe er wieder zu Hyunjin schaute. Dieser stand nun am ersten Tisch an der Tür und redete, wenn sich Felix nicht täuschte, mit dem Gewinner der Schwergewichtsklasse. Sobald er jedoch Felix' Blicke kreuzte, hob er leicht sein Glas, als wolle er mit ihm über die Entfernung anstoßen. Verführerisch, aber auch irgendwo provozierend, hatten sich seine Lippen zum Schmunzeln verformt, ehe er einen Schluck des Champagners trank und wieder wegsah.
Felix schaute wieder zu den beiden zurück: "Es ist verdammt offensichtlich, oder?"
"Total."
"Absolut."
Stimmten beide nickend zu, bevor Jeongin noch ergänzte: "Als ob ihr euch gleich anspringen wollt." Wofür er einen Seitenhieb von Changbin kassierte, doch Felix musste darüber lachen.
"Egal", schob er das Thema einfach zu Seite - obwohl das an ihren anhaltenden Blicken den Abend über nichts änderte - während im selben Augenblick Jisung zurückkam. "Sieht aus, als ob wir noch mehr Getränke benötigen", grinste dieser in die Runde, nachdem er die drei Gläser vorsichtig abgestellt hatte. Felix und Changbin erklärten sich bereit, gemeinsam noch etwas an Drinks zu holen, da Minhos beiden Gesprächspartnerinnen auch noch nichts hatten.
Die Party ging lang, aber nicht zu lang. Was jedoch zu erwarten war, da bereits ab der Siegerehrung Alkohol ausgeschenkt wurde und nicht nur die Judoka diesen Tages geschafft waren, weshalb sich nach 3 Uhr das Ganze langsam auflöste.
"Und du willst wirklich noch in den Pool?", fragte ihn Jisung, welcher reichlich angetrunken an Minhos Schulter lehnte.
"Mach dir mal lieber über dich selber sorgen", grinste Felix. Er hatte kaum etwas getrunken und bei dem Gedanken, sich einfach im kühlen Nass treiben zu lassen, war eine Verlockung, die er liebend gern nachging. Er hob die Hand in Richtung einer der weiter entfernten Fahrstühle, in den gerade Seungmin einstieg.
"Na ja, das Sorgen machen werde ich wohl mal wieder übernehmen dürfen", seufzte Minho dennoch lächelnd und Jisung stimmte ihm nickend zu, als wäre das verständlich, ehe der Fahrstuhl kam. Sie verabschiedeten sich noch kurz, da Felix noch über einen ehemaligen Trainingspartner gestolpert war und sich mit ihm unterhalten wollte.
Ehe er wieder loskam, war die Lobby nahezu menschenleer, kein Vergleich zu dem Gewusel ca. eine halbe Stunde zuvor. Und anhand der eingekehrten Idylle freute er sich umso mehr, ein paar entspannte Runden im Pool zu drehen. Um ehrlich zu sein, hatte ihn in der Tat Hyunjin gestern drauf gebracht.
Und es war wahrhaftig ein Traum von einer Poolanlage auf dem Dach des Hotels, inklusive Skypools und eines Jacuzzi. Kaum betrat er das Arial, bemerkte er, wie die Spannung von ihm abfiel, denn trotz der späten Stunde war alles noch beleuchtet und sah idyllisch aus. Wie sich das Wasser leicht kräuselte, in der Filteranlage plätscherte und die Palmen im Wind sacht raschelten.
Er legte seine Sachen auf einer Liege ab und stellte sich an den Rand des Pools. Während er den Ausblick über Dushanbe genoss, umspülte das lauwarme Wasser, seine Zehen sowie die nächtliche Brise seine Haut etwas kälter als erwartet striff.
Umso heftiger war der Schock, als sich plötzlich etwas Warmes um seine Schultern legte. Erschrocken zuckte er zusammen und ehe er es realisierte, kippte er nach vorn ins Wasser. Dass das Wasser angenehmer von der Temperatur und tief genug war, um sich nicht dabei zu verletzen, minderte seinen Schreck nicht. Prustend tauchte er auf und noch ehe er sich das Chlorwasser aus den Augen reiben konnte, wusste er, wer der Übeltäter war.
Dieses Lachen würde er überall wieder erkennen.
"Hwang!", zischte er und konnte seine Augen weit genug öffnen, um die Gestalt des Koreaners am Poolrand auszumachen. Herzhaft lachend hielt dieser sich tatsächlich den Bauch und in einer Sekunde blitzschneller Überlegung stieß sich der Blonde vom Poolboden - mit mehr oder weniger vergrößerter Sprungkraft - ab, um Hyunjin am Arm mit in den Pool zu ziehen.
Grade so gelang es ihm, dass der Dunkelhaarige mit einem lauten Platschen neben ihn ins Wasser fiel. Doch wider Erwarten tauchte Hyunjin nicht mit einem Fluch auf den Lippen aus dem Wasser auf, sondern mit einem Schwall weiteren lauten Lachens.
Verblüfft sah Felix ihn an. "Was?", grinste Hyunjin ihn fragend an, als wenn er keine Sorge in der Welt hätte, während er sich die nassen Haare aus dem Gesicht strich. Doch Felix kam gar nicht dazu, etwas zu erwidern, da ihn im nächsten Augenblick ein Schwall Wasser voll erwischte.
"Ich habe dir doch gesagt, dass du ab jetzt aufpassen sollst."
Empört das Wasser aus der Nase pustend, stieg er in die Wasserschlacht ein. Und aus einem wütenden"Hwang!", wurde eins, in welchem er vor Lachen über die Buchstaben stolperte.
So ging das eine Weile hin und her, sie wanderten dabei durch den ganzen Pool, ehe Felix seine Arme kapitulierend nach oben riss: "Okay, okay! Stopp, ich ergebe mich! Stopp! Okay?" "Wo ist deine weiße Fahne? Dann überleg ich es mir", lachte Hyunjin mit einem letzten Schub Wasser in seine Richtung, bevor er sich an die Glaswandung des Skypools lehnte.
"Du bist echt unnachgiebig."
"Genauso wie du", sagte Hyunjin mit einem Lächeln, das vielleicht das erleichterst und herzlichste war, das er ihm jemals gezeigt hatte. "Stimmt wohl", lächelte Felix genauso frei zurück und lehnte sich ebenfalls an die Glaswandung. Er ließ seinen Blick über die nächtliche Stadt wandern, ehe er ihn wieder auf Hyunjin ruhen ließ, "Was machst du eigentlich hier?"
"Dasselbe wie du, nehme ich an?"
"Was nimmst du denn an, warum ich hier bin?", konterte der Blonde, während seine Augen weiter über Hyunjin wanderten. Silberne Ohrringe glänzten an seinen Ohren, sowie eine silberne Kette um seinen Hals, mit seiner nassen Haut um die Wette schimmerte. Der Schmuck stand ihm, der nasse Look sowieso, aber das wusste er schon länger. Es machte ihn irgendwie noch attraktiver als er ohnehin schon war.
Hyunjin rutschte näher, sodass ihre Schultern zusammen stießen, und sah ihn aus analysierenden Augen an, nur um dann zu sagen: "Was nimmst du denn an, was ich annehme, warum du hier bist, weshalb ich hier bin?"
"Oh Gott, halt die Klappe", verdrehte er die Augen und stieß den Größeren mit nicht allzu viel Kraft von sich. Er konnte sein Grinsen nicht unterdrücken, genauso wenig wie sein immer noch schnell schlagendes Herz, obwohl das Adrenalin vom Wasserkampf schon längst abgeflacht sein müsste.
"Also ich nehme an, dass du aufgrund meiner Empfehlung hier bist", fuhr Hyunjin unirritiert fort und lehnte sich wieder gegen die Glaswandung. "Mit der Annahme liegst du goldrichtig", gab Felix zu.
"Dachte ich mir doch."
Felix seufzte nur amüsiert als Antwort und tauchte kurz unter, um sich die Haare ordentlich aus dem Gesicht zu streichen. Als er wieder auftauchte, kam eine Aussage so unerwartet über Hyunjins Lippen, dass er fast Wasser einatmete.
"Du siehst so verdammt gut aus."
Nahezu unsicher, ob er sich verhört hatte, musterte er Hyunjin. Aber dieser meinte das ernst, auch wenn seine Lippen ein Lächeln umspielten, "Ich mag die längeren, blonden Haare an dir. Sie stehen dir unfassbar gut. Du siehst damit süß, aber auch so fucking heiß aus."
Und wenn Felix dachte, dass sein Herz davor schon schnell geschlagen hatte, war er sich nicht sicher, in was für einer höllen Geschwindigkeit es jetzt raste. Denn bis jetzt hatten sie sich das Offensichtliche vielleicht mit Blicken gesagt, aber niemals in Worten.
"Ich weiß, du konntest den ganzen Abend kaum deine Augen von mir nehmen", sagte er schließlich, ein ebenfalls leichtes Lächeln auf den Lippen - seine Augen auf der Suche nach jeder Reaktion.
"Du warst doch kein Deut besser. Du hast mich mit deinem Blick fast ausgezogen, und das muss man erstmal quer durch den ganzen Saal schaffen", erwiderte Hyunjin. Er leckte sich leicht über die Lippen, während jegliche Zurückhaltung in seinem Blick verschwand. Und fuck, diese Spannung brachte Felix fast um. Sie war immer da, aber jetzt war sie heiß und voller Verlangen und Begierde.
"Bin ich wirklich so leicht zu lesen?", er machte ebenfalls einen Schritt nach vorn. Er zögerte eine Sekunde, doch dann ließ er seine Hände langsam über Hyunjins Brust zu seinem Nacken fahren. Die Haut unter seinen Fingerspitzen fühlte sich sanft und warm an. Ihm selbst wurde mit jeder Sekunde der Berührung wärmer, während seine Gedanken rasten. Hyunjins Hände schmiegten sich derweil an seine Taille, zogen ihn völlig an sich und malten damit ein schmutziges Lächeln auf beiden ihren Lippen. Es fühlte sich besser an, als er es sich vorgestellt hatte.
"Für mich? Seit Tag eins, wie ein offenes Buch.", langsam wanderten Hyunjins Hände seinen Seiten hinauf, die ihm einen Schauer über den Rücken jagten.
"Ach wirklich? Bist du nicht eigentlich derjenige, der mich seit dem ersten Abend - praktisch bei jeder unserer Begegnungen - mit seinen Blicken nahezu auszieht? Es ist als, wenn ich all diese Dinge, die du machen willst, in deinen Blicken sehen kann", konterte Felix, ihre Gesichter nur Zentimeter voneinander entfernt, den heißen Atem des anderen spürend.
"Zeit, es wahr werden zu lassen, nicht?"
Felix antwortete nicht, sondern küsste ihn stattdessen.
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