5. Kapitel
Wir gewinnen mit sieben zu vier. Ein verdammt gutes Ergebnis. Die Motivation und die gute Stimmung nimmt die ganze Mannschaft in Beschlag. Wir duschen schnell, packen unsere Sachen zusammen und dann geht es zum Flughafen. Warren lobt uns, als wir in den Bus steigen, spricht dann noch kurz mit unserem Mannschaftsarzt, aber es scheint alles okay zu sein. Kenny geht es gut. Er hat vorhin nicht viel abbekommen und sagt auch selbst, dass er nachher spielen kann und wird.
Im Flugzeug angekommen setze ich mich neben Liam und Zayn, wobei ich irgendwie froh darüber bin, nicht schon wieder die Reihe mit Mister Styles teilen zu müssen. „Wie lange fliegen wird?" fragt Zayn. „Nur zwei Stunden." antwortet Liam und der Schwarzhaarige seufzt. „Nur zwei Stunden Schlaf." murmelt er und ich habe in diesem Moment genau das Gleiche gedacht. Recht schnell nicke ich weg. Aber als wir landen, wache ich wieder auf. Ich sehe zu Liam, der auf sein Handy blickt. Erst dann bemerke ich Zayn. Er pennt noch. „Normalerweise sitzt er am Fenster." flüstert Liam. Zayn lehnt sich an Liam und hat seinen Kopf auf seine Schulter abgelegt. Ich schmunzle und denke für einen kurzen Moment darüber nach, ein Foto zu machen, aber dann würde Zayn mich wahrscheinlich umbringen.
Wir kommen an und es ist noch etwas mehr als eine Stunde bis zum Anpfiff. Zayn wacht erst auf, als der Flieger mehr oder weniger sanft auf den Boden aufkommt und sofort bremst. „Schon da?" fragt er verschlafen und streckt sich nach oben, soweit die tiefe Decke es zumindest zulässt. „Ja, du Langschläfer." antworte ich amüsiert und er versucht sich seine zerzausten Haare zu richten. Das klappt nicht, aber gleich hat er sowieso wieder einen Helm auf, also ist es im Prinzip auch egal.
Das zweite Spiel läuft leider nicht so gut wie das erste und nur ein paar Sekunden vor Schluss geht Carolina in Führung. „Ach scheiße." fluche ich, sehe zu, wie die Zeit abläuft und schließlich das Ende des Spiels verkündet wird. „Wow, das war echt knapp." meint Mister Styles leise und ich verdrehe die Augen. „Wir haben verloren, das ist scheiße." murre ich. Drei zu zwei. Es sind wenige Tore gefallen, das Spiel hat sich gezogen und war langsam. Es war schlecht. Keiner von uns ist wirklich zufrieden.
Wir sind alle geschafft, aber es geht heute noch nach Hause. Noch einmal ein paar Stunden im Flugzeug, dann endlich in mein Bett. Auf dem Rückflug allerdings schläft so gut wie Niemand von uns. Es gibt Abendessen und das ist auch bitter nötig. Klar, wir haben vorhin auch schon gegessen, aber nach so einem Tag, hat man einfach Hunger. Ich schiele zu Mister Styles. Er sitzt vor seinem Laptop und arbeitet anscheinend. Konzentriert sieht er auf den Bildschirm und kaut dabei, vermutlich unbewusst, auf dem Ende seines Kugelschreibers herum. Was er da gerade wohl macht?
Nach wie vor verstehe ich nicht, wieso er keine Ahnung von Eishockey hat, wenn er doch jetzt diesen Job hat. Als ich sehe, dass der Platz neben ihm frei ist, überlege ich einen Moment und sehe auf die Uhr. Bis wir landen vergeht noch etwa eine Stunde. Kurzerhand stehe ich auf und gehe zu ihm. „Rutsch mal." Er sieht mich verwundert an. Ich deute nickend auf den Platz neben ihm. Verwundert wechselt er den Sitzplatz einen weiter zum Fenster hin und nimmt seinen Laptop mit. Ich lasse mich neben ihm fallen. „Du hast keine Ahnung von Eishockey und ich gehe davon aus, du willst den Job behalten?" - „Schon." nickt er, scheint aber immer noch nicht zu wissen, worauf ich hinaus will. „Hast du einen Zettel und einen Stift?" Er nickt und kramt in seiner Tasche. „Hier."
Ich zeichne ein mehr oder weniger vernünftiges Spielfeld und fange dann an zu erklären. Immer wieder sehe ich ihn kurz an, um mich zu vergewissern, dass ich nicht zu schnell bin und dass er mitkommt. „Also bedeutet das, je schlimmer der Verstoß war, desto länger sitzt man auf der Bank." - „Ja, sozusagen." - Okay, und wann genau kann jetzt der Torwart... Goalie, oder?" Ich nicke. „Okay, wann kann der raus genommen werden?" - „Im Prinzip immer, aber meistens wird das in den letzten Minuten gemacht, wenn die Mannschaft zurück liegt, dafür kann dann zum Beispiel ein Stürmer aufs Eis." - „Aber was ist wenn die andere Mannschaft dann auf das leere Tor schießt?" - „Das zählt trotzdem." erwidere ich. „Deswegen wird das eben nur gemacht, wenn man kurz vor Schluss sowieso im Rückstand ist." Styles nickt verstehend.
Langsam aber sicher kommen wir voran und als der Flieger zur Landung ansetzt, hat er das meiste verstanden. Die Taktiken und Strategien sind wir noch nicht durchgegangen, aber der Kerl wusste ja nicht einmal, was Divisionen sind. Wie zur Hölle hat er diesen Job bekommen? „Danke." sagt er plötzlich, als wir aufstehen dürfen. „Was?" - „Dass du mir das alles erklärt hast. Ich hab mich schon die ganze Nacht vor YouTube hängen sehen, um zu verstehen, wie die Regeln sind." Er lächelt unsicher. „Ach, keine Ursache." winke ich ab. „Dann hatte Zayn wohl recht, du bist gar nicht so schlimm." - „Bitte?" - „Wie heute morgen noch." fügt er schnell hinzu. „Er meinte ja, dass du nur einen schlechten Tag hattest." Ich verdrehe die Augen und sage einfach nichts dazu.
„Wir sind ein Team Harry, eine Mannschaft und da gehören nicht nur die Jungs mit Schlittschuhen dazu." sage ich nach einigen Augenblicken. „Du hättest das ja trotzdem nicht tun müssen; also danke." wiederholt er und wir steigen aus dem Flieger. Mich überkommt die Müdigkeit, als ich mit dem Rad schon die halbe Strecke bis nach Hause geschafft habe, aber nach einer gefühlten Ewigkeit kann ich es endlich an das Straßenschild schließen und in meine Wohnung trotten. Wie ein Sack Kartoffeln falle ich wenig später in mein Bett, aber ich kann nicht schlafen. Meine Gedanken drehen sich um Styles und halten mich wach. Seufzend greife ich nach meinem Handy. Ich muss mich ablenken. Also erzähle ich meiner Mum in einer mehr oder weniger langen Sprachnachricht von den beiden Spiele heute. Ab und zu, sieht sie sich ein Spiel an, aber da diese für sie immer mitten in der Nacht sind, ist das eher selten der Fall.
Sie wird es meinen Schwestern erzählen, also muss ich nicht ein halbes Dutzend mal wiederholen, was ich gerade gesagt habe. Von Styles erzähle ich nichts, wieso sollte ich das auch? Er ist nur ein neuer Angestellter des Clubs, im Prinzip nicht einmal jemand wichtiges, den man nicht austauschen könnte. Einfach ein normaler Angestellter.
Ausschlafen ist ein Privileg, das ich nicht oft erfahren darf; und heute, wo es ausnahmsweise mal geht, bin ich um kurz nach acht wach und starre an die Decke. Seufzend greife ich nach meinem Handy. Offenbar bin ich nicht der einzige, der sich an dieses frühe Aufstehen so sehr gewöhnt hat, das man schon automatisch nicht später als acht Uhr aufwacht. Zayn hat in unsere Whatsappgruppe geschrieben und offenbar kurz vorher die neuen Mitspieler hinzugefügt.
Zayn: Heute nach dem Essen rüber ins Hattricks?
Moment. Welches Essen? Ich schaue in meinen Kalender, den ich seitdem ich hier Spiele doch tatsächlich benutze und stelle fest, dass um fünf Uhr Nachmittags das Treffen angesetzt ist. Ich seufze. Eigentlich ist das immer vor dem ersten Spiel, deswegen hatte ich es auch nicht mehr im Kopf. Es ist ein Geschäftsessen mit der Mannschaft, dem Vorstand und den wichtigen Sponsoren. Der Verein bezahlt alles und es ist Tradition, dass die Spieler danach in die Stammkneipe des Vereins gehen, die nur ein paar Straßen weiter liegt. Das Hattricks ist nicht weit von der Arena entfernt, die meisten Gäste dort sind Eishockeyfans und zwischendurch sind wir eben auch dort.
Ich sage, wie die meisten anderen zu. Auch die Neulinge sind dabei. Seufzend quäle ich mich aus dem Bett und zwinge mich, das Sofa zu ignorieren. Ich hatte kurz den Moment, mich einfach darauf fallen zu lassen und den Fernseher anzuschalten, aber viel frei haben wir als Spieler nicht, also sollte ich den Tag nicht einfach verstreichen lassen, während ich nichts tue.
Es ist zehn Uhr, als ich die Wohnung verlasse. Die Wäsche ist in der Maschine und in der Zeit gehe ich einkaufen. Mein Kühlschrank sieht inzwischen fast so leer aus, da könnte man meinen, es wohne bei mir überhaupt niemand. Vorher mache ich allerdings einen Abstecher in die Innenstadt, in der Hoffnung, dass es an einem Montag um diese Uhrzeit noch nicht so voll ist. Falsch gedacht. Es ist immer voll in den Einkaufsstraßen in Tampa. Viel hole ich nicht, nur ein paar neue Vans, da meine alten langsam aber sicher kaputt gehen.
Der Tag ist ereignislos. Ich werfe die Wäsche in den Trockner, räume auf, putze und ehe ich mich versehe ist es drei Uhr am Nachmittag. Heute Abend muss ich einen Anzug anziehen. Ich mag keine Anzüge. Ich finde es nicht hässlich, aber unbequem; vor allem die Krawatte. Aber was solls. Wir alle haben eine Krawatte in der Farbe von Tampa Bay Lightning; dunkelblau und schlicht. Der Anzug ist schwarz, das Hemd weiß; Mister Johnson besteht jedes Jahr darauf, dass wir in den Teamfarben dort auftauchen. Vor dem Essen gehe ich noch einmal duschen, wer weiß, wer dort so alles auftaucht. Mit Sicherheit ist Mister Styles auch da.
-- -- -- -- --
Louis scheint tatsächlich aufzutauen. Meint ihr, das ist von Dauer? Und wie wird das Essen wohl noch so laufen?
Love, L
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro