VII - Conversation in the Dark
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„Jetzt siehst du mich!"
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Erschrocken reißt sie ihre Zahnbürste und die Seife vom Waschbecken, als sie panisch ein paar Schritte zurück tritt. Ihr Spiegelbild lächelt sie weiterhin an.
„Beruhige dich! Ich werde dir nichts tun. Selbst wenn ich es könnte, wäre ich dazu viel zu schwach."
Langsam geht sie wieder auf den Spiegel zu, ihre Verwirrung ist ihr anzusehen. Allerdings wird ihr so langsam klar, dass das, was in der letzten Nacht passiert ist und sie beginnt, ihr Spiegelbild zu mustern.
„Filmriss, oder?"
Ein vorsichtiges Nicken bestätigt das. Inzwischen hat sie das Waschbecken erreicht und stellt sich ganz nah vor den Spiegel.
„Wenn du noch näher kommst, stößt du mit der Nase gegen die Scheibe!"
„Äh, ja..."
Mehr bringt sie nicht heraus und stammelt nur ein unverständliches Kauderwelsch. Ihr Spiegelbild nimmt dies zur Kenntnis und grinst sie schelmisch an.
„Ich denke, ich muss dir das noch einmal erklären!"
Ihr ausdruckslosen und fragenden Blick nach, ist das sicherlich besser.
„...letzte Nacht bist du gestorben. Na ja beinahe! Ich konnte dich retten. Wegen mir lebst du noch!"
Die Erinnerungen kehren allmählich zurück, die Lücken beginnen sich zu schließen und ihr fällt alles langsam wieder ein.
„Du bist der Rauch!"
„Genau!"
„Aber du warst schwach, hättest dich beinahe aufgelöst!"
„Äh, die Lücken der Erinnerung schließen sich langsam, was? Wer hätte gedacht, dass deine grauen Zellen auch eine Art Renovierung benötigen?"
„Sehr witzig!"
„Sehe ich auch so. Pass auf, ich war schon sehr geschwächt, aber nur so konnte ich uns beide retten."
Sie legt den Kopf zur Seite und kneift die Augen zusammen.
„Dafür bist du jetzt besessen!"
„Bitte was?"
„Es gab keine andere Möglichkeit!"
„Moment, das heißt jetzt ich bin von einem Dämon besessen? Also wie in den Filmen?"
„Äh, nein! So bin ich nicht!"
„Klar und als nächstes klebe ich an der Decke und spucke grünen Schleim."
„Alter, was stimmt mit eurer Generation nicht. Ich bin anders, außerdem ist das auch neu für mich. Ich bin noch nie in einen Menschen gefahren."
„Äh.."
„Pass auf, dadurch das ich viel zu geschwächt war, konnte ich dich nicht komplett übernehmen. Das heißt ich kann dich nicht wegsperren und mit deinem Körper machen was ich will."
„Ach, na das ist ja beruhigend!"
„Oh, Sarkasmus, das kann ja interessant werden. Also, ich zu schwach, du fast tot, so konnten wir beide uns zwar gegenseitig retten, aber..."
„...aber?"
„Nun ja, ich kann und werde dich nicht übernehmen, dafür lebst du. Wir beide sind miteinander verknüpft. Das heißt wir leben zusammen in deinem Körper."
„Also zwei Seelen in meinem Körper?"
„Ja, kann man so sagen!"
„Das heißt, du kannst bestimmen, was ich mache? Mich steuern?"
„Nein, dazu war ich zu schwach. Da sind mir die Hände gebunden. Ich bin quasi deine Stimme aus dem Off! Dein Gewissen, dein Teufel auf deiner Schulter, such es dir aus."
„Aha!"
„Dann bist du mein Schatten, der alles sieht und der immer da ist?"
„Wenn man so will, ja!"
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Ohne zu wissen, wie es weitergehen soll oder wie sie damit umgehen kann, überschlagen sich erneut ihre Gedanken. Wird sie jetzt nie wieder alleine sein? Will sie das überhaupt? Was geschieht hier? Gestern noch hatte ihr Leben keinen Sinn mehr, doch der Entschluss, die Tabletten zu schlucken, hat sie nun hierher geführt. War das ein Wink des Schicksals oder hatte Gott, sofern es ihn denn gibt, nur einen schrägen Humor?
Zumindest wird sie jetzt nicht mehr alleine sein.
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„Darf ich dir eine Frage stellen?"
„Ich muss das erst einmal verarbeiten. Ich kann das hier alles noch nicht wirklich fassen..."
„Kann ich verstehen, trotzdem möchte ich wissen, warum. Warum hast du die Tabletten genommen?"
Sie schaut vom Spiegel weg und versucht, sich zu verstecken, was sich als äußerst schwierig erweist. Wie soll sie sich vor jemandem verbergen, der tief in ihr drin ist – nicht falsch verstehen. Ihr Blick senkt sich zum Boden, und sie verlässt hastig das Badezimmer.
„Ich will nicht darüber reden!"
„Okay, aber ich werde da sein, wenn du bereit bist, darüber zu sprechen!"
„Ja, ja, aber das wird nicht der Fall sein!"
„Nun, das werden wir sehen... Moment, wie heißt du eigentlich?"
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Unschlüssig darüber, ob sie darauf antworten soll, kämpft sie innerlich mit sich selbst. Wenn dieses Wesen in ihr auch alles hören kann, was sie denkt, bleibt wirklich nichts mehr geheim. Dennoch beschließt sie, ihm ihren Namen zu verraten.
„Alanis."
„Oh, das ist ein interessanter Name, fast ironisch, an was ich denken muss. Es ist wie zehntausend Löffel, doch alles, was du brauchst, ist ein Messer!"
Sie rollt mit den Augen und hat verstanden, auf was er anspielt. Sicherlich hatten ihre Eltern einen Grund, sie so zu nennen; vielleicht war der Ursprung des Namens einem Idol ihres Vaters geschuldet. Daher versteht sie den Verweis durchaus.
„Trotzdem sind wir hier nicht in Kanada!"
„Haha, das stimmt, trotzdem. Hallo Alanis! Mein Name ist Seth, schön, dich kennenzulernen!"
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