VI - Mirror, Mirror
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Wie in Zeitlupe scheint die Fernbedienung zu Boden zu fallen. Als die unterste Ecke den Boden berührt, bricht das Batteriefach auf, und die beiden runden Stromversorger rollen hörbar über den Parkettboden.
Die Szene wirkt fast surreal; die Bewegung der Fernbedienung und das Geräusch der Batterien scheinen sich im Raum zu verzögern. Während die kalten Klänge der rollenden Batterien den Raum erfüllen, fühlt es sich an, als würden die Sekunden geradezu einfrieren.
Sie hat doch gerade eine männliche Stimme gehört, ihre Gedanken überschlagen sich: „Habe ich mir das gerade eingebildet?", fragt sie sich innerlich und zermartert ihr Gehirn. „Nein, das kann nicht sein. Ich habe es doch gehört, aber woher...?" Sie blickt erneut zum Fernseher, dessen schwarzes Panel ihr unbeeindruckt entgegenstarrt. Nicht einmal die graue Staubschicht, die sich auf der Oberfläche abgelagert hat, wagt es, sich zu bewegen. In diesem Moment fühlt sie eine bedrückende Stille, die den Raum erfüllt und ihre Zweifel nur noch verstärkt.
Ihre Augen bewegen sich hektisch durch den Raum und springen von einem Objekt zum nächsten. Vom Fernseher zur Tür, zum Fenster, zum Couchtisch – egal, an welchem Gegenstand ihr Blick haften bleibt, wechselt er im nächsten Augenblick schon wieder. Nach einer gefühlten Ewigkeit starrt sie einfach ins Nichts, ihre Kiefer sind fest aufeinander gepresst. Schließlich bricht sie die Stille und ruft in den Raum:
„W.. wer spricht da?"
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Eine unbehagliche Stille erfüllt den Raum, eine eisige, gespenstige Stille. Sie blickt umher, doch es gibt nichts zu sehen; selbst die Batterien scheinen vor Ehrfurcht erstarrt zu sein. Nur das Heulen des immer stärker werdenden Windes ist zu hören. Plötzlich schlägt der Wind einen abgebrochenen Ast gegen die Scheibe, und ein lautknackendes Geräusch durchbricht die Stille. Sofort zuckt sie auf der Couch zusammen, und eine Gänsehaut fährt ihr den Rücken hoch. Die Kälte in der Luft verstärkt ihr Gefühl der Unsicherheit, während draußen der Sturm unaufhaltsam tobt.
„Alter, erschreck mich doch nicht so! Wenn Du so zuckst, wirbelst du hier drinnen so viel Staub auf, dass ich nichts mehr sehen kann."
Da war die Stimme wieder. Sie schreckt zusammen und sieht sich panisch um. Doch noch immer ist nichts zu sehen.
„W... wo bist Du? Ich kann dich hören!"
„Na, das will Ich doch auch hoffen!"
Sie schüttelt den Kopf und streicht mit den Händen über ihre Augen. Das kann alles nicht wahr sein. Wird sie wirklich verrückt? Sie kann sich das doch nicht einbilden!
„Das war nicht echt, das war eine Halluzination von all den Tabletten. Das ist nie wirklich passiert!"
„Mädel, Du hast ein ganzes Röhrchen gefuttert. Da halluziniert man sicherlich. Aber das hat auch gravierende Folgen."
„Ach, und die wären?"
„Äh, der Tod vielleicht? Aber keine Sorge, ist ja nur eine Kleinigkeit"
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Doch plötzlich muss sie lachen, auch wenn ihr Blick weiterhin durch die Wohnung wandert und jede Ecke absucht.
„Dann habe ich Neuigkeiten für Dich! ICH bin nicht tot!"
„Ach, aber warum hörst Du MICH dann?"
In diesem Moment erstarrt ihr Lächeln, und sie beginnt, nachzudenken: „Hat er recht? Woher kommt diese Stimme? Warum höre ich sie?"
„Weil ich in Dir drin bin. Ich bin die Stimme deines Gewissens!"
Ihre Augen werden immer größer, kann das wirklich sein. Gibt es eine innere Stimme, ein Gewissen, dass sich so bemerkbar macht und kann sie hören, was sie denkt?
„Nein, quatsch. Ich hab mich in dir eingenistet. Ich bin ein Dämon, der Rauch, Du erinnerst dich?"
Schlagartig wird ihr klar, was letzte Nacht passierte. Wie der Rauch über ihr schwebte und das er sagte er sei ein Dämon. Bis ihr ein Gedanke kam - „Es war kein Traum."
„Nein, war es nicht!"
„Was? Kannst Du hören, was ich denke?"
„Ich stecke in dir - äh, jetzt nicht falsch verstehen - ich sehe und höre alles, was du machst siehst und denkst!"
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Sie antwortet nicht und bleibt regungslos stehen. In ihrem Kopf überschlagen sich ihre Gedanken; sie weiß nicht, was sie denken soll. Doch plötzlich beginnt sie, sich in Bewegung zu setzen. Wie von einer spontanen Eingebung überfallen, läuft sie schnellen Schrittes ins Bad. Erneut stützt sie sich am Waschbecken ab und hebt den Kopf. Sie starrt ihrem Spiegelbild in die Augen.
In diesem Moment trifft sie auf sich selbst, als würde sie nach Antworten suchen, die nur sie allein finden kann. Der Raum ist still, lediglich das leise Prasseln des Regens am Fenster schafft eine sanfte Melodie, die ihre angespannten Gedanken umhüllt. Ihr Herz schlägt schneller, während sie in ihre eigenen Augen blickt, die voller Fragen und Zweifel stecken.
„Wenn Du in mir bist und ich mit Dir spreche, warum kann ich dich nicht sehen?"
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Doch da lacht die Stimme nur, und plötzlich beginnt etwas in ihrem Körper zu brodeln. Sie empfindet ein Wechselspiel aus Hitze und Kälte, das in Wellen durch sie hindurchzieht. Alles zieht sich zusammen, und sie krallt sich mit beiden Händen am Waschbecken fest. Ein stechender Schmerz durchzieht ihre Brust; wie Feuer breitet sich eine brennende Hitze aus, und sie hat das Gefühl, bei lebendigem Leib zu verbrennen.
Unter Schmerzen hebt sie den Kopf und starrt in den Spiegel. Beinahe kommt es ihr vor, als würde sie aus allen Poren dampfen. Zitternd betrachtet sie ihr Spiegelbild und versucht, ihm in die Augen zu sehen. Der Hintergrund des Spiegels erscheint unscharf und verschwommen. Erneut schießt ein stechender Schmerz durch ihre Brust, und sie reißt die Augen weit auf.
Doch ihr Spiegelbild scheint sie anzulächeln. Aber die Augen – sind das wirklich ihre Augen? Nein, sie neigt verwirrt den Kopf zur Seite; das sind definitiv nicht ihre Augen!
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Sie starrt erstarrt in zwei weit aufgerissene Augen.
Sie leuchten ihr rot entgegen.
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