Kapitel 17
Harry POV
Zayn hatte versucht Liam anzurufen, doch dieser drückte ihn konsequent weg und ich war froh, dass wir so zumindest das Zeichen bekamen, dass der Jüngere gut zu Hause angekommen zu sein schien.
"Es ist vorbei.", fiepte Zayn ein weiteres Mal, als er das Handy mit dem vollkommen verzweifelten Blick auf den Tisch legte.
"Er braucht Zeit. Die musst Du ihm jetzt lassen. Er drückt dich weg, das heißt, es geht ihm gut und er hatte keinen Unfall. Das ist erstmal das, was uns zufrieden sein lassen muss. Ansonsten ist Abstand vermutlich das, was ihm hilft, wieder runter zu kommen. Genau wie du es auch tun solltest.", ich griff nach der Wasserflasche, hielt sie Zayn hin, doch der schüttelte, bereits wie alle Male zu vor den Kopf.
"Trink.", knurrte ich nun und ich war froh, dass die Dominanz an der Stelle wieder ihren Dienst tat und der Jüngere mit eingezogenem Kopf ein paar Schlucke nahm, ehe er die Flasche wieder zudrehte.
"Gut so. Du bleibst hier im Wohnzimmer, ich gehe nach Louis sehen. Versuch dich ein wenig zu entspannen, Streß gibt es in jeder Beziehung und wenn man redet, kann man das Meiste klären, sofern sich beide Partner lieben. Das ist bei euch so. Also Kopf hoch."
Er nickte, griff nach einem Kissen, was er sich vor die Brust drückte und ich nickte zufrieden, als ich den Raum verließ.
Ich lief durchs Haus, suchte Louis in den bekannten Räumlichkeiten, doch ich fand ihn letztlich an einem Ort, an dem ich ihn nicht vermutet hätte.
"Was tust du hier?", fragte ich, sah wie mein Mann eine der Ketten in den Händen hin und her wiegte, die er vom Betthimmel geholt zu haben schien.
"Nachdenken.", sagte er und ich schluckte. Es war nicht das Wort, sondern eher, wie er es ausgesprochen hatte, was mich beunruhigte.
"Über Zayn und Liam?", versuchte ich mich ran zu tasten, doch er schüttelte den Kopf.
"Nein.", die Ketten klirrten ein wenig und er versuchte sie wieder über die Strebe zu werfen, doch auf Grund der Körpergröße fielen sie immer wieder zurück.
"Ich helfe dir.", bot ich an, doch erneut schüttelte er vehement den Kopf, kletterte jetzt aufs Bett und hängte die Ketten zurück an ihren Platz.
"Was ist los?", ich war inzwischen auf einen Meter an ihm heran und noch immer sah er mich nicht an, fokussierte nun den Spiegel, der gegenüber vom Bett an der Wand stand.
"Ich...", er fuhr sich durch die Haare und das ungute Gefühl in mir wuchs und wuchs. Was hatte Zayn nur mit seinem unbedachten Kommentar bei ihm ausgelöst? Es war doch alles gut gewesen, zwischen uns und jetzt?
"Ja?", ich ließ mich mit etwas Abstand zu ihm aufs Bett sinken, faltete die Hände und wartete. Ich wusste ich durfte ihn nicht bedrängen zu reden, denn dann würde er komplett zu machen und ich nicht mehr an ihn heran kommen.
"Zayn hat Recht.", mein Herz blieb einen Moment stehen. "Ich bin widerlich. Ich verleihe meinen Mann und lasse mich dann von dir...", er sprach es zum Glück nicht aus und ich merkte, wie ich meine Hände in die Hose krallte.
"Lou.", ich merkte wie meine Stimme leise wurde sanft. "Du bist nicht widerlich und du teilst mich auch nicht.", ich schüttelte den Kopf. "Ich habe nichts mit den anderen Jungs. Für dich gilt das Gleiche, was ich vorhin auch oben gesagt habe. Es ist ein Hobby, eine Art Bedürfnisbefriedigung, aber nichts, was einer Partnerschaft im entferntesten ähnelt, was ähnliche Gefühle braucht.", ich streckte meine Hand in seine Richtung, doch er ignorierte meinen Annäherungsversuch.
"Zayn hat aus Angst gesprochen, aus Wut auf sich und die Situation. Es war unbedacht und tut ihm leid. Er weiß, dass es falsch war, so etwas zu dir zu sagen und ich bin unendlich wütend darauf, dass er, durch seine Unsicherheit Liam gegenüber, dich nun in diese Situation gebracht hat.", ich beobachtete ganz genau, wie Louis reagierte, versuchte zu ergründen, ob ich ankam, bei ihm mit meinen Worten.
"Er hat doch aber Recht.", wiederholte Louis noch einmal und ich seufzte.
"Ich dachte über den Punkt seien wir längst weg, Lou?", ich versuchte meine Stimme so sanft wie nur irgendwie möglich klingen zu lassen, rückte langsam näher. "Ich liebe nur dich, nur dich. Mit keinem anderen Mann möchte ich das erleben, was ich mit dir erlebe, wenn wir zusammen sind. Mit niemanden möchte ich so kuscheln, wie ich mit dir kuschelte...", er hob die Hand und ich hielt inne.
"Du kuschelst mit ihnen, danach.", warf er ins Feld und ich atmete tief ein. Er hatte Recht. Etwas, was ein Sub brauchte. Die Nähe nach einer Session. Aber das war doch etwas völlig anderes, als mit seinem Ehemann zu kuscheln.
"Ja, das tue ich. Aber es hat eine komplett andere Qualität. Es ist vergleichbar mit Eltern, die mit ihrem Kind kuscheln. Man möchte ihm zeigen, dass man da ist, dass man aufpasst und das es sich sicher fühlen kann. Wenn ich mit dir kuschele, möchte ich dir meine Liebe zeigen, meine ganze Zuneigung, mein Bedürfnis, dir nahe zu sein.", ich legte wirklich alles offen, was ich irgendwie in Worte fassen konnte.
Der Punkt an dem wir hier gerade waren, war ein Scheidepunkt und das wusste ich. Wenn ich Louis nicht überzeugen konnte, war dieser Keller hier, Spiele mit anderen für mich Geschichte, wenn ich ihn nicht verlieren wollte.
"Ist es wirklich so?", fragte er plötzlich und sah mich jetzt erstmals direkt an.
Sofort nickte ich. "Ja, so ist es. Ich, ich weiß nicht wie ich es beschreiben kann, dass du es verstehst. Ich, die Idee ist so verrückt, dass sie schon wieder funktionieren könnte...", mir ging gerade etwas durch den Kopf, etwas was ihm zeigen konnte, dass er sich keine Sorgen machen brauchte.
"Was für eine Idee?", ich streckte erneut meine Hand in seine Richtung aus, spürte wie mein Herz einen Sprung machte, als er es zu ließ, dass ich seine Hand berührte, leicht darüber strich.
"Du, du hast bisher nur selbst eine Session mit mir erlebt. Nicht genossen, aber das ist jetzt ja auch nicht das Thema. Aber du hast mich noch nie als Dom erlebt. Was ich mit meinen Subs tue, wie ich sie behandele und was das Aftercare bedeutet. Vielleicht, ich glaube...", irgendwie sträubte sich alles, das wirklich auszusprechen, aber möglicherweise war es ein Weg.
"Möglicherweise würde es dir helfen, mich einmal in Aktion zu sehen. Zu sehen, dass ich eben nicht wie du vielleicht denkst, sexuelle Befriedigung aus dem Spiel ziehe. Das ich nicht, wie du vielleicht annimmst, die ganze Zeit hart bin. Für mich ist das Spiel als Dom etwas anderes. Ich ziehe innere Befriedigung daraus, meine Macht ausspielen zu können, das hat nicht zwangsläufig etwas, mit sexuellem Reiz zu tun. Sicher ist es auch eine Komponente, gerade für die Subs, für die ein Happy End natürlich die größte Belohnung ist, aber nicht das Entscheide, weshalb ich es mache. Das wäre es nur, wenn ich mit dir spielen könnte.", sagte ich ehrlich und die blauen Augen sahen mich groß an.
"Zusehen?", fragte er und ich zuckte mit den Schultern, nickte dann.
"Das wäre eine Idee. Ich denke mit Niall wäre das sicher eine Möglichkeit. Der Kleine ist sehr offen, mag dich und vertraut dir. Wenn wir ihm erzählen, warum du dabei sein sollst, wird er Feuer und Flamme sein, dir zu helfen, da bin ich mir sicher.", ich dachte an den Blonden, der wirklich alles tat, um andere glücklich zu machen.
"Darf ich, darf ich es mir überlegen?", Louis sah jetzt auf unsere Hände, die sich ineinander verschlungen hatten und ich merkte, wie ich lächelte. Er hatte es nicht kategorisch abgelehnt, wie auch das Age-Play. Er war bereit, zumindest darüber nachzudenken und vielleicht half ja die positive Erfahrung, die er damit gemacht hatte ja auch, ihn mutig genug zu machen, um auch diesen Schritt zu gehen.
"Natürlich, mein Liebling.", ich rutschte nun gänzlich an ihn heran, legte meinen Arm um ihn und wartete auf eine Gegenwehr, die jedoch nicht kam.
"Ich liebe dich.", hauchte ich, als ich ihn an meine Brust zog, den Kopf mit meiner Hand hielt, seine Stirn küsste. "Nur dich, keinen anderen. Und ich würde alles dafür tun, es dir zu beweisen.
Louis und ich waren noch eine Stunde unten geblieben, hatten miteinander gekuschelt, Nähe geteilt, die er jetzt so sehr brauchte, wie einer meiner Jungs nach einer Session.
"Ich denke, wir sollten nach Zayn sehen.", sagte er irgendwann und ich nickte, lächelte.
"Er ist bestimmt froh, wenn er sich endlich bei dir entschuldigen kann.", ich schmunzelte, als er schief grinste.
"Ja, das kann schon sein. Er, er verträgt es nicht gut, wenn ich mal sauer bin.", er wischte eine Strähne aus seinem Gesicht.
"Na ja, wenn ein Engel böse auf einen wird, dass macht schon Bauchweh. Da kann ich ihn gut verstehen.", ich zwinkerte ihm zu, zog ihn dann, nachdem ich aufgestanden war, auf die Beine.
"Komm. Ich mache uns eine Kleinigkeit zu essen, ein wenig Nervennahrung und du sprichst mit deinem besten Freund.
XXX
Während Louis und Zayn sich im Wohnzimmer aussprachen, versuchte ich mit dem Handy Liam zu erreichen und entgegen meiner Vermutung, ging er tatsächlich dran.
"Harry.", seine Stimme klang rau und mir war klar, dass er vermutlich ähnlich wie Zayn geweint haben musste.
"Liam, danke, dass Du ans Handy gehst.", begann ich das Gespräch und hörte, wie er die Nase hochzog.
"Es tut mir leid, dass ich einfach so abgehauen bin.", entschuldigte er sich sofort, doch ich lachte nur warm.
"Das muss dir nicht leid tun. Ich kann verstehen, dass es in dem Moment zu viel war, für dich. Sicher war es nicht gerade sicher, in der Verfassung Auto zu fahren, aber als Zayn gesagt hat, dass du ihn beim Versuch dich zu erreichen weggedrückt hast, war ich beruhigt.", ich setzte mich auf den Küchenstuhl, sah in die Dunkelheit des Abends hinaus.
"Ich weiß nicht, was ich machen soll.", kam es nun vom anderen Ende der Leitung und ich atmete tief durch.
"Zayn und ich hatten ein sehr langes und ernstes Gespräch. Ich habe ihm klar gemacht, dass er mit seinem Verhalten dir gegenüber und auch uns, sehr viel kaputt macht. Das er dich damit aus eurer Beziehung treibt und diese so auf Dauer keinen Bestand haben kann.", fasste ich kurz zusammen und hörte Liam hart schlucken. "Ist doch so, oder?", hängte ich noch dran.
"Ja, ja so ist es Harry.", kam es leise am anderen Ende und ich lächelte.
"Das hat Zayn jetzt verstanden. Es war schwierig, weil die Angst bei ihm scheinbar alles rationale Denken überlagert. Aber ich bin mir sicher, dass wir das hinbekommen. Mit ganz viel Geduld, festen Regelungen, sodass du weiterhin deine Zerstreuung hast, Zayn aber auch seine Sicherheit, dass ich nicht mehr von dir möchte, als in den Sessions dein Dom zu sein."
"Wirklich?", fragte er unsicher nach und ich nickte, lachte leise.
"Wirklich. Ich bin mir ganz sicher. Ich denke, du solltest jetzt, wie wir hier auch gleich schlafen gehen und dann kommst du morgen früh zurück. Bringst gleich Brötchen zum Frühstück mit und dann setzten wir uns noch einmal zusammen. Ich bin mir sicher, dass wir einen Weg für uns alle finden werden und Zayn sich daran gewöhnen kann. Wir werden auf alle Fälle unser Möglichstes tun. Bist du dabei?"
Ich hörte ein leises Aufschluchzen, dann ein: "Natürlich, danke Harry!", bevor ich mit einem Lächeln sagte.
"Gut, dann sehen wir uns morgen um 8 Uhr hier. Schlaf gut und fahr vorsichtig."
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