Kapitel 15
Zayn POV
Liam war wirklich nicht das, was man gemeinhin sanft oder vorsichtig nannte. Ich hatte schon mehrfach aufgefiept, aber er schien meine Pein überhaupt nicht zu bemerken beziehungsweise dem keine Beachtung zu schenken. Auch sein Kommentar war nicht das, was ich eigentlich von einem Dom und vor allem auch meinem Freund erwartete. Zum Glück schritt Harry mit einem lauten. "Stopp!" ein und mein Freund hielt in der Bewegung inne.
"Was?", knurrte dieser genervt, drehte sich zu dem Älteren um.
"Das hier ist dein Freund und dein dir anvertrauter Sub. Du gehst mit ihm um, wie mit einem Stück Fleisch ohne Gefühle.", wurde er angeraunzt und ich sah, wie er wieder etwas klarer wurde im Kopf.
"Du hast eine verdammte Verantwortung Liam. So geht das nicht. Soll ich dich mal erinnern, wie lange ich mir jedesmal Zeit für dich nehme? Weil du so eine Mimi bist?", ich schluckte bei den Worten, die Harry Liam an den Kopf warf.
"Ich... es...", begann dieser nun, senkte den Kopf und erntete ein erneutes Schnauben.
"Denk drüber nach. Ich übernehme ab hier.", schimpfte der ältere Dom und wendete sich mir nun zu, strich mir über den Oberschenkel, doch nach dieser Eskalation war mir nach allem anderen, aber sicher nicht nach Weitermachen.
"Entspann dich wieder. Alles ist gut.", Harrys Stimme war jetzt wieder wärmer, sanfter, als eigentlich für ihn üblich, doch ich konnte nicht loslassen, konnte meinen Kopf nicht freimachen, denn im Augenwinkel sah ich, wie Liam mit hängendem Kopf zu uns herschaute, auf seiner Lippe kaute und an den Nägel pulte.
"Rot.", sagte ich nach einem Moment, in dem Harry sich ebenfalls vergeblich bemühte, mich zu lockern und sofort ließ er von mir ab, seufzte.
"Du kannst nicht mehr abschalten, richtig?", fragte er, wischte sich die Finger am Bettlaken ab, bevor er die Manschetten löste.
"Nein.", gab ich zurück wischte mir einmal über die Augen, als die Hände befreit waren und spürte Tränen, die ich währenddessen gar nicht wahrgenommen hatte.
"Liam, komm her.", forderte er nun meinen Freund auf, der nur einen Moment zögerte, bevor er langsam zu uns zum Bett kam.
"Leg dich mit Zayn hin. Kuschelt und kommt dann hoch, wenn ihr bereit seid. Ich denke bevor ihr spielt, braucht es für Liam noch einiges an Theorie. Sonst endet das alles in einer Katastrophe.", er schenkte uns trotz der harten Worte eines seiner seltenen Lächeln und als er auf die Tür zuging, drückte sich Liam bereits an mich.
"Es tut mir leid.", hörte ich ihn leise und erstickt sagen, den Kopf in meiner Halsbeuge.
"Schon gut. Du lernst doch noch.", versuchte ich ihn zu beruhigen. "Da kann man nicht alles richtig machen.", dass ich eigentlich dachte, dass er schon ein gewisses Feingefühl hätte beweisen müssen, sagte ich natürlich nicht, denn ich wusste anhand seiner Körperspannung und vor allem auf Grund meiner immer feuchter werdenden Schulter, wie sehr er sich selbst für sein Verhalten geißelte.
"Das ist nicht zu entschuldigen.", kam es von ihm, während er sich aufrichtete. "Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.", er schnaufte kurz, wischte sich dann mit dem Ärmel die Tränen aus den Augenwinkeln. "So behandelt man nicht seinen Freund und auch keinen Sub. Es ist... keine Ahnung, was da los war. Vielleicht wollte ich mich vor dir beweisen, oder vor Harry. Ich, ich weiß es nicht."
Das war der Moment, in dem er mir einfach nur noch leid tat und ich ihn fest an mich zog, die Rollenverteilung sonst vollkommen außer Acht lassend, wiegte ich ihn hin und her. Immer wieder sagte ich, dass es nicht schlimm wäre, dass wir das hinbekommen würden und er nur nicht aufgeben dürfte.
"Willst du das überhaupt noch?", kam es dann irgendwann, als er sich beruhigt hatte unsicher.
Die braunen Augen sahen mich an und ich ließ meine Hand an seine Wange wandern.
"Natürlich will ich es noch, Liam. Nur weil du einen Fehler gemacht hast, muss man doch nicht alles über den Haufen werfen. Ich liebe dich, ich vertraue dir. Sicher, wir haben heute festgestellt, dass du noch verdammt viel lernen musst, aber das ist doch nicht schlimm. Wir haben hier den besten Lehrmeister, den wir haben können. Jemand der aufpasst, dass du eben nichts machst, was mir wirklich gefährlich werden könnte. Wenn du dich unter seine Aufsicht begibst, wir erstmal nur mit ihm als Backup spielen, kann doch nichts passieren.", erklärte ich, lächelte leicht und da war auch das erste Lächeln auf seinen Lippen zurück.
"Danke, Zayn. Danke, dass du mich nicht zum Teufel jagst."
XXX
Louis POV
Harry war früher als ich es gedacht hatte wieder nach oben gekommen und erstmal wortlos an den Kühlschrank gestürmt, wo er sich ein Bier gegriffen hatte und dann auf den Stuhl gesunken war.
Auch wenn ich furchtbar neugierig war, zumal die anderen beiden Jungs nicht mit hochgekommen waren, ließ ich ihm seine Zeit und wartete geduldig, bis er selbst begann.
"Liam ist weit über das Ziel hinausgeschossen. Es hat nicht funktioniert. Ich musste einschreiten und dann, dann hat Zayn abgebrochen.", erzählte er und ich runzelte die Stirn. Konnte aus den paar Worten nicht wirklich ableiten, was passiert sein musste.
"Geht es Zayn gut?", fragte ich sofort, besorgt um meinen besten Freund.
"Ja. Ihm geht es gut. Aber nur, weil ich Liam gestoppt habe. Er, er hat scheinbar, obwohl jahrelange Erfahrung als Sub, kein Gefühl dafür, wie sich ein Dom seinem Sub gegenüber verhalten muss. Er, er war grob, sowohl körperlich, als auch verbal. Etwas, was nur geht, wenn der Sub derartiger Behandlung zugestimmt hat und wir alle wissen, dass Zayn nicht der Typ für so etwas ist. Im Gegenteil. Zayn muss mit Samthandschuhen angefasst werden, weil seine Seele eine andere Gangart einfach nicht verträgt.", erstaunt sah ich meinen Mann an, der so dezidiert, so aufgeräumt über die Situation sprach. Vor allem die Analyse, die er über Zayn herausließ passte perfekt und ich nickte anerkennend.
"Dann ist es gut, dass sie dich um Rat und Hilfe gefragt haben. Wie geht es jetzt weiter?", hakte ich nach und er fuhr sich durchs Haar, griff nach mir und zog mich zu ihm auf den Schoß.
"Das werden wir besprechen, wenn die beiden nach oben kommen. Ich denke, dass ich mit Liam erstmal viel in der Theorie besprechen muss. Darüber, wie ein Dom mit einem Sub umzugehen hat. Er hat Grundregeln missachtet, die ich eigentlich vorausgesetzt hatte, aber scheinbar kann er die Erfahrungen als Sub wirklich nicht in die Domrolle transferieren.", er griff nach meinen Wangen, zog mein Gesicht zu ihm und hauchte einen Kuss auf meine Lippen.
"Genauso, wie ich es bei dir all die Jahre falsch gemacht habe. Ich habe dich falsch behandelt und auch das ist mir heute wieder klar geworden, als ich die beiden gesehen habe.", überrascht davon, dass er das Erlebte auf unsere Beziehung übertrug, schlang ich meine Arme um seinen Hals, küsste ihn auf die Wange.
"Bei uns ist doch jetzt alles gut. Nicht an die Vergangenheit denken, Harry. Wir sind doch auf dem besten Weg. Bitte. Du musst dir keine Sorgen mehr machen, was war.", ich ließ meine Hände in seinen Nacken gleiten, massierte dort sanft die verspannte Muskulatur und er seufzte.
"Du bist echt ein Engel. Warum du keine Flügel hast, ist mir echt schleierhaft.", er lächelte, drückte mich ein wenig von sich und lachte leise. "Ich kann immer noch nicht verstehen, wie jemand wie du, jemanden wie mich zurücknehmen konnte, nach all dem und glaube mir, auch wenn es Vergangenheit ist, vergeht keine Minute, in der ich mich nicht an den Schmerz erinnere, den ich fühlte, als du gegangen warst."
Die Worte, diese grünen Augen, die diese ernsthaften Worten mit ihren Blicken unterstützten, ließen mir die Tränen in die Augen schießen.
"Harry.", sagte ich erstickt, drückte mich schnell an ihn. "Ich liebe dich. Ich liebe dich von ganzem Herzen und ich bin jede Stunde froh, dass ich dir noch eine Chance gegeben habe."
Zayn und Liam hatten sich noch Zeit gelassen und kamen erst nach etwa gut einer Stunde zu uns nach oben. Beide hatten leicht gerötete Augen und ich wusste nicht so recht, was ich nun sagen sollte. Zum Glück war es Harry, der wie immer die Führung übernahm und lächelnd auf sie zuging, sie zusammen in seine Arme zog.
"Geht es euch gut?", fragte er sanfter, als er es sonst war und die beiden nickten unisono.
"Ich, ich denke ich werde noch viel deiner Hilfe benötigen.", kam es vergleichsweise leise von Liam, der wirklich noch immer zerknirscht wirkte.
"Die wirst du bekommen, wenn du sie brauchst. Kommt, lasst uns rüber ins Wohnzimmer gehen und erst einmal ein wenig entspannen, einen Film schauen und vielleicht reden wir dann später noch einmal, was haltet ihr davon?", er sah die beiden fragend an und erntete ein Nicken.
"Gut. Dann los.", er wollte die Beiden bereits aus dem Raum schieben, doch Zayn hielt inne.
"Kann ich noch kurz mit Louis...?", er sah zu mir und ich lächelte.
"Natürlich.", Harry ließ ihn los, sah mich kurz an und zwinkerte mir zu, bevor er mit dem künftigen Dom im Wohnzimmer verschwand.
XXX
"Es war gruselig.", war das erste, was mein bester Freund sagte, als er die Tür klappen hörte und wir somit allein waren.
"Liam war nicht mehr er selbst. Er war grob, richtig grob und unfair.", sprudelten die Worte nur so aus ihm heraus und da er immer noch stand, nahm ich ihn an der Hand, führte ihn rüber zur Sitzbank und drückte ihn dort hinein.
"Was genau ist denn passiert?", fragte ich nach und nun erzählte er aus seiner Sicht, was vorgefallen war.
"Puh. Gut, dass ihr nicht allein gespielt habt.", von Harry die Andeutungen zu hören, oder jetzt die lebendige Erzählung des Opfers, waren noch einmal zwei Paar Schuhe und ich war wirklich heilfroh, dass mein Mann den beiden seine Hilfe angeboten hatte.
"Ja. Ich verstehe auch gar nicht, was diese Änderung in Liam ausgelöst hat. Ob es daran lag, dass Harry dabei war und er sich profilieren wollte? Ob er in seiner Dom Rolle tatsächlich irgendwie einen anderen Teil der Persönlichkeit in sich aktiviert... Es war wirklich unheimlich."
Ich zuckte mit den Schultern, da ich mich in dem Bereich so gar nicht auskannte. Auch nicht mit Wesensveränderungen, wie man ja bei Harry sah. Da rätselte ich ja auch regelmässig.
"Dann spielt ihr jetzt aber erstmal nur mit Harry gemeinsam? Ist er denn beim normales Sex auch so?", irgendwie war es mir unangenehm, das jetzt so direkt anzusprechen, aber nur so könnte ich mir ein vollständigeres Bild von der Situation machen.
"Nein.", die hellbraunen Augen sahen mich genauso verwirrt an, wie ich mich fühlte. "Überhaupt nicht. Er ist total lieb und zärtlich, vorsichtig und sanft.", er griff nach dem kleinen Salzstreuer, ließ diesen in der Hand hin und her gleiten.
"Es hat was von Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Wie verwandelt, irgendwie. Ich, ich denke wir werden auch ein Problem damit kriegen, dass ich andere Dinge mag, als er.", ich sah, wie er sich extra wegen mir mit Details zurückhielt. Er wusste, dass ich all dem da unten nicht viel abgewinnen konnte und so hatte ich ihn in der Vergangenheit gebeten, mich mit zu direkten Details zu verschonen.
Dennoch musste ich nachfragen um zu verstehen. "Wie meinst du das?"
"Na ja, er steht ja auf Spanking, mag es auch etwas härter, alles in allem. Und ich, ich hasse Schmerzen. Ich mag es mich zu unterwerfen, ja. Aber nicht auf die harte Tour. Und ich fürchte, er, er wird das nicht verstehen und versuchen mir das zu geben, was ihm auch gefällt.", er rieb sich seinen Nacken und erneut seufzte ich auf.
"Da hilft nur reden, Zayn. Ganz viel reden. Offen und ganz ehrlich. Alles andere wird nicht funktionieren.", ich stand auf, setzte mich neben ihn.
"Aber ich bin mir sicher, ihr schafft das schon. Ihr habt Harry und ihr habt mich. Wenn wir das zusammen nicht auf die Reihe bekommen, müsste es doch schon mit dem Teufel zugehen. So und nun, lass uns die Schnittchen aus dem Kühlschrank holen und mit den Männern einen Film schauen, oder? Den Kopf zerbrechen können wir uns später immer noch."
Zayn lächelte, drückte mich einmal an mich, ehe er aufstand und wie ich es vorgeschlagen hatte, eine der Brotplatten aus dem Kühlschrank holte und Richtung Wohnzimmer aufbrach.
XXX
So, ein neues Kapitel von Ligatus. Wurde aber auch Zeit, oder?
Ja, das die Session so endet, hättet Ihr vermutlich auch nicht vermutet, oder? Und was sagt Ihr dazu, dass Harry noch immer die vorübergehende Trennung mit Louis so nahe geht?
Würde mich wie immer über Eure Meinungen und Sternchen freuen.
Habt einen schönen Tag!
Eure Schäfchenbetreuerin
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