Kapitel 11
Louis war übel, ihm war speiübel und er war aus der Situation geflohen. Harry war nicht Harry, er spielte ihm etwas vor, um seinen Wünschen gerecht zu werden.
Schwer atmend stand er vor der Tür, war die Auffahrt ein Stück heruntergelaufen und versuchte die Tränen zurückzuhalten, die ihn zu übermannen drohten.
„Louis!", Harrys Stimme schallte über das Gelände. „Weglaufen ist doch kein Weg! Lass uns reden."
Der Brünette bemerkte die Stimme, die Stimme die wieder mehr wie früher war, die wieder mehr Stärke innehatte, Dominanz.
Er schüttelte den Kopf, biss sich auf die Lippe und ballte die Hände zu Fäusten. Sein ganzer schöner Traum, der Traum von dieser unfassbar schönen Harmonie war nur eine Seifenblase gewesen, die gerade eben zerplatzt war?
Die Arme, die sich um ihn legten, der warme Atem in seinem Nacken halfen nicht, ihn zu beruhigen. Im Gegenteil, er versuchte sich zu lösen, sich freizustrampeln, doch die großen Hände hielten ihn bei sich.
„Hör mir bitte zu.", kam es erst sanft, bevor der Ältere die Worte sehr viel energischer wiederholte.
Als Louis merkte, dass er keine Chance hatte, dass er nicht aus der Situation flüchten konnte, sackte er in sich zusammen.
„Komm, komm mit rein.", Harry legte seinen Arm um seinen Mann, drückte dessen Gesicht während des Laufes an seine Brust. Er wusste, dass er mit der Wahrheit, die er gerade auch erst selbst realisiert hatte, Louis weh tat. Aber war es eine Option, ihn anzulügen? Hätte er sagen sollen, dass er sich wirklich so verändert hatte?
Möglichst sanft bugsierte er seinen Mann direkt die Treppe nach oben in ihr Schlafzimmer, ließ sich auf das Bett sinken und zog den noch immer weinenden Brünetten auf seinen Schoß.
„Ich, ich will nicht das du wegen mir leidest.", kam es irgendwann leise und Harry lächelte traurig. Er hasste das, was er jetzt in Louis ausgelöst hatte. Dessen schlechtes Gewissen, dass er eigentlich nicht haben brauchte, aber trotzdem hatte.
„Ich leide nicht, wirklich nicht.", versuchte er ihn zu beruhigen, küsste ihn auf den Kopf, streichelte über seinen Rücken. „Aber ich wolle dich nicht anlügen. Und ich muss sagen, dass ich es auch selbst erst gerade begriffen habe."
Er festigte seinen Griff noch einmal, wiegte sie beide hin und her. „Ich, ich habe das alles gern getan, für dich. Und es ist auch gut, dass ich viele Verhaltensweisen geändert habe und daran will ich auch festhalten, aber meine Dominanz, die, die kann ich glaube ich auch dir gegenüber nicht für immer wegsperren."
XXX
Louis klammerte sich an seinen Mann, spürte die stechenden Schmerzen, die das schlechte Gewissen in seinem Herzen machten. Er hatte das nicht gewollt, hatte Harry nicht verändern wollen. Er hatte ihn doch anders kennenlernt und sich so in ihn verliebt. Was hatte er sich nur dabei gedacht?
„Hey, hey.", Harry schob ihn ein Stück von sich, so dass er ihm ins Gesicht sehen konnte. „Bitte. Es ist doch nicht schlimm. Wirklich. Louis, du kennst mich. Wenn es mich wirklich gestört oder mich hätte leiden lassen, hätte ich es nicht mitgemacht. Mach dir bitte keine Gedanken. Wir waren auf einem so guten Weg und ich möchte nicht, dass wir unseren Fortschritt riskieren."
Louis hörte die Worte, sah in die grünen Augen, die ihn direkt anstarrten. Es war, als würde er ganz tief in Harrys Seele blicken können und so nickte er langsam.
„Du, du bist mir nicht böse?", fragte er trotzdem und nun lachte Harry auf.
„Ich dir?", er schüttelte fassungslos den Kopf. „Ich war derjenige, dem es böse zu sein galt. Du, du hast mich doch nicht verändert. Ich habe mich verhalten, wie ich mich verhalten habe, weil ich es so wollte. Du trägst daran keine Verantwortung!", er legte die Hände an die Wangen des Brünetten, streichelte sanft darüber.
„Hör zu. Wir machen es einfach so, dass ich einfach wieder ganz ich bin. Natürlich werde ich auch weiterhin alle deine Wünsche berücksichtigen, deine Bedingungen, aber ich werde meine Dominanz nicht mehr einsperren. Ich denke auch nicht, dass das ein Problem sein wird. Mir ist klar, dass ich dich nicht wie einen Sub zu behandeln habe und das werde ich auch nicht tun, das verspreche ich dir. Aber vielleicht werde ich das ein oder andere Mal wieder ein wenig anders mit dir sprechen. Wenn es dir zu viel wird, dann musst du mir aber versprechen, dass du es sagst. Ich kann nicht garantieren, dass nicht wieder alte Verhaltensmuster kommen werden und die müssen dann gestoppt werden. Darum...", er hielt kurz inne.
„Wir führen eine Beziehung auf Augenhöhe. Wir sind Partner, nicht in einer Dom Sub Beziehung und wenn du mich kritisierst, werde ich es annehmen und darüber nachdenken.", Louis spürte, wie sein Herz raste.
„Was wir auf keinen Fall ändern werden, ist das wir schöne Dinge zusammen machen. Das hat vorher nicht wirklich meiner Natur entsprochen, aber ich habe es durchaus in der kurzen Zeit schätzen gelernt. Ich mag es, Dinge mit dir zu unternehmen und ich würde mir wünschen, dass wir das auch weiter ausbauen."
Die blauen Augen, die gerade einigermaßen getrocknet waren, füllten sich erneut.
„Ich, oh Harry.", konnte Louis nur sagen, bevor dieser sanft seine Lippen, auf die des Jüngeren legte.
„Du bist mein Leben, Louis. Bitte, du musst keine Angst haben, mich zu verlieren, wenn du mich wirklich kritisieren musst. Du wirst mich nicht los, nicht, wenn du es nicht von dir aus möchtest."
XXX
Liam war vollkommen euphorisiert, lief hin und her, nicht wissend, wem er vom Telefonat mit Harry zuerst erzählen sollte. Seinem neuen besten Buddy Niall, oder seinem Partner Zayn.
Letztlich entschied er sich doch direkt zu seinem Freund zu fahren, ihm Harrys Vorschläge vorzutragen und zu schauen, ob dieser genauso glücklich reagieren würde, wie er sich gerade fühlte.
Zayn, der gerade nach Hause kam, als Liam parallel dazu an seiner Wohnung ankam, runzelte die Stirn. Waren sie heute Abend verabredet gewesen?
„Liam?", fragte er auch, als dieser mit strahlenden Augen auf den Jüngeren zu lief.
„Ich muss dir was erzählen, schließ das Auto ab.", kam es im Befehlston von dem Älteren und Zayn spurte, folgte Liam, der ihm einfach den Schlüssel aus der Hand genommen hatte, hoch in seine eigene Wohnung.
„Was ist denn los?", fragte er, sah mit gerunzelter Stirn zu, wie Liam seine Schuhe von den Füßen streifte und unordentlich liegen ließ.
„Bitte. Also bei aller Liebe. Du überfällst mich hier, obwohl wir nicht verabredet sind, scheuchst mich in meine eigene Wohnung und machst dann auch noch Unordnung. Das geht nicht.", der Mann mit den hellbraunen Augen sah den Älteren genervt an, der nun dabei zu sah, wie Zayn die Schuhe, fast auf den Millimeter ausrichtete und dann mit den Händen in den Hüften schimpfte.
„Ich, also...", Liam war ein wenig überrumpelt. So kannte er Zayn eigentlich nicht wirklich. Wobei, schon, wenn er an den Tag dachte, als sie zu Harry gefahren waren. Ihm gegenüber war er aber noch nie wirklich vehement geworden.
„Tut mir leid.", brachte er über die Lippen, ehe er den schmollenden Jüngeren an sich zog und kurz küsste.
„Ich, ich wollte es dir nicht am Telefon berichten, deshalb bin ich hier.", Liam atmete tief durch. „Ich habe mit Harry gesprochen. Vorhin, wegen des nächsten Wochenendes und überhaupt. Ich, ich war bei ihm auf dem Berg."
Zayn verengte kurz die Augen. „Du hast... du hast das mit ihm besprochen, worüber wir geredet hatten?", fragte er vorsichtshalber nach und Liam nickte.
„Ja. Genau darüber. Ich habe ihm alles gesagt und er, er hat total cool reagiert und meinte direkt, dass er für uns da ist, uns unterstützt. Und dass er froh wäre, wenn wir auch so blieben.", Liam fuhr sich durch seine kurzen Haare, ging wie selbstverständlich zum Kühlschrank und holte zwei Bier heraus.
„Weißt du, ich habe gesagt, dass ich auch auf alle Fälle noch sein Sub sein will. Wie du dazu stehst, auch mit ihm zu spielen, weiß ich nicht. Aber... also... Er meinte er würde mir alles beibringen und wenn wir wollen, können wir auch zu dritt spielen. In jeglicher Konstellation, also beide Subs, oder Harry und ich Dom und du Sub...", während Liam noch vollkommen aufgeregt und euphorisiert sprach, arbeitete es in Zayn bereits.
Sicher hatte er es gut gefunden, Harry um Rat zu bitten, aber war das was da gerade geschah wirklich das, was er wollte? Und wollte er, jetzt wo es im Raum stand, tatsächlich, dass sein Freund von Harry angefasst wurde?
„Alles in Ordnung?", Liam sah seinen Freund unsicher an, der noch immer einen recht verkniffenen Gesichtsausdruck hatte.
„Ja, also...", Zayn seufzte kurz, nahm einen Schluck vom Bier. „Ich, das geht alles gerade etwas schnell und...", er hielt inne. „Ich wäre ehrlich gesagt doch gern bei dem Gespräch dabei gewesen."
Liam stürzte gerade von seinem Hochgefühl in ein tiefes Tal. Es war, als hätte ihm jemand eiskaltes Wasser übergeschüttet und er merkte, wie sein Selbstbewusstsein in sich zusammensackte.
„Es, ich... Ich wollte nicht...", stotterte er und schloss kurz die Augen. „Ich habs doch nur gut gemeint."
„Das weiß ich.", Zayn, der sah, wie Liam durch seine Reaktion litt, trat auf ihn zu. „Lass uns in Ruhe mit Harry reden, wenn wir nächste Woche da sind. Ich muss erstmal für mich selbst klar kriegen, was für mich jetzt noch geht und was nicht mehr. Weißt du, anfänglich war klar, dass alles so bleiben könne, mit Harry, aber jetzt... Du weißt, ich bin ziemlich eifersüchtig und wenn ich mir vorstelle, er beschert dir schöne Gefühle..."
Liam sah auf den Boden. Das war das, wovor er ein Stück weit Angst gehabt hatte, auch wenn er es in die hinterste Ecke verdrängt hatte. Die Angst, dass Zayn ihn nicht mehr Sub sein lassen würde, er nicht mehr die Chance bekam, einfach abzuschalten. Da ging es weniger um die Befriedigung, die am Ende kam, viel mehr ging es für ihn darum, loslassen zu können.
„Ich, o.k.", sagte er leise, versuchte sich zu sammeln. „Ich, dann... ich fahr dann mal nach Hause.", Zayn der genauso überfordert war, wie Liam nickte.
„Vielleicht, vielleicht wäre das gut.", kam die Erwiderung und so gingen sie beide stillschweigend zur Tür.
„Zayn, ich...", Liam hatte bereits seine Schuhe an, als er den Jüngeren noch einmal ansah.
„Es ist alles gut. Wir brauchen nur beide ein bisschen Zeit, um über diese Sachen nachzudenken, Li. Das ändert nichts, an meinen Gefühlen für dich. Wie könnte es.", ein sanftes Lächeln erschien auf den Lippen, die Liam so gern küsste und ein wenig Erleichterung flutete sein Herz.
„Ich, ich brauche also keine Angst haben das...", begann er und statt einer Antwort packte Zayn den Kopf des Älteren und küsste ihn liebevoll.
„Nein. Brauchst du nicht. Aber das sind alles Dinge, die unsere Partnerschaft ziemlich heftig tangieren können und wir beide müssen uns sicher sein, für uns selbst, wenn wir Entscheidungen treffen, wie es in Zukunft laufen soll. Da sollte der eine den anderen nicht beeinflussen. Was hältst du davon, wenn wir uns beide heute Abend für uns Gedanken machen und morgen Abend bin ich doch sowieso bei dir und dann sprechen wir darüber und finden eine Lösung."
Liam atmete tief durch, nickte dann. „Das hört sich gut an. Wirklich! Tut mir leid, dass ich dich damit ebenso überfallen habe. Ich war nur so euphorisch."
„Schon gut. Alles gut, wirklich. So und nun fahr heim. Ich bin müde und habe morgen gleich wieder früh Dienst. Fahr vorsichtig und schreib mir, wenn du da bist, ja?", der Jüngere küsste ihn noch einmal kurz, bevor Liam ihm noch einen Abschiedskuss auf die Stirn hauchte und dann tatsächlich nach Hause verschwand.
XXX
Ja, was sagt Ihr zu den aktuellen Entwicklungen bei Harry und Louis und Liam und Zayn? Konntet Ihr nachvollziehen, wie sich die Einzelnen gefühlt haben?
Sternchen?
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