
Kapitel 51
Grace' Sicht:
Ich starrte Justin fassungslos an, weil ich nicht glauben konnte, dass er hier war. Neben ihm standen Jake, Elysandra, Jon und Kyle. Als ich einen Blick zu Elysandra warf und ihren schuldbewussten Blick sah, wusste ich, dass sie Justin erzählt hatte, wo Mykell mit mir hinging. Denn sie hatte es mitbekommen, als er mich abgeholt hatte.
„Stört es euch, wenn wir uns bei euch anschließen?", fragte Justin grinsend. Ich sah Mykell an, der enttäuscht meinen Blick erwiderte. Letztendlich stimmte er aber zu, dass die Vier sich bei uns anschließen konnten. Wir würden sie sowieso nicht loswerden.
Ich versuchte Justin so gut es ging aus dem Weg zu gehen, aber ständig musste er mich verbessern oder wollte mir bei den Spielen helfen.
Nach eineinhalb Stunden kam Mykell zu mir und legte seinen Arm um meine Hüfte.
„Ich bin mal kurz für kleine Jungs. Wollen wir danach gehen? Hast du Hunger?"
Ich nickte lächelnd und errötete, als er meine Wange küsste.
Als Mykell verschwunden war, nutzte ich die Chance und zog Justin beiseite. Er sah mich mit großen Augen an, als ich mich mit verschränkten Armen vor ihn stellte und das Kribbeln in meinem Bauch ignorierte.
„Was soll das, Justin? Was machst du hier?", zischte ich wütend. Er war nicht zufällig hier. Das war alles geplant gewesen.
„Ich hatte Lust mit meinen Freunden in eine Spielhalle zu gehen. Ich konnte ja nicht wissen, dass ihr hier seid", antwortete Justin leise.
Ich lachte laut auf, denn er war ein ziemlich schlechter Lügner.
„Verarschen kannst du jemand anderen! Du bist hier um mein Date mit Mykell zu ruinieren!"
Justin seufzte und schaute auf den Boden.
„Er will dich nur ins Bett kriegen."
„Ach? So wie du?", konterte ich verletzt. Justin schaute wieder hoch und seine haselnussbraunen Augen sahen mich an. Da er nichts sagte, ergriff ich wieder das Wort.
„Willst du mir absichtlich wehtun, indem du so viel wie möglich in meiner Nähe herumrennst?! Hast du Spaß daran auf meinem Herz rumzutrampeln?!"
Justin wollte meine Hand nehmen, aber ich ging einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf.
„Grace, ich..."
„Nein! Wenn du nicht willst, dass ich mich noch mehr in dich verliebe, dann halte dich außerhalb der Bühne verdammt nochmal von mir fern!", schrie ich wutentbrannt, denn mein Herz blutete. Ich wollte einen unbeschwerten, schönen Abend haben und jetzt ruinierte er mir alles. Indem er mich daran erinnerte, wie sehr ich mich in ihn verliebt hatte und wie verdammt weh es tat, dass er eine andere Frau liebte.
Glücklicherweise kam Mykell wieder, bevor Justin noch etwas sagen konnte. Ich griff nach Mykells Hand, warf Justin einen wütenden Blick zu und verschwand mit meinem Date aus der Spielhalle. Gemütlich schlenderten wir zum Auto und fuhren zu einem Diner, das Mykell anscheinend schon vorher rausgesucht hatte.
„Ich bin froh, dass wir jetzt alleine sind", murmelte Mykell schüchtern, nachdem er geparkt hatte. Ich nickte lächelnd und stieg mit ihm gemeinsame aus dem Auto aus. Wir suchten uns einen Platz in der Ecke vom Diner, wo wir ein bisschen abgeschnitten von den restlichen Gästen waren.
Relativ schnell hatten wir uns entschieden, was wir essen wollten und bestellten bei der Kellnerin jeweils einen Burger mit Pommes. Vielleicht nicht das vorteilhafteste Essen für ein Date, aber das war mir egal.
„Ich hoffe es hat dir Spaß gemacht, auch wenn wir von der Crew gestört wurden", murmelte Mykell schuldbewusst. Dabei war er überhaupt nicht schuld daran, dass Justin seine Eifersucht nicht im Griff behalten konnte. Nur würde ich Mykell niemals sagen, dass Justin das Date mit Absicht gesprengt hatte.
„Es hat mir sehr viel Spaß gemacht."
Wenige Minuten später aßen wir unsere Burger und unterhielten uns über alle Mögliche. Die meiste Zeit redeten wir über das erste Konzert und darüber, dass ich die Schritte vergessen hatte. Inzwischen hatte ich damit abgeschlossen und konnte nur noch darüber lachen, wie Justin und ich das Problem gelöst hatten.
„Können wir noch zwei Milchshakes haben?", fragte Mykell schließlich die Kellnerin, als sie unsere Teller abräumte. Sie nickte und brachte uns das kühle Getränk.
„Wollen wir uns nach draußen setzen?", wollte Mykell leise wissen. Wir standen vom Platz auf und gingen nach draußen, wo wir uns eine Bank suchten, die ein bisschen abgeschnitten vom Diner war. Mykell setzte sich dicht neben mich und legte schüchtern seinen Arm um meinen Rücken. Ich hinderte ihn nicht daran, sondern fand es irgendwie süß, dass er die Nähe zu mir suchte.
„Wie geht es Josi eigentlich?", fragte Myklell neugierig.
Ich seufzte und schaute auf den Boden.
„Besser. Das Fieber ist weg. Aber ich weiß immer noch nicht, ob die Therapie hilft."
„Es ist schrecklich... Sie ist so ein lebensfrohes Kind und wird grundlos mit so einer Krankheit bestraft. Die Welt ist unfair. Es tut mir so leid, Grace", flüsterte er einfühlsam. Ich war den Tränen nahe, weil dieses Thema mich immer viel zu emotional stimmte. An diesem Abend wollte ich nicht über meine sterbenskranke Tochter sprechen. Ich wollte nicht daran erinnert werden, dass ich sie jeden Moment verlieren könnte.
„Wie lange tanzt du schon?", fragte ich Mykell schließlich, um das Thema zu wechseln.
„Seit ich Laufen kann. Das Tanzen ist schon immer meine Leidenschaft gewesen. Und du?"
Ich lächelte, wenn ich an meine Kindheit und Jugend zurückdachte.
„Ich tanze auch schon mein ganzes Leben. Früher hatte ich Ballett-Unterricht, aber auch Hip-Hop und Freestyle. Ich wollte Tanz studieren, aber dann bin ich schwanger geworden. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, bereue ich es nicht, denn Josi ist das größte Glück in meinem Leben."
„Hast du es damals bereut schwanger geworden zu sein?"
Mykell rückte noch ein Stück näher zu mir heran und sah mich neugierig an. Er interessiert sich wirklich für mich und mein Leben.
„Ich bin gerade 18 geworden, als ich erfahren habe, dass ich schwanger bin. Das hat mir den Boden unter den Füßen weggerissen und ich war enttäuscht von mir selbst. Ich habe mich gefragt, wie ich so dumm sein konnte nicht zu verhüten. Aber ich war das erste Mal stockbesoffen und fand es toll, dass sich ein Typ auf einer Party für mich interessiert. Ich war noch Jungfrau, aber ich habe mit einem fremden Typen geschlafen. Natürlich habe ich es damals bereut schwanger geworden zu sein. Ich weiß ja nicht mal, wer Josis Vater ist. Aber ich liebe meine Tochter und ich würde sie niemals wieder hergeben", erzählte ich ihm ehrlich. Mit meinem Strohhalm rührte ich in dem Milchshake herum und dachte an die Vergangenheit zurück.
„Du bist eine starke Frau, Grace. Und eine wahnsinnig tolle Mutter."
„Danke, Mykell."
Er sah mir tief in die Augen und lächelte. Liebevoll strich er mit seinem Daumen über meine Wange, um die Tränen wegzuwischen. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass ich geweint hatte.
Ich hörte ein Knacken und drehte mich panisch um. Doch hinter uns lief nur ein Paar entlang. Der Mann kam auf uns zu, mit einer Kippe im Mund.
„Hat einer von euch Feuer?"
Ich nickte und reichte ihm das Feuerzeug aus meiner Tasche. Dafür kassierte ich einen verwirrten Blick von Mykell. Als der Mann mit seiner Freundin weiterging, stellte ich meine Handtasche wieder auf den Boden.
„Rauchst du?", fragte Mykell mich leise.
„Nein. Eigentlich nicht."
„Eigentlich?"
„Selten. Sehr selten. Wenn ich extrem viel Stress habe, dann kaufe ich mir manchmal Zigaretten und nehme zwei, drei Züge. Aber in letzter Zeit habe ich nicht mehr geraucht", antwortete ich.
Mykell sagte dazu nichts mehr, sondern zog mich enger an sich heran. Ich stellte meinen leeren Milchshake auf den Boden und legte meine Wange an seine Schulter. Wir saßen einfach nur schweigend nebeneinander und genossen das Zwitschern der Vögel und das Rauschen der Bäume. Es war wundervoll, einfach mal einen klaren Kopf zu bekommen.
„Ich glaube wir sollten langsam zurück zum Hotel", murmelte Mykell plötzlich. Ich sah auf die Uhr seines Handys und erstarrte. Es war bereits drei Uhr morgens.
Wir hatten völlig die Zeit vergessen.
Mit offenem Mund starrte ich Mykell an, der meinen Blick erwiderte. Verträumt lächelte er und strich mir eine Haarsträhne hinter das Ohr.
„Es war ein schöner Abend", hauchte er leise.
„Ja, es war wundervoll."
Mir war bewusst, dass er mich küssen würde, denn er näherte sich meinen Lippen. Ich tat nichts dagegen.
Mykell legte seine Lippen auf meine und ich ließ es geschehen. Wir küssten uns zärtlich und ich versuchte wirklich es zu genießen, aber in meinen Gedanken erschien Justins Gesicht und ich drückte Mykell sanft von mir.
„Wir sollten nichts überstürzen", murmelte ich leise. Mein Herz gehörte Justin. Auch Mykell konnte es nicht ändern, so gerne ich es auch wollte. Vielleicht irgendwann, aber an diesem Abend konnte ich mich einfach nicht komplett auf Mykell einlassen.
„Ja, du hast Recht", flüsterte Mykell leise. Er lächelte und ich wusste, dass er mir nicht böse war.
Hand in Hand gingen wir zum Auto und fuhren zurück zum Hotel.
Justins Sicht:
„Justin, wo willst du hin?!", rief Jake verwirrt, als ich in Richtung Ausgang stampfte. Vor wenigen Minuten waren Mykell und Grace durch diese Tür verschwunden und ich wollte mir gar nicht ausmalen, was die Zwei noch unternahmen. Nein, ich war nicht eifersüchtig. Aber verdammt, dieser Typ sollte seine Finger von Grace lassen!
„Ich fahr zurück zum Hotel!", keifte ich aufgebracht. Zum Glück folgte Mikey mir und hinderte mich daran mich durch die Paparazzi durchzuboxen. Er brachte mich vorsichtig zum Auto und fuhr mich zurück zum Hotel. Ich sprach kein Wort mit ihm. Die ganze Zeit hatte ich nur noch die Worte von Grace in meinem Kopf.
‚Wenn du nicht willst, dass ich mich noch mehr in dich verliebe, dann halte dich außerhalb der Bühne verdammt nochmal von mir fern!'
Dieser Satz hatte mir ein Stich ins Herz verpasst und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte.
Verzweifelt schloss ich mich in meiner Suite ein, damit mich niemand störte ich tigerte im Wohnzimmer hin und her.
Seit dem Konzert hatte ich versucht zu verdrängen, dass Grace sich in mich verliebt hatte. Sie durfte nichts für mich fühlen, denn ich würde ihr nur das Herz brechen. Ich war nicht mehr fähig eine Beziehung zu führen. Aber inzwischen war es zu spät und ich hatte ihr schon das Herz gebrochen. Niemals hätte ich mit ihr schlafen dürfen! Ich hätte jegliche Nähe zu ihr vermeiden sollen, denn dann wäre das niemals passiert. Dann wäre ich nicht schuld daran, dass Grace' Herz gebrochen war und sie mit Mykell ausging.
Verdammt.
Meine Hände zitterten wie verrückt und ich spürte die Kälte in mir aufsteigen. Schweiß bildete sich auf meiner Stirn und es fühlte sich an, als würde mein Herz gleich aufhören zu schlagen, wenn ich nicht sofort etwas gegen diese Schmerzen tat.
Verzweifelt durchwühlte ich meinen Koffer. Ich schmiss die Kleidung durch den Raum, bis ich endlich meine Rettung gefunden hatte.
Ich dachte nicht mehr darüber nach, was ich tat. Mein Kopf war leer. Mein Verstand funktionierte nicht mehr, denn ich brauchte Stoff. Ich brauchte meine Medizin, um wieder atmen zu können.
Lächelnd streute ich das weiße Pulver auf den Wohnzimmertisch und rollte mir aus einem fünf Dollar Schein ein Röhrchen, denn ich fand auf die Schnelle keinen Strohhalm.
Ich schnupfte das Kokain und schloss erleichtert die Augen, während ich den Rausch auf mich wirken ließ. Ich konnte wieder atmen. Ich konnte wieder denken. Mein Leben war wieder perfekt.
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Danke für das tolle Feedback beim letzten Kapitel! <3
Ich hoffe das neue hat euch auch gefallen :*
Freue mich auf eure Kommentare! :)
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