
Kapitel 44
Justins Sicht:
Meine Mutter betrat das Zimmer und schaute mich mit Tränen in den Augen an. Ihre Hände zitterten, weshalb sie sie in den Hosentaschen vergrub. Nervös schloss sie die Tür und stellte sich an mein Bettende, um sich mit dem Rücken gegen die Wand zu lehnen. So hielt sie genügend Abstand zu mir, konnte mich aber trotzdem direkt anschauen.
Ich brachte es nicht über das Herz ihr in die Augen zu schauen, weil ich mich unglaublich schämte, für das, was ich getan hatte. Das Schamgefühl überwältigte mich und ich musste selbst mit meinen Tränen kämpfen. Meine Mutter hatte hier absolut nichts zu suchen. Ich hatte sie enttäuscht und nach unserem Streit in meinem Haus, hatte ich nicht damit gerechnet, sie so schnell wiederzusehen. Ich wollte sie auch gar nicht sehen, weil sie mir sicherlich eine Standpauke halten wollte und das konnte ich nicht gebrauchen.
„Justin", murmelte sie leise. Das erste Wort, das sie seit unserem Streit zu mir sagte, war mein Name? Meinte sie das ernst? Ich wusste selbst wie ich hieß und hatte keine Lust mir von ihr die Predigt anzuhören, die sie bestimmt vorbereitet hatte.
„Nichts Justin, geh einfach!", sagte ich schließlich, ohne sie anzusehen. Trotzdem spürte ich ihre Nähe, denn sie starrte mich ununterbrochen an. Mein Blick glitt zum Fenster, das gerade viel interessanter war, als meine Mutter. Ich wollte doch einfach nur schlafen und morgen wieder entlassen werden, damit ich mich auf die wichtigen Dinge im Leben konzentrieren konnte. Wie zum Beispiel auf meine Tour, die in fünf Tagen startete.
„Scooter hat mich angerufen, und..."
„Geh einfach!", schrie ich noch einmal.
„Du bist fast gestorben und du willst mich jetzt wirklich wegschicken?", fragte sie mich mit zitternder Stimme. Ich holte tief Luft, weil ich sie so gerne ansehen wollte. Aber ich schaffte es nicht. Ich konnte mich nicht bei ihr entschuldigen, denn ich schämte mich in Grund und Boden. Mein Verhalten war mir absolut peinlich und ich ertrug es nicht in ihre enttäuschten Augen zu blicken. Aus diesem Grund schloss ich meine Augen und urplötzlich war ich auch schon eingeschlafen.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, starrte ich meine Mutter an, die auf dem Stuhl neben meinem Bett geschlafen hatte und ebenfalls gerade die Augen öffnete. Offensichtlich hatte sie nicht wirklich tief geschlafen.
„Justin..."
Ich schüttelte den Kopf und löste meinen Blick wieder von ihrem.
„Hau ab", zischte ich erneut. „Bitte geh einfach!"
Dieses Mal ließ sie es sich nicht ein zweites Mal sagen. Sie stand vom Stuhl auf, starrte mich noch einmal kurz an, doch dann verließ sie mit einem Schluchzen mein Zimer.
Ein Stückchen von meinem Herzen brach ab und ich musste mir wirklich die Tränen verkneifen. Sie war meine Mutter und ich liebte sie, aber ich wollte ihr nicht antun, mich zu ertragen. Sie hatte einen besseren Sohn verdient, als mich.
Grace' Sicht:
Kurz nachdem wir wieder im Ferienhaus ankamen, bemerkte ich, dass mein Handy fehlte. Natürlich hatte ich Trottel es in dem Krankenzimmer vergessen. Ich musste nachher definitiv noch einmal zum Krankenhaus fahren, um mein Handy zu holen.
„Mommy, bringst du mich ins Bett?", fragte Josi mich leise. Sie kam aus dem Badezimmer heraus und hatte ihren Daumen im Mund. Ich lächelte sie glücklich an und starrte dann zu meiner Mutter, die hinter Josi aus dem Bad kam.
„Hast du denn schon Zähne geputzt, Süße?"
Josi nickte lächelnd und meine Mutter bestätigte diese Frage ebenfalls mit einem Nicken. Dann hob ich Josi hoch und trug sie in ihr Schlafzimmer. Sie fühlte sich hier pudelwohl, aber sie hatte auch so viele Stofftiere wie möglich aus Los Angeles mitgenommen, damit sie ihren Zoo auch im Ferienhaus und im Hotelzimmer bauen konnte.
Ich legte sie in ihr Bett und deckte sie vorsichtig zu. Liebevoll strich ich über ihren kahlen Kopf und lächelte, weil sie für mich auch ohne Haare immer noch das schönste Mädchen auf dieser Welt war.
„Geht es Jussy wirklich besser?", fragte Josi mich ängstlich. Sie drückte das pinke Einhorn, das Justin ihr geschenkt hatte, an die Brust und atmete tief ein und aus.
„Justin geht es wieder besser. Du musst ihn einfach ganz oft zum Lachen bringen, dann ist er ganz schnell wieder komplett gesund", versprach ich ihr und meine Tochter strahlte über beide Ohren.
„Das schaffe ich!", murmelte sie glücklich.
Ich hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn und strich ihr mit dem Daumen über die Wange, die sich leicht rötlich gefärbt hatte. Aber zum Glück war ihre Haut nicht heiß, sodass ich keine Angst haben musste, dass sie wieder einmal Fieber hatte. Im Moment ging es ihr erstaunlich gut mit den Tabletten.
Sie nahm sie schon beinahe selbstständig nach dem Abendessen.
„Schlaf gut mein Schatz. Ich liebe dich sehr", flüsterte ich gegen ihre Lippen. Josi hauchte mir einen Kuss auf die Lippen und drehte sich auf die Seite. Sie schloss die Augen.
„Ich liebe dich auch, Mommy."
Ich blieb noch so lange an ihrem Bett sitzen und strich ihr sanft über den Rücken – was sie sehr gerne mochte – bis sie eingeschlafen war.
Dann ging ich runter ins Wohnzimmer und starrte meine Mutter und Elysandra an.
„Ich habe mein Handy im Krankenhaus vergessen, ich muss nochmal los", murmelte ich zu den Beiden und Elysandra grinste verschmitzt.
„Absichtlich vergessen?", fragte sie lachend. Ich wurde knallrot im Gesicht und biss mir auf die Unterlippe, doch dann schüttelte ich den Kopf. Es war wirklich keine Absicht, dass ich mein Handy dort liegen gelassen hatte. Meine Mutter schaute verwirrt zwischen Elysandra und mir hin und her.
„Habe ich irgendwas verpasst? Wieso absichtlich?"
„Nein! Das war nur ein Spaß von Elysandra", murmelte ich sofort, denn meine Mutter sollte keinesfalls wissen, dass ich in Justin verliebt war. Sie war ja schon ausgerastet, weil ich für ihn arbeitete. Meine Mutter sah Justin ab sofort mit anderen Augen. Für sie war er nur ein Drogenjunkie.
„Du kannst das Handy doch morgen früh holen", sagte meine Mutter schließlich. Ich sah zu Elysandra, die immer noch ein Grinsen im Gesicht hatte. Genervt verdrehte ich meine Augen und stampfte in die Küche.
„Ja, ich wollte morgen früh sowieso mit Josi wieder ins Krankenhaus, bis er entlassen wird. Habe Mikey versprochen ihn abzuholen, weil Mikey morgen früh ins Fitnessstudio fahren wollte", erklärte ich den Beiden schließlich.
„Und wie willst du Justin ohne Bodyguard aus dem Krankenhaus rauskriegen?", wollte Elysandra verwirrt wissen.
„Wir kriegen das schon irgendwie hin, denke ich", antwortete ich lächelnd und verschwand endgültig in der Küche, um mir eine Fanta zu holen.
In dieser Nacht schlief ich absolut unruhig, weil ich einen furchtbaren Albtraum hatte, in dem die Ärzte Justin nicht reanimieren konnten. Ich heulte, sobald ich aufgewacht war und dann rief Josi auch noch nach mir, die nachts gespuckt hatte.
Es war wirklich eine schlimme Nacht, aber umso besser war der Morgen, denn Josi ging es wieder besser. Sie hatte ordentlich gefrühstückt und stand angezogen vor der Tür, damit wir endlich zu Justin fuhren. Ihr Einhorn nahm sie mit. Manchmal verfluchte ich die Nebenwirkungen dieser Medikamente wirklich, denn ich hasste es, dass Josi manchmal total gut drauf war und im nächsten Moment musste sie sich übergeben.
Ich band mir noch schnell meine Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen und tapste mit meiner Tochter zu Justins Ferienhaus, wo Mikey mir den Schlüssel für den Wagen übergab. Dann verabschiedete er sich von mir, damit er mit den Tänzern ins Fitnessstudio gehen konnte und ich schnallte meine Tochter auf dem Rücksitz an.
Als wir das Krankenhaus erreicht hatten, parkte ich relativ nahe am Haupteingang, vor dem sich hunderte Paparazzi und Fans versammelt hatten. Zum Glück war ich noch nicht so bekannt, dass ich mich verstecken musste. Ich hob Josi auf den Arm, presste sie eng an meinen Körper und schlich mich seitlich an den Fotografen vorbei ins Krankenhaus.
Lächelnd gingen wir zu Justins Zimmer.
Als ich gerade runter zu meiner Tochter schaute, rannte eine Frau gegen uns und entschuldigte sich auch sofort. Josis Kinnlade klappte herunter, als sie zu der Frau hinauf starrte.
Die Unbekannte blieb abrupt stehen und starrte mich an. Sie hatte Tränen in den Augen und ihr Make Up war ein bisschen verschmiert. Dann schaute sie mit offenem Mund zu Josi, dann wieder zu mir und anschließend durch das Fenster zu Justin, der immer noch im Krankenbett lag.
Ohne ein Wort zu sagen, drängelte die Frau sich an uns vorbei und Josi starrte ihr hinterher. Sie zog aufgeregt an meinem Hosenbein und sprang auf und ab.
„Das war Pattie! Justins Mommy!", brüllte sie durch den ganzen Krankenhausflur. Justins Mum drehte sich noch einmal um.
„Okay?", murmelte ich verwirrt, denn die Situation war ein wenig seltsam gewesen. Unsicher betrat ich mit Josi das Zimmer von Justin und Josi rannte sofort zu ihm, um ihm auf das Bett zu springen.
„Ich habe deine Mommy gesehen!", sagte sie aufgeregt.
Justin sah sie mit einem ausdruckslosen Blick an und nickte.
„Was macht ihr hier?", fragte er schließlich und als er mich sah, zauberte sich ein Lächeln auf seine Lippen.
„Ich habe mein Handy gestern vergessen und meine Kleine konnte es kaum erwarten dich wiederzusehen. Außerdem holen wir dich heute ab, weil Mikey beschäftigt ist."
Justins Mund öffnete sich.
„Wir müssen ohne Mikey hier raus?"
Ich nickte unsicher und setzte mich neben ihn auf das Bett. Justin ergriff sofort meine Hand und drückte sie leicht. Mein Herz machte einen Satz.
„Wir schaffen das schon, Justin."
Er lächelte mich überglücklich an und es war ein schönes Gefühl, dass er wegen mir lächelte.
Justin wurde noch einmal vom Arzt untersucht und wir mussten im Flur auf ihn warten, aber als er das Krankenzimmer verließ, schlang Josi sofort ihre Arme um seine Beine und starrte zu ihm hoch. Justin hob sie auf seinen Arm und küsste ihre Wange.
„Dann wollen wir mal dieses blöde Krankenhaus verlassen!"
Netterweise zeigte uns eine Krankenschwester einen Hinterausgang, wo nur wenige Paparazzi standen. Wir rannten gemeinsam los bis zu dem Van und versuchten das Klicken der Kameras zu ignorieren. Als wir im Auto saßen, verdeckte Justin sein Gesicht mit den Händen und ich startete schnell das Auto. Erst, als wir in Ruhe auf der Straße fuhren, setzte Justin sich vernünftig aufrecht hin und atmete tief ein und aus. Trotzdem schwieg er die gesamte Fahrt über und sprach erst wieder, als wir hinter verschlossenen Türen in seinem Haus waren.
Josi und ich blieben den ganzen Tag über bei Justin in der Villa. Er hatte in dem Haus eine Playstation und spielte ein bisschen mit Josi ein Kinderspiel, während ich das Abendessen kochte. Da Justin nicht kochen konnte, hatte ich mich bereit erklärt, etwas vorzubereiten.
Da Josi am liebsten Nudeln aß, machte ich ganz fix Nudeln mit Tomatensauce.
Wir aßen gemeinsam, lachten sehr viel zusammen. Justin wurde wirklich gut von Josi abgelenkt und sie hatte es sich wirklich zur Aufgabe gemacht, ihn so viel wie möglich zum Lachen zu bringen.
Als wir uns abends von ihm verabschieden mussten, weil Josi ins Bett musste, hielt er mich an der Hand fest und zog mich an sich heran.
Seine Hände legte er an meine Hüfte und sein Atem war nahe an meinem Gesicht zu spüren.
„Kann ich mit zu euch kommen und über Nacht bleiben?", murmelte er hoffnungsvoll. Ich zog meine Augenbrauen hoch und schluckte laut hörbar. Justins Nähe machte mich so verdammt nervös und ich hatte schon wieder diesen Drang ihn zu küssen.
„Warum?", fragte ich ihn leise.
Justin sah mir tief in die Augen und seufzte. Er zeigte mir seine Hände und ich sah das starke Zittern.
„Ich habe Angst etwas Dummes zu tun, wenn ich alleine bin. Ich... brauche deine Nähe, um stark zu bleiben."
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Ich hoffe euch gefällt das Kapitel :)
Ich weiß nicht wann das nächste kommt, weil ich bis Samstag in London bin :)
Freue mich auf eure Kommentare! <3
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