
Kapitel 29
Justins Sicht:
Wir waren keine fünf Minuten im Club, da saßen wir auch schon an der Bar und hatten uns einen Jack Daniels auf Eis bestellt. Umso öfter man Whiskey pur trank, desto geschmackvoller wurde es. Man gewöhnte sich an das Brennen im Hals. Whiskey wirkte sehr schnell bei mir, weshalb es eine gute Idee war, dieses Getränk zu bestellen.
Als wir den zweiten Drink bestellten, stieß Josh mich mit seinem Ellbogen an und zeigte nach rechts.
„Schau dir mal das Mädel dahinten an. Die Blonde. Die ist geil, Alter", sagte er schließlich. Ich starrte sie an und e wunderte mich nicht, dass auch ihr Blick auf mich gerichtet war. Sie wickelte eine Haarsträhne verführerisch um ihren Finger und biss sich auf die Unterlippe. Normalerweise hätte ich sie jetzt angesprochen und wäre wenig später mit ihr entweder nach Hause oder auf die Toilette verschwunden, doch heute hatte ich überhaupt keine Lust darauf eine Frau aufzureißen.
Meine Brust schmerzte bei dem Gedanken. Es fühlte sich wie Betrug an. Aber wen betrog ich überhaupt? Ich war an niemanden gebunden und konnte tun und lassen was ich wollte. Aber eine andere blonde Schönheit kam mir in den Kopf und ich schüttelte den Kopf.
„Die ist nicht mein Typ", sagte ich zu Josh und wandte mich wieder meinem Jack Daniels zu, der mir langsam nicht mehr stark genug war. Ich brauchte mehr.
„Na wenn sie nicht dein Typ ist, dann werde ich sie mir später klarmachen", murmelte Josh grinsend. „Oder du brauchst etwas, um dich locker zu machen."
Er warf ein Tütchen auf den Tresen, in dem weißes Pulver drin war. Panisch griff ich danach und steckte es in meine Hosentasche.
„Bist du bescheuert? Du kannst das doch nicht einfach auf den Tresen schmeißen!", zischte ich und sah mich schnell um, ob irgendwer das Kokain entdeckt hatte. Wenn wir damit erwischt wurden, dann konnte ich mich von meiner Karriere verabschieden, weil ich im Knast landen würde. Aber vermutlich musste ich vorher noch in eine Entzugsklinik.
„Entspann dich, Justin", murmelte Martin auf einmal. Er stieß mir mit einer Faust leicht gegen den Oberarm und hob sein Glas um mit uns anzustoßen. Er hatte recht, ich musste mich entspannen.
„Hey, Justin", sagte auf einmal eine Stimme, die weder Martin, noch Josh gehörte. Ich drehte mich nach links und schaute meinem Tänzer, Jake in die Augen. Verwirrt runzelte ich die Stirn.
„Was machst du denn hier?"
Jake zeigte neben sich und ich erstarrte. Ihre Augen zogen mich in einen Bann, aus dem ich mich nicht mehr befreien konnte. So sehr ich auch versuchte, meinen Blick von ihr zu lösen, es war unmöglich. Grace leckte sich über die Lippen und schüttelte den Kopf, als sie in ihr Glas starrte. Ich schaffte es nur mühsam, nicht wieder ihren Blick auf mich lenken zu wollen.
„Wir feiern. Nick und Aubree sind auch hier", erklärte Jake mir grinsend.
Vermutlich hatte er keine Ahnung, dass Nick und ich immer noch nicht miteinander redeten und dass diese zwei Personen gerade die letzten waren, die ich sehen wollte. Ich starrte auf die Tanzfläche und erkannte Aubree sofort. Sie war schließlich nicht zu übersehen, mit ihren roten Haaren.
Ihre Arme hatte sie um Nicks Hals geschlungen und sie lächelte ihn überglücklich an. Ein Messer wurde durch mein Herz gerammt. Zumindest fühlte es sich so an. Ich sah wieder zu Grace, die sich inzwischen einen Cocktail bestellt hatte und mein Herz schlug schneller.
Es machte mich verrückt, dass Aubree und Grace hier waren.
Ich wusste nicht, was ich denken und fühlen sollte. Meine Gedanken überschlugen sich. Mein Verstand drehte völlig durch und ich empfand Wut, als Nick mit seiner schwangeren Freundin zu Grace ging.
Wütend stellte ich mein Whiskeyglas auf den Tisch und ging zu der Gruppe hin. Nick war gerade in ein Gespräch mit Jake verwickelt, weshalb ich die Initiative ergriff. Ich nahm Aubrees Hand in meine und zog sie ein Stück von den Anderen weg.
Sie sah mich mit großen Augen an und fasste sich automatisch an ihren Bauch, als wir stehenblieben.
„Was hast du hier zu suchen?", fragte ich sie aufgebracht. Ich konnte meinen Blick nicht von ihrem Bauch lösen, denn die Wölbung war noch größer geworden. Es war eine gefühlte Ewigkeit her, seit ich sie das letzte Mal sah.
„Ich verbringe einen Abend mit meinen Freunden", murmelte sie leise.
„Du bist schwanger und hast in einem Club nichts zu suchen, Aubree", flüsterte ich schließlich. Ich ging einen Schritt auf sie zu und legte meine Stirn an ihre. Mit geschlossenen Augen atmete ich ihr Parfüm ein und erinnerte mich daran, wie oft ich dieses Parfüm in der Vergangenheit gerochen hatte.
„Du hast kein Recht, dich darüber aufzuregen, was ich tue und was nicht. Du hast mich vom Training ausgeschlossen und den Kontakt abgebrochen", erklärte Aubree mir mit verletzter Stimme.
Diese Aussage schmerzte nicht so sehr, wie es eigentlich schmerzen sollte. Mein Herz drehte auch nicht so sehr durch, wie sonst, wenn ich ihr in die Augen sah. Meine Gefühle für sie reduzierten sich.
Ich starrte nach rechts und sah, dass Grace uns beobachtete. Mein Herz machte einen Sprung.
Dann sah ich zu Aubree und spürte Schmerz und Eifersucht.
Ich hielt mir die Hände an meine Schläfen und schüttelte hilflos den Kopf. Bevor ich irgendetwas tun konnte, riss Nick mich von seiner Freundin weg und drückte mich gegen den Tresen.
„Lass die Finger von ihr, Justin!", schrie er aufgebracht.
Ich schubste ihn von mir, weil ich keine Schlägerei anfangen wollte.
„Sie gehört dir, Nick."
Mit erhobenen Kopf stellte ich mich vor Grace und das andere Mädchen, das mich mit großen Augen ansah.
„Hey Justin, ich bin Elena. Ihre beste Freundin", murmelte sie und deutete auf Grace. Diese trank einfach nur große Schlucke aus ihrem Cocktail, den sie sich doch niemals leisten konnte. Die Getränke hier kosteten ein Vermögen.
„Die Getränke gehen auf mich", murmelte ich leise. Ich bestellte mir noch einen Whiskey und nahm ihn ein paar Sekunden später dankend entgegen.
„Jake hat uns schon angeboten die Drinks zu bezahlen, aber danke", murmelte Grace leise. Ihre Stimme glich die eines Engels. Ich war eindeutig verwirrt und konnte nicht mehr klar denken. Meine Hände begannen zu zittern.
Da wir vom Teufel sprachen, erschien Jake auch schon neben mir und hielt Elena seine Hand hin.
„Würdest du mit mir tanzen?"
Sie strahlte über das ganze Gesicht und ging mit meinem Tänzer auf die Tanzfläche. Grace sah den Beiden lächelnd hinterher. Da jetzt endlich der Hocker neben ihr frei war, setzte ich mich direkt dahin und bekam eine Gänsehaut, als meine Hand ihr Knie streifte.
„Was läuft denn da zwischen deiner besten Freundin und Jake?", fragte ich sie neugierig.
Grace zuckte mit den Schultern und nahm noch einen Schluck von ihrem Cocktail.
„Sie findet Jake total süß und ich glaube Jake mag sie auch."
Schweigen entstand zwischen uns, aber Grace brach diese unangenehme Stille ziemlich schnell.
„Was war das gerade zwischen Aubree und dir?"
Vermutlich meinte sie die Situation, in der meine Stirn an Aubrees Stirn gelehnt hatte und ich tatsächlich darüber nachgedacht hatte, sie zu küssen.
„Das war gar nichts. Ich finde es nur nicht okay, dass sie trotz der Schwangerschaft hier ist."
Grace nickte und stellte ihr leeres Glas auf den Tresen. Ich bestellte ihr noch ein Getränk. Etwas Stärkeres als vorher, aber das musste sie ja nicht wissen. Vielleicht war es asozial von mir, ihr dabei zu helfen, sich schneller zu betrinken, aber so konnte ich sie vielleicht besser kennenlernen. Vielleicht wurden unsere Gespräche dann ein bisschen lockerer und die Stimmung zwischen uns war nicht mehr so angespannt.
„Du liebst Aubree noch immer, oder?", fragte Grace mich auf einmal.
Keine Ahnung, was ich darauf antworten sollte. Vermutlich würde ich immer Gefühle für Aubree haben, aber das konnte ich Grace nicht sagen.
„Ich weiß nicht, ob ich es noch Liebe nennen kann."
Damit war unser Gespräch wieder beendet. Es fiel mir heute unglaublich schwer mich mit ihr zu unterhalten. Vielleicht lag es an der vergangenen Nacht, in der wir kuschelnd auf der Couch gelegen haben.
Auf einmal kam Josh zu uns und grinste Grace glücklich an. Er war eindeutig betrunken, dass erkannte ich auf Anhieb.
„Ich bin Josh. Du musst das Mädchen sein, das Justin davon abgehalten hat eine heiße Blondine flachzulegen!"
Ich starrte ihn mit offenem Mund an, denn diese Aussage hätte er sich sparen können. Grace schluckte laut hörbar und nahm einen großen Schluck von ihrem Getränk.
„Justin, kommst du mal mit?", fragte Josh mich schließlich. Er deutete auf meine Hosentasche, in der ich die Drogen versteckt hatte. Seufzend stand ich vom Barhocker auf und öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, aber ich wusste nicht was ich sagen sollte, deshalb ging ich einfach mit Josh mit.
Grace' Sicht:
Es musste schon sehr spät sein, denn meine Augen brannten so langsam vor Müdigkeit und gleichzeitig sah ich extrem verschwommen, auch wenn das vermutlich vom Alkohol kam. Ich hatte viel zu viele Drinks getrunken und mein Kopf dröhnte ein wenig. Elena hatte mich auf die Tanzfläche gezerrt und es fiel mir sehr schwer, mich vernünftig zu bewegen.
„Jake ist echt so süß!", schwärmte Elena aufgeregt. Ich nickte und starrte durch den Club, auf der Suche nach einem bestimmten Mann. Doch er schien gegangen zu sein, denn egal wo ich hinsah, ich konnte Justin nirgends entdecken.
Bis ich auf einmal zwei Hände an meiner Hüfte spürte. Elena grinste mich verschmitzt an, weshalb ich mir denken konnte, wer hinter mir stand. Mühsam drehte ich mich um, schwankte ein bisschen, aber Justin packte meine Hüfte und hielt mich fest.
„Ich bin wohl nicht der Einzige, der zu viel getrunken hat", lallte Justin schließlich. Er verzog seine Lippen zu einem Lächeln und ich konnte dieses Lächeln nur erwidert.
„Tanzt du mit mir?", fragte er schließlich. Da wir sowieso schon auf der Tanzfläche standen, begann ich mich zum Takt der Musik zu bewegen. Ich kannte das Lied nicht, aber es war perfekt um sich sexy zu bewegen und die Hüfte ein bisschen kreisen zu lassen. Justin drehte mich an der Hüfte um und zog mich an sich, sodass mein Hintern an seinen Schritt gepresst wurde und ich mich mit dem Rücken gegen seine Brust lehnen konnte. Sein Kinn ruhte auf meiner Schulter und seine Arme umschlossen mich von hinten, sodass seine Hände auf meinem Bauch ruhten. Eng umschlungen bewegten wir uns. Ich spürte seinen Atem an meinem Hals, spürte das Kribbeln in meinem Unterleib und musste mich wirklich zusammenreißen, nicht zu sabbern.
Unsere Bewegungen passten perfekt zusammen. Wir verstanden uns offenbar blind und ich fragte mich kurz, ob wir uns auch im Bett so gut verstehen würden. Schnell schüttelte ich den Gedanken beiseite und drehte mich wieder um, damit ich meine Arme um seinen Hals schlingen konnte.
Seine Pupillen waren geweitet, was bedeutete, dass er gekokst hatte. Sein Atem roch extrem nach Whiskey. Aber es spielte gerade keine Rolle. Ich konnte nur seine vollen Lippen anstarren, die er mit der Zunge leicht anfeuchtete.
„Grace? Es gibt da etwas, dass ich schon gestern Abend tun wollte", hauchte Justin auf einmal gegen meine Lippen. Meine Fingerspitzen krallten sich in seinen Nacken, denn ich wusste was jetzt kam. Ich verfluchte den Alkohol. Ohne Alkohol würde ich noch einen klaren Verstand haben und das nicht zulassen. Aber ich war betrunken. Justin ließ meine Gefühle verrücktspielen.
Und ich konnte ihn einfach nicht wegstoßen, als seine Lippen meine trafen.
Seine Lippen waren weich und schmeckten nach Alkohol und trotzdem war es der berauschendste Kuss, den ich jemals in meinem Leben gehabt hatte. Er vertiefte den Kuss, indem er mit seiner Zunge über meine Unterlippe strich und wartete, dass ich die Vertiefung des Kusses zuließ.
Er küsste mich mit purer Verzweiflung und voller Entschlossenheit und es gelang ihm, diese vermischten Emotionen in unglaubliche Zärtlichkeit zu hüllen. Es war viele Jahre her, dass ich eine solche Intensität spürte und das wollte ich nicht einfach beenden.
Wir atmeten schwer, holten kurz Luft, bevor unsere Lippen wieder aufeinanderlagen.
Seine Hände krallten sich an meinem Rücken in den Stoff meines Kleides, welches vermutlich am Ende dieses Kusses total zerknittert aussehen würde.
„Komm mit", hauchte Justin auf einmal. Ich ließ es mir nicht zweimal sagen und griff nach seiner Hand, die mich tatsächlich auf die Toilette des Clubs führte. Mein Verstand setzte einfach komplett aus und ich sehnte mich nach Justins Lippen. Er drückte mich gegen die kalte Fliesenwand und presste seine Lippen wieder auf meine. Sein Körper berührte meinen und ich schlang ein Bein um seine Hüfte, welches er fest entschlossen unter meinem Oberschenkel festhielt. Er berührte meinen Hintern, spürte meine nackte Haut, da ich nur einen Hauch von Nichts trug.
Unsere Zungenspitzen berührten sich. Der brennende Geschmack von Whiskey breitete sich in meinem Mund aus, aber das war mir egal. Justin küsste mit so einer Leidenschaft, dass ich drohte einfach umzukippen. Meine Knie fühlten sich an wie Wackelpudding, weshalb ich ganz froh war, dass Justin mich festhielt.
„Grace...", stöhnte er leise und auf einmal wurde ein Schalter in meinem Kopf umgelegt. Ich musste daran denken, wie er mich geschlagen hatte. Wie er mich dazu zwingen wollte, mit ihm zu schlafen. Verdammt, wenn ich nicht aufhörte, dann landete ich wieder betrunken mit einem Typen im Bett und würde mich an nichts erinnern können.
Ich drückte Justin von mir weg und sah in seine dunklen Augen. Er atmete schwer, hielt sich eine Hand an seinen Brustkorb und leckte sich über die Lippen.
„Ich sollte nach Hause", murmelte ich leise und verschwand aus der Toilette.
Schnell suchte ich meine beste Freundin, die sich schon wieder ausgiebig mit Jake unterhielt. Seit Justin mich angetanzt hatte, war sie zurück zu ihrer neuen Bekanntschaft gegangen.
Ich zog sie an der Hand weg.
„Was ist los, Grace?", fragte sie mich verwirrt. Ich drehte mich noch einmal um und sah einen verwirrten Justin über die Tanzfläche gehen.
„Ich muss hier weg. Sofort."
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Da ihr so liebe Kommentare schreibt und ich sooo gespannt bin, wie ihr auf dieses Kapitel reagiert, dachte ich, ich lade heute schon wieder hoch :p
Freue mich auf eure Kommentare <3
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