11. Kapitel
JANES SICHT
Mit geradem Rücken gehe ich in die Halle. Jeder starrt mich an. Sie sehen ein geschlagenes Mädchen. Ein Mädchen, das verweint ist. Dennoch ein Mädchen, das sich nichts anmerken lässt. Ein Mädchen, das stark ist, doch der Schein trügt.
Sie denken, ich bin stark. Doch bin ich genau das Gegenteil. Keiner wird es mir glauben.
Ich ignoriere das Getuschel, die Augen, die mich angaffen. Sollen sie denken, was sie wollen. So etwas lässt mich richtig kalt. Über mein Aussehen können sie tuscheln wie sie wollen. Wüssten sie nur den Grund, warum ich so aussehe...
Als wäre nichts, fange ich an zu essen. Harry sitzt zufälligerweise neben mir. Am liebsten würde ich unbeschwert ein Gespräch anfangen, doch sind die Zeiten vorbei. Nach drei Tagen. Immerhin waren es drei Tage. Besser als nichts. Es hätten viel mehr werden können, doch musste es ja anders kommen.
Komischerweise sitzen Harrys "Anhänger" nicht neben ihn, sondern etwas weiter vorne des Tisches.
Warum sitzt er nicht neben den beiden?
Hätte ich sowas wie Freunde, würde ich fast meine ganze Zeit bei denen verbringen. Ich werde nie Freunde haben. Jetzt erst recht nicht. Ohne mit jemanden zu reden kann man schlecht eine Freundschaft auf bauen.
Einen Blick spüre ich auf mir.
Ich prüfe nach ob es stimmt.
Meine Mutter guckt mich mit ihren Todesblick an, dabei vergisst sie ganz, etwas zu essen. Vielleicht wird sie dadurch etwas schlanker. Ihr würde es nicht schaden, ein paar Pfunde weniger auf den Hüften zu haben.
Sie ist jetzt nicht fett, aber normal gebaut auch nicht. Es gibt definitiv dünnere, so wie auch dickere.
Worüber mache ich mir gerade Gedanken? Jetzt nicht wirklich über die Figur meiner Mutter?
Ich schüttel den Kopf, um diese Gedanken zu vertreiben.
Meine Haare schlagen Harry ins Gesicht. Er dreht sich überrascht zu mir um. Vorher hatte er mir den Rücken zugekehrt.
Der Blick meiner Mutter wird von Böse zu amüsiert.
Sie freut sich, wenn Harry jetzt mit mir anfängt zu reden, weil ich dann entscheiden muss, was ich dann mache.
Hoffentlich fängt er kein Gespräch an.
"Hey Jane. Wie geht es dir. Du siehst nicht wirklich gut aus. Kann ich dir helfen?", fragt Harry flüsternd.
Mist!
Was soll ich den jetzt tun?
Starr gerade aus gucke ich die Wand an. Der Typ, der gegenüber von mir, sitzt denk jetzt auch sonst was von mir. Aber was soll ich den machen?
"Kannst du mir meine Fragen nicht beantworten?", fragt mich Harry nochmal etwas.
Tränen sammeln sich in meinen Augen. Was soll ich nur tun?
Eine Träne läuft mir die Wange runter, bis sie lautlos auf dem Teller landet.
Neben mir zieht Harry die Luft ein.
Ich merke, wie die Tränen immer mehr werden. Ich kann sie nicht stoppen. Wie viele Tränen muss ich noch vergießen? Haben die bisherigen Tränen nicht schon gereicht?
Bevor noch jemand meine Tränen sieht verschwinde ich. Bevor ich die Halle verlasse gucke ich in das Gesicht meiner Mutter. Sie guckt mich selbstgefällig und stolz an. Ich kann es nicht fassen. Eine Mutter ist stolz auf sich, dass sie ihre Tochter zum weinen bringt.
Mir wird von ihrem Anblick schlecht.
Ich laufe so schnell es geht zu einem Klo. Dort breche ich erstmal mein ganzes Frühstück aus. Da bin ich unnötig zum Frühstück gegangen.
Wieder verspüre ich Übelkeit.
Insgesamt übergebe ich mich fünf mal in die Toilette, bis ich glaube, dass nichts mehr raus kommt
Erschöpft schaue ich in den Spiegel. Ich halte mich am Waschbecken fest. Mir ist schummrig.
Immer geht es mir schrecklich wegen meiner Mutter. Entweder weil sie mir etwas antut, oder es genießt, dass ich Schmerzen habe oder leide. So etwas kann ich nicht verstehen.
Ich sehe einfach schlimm aus. Meine Kräfte sind verschwunden. Innerhalb von drei Tagen. Wie soll es weiter gehen? Ich weiß es nicht.
Wut kocht in mir auf. Meine Sicht verschwimmt wieder. Tränen laufen mir über die Wange. Diesmal sind es Tränen der Wut.
Mit ganzer Kraft schlage ich gegen den Spiegel. Dieser zerschsplittert in tausend Scherben. An meiner Hand läuft Blut runter. Es tut im ersten Moment nicht weh, doch dann brennt es wie Feuer. Es ist kein Vergleich zu meinen Handgelenken. Die Feder ist schlimmer, nicht nur weil es mich anders verletzt. Die Spiegel-Wunde könnte ich heilen. Es ist nur ein einfacher Zauber. Ich will es aber nicht.
Ich halte meine Hand unter den Wasserhahn. Kaltes Wasser strömt auf die Wunde. Es brennt scheußlich.
Meine Beine geben nach. Ungehindert falle ich auf den Boden. Ich kann mich nicht mehr auf den Beinen halten. Der Blutverlust und Schlafmangel spürt mein Körper sehr. Er ist am Ende.
Meine Tränen tropfen auf das Blut. Das Blut strömt weiter. Wie viel Blut muss man vergießen, um zu sterben? Wie viel halte ich noch aus?
Wird jemand mich suchen kommen, weil ich nicht im Untericht bin? Hat der Untericht überhaupt schon angefangen?
Ich bezweifle, dass mich jemand suchen wird. Wer würde mich denn schon vermissen? Meine Eule würde es. Keks würde der einzige sein.
Die Tür öffnet sich und jemand kommt rein. Ich will nicht, dass mich jemand so sieht. Man soll mich stark sehen. Man soll meine Maske sehen. Man soll mich sehen, so wie ich nicht bin.
Die Person flüstert etwas. Der Schmerz in meiner Hand verschwindet. Nicht ganz, aber ein bisschen. Vor mir tauchen schwarze Punkte auf.
"Jetzt werde bloß nicht ohnmächtig", ermahne ich mich selbst.
Es bringt nichts. Immer mehr wird meine Sicht weniger, bis sie ganz verschwunden ist.
Ich merke wage, wie mich jemand hoch hebt.
Mein letzter Gedanke, bevor ich in der kompletten Dunkelheit abtauche, ist: "Nur nach drei Tagen bin ich am Ende meiner Kräfte"
UNBEKANNTE SICHT
Ich gehe Jane, nach einem kleinen Vorsprung, nach. Von weitem habe ich ihre Tränen gesehen. Blasser als vorher ist sie im Gesicht. Bevor Jane schnell die Halle verlassen hat, hat sie ihre Mutter angeguckt. In ihrem Gesicht war stolz zu erkennen.
Ich sie stolz, dass ihre Tochter weint?
Diese Frau ist einfach nur komisch. Komisch und verrückt. Fehlt nur noch, dass sie bescheuerte Regeln auf stellt, wie Musik ist während des Unterrichts untersagt. Wer hört während des Unterrichts schon Musik?
In einem Klo finde ich Jane. Sie liegt wie Tod auf dem Boden. Nur an dem Ein- und Ausatmen kann man erkennen, dass sie noch lebt.
Tausende Splitter liegen auf dem Boden. Ein Spiegel an der Wand ist kaputt. Es sieht so aus, als ob jemand dagegen geschlagen hat. Aus Janes Hand fließt Blut.
Sofort reagiere ich. Ich hole mein Zauberstab raus und heile ihre Wunde so gut es geht. In sowas bin ich nicht wirklich gut.
Danach hebe ich sie hoch. So schnell es geht bringe ich sie zum Krankenflügel. Zum Glück ist keiner in den Gängen, weil sie noch beim Frühstück sind.
"Madame Pomfrey. Kommen Sie schnell. Ich brauche Hilfe!", rufe ich.
Sofort kommt sie angelaufen.
Ich lege Jane auf ein Bett. Pomfrey fängt sofort an, Jane zu behandeln. Sie fragt mich Sachen, die ich nicht beantworten kann.
Freiwillig gehe ich in den Untericht. Ich will nicht, dass Jane weiß, wer sie zum Krankenflügel gebracht hat. Erstmal will ich geheim bleiben.
Hallöschen.
Habt ihr irgendwelche Verbesserungsvorschläge?
Oder gefällt euch etwas nicht?
Findet ihr das mit der Unbekannten Sicht gut?
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