Jungkook

Fasziniert betrachte ich den grauhaarigen Jungen vor mir.

Eifrig löst er eine Formel nach der nächsten, kaut dabei nachdenklich auf seiner Lippe. Das letzte sehe ich zu meinem Bedauern von hier hinten nicht, aber Namjoon war so lieb und hat mir ein Foto geschickt, als er nicht aufgepasst hat. Ich habe keine Ahnung warum mich dieser Junge so fasziniert, was nichtmal unbedingt an den auffälligen Haaren oder dem Rollstuhl liegt, sondern viel mehr an dieser positiven Einstellung, die sogar unser Freigeist Taehyung manchmal nicht aufbringen kann.

Das Läuten der Klingel zur Frühstückspause lässt mich aus den wirren Gedanken schrecken. Schnell packe ich mein Zeug zusammen um mit meinen Freunden zusammen nach draußen und runter in die Mensa zu gehen. Dort warten Jin und Yoongi bereits auf uns. "ihr seid aber heute echt langsam.", beschwert sich der Älteste von uns, doch Namjoon bringt ihn mit einem kurzen Kuss wieder zum Lächeln.

Die Beiden sind jetzt seit knapp einem Jahr zusammen und ich bin mir ziemlich sicher, das sie irgendwann heiraten werden. Obwohl Jin eine kleine Diva und Namjoon einfach der schusseligste Mensch auf Erden ist, scheint ihre Beziehung trotzdem zu funktionieren, was mich sehr für sie freut. Immerhin sind sie schon für mich da, seit ich in der fünften Klasse auf diese Schule gekommen bin. Nun sind Tae, Namjoon und ich in der elften, Yoongi und Jin sogar schon in der zwölften.

Ein vorsichtiges Antippen meiner Schulter lässt mich den Kopf drehen. "Ist hier noch frei?", fragt Jimin mich mit leicht geröteten Wangen. Etwas überfordert sehe ich in die Runde und nicke dann, nachdem niemand so aussieht, als würde es ihm etwas ausmachen. Glücklich lächelt der Grauhaarige und rollt zu dem freien Stuhl neben mich, dann stützt er sich mit den Armen hoch und wechselt erstaunlich geschmeidig den Platz. "Ihr zwei seid nicht in meiner Klasse oder? Ich bin Jimin.", begrüßt er Jin und Yoongi, die ihre Überraschung besser wegstecken als ich. Höflich stellen auch sie sich vor, dann beginnen wir schweigend zu essen. Irgendwie scheint niemand von uns ein Gesprächsthema zu haben.

Taehyung ist der Erste, der seine Stimme wiederfindet. "Wie kommt es, das du mitten im jahr zu uns wechselst?", fragt er Jimin neugierig, weswegen er von Jin unter dem Tisch einen festen tritt gegen das Schienbein erhält. Der Grauhaarige hebt überrascht den Kopf und legt kurz seine Stäbchen weg. "Ich bin eigentich schon anfang dieses Jahr von Busan hierher nach Seoul gezogen, aber viele Schulen wollen keine Behinderten aufnehmen, weil die Versicherung das oftmals nicht mitmacht. Deswegen wurde ich in der Zeit von Zuhause unterrichtet.", erklärt er schulterzuckend und fischt seine Flasche aus dem Rucksack, der hinten an seinem Rollstuhl hängt.

Erstaunt, wie offen er darüber spricht, sehe ich zu ihm. Wieder kehrt Stille ein, doch Jimin scheint das nicht zu stören. Während er den Reis aus seiner Lunchbox isst, liest er sich die Zettel durch, die hier jeder neuer Schüler bekommt. "Du kannst dir dein Essen auch frisch von der Ausgabe holen, dann musst du dir früh nicht extra etwas einpacken.", schlägt Taehyung vor, weswegen ich mir innerlich die Hand gegen die Stirn schlage.

Statt sich wie erwartet angegriffen zu fühlen, lacht Jimin bloß. "Wenn du ein Mittel kennst, was mich über Nacht einen Meter wachsen lässt, gern.", meint er belustigt. Mein bester Freund schaut allerdings ziemlich doof drein, versteht das Problem nicht. "Tae, der Tresen ist zu hoch für ihn. Wie die Dosen mit den Pfirsichen im Supermarkt, an die du auch nie rankommst weil sie ganz oben stehen.", hilft Jin ihm auf die Sprünge. Seine Augen werden groß und die Wangen dunkelrot vor Scham. "Oh Gott, das tut mir so leid! Ich muss erst noch lernen nachzudenken bevor ich spreche.", entschuldigt er sich hastig, was Jimin nur lachend abwinken lässt.

"Schon gut, ich musste mich auch erst dran gewöhnen." 

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Was Jimin wohl damit meint? Und ob die Gruppe ihn bei sich aufnehmen wird? Oder muss er ganz allein klarkommen? Wir werden sehen 🌚

안녕❤️