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48 | Insel

Ayaz Pov:

Vollkommen aus der Puste fasste ich mir an mein rasendes Herz. Meine Augen richteten sich zum Himmel auf. So klar und wolkenlos, doch keine Spur mehr von Nives hier am Flugplatz.

"Es tut mir leid. Ich hab dich sofort angerufen, als sie hier-"

Ohne meinen Freund ausreden zu lassen, stürmte ich an ihm vorbei zurück zu meinem Motorrad. Ich nahm mein Handy und schrieb Nives einige Nachrichten, um anschließend meinen Helm anzuziehen. Unbändige Wut loderte in mir auf. Dieser Serafino war gut darin sie zu manipulieren...  doch es war meine Schuld, dass sie so leicht auf ihn reinfiel.

"Ayaz!" Ich startete den Motor und raste los, ohne mich nochmal umzudrehen. Mein Herz pochte vor Schmerz. Von Selbsthass getrieben. Ich dachte, ich müsste alle um mich herum zufrieden stellen. War der Hoffnung, es würde irgendwas alles gut werden. Zu spät wurde mir erst bewusst, dass ich nur glücklich sein konnte, wenn sie es auch war. Scheiß auf alle anderen!

Mein Weg führte mich direkt zur Villa. Der Pförtner öffnete mir das Tor und ich stellte meine Maschine im Schatten ab. Auf direktem Weg suchte ich das Innere auf, doch im ersten Moment wirkte diese vollkommen verlassen. Eine merkwürdige Stille umgab mich. Jeder Schritt hallte an den Wänden wider.

Ich durchquerte den Hauseingang und trat langsam ins leere Wohnzimmer ein. Es roch nach Blumen. Ich erkannte gleich darauf welche neben mir auf dem Küchentresen.

"Hallo?"  Ertappte drehte ich mich um. Dario stand mit einem fragenden Ausdruck im Türbogen. Seine Ausstrahlung wie immer distanziert und von einer Kälte gezeichnet, die tief in ihm verankert schien. Er lehnte an der Wand und musterte mich neugierig. "Wen suchst du?"

"Gino", antwortete ich, da schüttelte er den Kopf.

"Der ist nicht da."

Ich nickte und nahm mein Handy zur Hand, da kam Dario mir plötzlich näher. Ich warf einen Blick in seine Augen, die auf meine Hände gerichtet waren. Erst da blickte ich ebenso herab und bemerkte, wie stark sie zitterten.

"Was ist passiert?", wollte er wissen, doch ich verschwendete keine Zeit und wählte Ginos Nummer. Es klingelte einige Male, bis schlussendlich die Mailbox ansprang. Erneut wollte ich auf den grünen Button drücken, da erhielt ich eine Nachricht von Nives.

Ich habe mich meinem Schicksal hingegeben. Wenn du ein richtiger Mann wärst, würdest du dich um deine Frau  kümmern und sie nicht dem Tod überlassen. Schreib mir nicht mehr, oder ich blockiere dich und akzeptiere endlich ein Nein, oder muss ich erst mit Selbstmord drohen?

Einige Male las ich mir diese Zeilen durch. Mein Brustkorb spannte. Ich fühlte mich eingeengt und kaum mehr im Stande, tief durchzuatmen.

"Ayaz?" Ich bemerkte im Augenwinkel Dario, der auf mich zukam. Schnell wandte ich mich ab und lief mit dem Blick auf das Display gerichtet durch den Flur zurück nach draußen.

Muss ich auch erst mit Selbstmord drohen...

Ich konnte kaum fassen, dass sie mir diese Worte gesendet hatte. Realisierte erst zu spät, wie sehr ich ihr weh tat mit meinen falschen Entscheidungen. Ich steckte das Handy weg und ballte meine Hände zu Fäusten. Würde ich ihr Druck machen, würde sie sich immer weiter von mir entfernen... Doch konnte ich es riskieren, sie in Ruhe zu lassen? Serafino noch mehr Zeit geben, sie um den Finger zu wickeln?

"Es geht um Nives, oder?" Ohne mich umzudrehen, hörte ich Darios Schritte im Kies hinter mir. Sie kamen näher. "Sag mir, was passiert ist."

"Sie ist weg", erklärte ich und starrte dabei zur Einfahrt runter. Dort lief ein junger Typ mit einer Lederjacke vorbei. Ich erinnerte mich an Riziero, der seit seinem Rollerunfall verschwand. Wieso sollte er abhauen? Wieso sollte er Nives zurücklassen, obwohl sie eine Vergangenheit hatten.

"Sie ist weg?!", wiederholte Dario mich, doch ich ignorierte ihn und setzte meinen Helm auf. Kaum auf meiner Maschine sitzend, startete ich sie. Vielleicht würde es mir was bringen, Riziero zu suchen. Wenn Serafino ihm etwas angetan hatte, würde Nives sicher zur Vernunft kommen. Es war eine Chance. Wenn auch nur eine kleine.

____

Nives Pov:

"Dio Mio", entkam es mir staunend. Ich stieg gerade die Treppen des Jets hinab und sah dem Meer vor mir entgegen. Weißer, unberührter Sand. So klares Wasser, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte. Zwar waren meine Eltern öfter mit mir schon im Urlaub, doch nie an solch einem Ort.

Mit dem Blick auf die ruhigen Wellen gerichtet, erreichte ich den weichen Sand. Immer weiter entfernte ich mich von dem Jet, der überhaupt nicht in diese wunderschöne Natur passte.

"Gefällt es dir?" Ich drehte mich zu Serafino. Er stand hinter mir. Seine Hände in den Taschen seiner Jeans steckend, legte er ein kaum merklich es Grinsen auf.

"Wärst du nicht hier, wäre es sicher das Paradies", erwiderte ich ihm kühl und wandte meinen Blick zu den Männern, die die Taschen und Koffer aus dem Jet trugen. Ich sah ihnen nach und entdeckte weiter weg am Strand eine kleine Hütte. Im Grunde wirkte es wie ein Glaskasten, der mitten im Nirgendwo stand.

"Ohne mich würdest du dich sicher schnell langweilen."

Mein Kopf schnellte zu Serafino zurück. Ein freches Grinsen zierte seine Lippen. Ich zuckte nur mit den Schultern und folgte anschließend einem der Männer. Er trug einen der Koffer und setzte im weißen Sand eilig einen Fuß vor den anderen.

An der Hütte angekommen, bewunderte ich das Innere. Ein großes Bett stand genau in der Mitte des Raumes. Dahinter befand sich eine lange Theke mit Kleinigkeiten zum Essen und Getränken. Zur rechten Seite führte eine Tür in einen weiteren Raum. Ich hoffte das Badezimmer würde nicht nur aus Fenstern bestehen.

"Bitte dahin stellen." Serafino kümmerte sich um die Koffer und wies die Angstellen an, zwei Cocktails zuzubereiten. Ich lief währendessen zu der Fensterfront, die zum Meer zeigte.

"Wo genau sind wir?", fragte ich, ohne meinen Blick vom Meer zu nehmen. Ich hörte Serafinos Schritte hinter mir auf dem dunklen Holzboden. Er kam mir näher.

"Ist das wichtig?"

"Ja, es ist mir wichtig", erklärte ich und drehte mich zu ihm um. Er stand mit näher, als ich gedacht hätte. Zu ihm auf schauend, verengte ich meine Augen. "Also, wo sind-"

"Signor Bianchi?" Es klopfte an der offenen Glastür. Ich blickte an Serafino vorbei und erkannte einen kleinen, älteren Herren. Er trug ein Päckchen. Als ich meine Augen wieder auf Serafino wandte, starrte dieser immer noch zu mir herab. Er ignorierte den Herren vollkommen. "Signor-"

"Ich rede mit meiner Frau. Warte draußen", sprach er mit einem bedrohlichen Unterton. Der Herr entschuldigte sich und verschwand gleich darauf wieder nach draußen.

"Wir sind in der Nähe von Griechenland. Mehr musst du nicht wissen. Reicht dir das?'

"Nein."

"Muss es aber", grinste er und nickte anschließend kaum merklich zur Seite. Ich folgte seiner Geste und sah durch das Glas hindurch. Der Mann mit dem Päckchen lief vor der Hütte auf und ab. "Entschuldigst du mich?"

"Verschwinde schon", gab ich ihm zurück. Er nahm meine Hand und hauchte ihr einen Kuss auf, ehe er nach draußen lief. Ich bleib alleine zurück, denn auch die Angestellten waren fertig. Die Koffer standen ordentlich am Rand des Zimmers. Die Cocktails einladend auf einem Tisch neben der Tür.

Durstig lief ich auf diese zu und nahm mir eines der großen Gläser zu Hand. Erdbeeren  zierten die ansonsten milchige Flüssigkeit. Ich nahm den Strohhalm zwischen meine Finger und führte ihn zu meinen Lippen. Vorsichtig zog ich daran. Der süßliche Geschmack von Kokosnuss breitete sich auf meiner Zunge aus. Doch auch etwas bitteres. Sicher Rum.

"Stoßen wir nicht an?" Mit dem Strohhalm im Mund drehte ich mich zu Serafino. Mein Blick fiel auf das Päckchen in seiner Hand.

"Was ist das?" Er sah herab und hob es an.

"Ein Geschenk für dich. Nur eine Kleinigkeit." Ich nahm noch einen letzten Schluck des Cocktails, um ihn anschließend abzustellen.

"Ich möchte keine Geschenke. Am ende denkst du, ich müsste mich bedanken oder dir dafür etwas Gutes tun."

"Habe ich je eine Gegenleistung verlangt?" Er kam auf mich zu. Stellte das Päckchen direkt neben mich auf den Tisch, wobei seine Augen die meinen fixierten. "Keine Sorge. Mach es auf."

Ich zog eine Augenbraue hoch und wandte mich von ihm ab. Meine Aufmerksamkeit legte sich auf das Päckchen, dass ich vorsichtig öffnete.

"Ich hoffe, dass du damit hier etwas mehr Ruhe findest." Serafino ignorierend faltete ich den Deckel auf und machte große Augen, als ich ein Tablet erkannte. Doch es war nicht das Tablet, dem meine Aufmerksamkeit galt.

"Oh mein Gott", wisperte ich überfordert, als ich Elio auf seinem Krankenbett darauf erkannte. Ich nahm es mit zitternden Händen an mich und bemerkte an den Tönen, dass es sich um ein Video handelte.

"Es ist ein Live Stream, damit du bei ihm sein kannst. Eine Schwester hat mir noch einen Gefallen geschuldet."

Mit offenem Mund starrte ich Elio an. Sein Anblick trieb mir Tränen in die Augen. Wie sehr ich hoffte, er würde jeden Moment aufwachen.

"Danke", hauchte ich und sah flüchtig zu Serafino auf. Dieser lächelte und wandte sich anschließend seinem Cocktail zu. Ich lief mit dem Tablet in den Händen zum Bett. Ich ließ mich auf der Kante nieder. Spürte mein Herz klopfen, welches sich an den Rhythmus von Elios anpasste.

"Wenn du reden möchtest", begann Serafino und kam auf mich zu. Er ging vor mir in die Hocke. Seine Augen blickten zu meinen auf. "Ich bin jederzeit da. Immer."

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Einerseits hätte ich so gerne mit jemandem über alles gesprochen. Doch nicht mit ihm. Ich wehrte mich dagegen, ihm zu vertrauen. Ihm näher zu kommen, auch wenn es nur ums Reden ging.

"Kannst du mich alleine lassen?", entkam es mir überfordert, wodurch er sich gleich wieder erhob.

"Natürlich." Er kam meiner Bitte nach und lief mit dem Cocktail in der Hand wieder zum Tisch zurück. "Ich habe noch einiges zu erledigen. Wenn du etwas brauchst, egal was, dann nimm das Telefon und wähle die 2."

Ich nickte, doch er ging noch nicht. Er verharrte in der Tür und nickte nochmals zu dem schwarzen Telefon auf der Ablage neben mir.

"Falls du mich brauchst, die 3."

"Ich brauche dich nicht."

"Ich weiß." Er offenbarte mir ein Lächeln, bevor er zur Tür raus verschwand. Durch das Glas hindurch konnte ich ihm nachsehen. Er lief den Sand entlang und nahm einen kleinen Weg zwischen den Palmen. Als ich ihn nicht mehr beobachten konnte, widmete ich mich erneut dem Tablet.

"Du hast ja keine Ahnung, wie sehr ich dich vermisse", hauchte ich und fuhr mit meinem Finger über das Display. "Ich bin so durcheinander. Du würdest Ordnung in das Chaos bringen ... Alleine schaffe ich es nicht."

______

Stunden vergingen. Langsam ging die Sonne draußen unter. Das Tablet hatte ich ordentlich auf meinem Nachttisch platziert, sodass ich Elio jederzeit betrachten konnte.

Seit Serafino gegangen war, bediente ich mich immer wieder an der kleinen Minibar. Es gab allerlei Getränke, doch ich nahm mir den Alkohol, um etwas abschalten zu können.

Mit einer Flasche Wein machte ich mich auf den Weg nach draußen. Mein Handy hielt ich ebenfalls in der Hand. Ich wartete auf Nachrichten, doch es kamen keine, was mich wahnsinnig machte. Wenigstens von meinem Vater hätte ich erwartet, dass er sich melden würde. Aber keiner schrieb mir und keiner rief an.

Da ich meine Kleidung gegen ein schwarzes Strandkleid ausgetauscht hatte, spürte ich den erfrischenden Wind an meiner warmen Haut. Auch meine Schuhe zog ich aus, um den Sand an meinen Füßen fühlen zu können. Das machte alles realer.

Immer weiter trank ich an der Flasche Wein, während ich den Sonnenuntergang beobachtete. So etwas schönes, hatte ich selten gesehen. Es wirkte wie in einem Film.  Doch mein Leben war kein Film. Wäre es einer, hätte meine Familie mich angerufen. Wäre es einer, würde Ayaz neben mir stehen.

Missmutig sah ich erneut auf mein Display. Diese Leere breitete sich in meinen Verstand aus. Der Alkohol beruhigte mich, doch diese Stille hier weckte meine nervöse Seite. Ungeduldig sah ich mich um. Nur Wasser, Sand und Palmen. Sonst nichts.

"Verdammt!", stieß ich mit schwerer Zunge hervor. Vergessen war der Sonnenuntergang, da in mir gerade die absolute Finsternis ausbrach. Ich lief eilig zurück zu der Hütte und schmiss mein Handy aufs Bett. Anschließend nahm ich das Telefon und war kurz davor, die 3 zu wählen. Ich zögerte allerdings und wollte mir gar nicht vorstellen, welche Macht ich Serafino damit über mich geben würde. Ich knallte bei diesem Gedanken das Telefon wieder auf die Station und nahm mir eine neue Weinflasche. Als ich jedoch die Flasche Rum entdeckte, entschied ich mich kurzerhand für diese.

Tief durchatmend öffnete ich sie und nahm einige Schlucke, ehe ich wieder nach draußen lief. Irgendwas anderes musste es noch auf dieser Insel geben. Ich folgte dem schmalen Weg zwischen den Palmen entlang, um vor mir selbst abzuhauen. Umso weiter mein Handy von mir entfernt wäre, umso weniger würde ich darüber nachdenken, wieso keiner sich für mich interessierte. Der Alkohol half natürlich auch dabei.

Die Geräusche des Windes, der durch die Palmen wehte, war das Einzige, was ich hörte. Ab und zu trat ich barfuß auf Stöcke. Ich ignorierte die leichten Schmerzen und führte meinen Weg fort. Dadurch, dass die Sonne unterging, wurde es immer dunkler um mich herum. Diese Finsternis brachte jedoch etwas Gutes mit sich. Ich entdeckte weiter weg Feuer. Sicher ein Lagerfeuer oder ähnliches. Meine Schritte beschleunigten sich. Immer wieder taumelte ich leicht. Das brachte mich nicht von meinem Vorhaben ab.

"Ben!", hörte ich plötzlich eine weibliche Stimme und stoppte in meiner Bewegung. Auch andere Stimmen und Gelächter.

"Ich bin doch nicht alleine", flüsterte ich mit einem Lächeln und trat weiter über den Weg, bis ich erneut am Strand landete. Hier gab es ebenso Hütten. Jedoch kleinere und mehrere nebeneiner. Ich hatte mit dem Lagerfeuer Recht behalten. Es erhellte den Strand und gab mir Ausblick auf eime Gruppe Jugendlicher, die sich unterhielten und aus Bechern tranken.

Keiner bemerkte mich, also lief ich langsam aus der Dunkelheit auf sie zu. Es waren vier Männer und zwei Frauen.

"Nein! Hör auf!", quiekte eine Blondine, die gerade von einem der Typen auf die Arme gehoben wurde. Er kannte mit ihr zum Wasser und drohte immer wieder, sie reinzuschmeißen.

"Hey!" Ertappt wandte ich meinen Blick zum Feuer zurück. Das zweite Mädchen starrte mich nachdenklich an, ehe sie ein gründliches Lächeln auflegte. "Wir haben wohl Besuch."

"Hi", sprach ich selbstbewusst und lief auf sie zu. Ihre ganze Aufmachung strahlte Leichtigkeit aus. Welliges, schwarzes Haar. Ein breites weißes T-Shirt mit einem roten Schriftzug. Dazu eine weiße Bikini Hose.

"Ich wusste nicht, dass es auf der anderen Seite auch Hütten gibt", erklärte einer der Typen. Er stand auf und kam auf mich zu. Blonde, verwuschelte Haare fielen ihm über die Stirn.

"Nur eine glaube ich", antwortete ich ihm. Er kam näher und wollte mir seine Hand reichen. Das Mädchen riss ihn aber an seiner Schulter zurück.

"Musst du dich auf alles stürzen, was dich nur kurz ansieht. Lass sie erstmal ankommen", tadelte sie ihn und wandte sich mir zu. "Das sind Ethan und Justin." Sie zeigte auf die zwei dunkelhaarigen Typen, die weiter weg am Feuer standen und sich gerade neue Getränke machten. "Das sind Becky und Noah", erklärte sie und nickte zum Strand. Die beiden knutschten, was mich zum grinsen brachte. "Das Großmaul hier ist Ben und ich bin Kira."

"Großmaul?", wiederholte er sie, da drückte sie ihm ihren Becher in die Hand.

"Mach dich nützlich." Sie zwinkerte ihm zu.

"Nives", warf ich meinen Namen ein. Sie nickte und legte ihren Arm um meine Schulter.

"Nives ist ein schöner Name. Bist du alleine hier?" Sie führte mich näher zum Feuer, wodurch auch die Blicke der anderen zu mir fielen. Da ich keine Lust hätte, überhaupt an Serafino zu denken, nickte ich zustimmend.

"Ja, ganz alleine."

"Hast du es gut", mischte Ben sich erneut ein.

"Wieso?", entgegnete ich ihm. "Ihr habt es doch schön hier mit eurer Gruppe."

"Ja, das schon", stimmte Kira mir zu und zeigte aber in die Dunkelheit hinter den drei Hütten. "Da gibt es noch mehr Unterkünfte und im Moment leben dort nur Rentner. Jeden Morgen wecken sie uns, indem sie extra laut sprechend an unseren Hütten vorbeilaufen."

"Das ist sicher ihre Rache dafür, dass ihr hier nachts Party macht", schlussfolgerte ich, woraufhin Justin aufstand und sich in Richtung der Unterkünfte drehte.

"Und wir werden nicht aufhören das Leben zu genießen!", schrie er, woraufhin alle auflachten.

"Willst du etwas trinken?" Kira zeigte auf den Sand. Ich entdeckte mehrere Flaschen Bier und auch Sekt. Lächelnd hob ich die Flasche Rum in meiner Hand an, was sie große Augen machen ließ.

"Was ist?", wollte ich wissen.

"Naja... In der Mitte der Insel gibt es ein kleines Restaurant. Die verkaufen diese Flaschen. Eine kostet über 3000 Dollar."

"Hab ihn geschenkt bekommen." Ich reichte ihr die Flasche und sie probierte. Anschließend verzog sie ihre Miene.

"Da trinke ich lieber Sekt", lachte sie auf und wir fingen an, uns über alles mögliche mit den anderen zu unterhalten. Ich spürte immer mehr Spannung zwischen Kira und Ben. Mir kam die Frage auf, ob sie wohl eine Beziehung führten. Als sie aber erwähnte, dass es ihr Bruder war, wurde mir klar, wieso sie sich gegenseitig stichelten.

"Warum macht man ganz alleine Urlaub?", fragte Justin mich irgendwann. Alle anderen sahen auch zu mir. Selbst das aneinanderhängende Pärchen.

"Weil ich niemanden brauche", erklärte ich, doch innerlich löste seine Frage etwas in mir aus. Ich trank weiter meinen Rum. Beobachtete die anderen. Wie lebensfroh sie wirkten, mit dem vielen Gelächter und Witzen, die sie rissen. Allerlei Geschichten aus ihrer Vergangenheit gaben sie mir Preis,  doch umso mehr Alkohol durch meinen Blutkreislauf floss, umso trauriger wurde meine Grundstimmung.

"Ich muss dann langsam wieder." Ich wandte mich an Kira, die in den Armen von Ethan stand.

"Achhhh, nein!", beschwerte sie sich mit einem Schmollmund und löste sich aus seiner Umarmung, um auf mich zuzukommen. "Bleib doch noch. Ben kann seine Anlage rausholen. Dann haben wir auch Musik."

"Nein", antwortete ich ihr, da ich innerlich spürte, wie sehr mein Chaos mich einholte. "Ich muss unbedingt schlafen. Ich kann aber morgen Abend bei euch vorbeischauen."

"Versprochen?", fragte sie und hielt mir ihren kleinen Finger hin. Ich grinste und erwiderte ihre Geste.

"Dann bis morgen", lallte ich schon und machte mich mit dem Rest des Rums auf den Weg zurück zwischen die Palmen. Kaum von Dunkelheit umhüllt, spürte ich erste Tränen in meine Augen steigen. Ich stolperte, da der Alkohol mich betäubte. Schwindel überkam mich. Meine Beine fühlten sich wackelig an.

Es stimmte mich tief traurig, wie gelassen Kira und ihre Freunde wirkten. Ich stellte mir in meinem Rausch mich und meine Brüder vor. Meinen Vater, der uns stolz betrachten würde. Meine Mutter, wie sie sich über unsere Lautstärke aufregen würde. Sie sehr ich sie alle vermisste.

"Elio", wisperte ich und trank in einem Zug den Rest der Flasche aus. Obwohl der Wind kühl wirkte, erhitzte mein Körper. Ich verengte meine Augen, damit ich klar Sheen konnte. Irgendwann, nachdem ich einige Male gestolpert war, überkam mich erneut gnadenloser Schwindel. Übelkeit breitete sich in meinem Magen aus. Das Gefühl mich übergeben zu müssen ließ mich in meinen Bewegungen innehalten.

Ich lehnte mich mit dem Rücken an eine der Palmen. Sah mit Tränen in den Augen der Finsternis entgegen. Die Flasche glitt aus meinen Händen.

Mein vernebelter Verstand spielte mir Streiche. Er wollte mich zum Abgrund treiben. Das Bild von Elio im Koma holte mich ein. Die Schreie meiner Mutter. Dazu Ayaz, der seine Frau in mein Zuhause gebracht hatte. Wieso tat er mir sowas an?! Wieso meldete sich keiner bei mir?!

War ich ihnen egal geworden? Akzeptierten sie meine mir auferlegte Ehe? Wollten sie denn gar nichts mehr dagegen unternehmen?!

Natürlich nicht ... Denn ich hatte sie alle verjagt. Ihnen allen gesagt, ich würde es selbst klären wollen. Außerdem ging es meinen Brüdern schlechter als mir. Sie brauchten meine Eltern mehr denn je.

"Ich bin selbst schuld", regte ich mich auf und fasste mir an meine dröhende Stirn. "Ich bin alleine, weil ich es so wollte."

Kaum hatte ich diese Worte ausgesprochen, überkam mich der Drang zu weinen. Tränen füllten meine müden Augen. Sie bahnten sich einen Weg über meine erhitzten Wangen.

"Ich bin allein ... Ich bin allein...", wisperte ich immer wieder vor mich hin. Ich erkannte mich selbst nicht mehr. Meine Atmung überschlug sich, da Panik in mir ausbrach. Ich bekam Angst davor, dieses Gefühl der Einsamkeit nie wieder loszuwerden. Verzweifelt rutschte ich mit meinem Rücken die Palme runter. Ich schloss meine Augen und fühlte mich, als würde ich in einem viel zu schnellen Karussell sitzen. Mein Leben schien einer Achterbahn gleich. Einer Achterbahn, die unendlich lange nach unten stürzt, doch es folgte kein Aufschwung. Ich fiel nur immer weiter.

"Nives!" Nur schwach hörte ich eine Stimme nach mir rufen. Ich konnte nicht ausmachen, ob sie echt war oder nur in meinem Kopf entstand. Neugierig sah ich mich in der Dunkelheit um. Ich entdeckte niemanden und ließ mich zur Seite auf den Boden gleiten. Ich platzierte mich auf meinem Rücken und starrte hoch in die Blätter der Palmen. Sie wehten sanft im Wind hin und her. Doch schnell verdeckten Tränen meine klare Sicht.

Was war nur aus mir geworden?

"Nives! Bist du verrückt." Ich erschrak, als Serafino plötzlich in meinem Blickfeld auftauchte. Er riss mich an meinen Armen hoch und durch den Schwindel, konnte ich nichts anderes tun, als mich fest an ihn zu klammern.

"Ich habe niemanden mehr, weil ich alle weg gestoßen habe", weinte ich in sein weißes Hemd. Ich spürte trotz des Alkohols, dass seine Brust sich auf meine Nähe hin anspannte.

"Du hast mich", versuchte er mich zu beruhigen, wodurch ich noch bitterlicher weinte.

"Ich will dich aber nicht!", wurde ich lauter und stieß ihn anschließend von mir. "Verstehst du es nicht!? Ich will dich nicht! Du hast- ... Du bist- ..."

Mir wurde schmerzlich bewusst, dass ich ihm nicht mal etwas vorhalten konnte. Er hatte wirklich nichts getan. Alles Schlimme in meinem Leben bestimmte mein Schicksal. Nicht Serafino.

"Beruhige dich", sprach er auf mich ein und hob seine Hände leicht an. "Ich bringe dich zurück zur Hütte, damit du dich ausruhen kannst, okay?"

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