37 | Stümper
Angespannt starrte ich an die Fensterfront. Ich konnte nichts erkennen. Lauschte nur den Stimmen aus dem Inneren. Sie hallten durch die leicht geöffnete Terassentür. Auch Serafino lehnte sich auf seiner Liege etwas zur Seite und musterte die Spiegelung des Fensters. Er schien amüsiert darüber. Das deutete mir dein dreckiges Grinsen.
"Du weißt, dass ich dir verboten habe, in seine Nähe zu gehen."
Meine Augen trafen auf seine. Das Schlimme daran war, dass ich mir nichts verbieten lassen wollte. Allerdings kam mir immer wieder Antonio in den Sinn.
"Wer sagt, dass ich überhaupt in seine Nähe will?"
Serafino zuckte mit den Schultern und platzierte sich wieder auf dem Rücken. Er schloss seine Augen und genoss die Sonne, während ich nervös auf meiner Lippe kaute. Ich wollte wirklich nicht in Ayaz Nähe. Ich wollte ihn dafür hassen, welch Schmerz er mir zugefügt hatte. Wollte ihn gleichzeitig anschreien und ignorieren. Ihm Vorwürfe machen und all der Wut freien Lauf lassen.
Andererseits erinnerte ich mich an Momente, in denen er mir so wichtig war, wie kaum ein anderer. Ich erinnerte mich an meinen Geburtstag. Mein erstes Mal. An die Schlägerei mit den Russen. Wie viel Eifersucht ich empfand, als die Angestellte von Felice ihn verarzten wollte ... Chaos brach in mir aus, bis Serafino plötzlich seinen Arm in meine Richtung streckte. Seine Finger berührten mein Knie, wodurch ich ihn wütend anfunkelte. Er hatte seine Augen immer noch geschlossen und gab sich dem schönen Wetter hin.
"Was soll das?!", bluffte ich ihn an und stand von meiner Liege auf. Ich wollte nach drinnen um nachzusehen, was vor sich ging. Wieso Ayaz sich hier befand. Allerdings konnte ich nur einen Schritt machen, bis Serafino meinen Oberschenkel umfasste. Er zog mich an sich heran, woraufhin ich fassungslos zu ihm herabsah.
"Setz dich", forderte er und rückte auf der Liege etwas zur Seite. Ich schüttelte meinen Kopf und schlug seine Hand weg. Er packte jedoch erneut fester zu und öffnete seine Augen. Mahnend starrte er zu mir auf.
"Setz dich zu mir und massier mich."
"Ich glaube, dir hat die Gabel nicht gut getan", kommentierte ich seine dämlichen Forderungen, da erkannte ich plötzlich Ayaz vor mir an der Terassentür. Gemeinsam mit meiner Mutter trat er nach draußen. Serafinos Hand umfasste immer noch meinen Oberschenkel. Mir entging nicht, dass Ayaz Serafinos Hand musterte und sich am ganzen Körper anspannte.
"Welch schöner Besuch", sprach Serafino als erster in die Stille und grinste in Richtung Ayaz, während er mich an meinem Bein näher an sich zog. Er lehnte seinen Hinterkopf an meinen Schenkel.
"Nives. Wir möchten mit dir reden", erklärte meine Mutter, doch erneut ergriff Serafino das Wort.
"Ach, liebste Schwiegermutter. Wir wollten in Ruhe die Sonne genießen. Findest du nicht auch, dass Nives genug durchgemacht und endlich mal Ruhe verdient hat."
Meine Mutter sah ihn nicht mal an. Ihre Augen lagen auf mir, wobei auch Ayaz mich mit seinem Blick gefangen hielt. Ich hasste es, Serafino zustimmen zu müssen. Jedoch hatte ich keine andere Chance. Nach letzter Nacht und nachdem Ayaz mich hinterrücks bei meinem Vater verriet, wollte ich sicher nicht mit ihm sprechen.
"Kommst du bitte?", fragte meine Mutter an mich gewandt, da schüttelte ich den Kopf zu ihrer Verwunderung.
"Ich möchte nicht. Ihr könnt euch gerne alleine unterhalten. Das seit ihr ja gewohnt, oder?" Ich verschränkte meine Arme. Ich hoffte, sie würden es gut sein lassen. Meine Aufmerksamkeit wurde auf Serafino gelenkt, der meinen Oberschenkel losließ und aufstand. Irrtiert musterte ich ihn, da lehnte er sich zur Seite, um seine Lippen nah an mein Ohr zu führen.
"Ich will dich nicht kontrollieren, genau deswegen lasse ich dich jetzt alleine." Er flüsterte mir diese Worte zu und gab mir anschließend einen sanften Kuss auf meine Wange. Ich runzelte immer noch meine Stirn und sah ihm nach, wie er an den andern vorbei nach innen verschwand. Komischerweise brachte es mir ein gutes Gefühl, dass mich endlich mal niemand bevormunden wollte. Zumindest Serafino nicht, denn meine Mutter kam im nächsten Moment auf mich zu.
"Lass uns-"
"Mama, was soll das alles?", unterbrach ich sie und blickte flüchtig zu Ayaz. "Wieso bringst du ihn hier her? Du weißt genau, was auf der Gala passiert ist! Willst du erneut, das alles eskaliert?".
"Nein! Aber wir sind der Meinung, dass Serafino zu viel Einfluss auf dich hat. Du merkst nicht, dass er dich manipuliert."
"Er manipuliert mich?", wiederholte ich sie. "Ist dir bewusst, dass er gerade gegangen ist, um mich meine eigenen Entscheidungen treffen zu lassen?"
Meine Mutter sah mich geschockt an. Auch Ayaz trat näher an mich heran.
"Ihr versteht es nicht. Immer, wenn etwas aus der Bahn gerät, ist es nicht Serafino, sondern einer von euch, der anfängt. Er tut gar nichts. Er ist nur hier und-"
"Verteidigst du ihn gerade?", fragte meine Mutter fassungslos. "Den Mann, der dich zum heiraten gezwungen hat?! Den Mann, der dir droht, deine Familie zu zerstören?!"
"Ich verteidige den Mann, der nichts getan hat! Wer weiß, vielleicht mag er mich ja und will seinen Plan gar nicht zu Ende führen!"
"Nives", mischte Ayaz sich ein und sah dabei aus, als könnte er nicht glauben, was ich da von mir gab. "Er hat dich entführt und festgehalten. Er hat Orlando auf dich angesetzt."
"Und du hast mich ausgenutzt und mir, nachdem du mich gefickt hast, deine Frau vorgestellt. Was ist wohl schlimmer? Sollen wir wirklich darüber diskutieren?"
Meine Mutter und Ayaz tauschten Blicke aus. Ich sah ihnen an, wie verzweifelt sie waren, weil ich nicht auf ihre Worte eingehen wollte.
"Wir müssen jetzt zusammenhalten. Serafino darf sich nicht länger hier aufhalten, verstehst du das? Wir müssen uns zusammensetzen und einen Plan machen. Das funktioniert aber nur, wenn du auch mitmachst."
"Einen Plan...", wiederholte ich sie und machte einen Schritt auf sie zu. Ich fixierte ihre Augen, genau wie sie meine. "Du meinst, einen Plan dafür, ihn umzubringen?"
"Ja", gab sie zu, was mich den Kopf schütteln ließ.
"Ihr wollt also einen Mann töten, der im Grunde nichts getan hat, außer mich zu heiraten. Der niemanden zu etwas gezwungen hat, außer mich. Das heißt, ihr bestimmt schon wieder über mein Leben und meine Entscheidungen."
"Er hat es nicht anders verdient. Ich bin selbst niemand, der so etwas jemandem wünschen würde. Aber er ist in meinem Haus! Bei meinen Kindern! Und glaube mir, ich kenne seine Familie. Es genügt ein Funken und er wird dir so weh tun, dass du dich nie wieder davon erholst!"
"Achso", lachte ich voller Ironie auf. "Stimmt. Sein Vater ist ein Arschloch gewesen, also muss er auch eins sein. Ihr seid diejenigen, die es nicht verstehen! Er hält an einer Vergangenheit fest, die er für sich als richtig ansieht! Wer weiß ... So willkürlich wie ihr über den Tod eines Menschen entscheidet, da stellt sich mir plötzlich die Frage, ob du seinen Vater nicht vielleicht doch grundlos getötet hast!"
Die Augen meiner Mutter weiteten sich. Sie wollte etwas sagen, erstarrte jedoch. Ayaz Ausdruck wurde düsterer. Er kam auf mich zu und umfasste mein Handgelenk. Allein seine Berührung jagte Blitze durch meinen Körper. Ich ignorierte sie und entzog mich ihm. Wütend sah ich zu ihm auf.
"Siehst du gar nicht, wie er dich manipuliert?! Er nutzt Situationen zu seinem Vorteil! Redet dir ein, ein guter Mensch zu sein, und du, du glaubst ihm das auch noch!"
"Tja!", wurde ich lauter. "Dann habt ihr ja vieles gemeinsam! Der Unterschied ist, dass er wenigens ehrlich ist, wohingegen du nur ein verlorener Scheißkerl bist!"
Ich flüchtete an ihnen vorbei nach innen, doch meine Mutter folgte mir bis in den Hausflur.
"Nives, warte doch."
"No, Mama!", entgegente ich ihr und nahm bereits die ersten Stufen, da drehte ich mich nochmal zu ihr. "Serafino hat doch Recht. Ich merke es gerade jetzt! Padre sagt, ich soll mich von Ayaz fernhalten. Im nächsten Moment bringst du ihn hier her. Versteht ihr eigentlich, wie fertig mich das macht? Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich denken soll. Was ich fühlen soll!"
"Wir versuchen dir nur zu helfen."
"Dann hört auf mir helfen zu wollen!", schrei ich überfordert. Es dauerte nicht lange, da tauchte Serafino oben an der Treppe auf. "Kümmert euch lieber um Antonio. Bei ihm habt ihr die Chance, es besser zu machen und ihn nicht in einer Lüge leben zu lassen!"
Wütend drehte ich mich um und nahm die Stufen nach oben, um Serafino voraus in mein Zimmer zu laufen. Er folgte mir und schloss die Tür hinter uns. Ich ließ mich voller Hass auf meiner Bettkante nieder und starrte auf den Boden. Serafino nahm neben mir Platz.
"Willst du reden?"
"Nein", gab ich ihm zurück. Er atmete tief durch. Es kam mir falsch vor, mich bei ihm plötzlich verstanden zu fühlen. Genau deswegen wollte ich nicht mit ihm reden. Ich bekam Angst davor, dass er wirklich der einzige sein würde, den ich bald noch an meiner Seite hätte. Wenn auch nur aufgezwungen.
Ich ließ mich seitlich in mein Bett fallen. Spürte dabei, dass Serafino mich durchgehend musterte. Es nervte mich, doch ich sagte nichts dazu. Schweigend bereute ich die Aussagen gegenüber meiner Mutter. Ihre Worte jedoch trafen mich genauso. Für diesen Tag nahm ich mir vor, mit niemandem mehr zu sprechen. Ich brauchte Kraft, denn schon in einigen Tagen würde Stella mich mehr brauchen denn je.
____
"Es ist zum Kotzen! Ernsthaft!"
Malino und Elio liefen neben mir her. Wir überqueren den Kies der Einfahrt und Malino regte sich darüber auf, eine 5 in Mathe geschrieben zu haben. Mich wunderte es nur, dass es keine 6 geworden war.
"Was ist zum Kotzen? Deine Dummheit?", provozierte ich ihn, da schubste er mich, wodurch ich auflachte und ihm gegen den Arm schlug.
"Nein! Diese verfickte Signora hat's auf mich abgesehen. Die gibt mir extra schlechte Noten!"
"Also hat sie auch die ganzen falschen Antworten drauf geschrieben?", mischte Elio sich ein, da kamen wir gerade an der Haustür an.
"Ja, hat sie!" Malino schob die Tür auf und machte sich mit seinem Rucksack direkt auf den Weg nach oben. Ich wandte mich an Elio.
"Gib ihm doch Nachhilfe. Wenn er sitzen bleibt, wird er seinen Frust an uns auslassen."
"Ihm Nachhilfe geben?", wiederholte Elio mich, da setzte ich ein Grinsen auf.
"Ich weiß. Einem Hund das Sprechen beizubringen wäre leichter." Wir suchten amüsiert die Küche auf. Mein Opa war gerade mit Antonio dabei, einen Kuchen zu backen. Beide sahen aus, als hätten sie sich in Mehl gewälzt.
"Ihr seid ja schon da. Wie war die Schule?"
"Wie immer", antwortete Elio und stellte seinen Rucksack an der Theke ab. Ich ließ ebenfalls meine Tasche sinken und dachte darüber nach, wie normal alles zu Hause wirkte, wenn nur Enzo anwesend war. Als würde all das Chaos überhaupt nicht existieren. Als wäre mein Vater kein Zuhälter und ich nicht zwangsverheiratet.
"Und deine Sportnote?" Mein Opa nahm mich ins Visier. Ich zuckte mit den Schultern, da sich nichts geändert hatte. Ich stand auf einer 6, aber mir bleib genügend Zeit, es auszugleichen.
"Wird schon. Ich schaffe das", gab ich ihm zurück und spähte zum Tisch, wo ich noch drei gedeckte Teller erkannte. Ich wollte mir gerade etwas nehmen, da spürte ich eine Hand an meiner. Verdutzt betrachtete ich Stella, die mich mit sich in den Flur zog.
"Was ist los?", fragte ich auf ihren nervösen Ausdruck hin, da zeigte sie mir ihr Handy.
"Der Typ hat angerufen. Er hat nur noch heute Zeit, da er den Termin morgen absagen musste."
"Was?!", hakte ich entsetzt nach. "Was ist das denn für ein Arzt? Er kann doch keinen Termin einfach absagen."
"Naja. Er ist kein richtiger Arzt, aber er hat nächstes Jahr schon die Prüfung."
Mit großen Augen starrte ich sie an.
"Stella!", entkam es mir empört, da ich ja damit einverstanden war, dass sie einen Schwangerschaftsabbruch machen würde. Aber nich damit, dies bei einem Stümper zu tun, der nichtmal eine Prüfung abgelegt hatte. "Wir suchen dir einen richtigen Arzt!"
"No!", warf sie mir sofort zurück. "Ich bin nicht volljährig. Sie würden meinen Vater anrufen!"
"Ja und? Er sollte es wissen."
"Er würde es nicht erlauben, Nives. Er freut sich jetzt schon Opa zu werden und redet die ganze Zeit davon."
"Aber auch nur, weil er-"
"Na ihr." Mein Blick fiel zur Treppe, an der ich Serafino erkannte. Er kam gerade die Stufen runter und bleib neben Stella stehen, um mich lächelnd zu betrachten. Seit dem Streit mit meiner Mutter, hatte ich kaum mit ihm gesprochen. Im Grunde mit niemandem, außer meinen Brüdern und Stella.
"Hast du nichts zu tun? Vielleicht die nächste Frau zur Ehe zwingen oder sowas?"
"Nein", erwiderte er mir. "Ich gehöre heute ganz dir."
Ich verdrehte auf seine Worte hin meine Augen, jedoch drehte Stella sich plötzlich um und lief zur Haustür. Ich ließ Serafino stehen und folgte ihr. Draußen auf dem Kies holte ich sie ein.
"Jetzt warte doch mal! Ich kann dich da nicht hingehen lassen."
"Willst du mich etwa verraten?"
"Nein, aber-"
"Ich gehe jetzt. Entweder du kommst mit, oder ich gehe alleine!" Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust. Ich musterte den grauen Kapuzenpullover, der ihr viel zu groß war. Vermutlich einer ihres Vaters. Ich beruhigte sie und zeigte zum Tor.
"Ruf schonmal ein Taxi. Ich hole meine Tasche."
Sie nickte und lief los, während ich wieder das Innere der Villa aufsuchte. Ich richtete meinen schwarzen Rock und zupfte nervös an meiner Bluse. Als ich im Wohnzimmer ankam, schnappte ich meine Tasche. Serafino kam auf mich zu.
"Wohin geht ihr?"
"Zum Strand spazieren", antwortete ich ihm und nahm schnell mein Handy, um meinem Onkel Adamo eine Nachricht zu schreiben. Ich tippte ein, dass er so schnell wie möglich zu mir kommen sollte und gab ihm den Standort meines Handys frei. Serafino beobachtete mich, doch ich ließ nicht zu, dass er einen Blick auf meinen Display werfen konnte. Nachdem ich mein Handy wieder in der Tasche verschwinden ließ, blickte ich zu ihm auf. "Was ist?"
"Nichts. Aber ich habe heute Abend eine Überraschung für dich."
"Hoffentlich die Scheidungspapiere", entkam es mir ohne Ausdruck, woraufhin er grinste.
"Nur noch der Tod wird uns scheiden."
"Na, dann hoffe ich, dass mich gleich draußen ein Bus überrollt." Ich warf meine Haare über meine Schulter und kehrte ihm den Rücken zu, um eilig nach draußen zu laufen. Stella stand unten an der Straße und lief nervös auf und ab.
"Eigentlich müsste ich dich an den Haaren wieder nach drinnen befördern bei der Dummheit, die du vorhast."
"Hör bitte auf. Es geht mir beschissen genug." Sie sah mich mit einem flehenden Ausdruck an. Ich nickte, da ich schon einen Plan hatte. Sollte Adamo nicht rechtzeitig kommen, würde ich dem Möchtegern Arzt ein Skalpell in die Hand rammen. So oder so, würde er Stella nicht in seine Finger bekommen.
Das Taxi kam und wir stiegen ein. Es dauerte nicht lange, da kamen wir in einer echt beschissen aussehenden Gegend an.
"Dio Mio", stöhnte ich entsetzt. "Hier kriegt man ja schon Ausschlag nur vom Hinsehen."
Stella blickte erneut warnend zu mir. Ich schüttelte meinen Kopf und legte meine Hand auf ihren Oberschenkel.
"Lass uns bitte zurück. Ich will dich wirklich nicht zwingen, das Kind zu behalten, aber das hier, ist keine Lösung."
"Für mich schon!"
Das Taxi hielt und sie bezahlte, um mir voraus auszusteigen. Ich musterte das runtergekommene Gebäude neben uns und bekam Magenschmerzen. Ich wusste, dass ich mit Stella behutsam umgehen musste. Erst Recht, da sie dachte, niemanden zu haben. Am liebsten hätte ich sie aber K.o. geschlagen und wieder ins Taxi geschliffen.
Nervös stieg ich ebenfalls aus und folgte Stella zu dem Gebäude. Die Tür war offen und wir suchten den ersten Stock auf. Alles roch nach Desinfektionsmittel und Urin. Es schüttelte mich.
"Ahhh, Stella." Kaum gingen wir durch eine weitere Tür, stand dort ein Mann. Gekleidet in grünen Klamotten. Skeptisch sah ich mir den Raum an. Drei schwarze Stühle standen am Rand. Davor eine Theke hinter der eine junge Frau saß. Es wirkte wie eine Praxis für Menschen, die keine Versicherung besaßen.
Der Mann führte Stella zur Theke, an der er mit ihr so leise sprach, dass ich nichts mitbekam. Als sie dann aber von ihm den Flur nach hinten entlang geführt wurde, folgte ich ihnen.
"Moment!", hielt mich die Frau an der Theke auf. "Sie dürfen da nicht durch."
"Achja. Versuch mich nur aufzuhalten und ich schlage dir die Zähne mit dem Klemmbrett da aus."
Sie starrte mich mit offenem Mund an, da lief ich weiter und um eine Ecke. Stella saß auf einem Stuhl in einem kleinen Raum, der wie eine Umkleide wirkte. Sie wollte ihren Pullover ausziehen, da umfasste ich ihr Handgelenk und zog sie vom Stuhl hoch.
"Ich wollte wirklich für dich da sein, aber das hier geht nicht. Hass mich ruhig dafür. Wir gehen jetzt!"
"Nives! Hör auf!", wehrte sie sich und entzog sich mir. "Gerade du beschwerst dich immer, dass jeder sich in dein Leben einmischst! Wieso tust du es jetzt bei mir?!"
"Weil das hier eine Katastrophe ist!" Ich versuchte sie erneut mit mir zu ziehen, da kam der Typ zurück und packte mich plötzlich am Arm.
"Das würde ich lassen", warnte ich ihn und stieß ihn voller Wucht von mir. Er hatte jedoch mehr Kraft und packte erneut meinen Arm, um fragend zu Stella zu sehen.
"Möchtest du die Behandlung?! Dann schick deine Freundin hier raus, sonst kannst du auch gehen."
Sofort kam Stella auf mich zu. "Nives! Bitte lass mich das machen! Ich will dieses Kind nicht!"
"Stella! Du kommst jetzt mit mir!", schrie ich schon hysterisch, woraufhin sie mit dem Kopf schüttelte und den Typen ansah. Dieser riss mich mit sich. "Stella!"
Mit Tränen in den Augen sah sie mir nach, während ich mich gegen seine Griffe versuchte zu wehren.
"Ich werde dich anzeigen! Glaub mir!", brüllte ich. Im Flur kam ein weiterer Mann auf mich zu. Er wollte ebenfalls meinen freien Arm umfassen, da trat ich aber aus und erwischte seine Kronjuwelen. Er krümmte sich kurz, fasste sich aber schnell wieder. Beide zehrten mich zum Ausgang der Praxis. Sie warfen mich raus und schlossen die Tür.
"Ihr scheiß Bastarde!", schrie ich und trat gegen die Tür. Diese gab aber nicht nach, was immer mehr Verzweifelung in mir weckte. Meine Hände zitterten und ich öffnete meine Tasche, um nach meinem Handy zu suchen. Mir blieb nichts übrig, außer die Polizei zu rufen. Schritte hinter mir lenkten mich ab.
"Aus dem Weg!" Adamo tauchte auf und reichte mir seinen Helm, um anschließend voller Wucht gegen die Tür zu treten. Die Tür sprang mit einem lauten Knall auf, woraufhin Adamo ins Innere lief. Nunzio folgte ihm. Auch mein Vater kam hinter mir die Treppen hoch und nahm sofort mein Gesicht in seine Hände.
"Ist alles okay bei dir?", fragte er besorgt und sah mir dabei tief in meine Augen.
"Ja, bei mir ist alles gut. Nur hat der Typ mir den Arm etwas verdreht."
Ich krempelte meine Bluse etwas hoch. Ein roter Fleck lag auf meiner Haut, den auch mein Vater entdeckte. Er holte tief Luft und setzte einen irren Blick auf. Sein Gesicht drehte sich zur offenen Tür.
"Zeig mir den Typen."
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