3 | Mancini
"Nein!", brüllte Gino mich an, der bereits an der Haustür stand und seine Waffe fest in der Hand hielt. Die Gäste verschwanden alle vor wenigen Augenblicken - sein Hass wurde jedoch immer größer. "Du wirst mir nicht sagen ich solle mich hinsetzen und nachdenken!"
"Wo willst du denn hin?!", fragte ich unter Herzrasen, doch er hörte mir gar nicht mehr zu. Gemeinsam mit Nunzio verließ er die Villa. Sie suchten Ginos Auto auf und fuhren in hohem Tempo die Einfahrt hinab. Ich konnte ihnen nur nachsehen und auch, wenn ich es für sinnlos hielt, hoffte ich, sie würden etwas herausfinden.
"Wo fahren alle hin?" Stellas Stimme lenkte meine Aufmerksamkeit auf sie. Als ich meinen Blick auf sie wandte, zögerte ich aber mit meiner Antwort. Sie sah blass aus. Kein Funken ihrer sonst so guten Laune lebte mehr in ihren Augen. Weite Klamotten versteckten ihren Körper.
"Was ist los?", hakte ich nach und wollte auf sie zu. Sofort wich sie aber zurück. Ihr Blick dabei so leer.
"Nichts. Die Schule stresst", erklärte sie sich. Doch ich wusste innerhalb weniger Sekunden, dass sie log. Ihre Augen wandten sich zur Seite. Unbemerkt umfasste sie ihren Arm. Sie fühlte sich unwohl. Wollte nicht darüber sprechen.
"Ich fahre ihnen nach!" Adamo kam aus dem Wohnzimmer direkt auf uns zu. Ehe er aber die Haustür erreichte, packte Stella nach seinem Arm. Er heilt inne, obwohl er am ganzen Körper angespannt war.
"Wem fährst du nach?! Was ist denn los?"
"Nives wurde entführt."
"Was?!" Stella riss ungläubig ihre Augen auf, die sich mit Tränen füllten. Ihr Blick schweifte zu mir. Ich nickte zustimmend. Sofort fasste sie sich wieder, um ihren Vater ins Visier zu nehmen. "Ich fahre mit!"
"Ich halte das für keine gute-"
"Hol den Helm aus Malinos Zimmer", wies Adamo sie schon an und nachdem Stella wieder nach oben lief, sah er mich an. "Misch dich nicht in meine Erziehung ein. Stella ist alt genug, um mit zu fahren."
"Es geht nicht darum, wie alt sie ist. Merkst du nicht, dass deiner Tochter was auf der Seele liegt?!"
"Auch das geht dich einen scheiß an!"
Kaum das Stella zurückkam, verließen sie gemeinsam die Villa. Ich hörte noch das Motorrad und machte mich auf den Weg zurück ins Wohnzimmer. Keiner schien auf meine Vorgehensweise einzugehen. Alle wollten mit dem Kopf durch die Wand. Sollten sie ihr Glück versuchen. Ich versuchte anders zu handeln.
Zurück im Wohnzimmer blickte ich zur Couch. Ludovica saß bitterlich weinend in der Mitte, während Dario und Jennifer an ihrer Seite saßen und sie trösteten. Elio, Malino und Enzo kümmerten sich um Antonio. Sie hielten sich im Garten auf und lenkten ihn so gut es ging ab.
"Wo ist Gino?", schluchzte Ludovica und sah flehend zu mir auf.
"Er sucht sie", gab ich ihr zurück und nickte kaum merklich, um Dario ein Zeichen zu geben, mich in die offene Küche zu begleiten.
"Ich mache dir einen Tee." Er stand auf und kam direkt auf mich zu. In der Küche fing er an, Wasser aufzufüllen und eine Tasse aus dem Schrank zu holen.
"Das waren keine Russen", erklärte ich leise, woraufhin er mich nachdenklich an blickte.
"Wie kommst du darauf?"
"Weil ich sie gehört habe. Kein Akzent. Perfektes Italienisch."
"Also keiner von den Waffengeschäften."
"Nein", erwiderte ich ihm. "Es hat nichts mit den Geschäften zu tun."
Dario nickte und stellte den Wasserkocher an, um voller Sorge an mir vorbei zu Ludovica zu sehen. Ihr Weinen schmerzte auch mich, doch ich ignorierte sie, um einen klaren Kopf zu bewahren. Auch Dario richtete seine Aufmerksamkeit anschließend wieder auf mich.
"Sie wurde abgefangen, kurz nachdem sie die Villa verließ", fing er an. "Also wurde sie schon zuvor beobachtet. Entweder sie, oder die Villa."
"Es war kein Zufall, Dario."
"Also etwas persönliches."
"Aber nicht gegen sie", fügte ich ein. "Es geht um uns. Rache also."
"Da es keine Russen waren-"
"Bianchis."
"Bianca?", fragte Dario, doch seit diese Frau sich gehen uns gewendet hatte, behielt ich sie im Auge. Ein Privatdetektiv wusste immer ganz genau, wo sie sich aufhielt. Hätte sie etwas damit zu tun, wüsste ich es.
"Nein. Sie kann keine Rache üben, solange ich lebe. Riziero und dieser Orlando sind auch ausgeschlossen. Viel zu jung und dumm dazu."
"Aber wer sonst?"
Wir beide starrten uns nachdenklich an, bis Dario sein Handy herausholte. Er tippte etwas ein. Ich wartete ungeduldig, bis er den Kopf schüttelte. "Keine Einträge zu einem geklauten Mercedes."
"Er hatte keine Nummernschilder."
"Also ist es nicht geklaut. Sonst hätten sie sich kaum diese Mühe gemacht."
"Es war ihr eigenes Auto."
"Dann ruf Gino an. Er soll nach Überwachungskameras an der Hauptstraße Ausschau halten."
Ich nahm mein Handy zur Hand und wählte Ginos Nummer. Dieser ging auch sofort dran.
"Sie kann nicht weit gekommen sein", erklärte Nunzio neben mir, den ich aber nicht beachtete. Ich drückte hasserfüllt immer fester aufs Gas. Mein Herz pochte in einem ungleichmäßigen Takt. Das Gefühl, es würde jeden Moment stehenbleiben, wurde immer intensiver.
Es war mir jedoch scheiß egal! Ich würde nicht eher Ruhe geben, bis ich sie alle lebendig verbrannt hätte.
"Diese Hurensöhne!", brüllte ich außer mir und umfasste das Lenkrad fester. Mein Handy klingelte und Nunzio stellte die Freisprechanlage an.
"Gino?"
"Was?!", brüllte ich, während Nunzio neben mir damit begann, unsere Waffen zu laden.
"Bist du an der Hauptstraße?"
"Ja! Wo verfickt nochmal sollte ich sonst sein?!"
"Schau nach Kameras."
"Weißt du was Cei? Fick dich!" Wütend legte ich den Anruf auf. Ich wollte mit niemanden reden. Niemanden sehen. Mein Herz befand sich ganz alleine da draußen! Keiner wusste, wann ich sie wiedersehen würde! Keiner konnte mir sagen, ob es ihr gut ging!
Diese Gedanken trieben mich beinahe in den Wahnsinn, bis ich mit dem Blick auf die Straße abrupt auf die Bremse drückte. Die Reifen drehten durch und wir schlenderten leicht, doch Nunzio war es gewohnt. Genau wie ich.
"Hast du was gesehen?", hakte er nach, da stieg ich aus dem Wagen und lief zur anderen Straßenseite. Mein Herz setzte aus, als ich Nives Handy auf dem Boden liegen sah. Eine Hupe lenkte mich allerdings ab.
Eine ältere Frau stand mit ihrem Wagen direkt neben mir. Sie wollte vorbei. Doch ich starrte sie nur unter hektischen Atemzügen an.
"Gino!", rief Nunzio nach mir, da ich in dem Moment meine Waffe zur Hand nahm und sie genau auf die Frau richtete. Meine Hand zitterte. Mein Verstand schien vollkommen aufgelöst. Nicht mehr im Stande dazu, einen klaren Gedanken zu fassen. "Fahren sie weg!", warnte Nunzio die Frau, die zu ihrem Glück auch gleich den Wagen wendete und abhaute.
Mein Blick fiel zurück zu dem Handy. Ich bückte mich danach und hob es auf. So kurz war es her, dass ich es ihr schenkte. Nun lag es kaputt in meiner Hand.
"Sie werden alle sterben. Jeder einzelne von diesen Wichsern wird noch bereuen, überhaupt in ihre Nähe gekommen zu sein!", hauchte ich mit bebender Stimme und wandte mich daraufhin an Nunzio. "Such die Gegend nach Kameras ab. Ruf danach Yavuz und Ayaz an. Wir werden nicht aufhören zu suchen, bis wir sie gefunden haben!"
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So, der Anfang ist gemacht ❤️
Hoffe euch gefällt die Richtung in die es geht. Die Perspektiven werden jetzt nicht mehr so oft wechseln, aber sie werden noch wechseln 😘
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