7 Unachtsamkeit
Kapitel 7
Nach dem Essen in Julias Wohnung lasse ich Liam alleine zurück, um zu meinen Eltern einen Besuch abzustatten. Ich möchte ohne ihn mit ihnen über diese Sache reden, da ich keine Ahnung habe, wie sie auf diesen Vorschlag meinerseits reagieren werden.
„Sophia, hi!", begrüßt mich Vater, als ich am Haus angekommen bin. Vater lädt große Tüten mit Lebensmittel aus, trägt sie in das Haus. „Mit dir habe ich heute nicht gerechnet, deine Mutter ist schon drinnen. Sie packt die Einkäufe aus."
„Ja, ich möchte mit euch etwas besprechen", gestehe ich Vater, dem ich ins Haus folge.
Er stellt die große beladene Tüte auf dem Küchentresen ab und späht zu mir rüber. „Was denn?"
„Hi Mama", begrüße ich sie. Sie zuckt wegen des Klangs meiner Stimme zusammen, als hätte sie mit mir nicht gerechnet. „Hast du ein schlechtes Gewissen, oder wieso zuckst du bei meiner Begrüßung zusammen?", lache ich und warte gespannt auf die Reaktion meiner Mutter.
„Hi Schatz, nein, aber-"
„Mit mir hättest du nicht gerechnet?", beende ich ihren Satz in fragender Tonlage.
„Genau."
„Das hat Papa draußen auch gesagt."
„Was verschafft uns die Ehre?", fragt sie mich und wendet sich mir zu.
„Ich werd noch die Getränke aus dem Auto holen, bin gleich wieder da!", meint Vater und läuft schnell aus der Küche hinaus.
„Ich möchte mit euch über etwas reden, aber bevor ich mit der Sprache herausrücke, warte ich, bis Papa wieder hier ist."
„In Ordnung", stimmt Mutter zu, die weiterhin die Einkäufe aus den Tüten räumt.
Kurze Zeit später höre ich die Haustür ins Schloss fallen und Vater mit zwei Sixpacks Sprudel in den Händen in die Küche laufen. Er stellt sie neben dem Kühlschrank ab, an den Platz, an dem schon immer unsere Getränke standen, immer noch stehen und dreht sich zu mir um.
„Ich bin wieder da, es ist alles ausgeladen, Liebling", sagt Vater zu Mutter, die lächelnd auf ihn zu kommt. „Danke", bedankt sie sich und drückt ihm einen Kuss auf die Wange. Es ist schön, zu sehen, dass sie nach vielen Jahren Ehe noch immer sich gegenseitig ihre Liebe zeigen. Genauso so eine Lebenspartnerschaft möchte ich mit Liam ebenfalls führen. Eine Liebe besitzen, die alles übersteht, an Herausforderungen wächst und bei der man die Zweisamkeit noch nach vielen Jahren genießt.
„Was willst du mit uns besprechen?", fragt Vater und wirft mir einen liebevollen Blick zu. Seine Augen werden von kleinen Falten umgeben und den Mund verzieht er zu einem zaghaften Lächeln.
„Ihr habt mir doch angeboten, dass ich bei euch wieder einziehen kann-", fange ich an, aber werde von Mutter unterbrochen. „Natürlich, du kannst jederzeit hier wohnen, dieses Haus ist dein zu Hause!"
„Danke."
„Ist etwas mit Liam?", löchert mich Vater. Die Augen von Mutter weiten sich voller Interesse in meine Richtung.
„Nein, mit ihm ist alles gut. So falsch liegst du nicht. Ich dachte mir, dass ich, bis ich in die USA ziehe, hier einziehen werde und er für den Rest seines Aufenthalts auch."
Mutter schluckt, blinzelt schnell mit den Augenlidern, während sie mich mustert. In Vaters Gesicht schimmert allmählich Begeisterung auf und das zaghafte Lächeln wird immer breiter.
„So könnt ihr ihn besser kennenlernen-"
„Sophia, du musst dich für deinen Vorschlag nicht rechtfertigen. Deine Idee ist toll, du hast recht. Wir sollten deinen zukünftigen Ehemann näher kennenlernen, bis er wieder abreist. Wer weiß, wann wir ihn wieder sehen", entgegnet mir Vater, derweil Mutter ihren Mund zu einem spitzen Schmollmund verzieht.
„Christine, was sagst du dazu?"
Ihrem Gesicht nach zu urteilen, findet sie meine Idee ganz und gar nicht gut, aber nach den Worten meines Vaters verändert sie zwanghaft ihre Emotion im Gesicht. Sie setzt ein künstliches Lächeln auf. „Prima, wann zieht ihr ein?"
„Wie wäre es mit heute Abend? Wir müssen unsere Sachen bei Julia packen und uns noch für ihre Gastfreundschaft bedanken, aber sie ist noch nicht von der Uni zurück."
Mutter und Vater nicken mir bei meinen Erzählungen zu. „Dann bis heute Abend Spatz."
„Bis heute Abend", verabschiede ich mich bei ihnen, ziehe Vater, als Zeichen meiner Dankbarkeit in die Arme, verlasse danach das Haus, um Liam von den neusten Entwicklungen zu berichten.
„Babe? Ich bin wieder da!", rufe ich durch die kleine Wohnung und blitzschnell steht er neben mir. „Hi!", raunt er, drückt mir einen Kuss auf den Mund.
„Was hast du alleine hier in der Wohnung gemacht?"
„Hab Netflix geschaut", antwortet, indessen er mich mit auf das Sofa zieht. Sein Laptop liegt aufgeklappt auf ihm, doch Liam klappt ihn zu und legt ihn auf den Fußboden.
„Und wie war das Gespräch mit deinen Eltern?"
„Besser, als ich erwartet habe", gestehe ich und lege meine Füße über seine angewinkelten Beine.
„Ach ja?", fragt er mich erstaunt, legt einen Arm um meine Beine und fixiert sie auf sich.
„Sie freuen sich, dass wir bei ihnen einziehen und Vater findet es eine gute Idee, um dich besser kennenzulernen."
„Und deine Mutter?", fragt er. Ich sehe in seinen Augen Skepsis aufschimmern.
„Sie hat auch nichts dagegen, auch wenn sie sich zuerst mit dem Gedanken anfreunden musste. Aber Liam es hat nichts mit dir als Person zu tun, glaub mir."
„Ich werde sie noch von mir überzeugen Babe", raunt er dicht an mein Ohr. Der Atem kitzelt in meiner Ohrmuschel. Er bereitet mir von meinem Ohr ausgehende Gänsehaut die sich mit jeder Berührung seinerseits verstärkt. Liam gleitet mit seinen Fingerkuppen an meinem Unterarm auf und ab, seine Geste lässt mich erstarren, sodass ich die Augen schließe.
„Julia ist nicht da, sie ist zur Uni. Sie sagte, dass sie erst heute am späten Nachmittag zurückkommen wird", haucht Liam mit rauer Stimme erneut in mein Ohr. Seine Wange liegt an meiner an. Ich spüre, wie sich das Kribbeln durch den ganzen Körper ausbreitet.
„Ich weiß", gebe ich leise zurück.
Er nimmt die Wange von meiner und ich blicke ihn eindringlich an.
Liam öffnet sinnlich seine vollen Lippen, nähert sich mir, bis er sie auf meine gelegt hat. Schweratmend erwidere ich den zärtlichen Kuss und vergrabe meine Finger in seinen Haaren am Hinterkopf. Leicht ziehe ich an ihnen, bis Liam ein leises Stöhnen entweichen lässt.
!Sexuelle Szene!
„Wir müssen aufhören", schnurre ich, unterbreche den Kuss, damit sich dieses Kribbeln nicht noch mehr in meiner Mitte ausbreitet.
„Warum?", fragt er mit einem brennenden Blick.
„Wir sind hier in Julias Wohnung, in ihrem Wohnzimmer. Sie könnte jeden Moment nach Hause kommen", flüstere ich ihm zu und weiche seinem erregenden Blick aus.
„Ach Babe, sie kommt erst in ein paar Stunden nach Hause."
„Und was wenn nicht?"
Liam zuckt mit den Schultern, sieht sich im Raum um und wirft mir eine Decke über. „Dann bedenken wir uns."
Laut Lache ich. „Unmöglich bist du!"
„Nein, ich bin auch nur ein Mann mit Bedürfnissen."
„Oh Liam", lache ich noch lauter.
„Komm schon Babe, das letzte Mal, war im Flugzeug vor zwei Tagen. Bei uns zu Hause, hatten wir täglich Sex ..."
Verspielt verdrehe ich die Augen. Er hat recht und es nicht so als würde mir das nicht fehlen, aber ich finde diesen Ort nicht passend, um mit ihm in unsere Lust zu versinken.
„Sophia", fleht er, zieht mich noch näher an sich. „Es ist purer Nervenkitzel und versprüht zusätzliches Adrenalin, wenn man immer Angst hat erwischt zu werden", erklärt er mir, während er sich auf die Unterlippe beißt. Er muss es wissen, vor mir, in seiner Playboy Vergangenheit, ließ es keine Gelegenheit aus, um mit einer Frau ins Bett zu steigen, auch wenn die Gefahr bestand erwischt zu werden. Auch ich hatte mit ihm geschlafen, obwohl ein Stockwerk unter uns die Party tobte und wir Nichteinmal zusammen waren. Damals hatten wir eine Affäre, die wir vor allen geheim hielten, und ich muss zugeben, dass ich weiß, welches Gefühl Liam meint. Erregung pur, und ein krasses Verlangen nach ihm breitete sich vor vielen Monaten in meinem Körper aus. Die Gefahr von jemanden nackt mit Liam wälzend entdeckt zu werden, spornte mich noch mehr an. Diese Erinnerungen vor meinen Augen an diesen Moment der Zweisamkeit mit ihm blitzt urplötzlich auf, heizt mich ein, so sehr, dass ich mich stürmisch nach vorne lehne, um ihn wild zu küssen. Dieselben Gefühle, wie vor ein paar Monaten werden in mir geweckt, Neugier, Verlangen und Sehnsucht nach ihm. Der Kuss ist verlangend und wird mit jeder Sekunde, die vergeht intensiver, bis meine Hand immer weiter zu seinem Schritt wandert. Liam stöhnt auf, legt seine Arme um meine zarte Taille und dreht mich blitzschnell mit dem Rücken auf Julias Schlafsofa.
„Siehst du, dieses Feuer, was diese Situation in uns hervorruft-"
„Psst, nicht reden", dränge ich, lasse meine Hände über Liams Körper wandern.
Er kommt, ohne ein weiteres Wort zu sagen, meiner Forderung nach, verstummt und küsst mich erneut und immer gieriger. Seine Finger machen sich an dem Bund meiner Hose zu schaffen, nervös windet er sie um meinen Knopf, bis er sie geöffnet hat. Er zieht sie mir bis zu meinen Schenkeln runter. Schnell entferne ich die Lippen von seinen, öffne hektisch Liams Gürtelschnalle. Durch die ruckartigen Bewegungen meinerseits schlägt das Gürtelende gegen den Beistelltisch neben uns und lässt ein metallisches Klimpern ertönen. Er zerrt seine Hose nach unten, lässt seine Erregung in meine Richtung springen, dreht mich, auf den Bauch und gleitet in mich hinein. Ein lautes Stöhnen begleitet sein Tun, bei dem ich gleich Miteinstimme. Ich kralle mich an den Sofakissen fest, spüre die Intensität zwischen unseren Körpern. Es fühlt sich anders an als sonst, intensiver. Es fühlt sich wärmer an. Bei jedem Stoß von Liam könnte ich vor Erregung platzen. „STOP", rufe ich, versuche mich, von Liam zu lösen.
„Nein Babe, jetzt nicht!", stöhnt er und wird immer schneller, wilder, verlangender.
Bei diesem intensiven berauschenden Gefühl vergesse ich für eine Sekunde die Tatsache, dass wir nicht verhüten und dieses Liebesspiel bittere Folgen mit sich bringen kann, aber nein. Ich darf mich nicht von meiner Lust leiten lassen, mich ihm voll und ganz hingeben, nicht jetzt, egal wie sehr ich es möchte, egal wie gut es sich Haut an Haut anfühlt. „Liam, doch! Wir verhüten nicht!", stöhne ich.
„Fuck!", ruft er stöhnend, zieht sich aus mir zurück. Ich drehe mich zu ihm um. In seinem Blick liegt etwas Schockiertes, Trauriges und Erregtes zugleich. Wir starren uns an und ich sehe an ihm hinunter.
Meine Augen weiten sich. „Fuck ...", murmele ich vor mich hin und Liam bleibt, wie versteiner vor mir stehen.
Zur gleichen Zeit kratzt etwas an der Tür, es hört sich an, als würde jemand einen Schlüssel ins Schloss stecken wollen. Unsere Blicke schnellen zur Wohnungstür, weckt uns aus unserer Schockstarre. Liam zieht rasendschnell seine Hose nach oben und schließt seinen Gürtel, ich tue es ihm nach, springe vom Sofa und ziehe meine Hose nach oben.
„Liam, Sophia? Ich bin früher zu Hause!", ruft Julia im Eingangsbereich und trifft mit ihrem fröhlichen Blick auf unsere schockierten, irritierten Gesichter. Wie konnte das nur passieren? Wie konnten Liam und ich so unaufmerksam sein und das Kondom vergessen? Das ist uns noch nie passiert. Wir hatten keine Zeit, um nachzudenken, also haben wir das Wichtigste an dem ganzen Akt vergessen, die Verhütung.
„Wow, ich bin auch froh, euch zu sehen", sagt Julia und kommt auf uns zu. Mein Blick drehe ich in Liams Richtung und er fängt ihn mit seinen eisblauen Augen auf. Ein Klos der Verzweiflung verankert sich in meinem Hals und der Schock über die bevorstehenden Folgen liegt, wie ein Stein, schwer auf meiner Brust - raubt mir die Luft zum Atmen. Wegen diesem einen unachtsamen Moment könnte ich, könnten wir unsere Zukunft, die wir uns in unseren Köpfen zurecht gesponnen haben, auf einen Schlag zerstören. Wenn ich schwanger werde, kann ich nicht aufs College. Ein Baby bedeutet so viel Verantwortung, auf den Schultern zu tragen, die ich noch nicht bereit bin zu stemmen. Irgendwann ja, aber nicht jetzt, nicht wenn ich und Liam dabei sind uns ein gemeinsames Leben aufzubauen und ich keine Berufsausbildung in der Tasche habe.
„Omg, spukt es hier?", fragt Julia und wird blass.
„Was redest du für einen Müll?", sage ich und beginne zu lachen.
„Ihr seht aus, als hättet ihr einen Geist gesehen", merkt Julia an und sieht schnell zwischen unseren Gesichtern hin und her.
„Wir haben keinen Geist gesehen", lache ich. Nein, wir haben keinen Geist gesehen, aber sie ist nah dran.
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