1 Die Antwort
Kapitel 1
Liam Parker, der Mann, den ich liebe kniet noch immer, mit einem Ring in seiner Hand, vor mir und wartet auf eine Antwort. Seine Worte haben mich aus der Bahn geworfen. Er hat mir wenige Stunde vor meinem Abflug einen Heiratsantrag gemacht.
„Sophia Schwarz, willst du mich heiraten?", wiederholt er zittrig, weil ich ihm noch keine Antwort gegeben habe.
Die Augen habe ich auf ihn fixiert und lasse durch meine Gesichtszüge keinerlei Emotion durchsickern.
„Ja, ich will", sage ich mit Tränen in den Augen und mit jeder Sekunde, die vergeht, realisiere ich, dass es kein Traum ist. Es passiert gerade wirklich. Der Mann, mit dem ich die beste Zeit meines Lebens verbracht habe, möchte mich heiraten. Mich. Seitdem ich ein Kind war, hatte ich diesen Traum eines Tages zu heiraten und jetzt ist er zum Greifen nahe.
Auf meinem Gesicht breitet sich ein Lächeln aus, das Liam augenblicklich erwidert. Keine Sekunde später falle ich ihn um den Hals, sodass er ins schwanken kommt und mit mir durch die Wucht umkippt, zu Boden fällt. Gierig küsse ich ihn und höre in meiner unmittelbaren Umgebung die Menge jubeln und klatschen. Schnell nehme ich die Lippen von seinen und schaue mich um. Um uns hat sich ein Kreis aus Menschen gebildet, sie starren uns freudig an und die Rührung auf ihren Gesichtern ist nicht zu übersehen.
„Ich liebe dich", raunt er in mein Ohr.
„Und ich liebe dich!", antworte ich und merke, dass mir die aufsteigenden Tränen aus den Augen entweichen. Sie kullern unkontrolliert meine Wangen hinab, aber es sind Tränen der Freude über die unerwartete Wendung, die dieser Tag mit sich gebracht hat.
„Jetzt weißt du, was ich heute zu tun hatte."
Stumm nicke ich ihm zu, drücke mich vom Boden ab und stelle mich auf meine wackeligen Beine. Das alles hier kommt mir unwillkürlich und nicht real vor, aber ich träume nicht, das wurde mir, mit jeder Minute die vergeht klarer.
Liam richtet sich ebenfalls auf, nimmt den Ring aus der Schachtel und steckt in mir an den Finger. Ich zittere vor Freude und das auffällige Grinsen kann ich nicht abstellen, es bleibt und wird immer breiter. Die Meute um uns herum wird nicht ruhiger im Gegenteil, sie wird immer lauter und lenkt so die gesamte Aufmerksamkeit im Flughafen auf uns. Er drückt mir erneut einen Kuss auf meine Lippen und blickt mir danach tief in die Augen.
„Misses Parker", murmelt er und sieht schnell zwischen meinen Augen hin und her.
„Wer sagt, dass ich deinen Namen annehme?", entgegne ich ihm sarkastisch.
Liam schaut mich ungläubig an, öffnet leicht seinen Mund und seine Mimik verhärtet sich. Ich lache lauthals los und boxe ihm mit der Faust leicht gegen die Brust, um ihn aus seiner Starre zu wecken.
„Ich werde deinen Namen annehmen, Sophia Parker hört sich toll an."
Seine Gesichtszüge erweichen sich und er stimmt mir mit einem Lächeln auf den Lippen zu.
„Willkommen in unserer Familie!", ruft mir Grace zu und zieht mich von Liam weg in ihre Arme.
Erschrocken nehme ich ihre Berührung wahr und erwidere ihre freudige Geste.
„Ihr hier? Habt ihr davon gewusst?", frage ich die Familie und meine Freunde, nachdem ich mich von Grace gelöst habe. Alle sind hier, stehen mit strahlenden Gesichtern vor uns und mustern uns.
Sie schütteln alle ihren Kopf außer Grace, sie nickt. „Ja, weißt du, Liam ist heute Morgen sehr früh aufgestanden und lief im Wohnzimmer auf und ab. Ich war zufällig wach, um mir ein Glas Wasser zu holen, und da berichtete er mir von seinen Plänen. Ich ermutigte ihn natürlich dazu und war so aufgeregt, dass mein Sohn einer Frau einen Heiratsantrag machen wird. Wir sind dir, nachdem du dich von uns verabschiedet hast, still und heimlich in den Flughafen gefolgt und ich habe alle hier darüber aufgeklärt, warum wir das tun."
Bei ihren Erzählungen sehe ich Liam in die Augen. Er macht mich glücklich, glücklicher als je zu vor.
„Ich kann es nicht fassen, dass du eine Verlobte hast, Liam!", jubelt Chloe und umarmt uns beide gleichzeitig. Sie zieht uns an den Schultern an ihre Brust heran, sodass wir beide auf unseren wackligen Beinen zu wanken beginnen, aber wir erwidern ihre Umarmung. Liams Finger berühren auf Chloes Rücken meine. Er beginnt langsam an meinem Ringfinger mit dem Ring zu spielen. Langsam bewegt er ihn hoch und runter.
„Ich kann es auch nicht glauben", verriet Liam ihr.
„Das ist so aufregend!", verkündet sie und lässt uns wieder los.
„Wirst du jetzt hier bei uns bleiben?", stellt Holly die Frage an mich gerichtet. Die Drillinge haben sich von der Freude ihrer Familie und Chloe mitreißen lassen und umarmen inzwischen die Beine von mir und Liam. Holly steht dicht an meinem Bein, umklammert es mit ihren kleinen Armen und sieht mich von unten an. Augenblicklich knie ich mich zu ihr herunter, um ihr den Augenkontakt zu gewähren, den sie sucht. Ruby und Katy kommen bei dieser Frage von Holly schnell zu mir gerannt und stellen sich hinter sie. Alle drei, die gesamte Familie, Chloe und Tyler sehen mich gespannt mit aufgerissenen Augen an.
„Ich weiß es nicht ...", stammele ich und lege meine Hände auf ihre Schultern. „So einfach ist das nicht. Mein Visum, also die Erlaubnis, die ich hatte mich hier in den USA aufzuhalten, ist abgelaufen."
„Ich erlaube dir, hierzubleiben", protestiert Holly und sieht mich mit einem Schmollmund an.
„Das ist süß", lache ich und alle beteiligten stimmen im Chor in mein Gelächter mit ein.
„Holly Schätzchen", sagt Grace und geht auf ihre Tochter zu. „So einfach ist das nicht, aber ich bin mir sicher, dass du Sophia sehr bald wiedersehen wirst."
Sie schmollt und sieht ihre Mutter mit verschränkten Armen an.
„Nun bist du bald offiziell ein Teil unserer Familie und das ist wunderbar!", meint Bea ein wenig abseits und lächelt mich an.
„Ich freue mich auch darauf. Mit einem Antrag von Liam hätte ich niemals gerechnet."
„Nicht nur du, herzlichen Glückwunsch zur Verlobung!" John tritt einen Schritt näher zu uns und tätschelt unsere Schultern.
„Danke, Dad" entgegnet ihm Liam und ich nicke ihm lächelnd zu.
„Von mir auch. Herzlichen Glückwunsch!" Tyler tut John nach und nickt uns zu.
Liam wirft einen kurzen Blick zu Tyler und nickt ihm schmunzelnd zu. Er greift im gleichen Zuge meine Hand und umklammert sie mit den Fingern so fest, dass ich den Druck an der Hand spüre. Von meiner Hand ausgehend breitet sich ein Kribbeln aus, ein Kribbeln, dass ich nie wieder missen möchte.
Mit den Augen linse ich auf die Uhr über uns.
„Oh, mein Flug-", sage ich aufgewühlt und greife nach meinen Koffer, der noch immer am Boden liegt.
„Nein, du wirst diesen Flug nicht nehmen", verkündet Liam und drückt meine Hand fester zu.
„Ach ja?", stoße ich mit hochgezogenen Augen hervor.
„Ich sagte, doch, dass ich zu tun hatte ...", berichtet er erneut und streicht sich mit den Fingern seine Haare nach hinten. „Wenn du möchtest, werde ich dich nach Deutschland begleiten. Wir werden mit unserem Privatjet nach Deutschland fliegen."
Seine Worte bringen mich aus der Fassung. „Du-", bringe ich hervor und schließe ungläubig den Mund.
„Ja, ich werde dich begleiten, wenn du möchtest! Also für zwei Wochen." Vor Freude verlässt ein quiekender Schrei meinen Mund. „Ja!"
Liam lächelt erneut und nickt mir zu.
„Viel Spaß ihr zwei!", ruft uns Grace zu, die noch immer vor Freude über die jüngsten Ereignisse ein fettes Lächeln auf den Lippen hat.
„Danke!", entgegen wir ihr gleichzeitig.
„Wir müssen los, der Privatjet wartet."
„Auf gehts!", rufe ich und verabschiede mich von allen, ehe wir uns von ihnen abwenden und Hand in Hand zu dem privaten Flieger der Familie Parker zu stolzieren.
„Also hast du den ganzen Morgen damit verbracht, deinen Antrag und die Reise nach Deutschland zu organisiere?", frage ich ihn auf dem Weg.
„Ja, es war aufwenig, alles in wenigen Stunden zu organisieren, aber ich habs geschafft. Ich hatte Angst, dass ich es nicht rechtzeitig schaffen werde und-"
„Du hast es aber geschafft, also mach dir keinen Druck", unterbreche ich ihn und bleibe stehen, um ihm einen Kuss auf die Wange zu drücken.
„Ja-"
„Es war eine gelungene Überraschung und der beste Tag in meinem Leben", unterbreche ich ihn erneut.
„Es ist auch der beste Tag meines Lebens."
✈️ ✈️ ✈️
Vor der prachtvollen Maschine kommen wir zum stehen und ich betrachte sie mit aufgerissenen Augen. „Wow." Der Privatjet ist kleinerer als ein gewöhnliches Passiergierflugzeug, trotz allem bringt er mich aus der Fassung. Erst in diesem Moment realisiere ich, dass das Leben an Liams Seite weitergeht und ich nicht in ständiger Angst leben muss, dass sich unsere Wege nach einer gewissen Zeit trennen werden, denn wir werden bald heiraten. Wir werden zu Mister und Misses Parker.
„Guten Tag Mister Parker!" Ein Mann in Pilotenuniform kommt auf uns zu und schüttelt ihm seine Hand.
„Guten Tag Robert!"
„Gute Tag ...", begrüßt mich Robert und lässt fragend den Mund offen stehen.
„Das ist meine Verlobte Miss Schwarz", antwortet er ihm mir zuvorkommend. Es ist das erste Mal, dass ich ihn diese Bezeichnung für mich laut aussprechen höre. Verlobte, ich bin seine Verlobte. Kaum zu glauben, aber wahr. Diese Worte sind unwillkürlich für meine Ohren. Niemals hätte ich gedacht, dass ich als Single in das Auslandsjahr starte und es als Verlobte zurückkehren werde.
Robert lächelt freundlich und nickt mir zu. „Herzlichen Glückwunsch zur Verlobung."
„Danke", entgegne ich ihm und erwidere sein Lächeln.
„Darf ich ihr Gepäck abnehmen? Sie können einsteigen, es wird gleich losgehen."
„Natürlich", bestätige ich ihm und gebe Robert meinen Koffer. Er nimmt ihn mir ab und geht voran.
„Robert ist nett", flüstere ich Liam ins Ohr, indessen wir ihm in die Maschine folgen.
„Ja, er ist der Beste. Robert arbeitet, seitdem wir den Jet haben für uns, er ist unser privater Pilot und ich hatte großes Glück, dass er heute Zeit hatte, und einen extra Flug nach Deutschland in seinen vollen Terminkalender dazwischen schiebt."
„Das ist aufmerksam."
Liam nickt und wir schreiten zusammen die Treppe zum Flugzeug hinauf.
Im Flugzeug angekommen erstarre ich erneut und begutachte gewiss das Innere des Fliegers.
„Damit hätte ich nicht gerechnet ...", bringe ich hervor und setze langsam aber sicher Schritt für Schritt meine Füße in den Innenraum hinein.
„Womit?", fragt Liam und lässt sich lässig auf einen der Flugzeugsitze fallen. Ein Bein baumelt dabei über die Lehne.
„Na ja, ich habe immer geglaubt, dass ein Privatjet wie ein normales Flugzeug aufgebaut ist und nicht so."
Der Privatjet ist wie eine kleine Wohnung mit Sitzgelegenheiten und einem Tisch, einem Sofa und einem Fernseher aufgebaut.
„Wohin führen die Türen am Ende des Jets?", erkundige ich mich und deute mit dem Kopf auf sie.
Liam lächelt. „Zum Schlafzimmer und zum Badezimmer"
„Ein Schlafzimmer?", frage ich und reiße die Augen weit auf.
„Ja, was hast du denn gedacht?"
„Ich weiß nicht ... Wow ..."
„Ja, so habe ich auch reagiert, als meine Eltern uns plötzlich mit dem Ding am Flughafen überrascht haben."
„Bist du schon einmal damit geflogen?"
„Ja, wir sind nach Los Angeles damit geflogen. Es tut mir auch übrigens leid, dass wir bei unserem letzten Flug nach LA nicht mit unserem Jet geflogen sind", sagt er. „Robert hatte keine Zeit, ich hab ihn angefragt, aber er-"
„Liam, es war ein unglaublich schöner Ausflug, du musst dich dafür nicht entschuldigen. Ich genoss, es auch mit dir in einem Passagierflugzeug zu fliegen."
Auf seinem Gesicht breitet sich ein Lächeln aus, ehe er mich an den Händen nah an sich heranzieht. „Ich genieße jede Sekunde mit dir", haucht er in einem verführerischen Tonfall.
Ein Mann räuspert sich hinter uns, sodass ich zusammenzucke und Liams Hände schlagartig loslasse. „Mister Parker-"
Liam hat die Augenbrauen zusammengezogen und wendet den Blick von mir ab. „James", sagt Liam und nickt ihm begrüßend zu. „Das ist meine Verlobte Miss Schwarz."
„Freut mich, Sie kennenzulernen", entgegnet er mir.
„Er ist der Co-Pilot", klärt mich Liam auf und tritt ein Schritt zur Seite, sodass James in die Maschine hinein gehen kann.
James lächelt und verschwindet im Cockpit.
„Bereit?", Robert streckt seinen Kopf durch die offene Tür des Cockpits und wirft uns einen fragenden Blick zu, während sich James auf dem zweiten Sitz neben Robert niederlässt.
Liam ergreift erneut meine Hände und drückt sie sanft. „Ja Robert, wir sind bereit für den Start."
Und ich bin bereit, bereit für den Start ins neue Leben mit Liam an meiner Seite.
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