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Die Einladung

Es war ein verregneter Morgen, an dem Vilya aus ihrem kleinen Haus trat. Diesmal war sie rechtzeitig aufgestanden. Bogenschießen stand auf dem Programm, was sie für gewöhnlich motivierte aus dem Bett zu kommen. Sie hatte nicht viel geschlafen, hatte lange über die vergangenen Tage nachgedacht, doch ihr war immer noch kein Weg eingefallen ihren Vater risikofrei zu belauschen. Legolas hatte es selbst gesagt, sie war bloß eine Schülerin und hatte noch nicht die Verpflichtung für das Reich ihr Leben zu lassen, also würde sie auch den Zorn des Schmiedemeisters vermeiden. Es war kein Befehl gewesen.

Das Dorf war schon auf den Füßen, Lichter brannten in den Häusern und Elben rannten mit Kapuzen tief ins Gesicht gezogen über den Hauptplatz. Auch Vilya schlug ihren Mantel auf und sah sich zunächst um, bevor sie den ersten Schritt ins Nass tat. Von ihrer Rechten sah sie Legolas aus seinem Gastfamilienhaus kommen. Seine Stiefel waren bereits befleckt von Dreck und nasser Erde, seine Kleidung feucht. Er musste bereits in der Nacht draußen gewesen sein.
Noch bevor die Schülerin ihn grüßen konnte, ertönte plötzlich ein leiser Schrei vom anderen Ende des Dorfes und eine kleine, ganz in weiß gekleidete, Gestalt rannte über den Hauptplatz, durch Pfützen und Schlamm, der hinter ihr aufspritzte.
„Legolas!", rief das kleine Mädchen und hielt gerade rechtzeitig vor ihm an. „Was ist aus den Zwergen gestern geworden?", fragte sie außer Atem und ein wenig zu laut, sodass einige Elben, die zufällig in der Nähe standen, sich neugierig umdrehten. Legolas setzte ein Lächeln auf und versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Gleich hinter Valaina lief nämlich ihre Mutter, die den Ruf gehört hatte.
„Valaina! Komm sofort zurück! Tut mir wirklich leid, sie...", fing sie an, doch brach sofort ab, als sie unter der hellgrünen Kapuze erkannte, wer da vor ihr stand.
„Valanya, schön dich zu sehen", lächelte Legolas und neigte kurz den Kopf. Die Elbin war so perplex, dass sie eine sehr zögerliche Verbeugung andeutete, doch er hob schnell die Hand.
„Bitte, ich bin bloß als Schüler hier", wehrte er ab. Vilya kam etwas näher, da sie die Stimmen gesenkt hatten und sie wissen wollte, was das alles mit ihrer Mutter zu tun hatte.
„Ich hatte nicht erwartet, dass du dich an mich erinnerst", gab Valanya zu, die an Sicherheit gewann und deren Lächeln nun zurück auf ihre Lippen schlich.
„Es war eine sehr einprägsame Zeit", erwiderte der Schüler und brach kurz den Blickkontakt. Was diese Aussage genau zu bedeuten hatte, wurde nicht weiter geklärt.

„Ich würde gerne einige Worte mit dir alleine wechseln", fuhr er etwas leiser und mit mehr Ernst in der Stimme fort. Vilya, die sich denken konnte, dass das ein Wink für sie und ihre Schwester sein sollte, trat näher und öffnete den Mund, um sich aufzuregen, doch ein kaum merkliches Nicken von Legolas brachte sie wieder zum Schweigen. Er war der Prinz und schien in dieser Sache sich nicht von seinem Entschluss abbringen zu lassen.
„Komm, Valaina, ich bringe dich zu deinen Freunden", sprach sie schließlich und wollte nach der kleinen Hand ihrer Schwester greifen, doch diese entzog sich blitzschnell.
„Nein, ich will wissen, was es mit dieser einprägsamen Zeit auf sich hat und woher ihr zwei euch kennt", beschwerte sie sich bereits und stemmte die Hände in die Hüften, doch bevor einer der Gefragten etwas sagen konnte, schnappte Vilya sich das Mädchen bereits, hob sie hoch und trug sie davon.
„Du solltest dein Temperament langsam zügeln lernen, Valaina", murmelte sie in ihr Ohr, während sie sie in Richtung ihrer Klasse trug.
„Das muss ich nicht als Prinzessin", schnaubte sie selbstsicher. Vilya runzelte die Stirn und warf einen Blick in die klaren blauen Augen, die in weite Ferne gerichtet schienen. Für einen Moment glitzerten sie mit einem unbekannten Funkeln, dann erloschen sie wieder und der gewohnte Ausdruck des rastlosen und ungestümen Mädchens kehrte wieder zurück auf ihr Gesicht.

Vilya wollte es weiter hinterfragen, doch von ihrer Verwirrung war ihr Griff gelockert und schon hüpfte die Kleine zu Boden und rannte davon zu ihren Freunden. Nachdenklich sah sie ihr hinterher.

Bei ihrem eigenen Trainingsplatz angelangt, war Vilya immer noch in Gedanken versunken und gesellte sich still zu ihren Freunden, die wild darüber diskutierten, wer denn beim letzten Wettschießen gewonnen hatte. Doch die Schülerin hörte gar nicht erst zu. Legolas' Blick war ihr nicht aus dem Kopf gegangen, wie er plötzlich so erwachsen und ernst gewirkt hatte. Oder war es bloß die Erkenntnis seiner Blutlinie, die ihn in ihrem Kopf plötzlich so groß schienen ließ?
Sie hatte es so im Gefühl, dass er bald gehen würde, zu den Verhandlungen in den Palast zurück, vielleicht, nun, da er wusste, dass sie nicht mehr so geheim waren, wie gedacht. Valanya würde ihm wenig Auskunft über die Machenschaften ihres Mannes geben können, da war Vilya sich sicher.
„Vilya, damit warst auch du gemeint", holte sie eine strenge Stimme aus den Gedanken. Sie zuckte zusammen und sah auf. Es war der Trainer, der immer noch in die Richtung der restlichen Gruppe zeigte, welche sich bei den Bogenschießplätzen gesammelt hatten.
„Verzeiht", murmelte sie leise und drehte sich schnell um. Der Elb hob etwas verwundert eine Braue über die schnelle Einsicht, doch dachte nicht weiter darüber nach.
„Wir werden nicht auf Legolas warten. Fangt mit den roten Zielen an", befahl er noch im Gehen. Sofort fingen die rot umrahmten Zielscheiben an zu schweben und versteckten sich in dem Geäst.

Es war eine gängige Methode bei den Elben mit beweglichen Zielen zu üben. Magie war nichts Besonderes.
Vilya schoss langsam und nicht sonderlich geschickt. Die vielen Informationen der letzten Tage beschäftigten sie so sehr, dass ihr ein nur knapp getroffener Schuss nichts bedeutete.
Sie spürte sie Blicke ihrer Teamkollegen auf sich ruhen, doch keiner sprach mit ihr.

Trîwen erhob nach etwa einer Stunde endlich die Stimme, doch in Richtung ihres Trainers und nicht ihrer Freundin: „Vielleicht hat Legolas verschlafen? Ich könnte ihn holen, wenn Ihr es mir erlaubt?"
Der Trainer sah unbeeindruckt zu der kleinen rothaarigen Schülerin und musterte sie eine Sekunde. Seiner Meinung nach versuchte sie damit bloß das Bogenschießen zu verkürzen, in dem sie nicht die beste war. In Wahrheit jedoch konnte sie es nicht erwarten den so aufregenden Neuankömmling wiederzusehen.
„Nein", sprach der große Elb mit dunkler Stimme und erhob sich von seinem Platz unter einer Kiefer, „Vilya wird nach ihm sehen. Sie ist heute sowieso nicht bei der Sache, wie es scheint."
Die genannte Schülerin sah überrascht auf. Das kam ihr tatsächlich sehr gelegen. Es waren neue Fragen in ihrem Kopf aufgetaucht, die einer Antwort bedurften und die konnte nur Legolas ihr bieten.
„Ja, mein Herr", sagte sie und ließ den Bogen sinken. Neid sprühte aus den grünen Augen ihrer Freundin.

Zurück im Dorf war alles sehr ruhig. Einige wenige Elben eilten mit vollen Händen an einen anderen Ort, Klirren drang aus der großen Schmiede und Babygeschrei aus einem der Häuser. Vilya war selten zu dieser Tageszeit hier.
Ohne weiter Zeit zu verlieren, steuerte sie auf Legolas' Haus zu. Sie nahm nicht an, dass sein Gespräch mit ihrer Mutter so lang angedauert hatte. Vom Sehen kannte sie seine Gasteltern, doch sie hatte nur auf Dorffesten hin und wieder ein Wort mit ihnen gewechselt. Sie waren ein sehr zurückgezogenes Pärchen, das es nicht mochte im Mittelpunkt zu stehen.
Als Vilya klopfte, öffnete ihr jedoch nicht, wie erwartet, der Hausherr oder die Hausherrin, sondern ein ihr komplett fremder Elb. Hochgewachsen und mit wilden dunkelbraunen Augen. Seine Hände waren mit einigen Narben versehen und seine Haltung aufrecht und angsteinflößend.

„Schüler sollten um diese Zeit nicht im Dorf sein, was willst du?", fragte er harsch und musterte sie. Unter seinem hellgrünen Mantel meinte Vilya die Umrisse einiger Waffen erkennen zu können.
„Ich hatte nach Legolas gesucht", gab sie ihm zur Antwort und senkte den Blick, da sie dem seinen nicht standhielt. Er war ohne Zweifel eine der königlichen Wachen, groß, stark und mächtig.
„Er hat Wichtigeres zu tun, und nun geh schon", versuchte er sie loszuwerden, doch eine Hand schob sich schnell in die Tür, die er gerade schließen wollte.
Auf ein knappes Zeichen von Legolas verschwand die Wache wieder in das Innere des Hauses. Der Schüler selbst blieb im Türrahmen stehen.
„Was gibt es?", fragte er, bemüht ruhig, doch es war offensichtlich, dass er gerade in einer wichtigen Besprechung gesteckt hatte.
„Kann ich dich kurz sprechen?", bat Vilya etwas unsicher. Legolas zögerte, doch trat schließlich zu ihr nach draußen. Die Tür zog er hinter sich ins Schloss.
Einige Sekunden stand die Elbin da und suchte nach den richtigen Worten.
„Nun?", fragte ihr Gegenüber amüsiert.
„Sag mir, dass ich und meine Mutter nichts mit diesem Krieg zu tun haben. Dass es nicht unsere Schlacht ist, die am Gundabad geschlagen wird. Denn die letzte Nacht hat mich ein Gefühl wachgehalten, das ich so bis jetzt noch nicht gekannt habe."
„Was deine Mutter angeht, kann und werde ich nicht an ihrer Statt sprechen, doch ich werde dich genauso wenig anlügen, was dein Schicksal anbelangt. Es gibt Gründe, aus denen mein Vater mich in genau dieses Dorf geschickt hat, doch noch darf ich nicht über sie sprechen", antwortete er langsam und sehr bedacht darauf, was er sagte.
Vilya senkte den Kopf. Dieses Verlangen in ihr mehr über die Angelegenheiten des Krieges und des Blauen Volkes zu erfahren war unermüdlich.

Er nahm sanft ihre unverletzte Hand in die seine und strich über sie. „Ich werde noch heute abreisen. Ich muss in den Palast zurück, aber ich kann deinen Drang in dieser Sache verstehen."
Er wollte fortfahren, doch Vilya sah bereits wieder auf. „Dann erkläre ihn mir, denn ich verstehe ihn selbst nicht", bat sie ihn und sah flehend in die blau glitzernden Augen in dem düsteren Licht des verregneten Tages.
„Es ist zu gefährlich so offen darüber zu sprechen." Er machte eine Pause und seufzte leicht. Auch er hatte die junge Frau zu schätzen gelernt in den vergangenen Tagen. Sie war die erste Person, die ihn kennengelernt hatte als das, was er wirklich war und nicht nur als ein Ebenbild seines Vaters, als den Thronfolger. Es war tatsächlich eine angenehme Abwechslung gewesen zu seinem Alltag im Palast, wenngleich das nicht das Ziel des Königs gewesen war. Genaugenommen sollte Legolas einfach nichts von den finalen Phasen der Allianz mitbekommen. Für ihn jedoch hatte sich dieser Urlaub durchaus zu etwas Positiven entwickelt und er war noch nicht bereit das so einfach wegzuwerfen.

„Aber ich lade dich gerne zu dem Winterfest in einigen Wochen ein. Dort werden sich einige deiner Fragen klären", sagte er schließlich und sah ihr entschlossen in die Augen. Vilya kam nicht um ein blasses Lächeln umhin.
„Aber der Krieg?", fragte sie leise nach.
„Bis dahin wird sich nichts tun, das kann ich dir versprechen." Darauf nickte sie kurz.
„Ich muss wieder hinein. Ich denke nicht, dass wir uns wiedersehen werden, bevor ich das Dorf verlasse." Damit hob er seine andere Hand und zog die Elbin in eine Umarmung. Es war ein anderes Gefühl als wie das am vergangenen Abend, wie sie sich fast genauso nah gewesen waren. Diesmal war es der warme Duft der Sicherheit und Freundschaft, der sie umhüllte, der sie ihre Finger leicht in den dicht gewebten Stoff des hellgrünen Mantels krallen ließ.

„Eines musst du mir noch versprechen, bevor ich gehe", sagte Legolas und trennte sich so weit von ihr, dass seine Hände noch auf ihren Schultern lagen. Sie lächelte, in der Erwartung wieder etwas wie Erzähl nichts von dem Krieg und dem Blauen Volk zu hören.
„Als Freund oder als Prinz?", fragte sie spaßeshalber, doch er blieb ernst.
„Beides", antwortete er und zögerte kurz. „Dass du mir eine Nachricht schickst, wenn dein Vater noch einmal die Hand gegen dich erheben sollte."
Sie zuckte überrascht mit den Brauen und war für eine Sekunde wie erstarrt. Schließlich nickte sie noch etwas perplex.
Damit schenkte Legolas ihr noch ein letztes Lächeln, dann ließ er von ihr ab und öffnete die Tür neben ihnen, um in das Haus zu verschwinden.

Auf dem Weg zurück schwelgte die Schülerin noch in Gedanken. Sie hatte kaum wirklich realisiert, dass der Prinz höchstpersönlich in ihr Dorf gekommen war, da ging er auch schon wieder. Und was hinterließ er? Eine Menge Verwirrung und Angst vor dem nahenden Krieg, sowie Informationen, die Vilya nicht ordnen konnte. Wie ein Sturm war er gekommen, der am nächsten Tag wieder weiterzog, als wäre nichts gewesen.

Eine Bewegung aus dem Augenwinkel schreckte die Elbin auf. Sie hatte nur einen Wisch brauner Farbe gesehen, die sich zu dieser Jahreszeit vom Rot-Gold der Blätter gut abhob.
Sie blieb stehen und drehte sich um ihre eigene Achse. Warum sollte jemand ihrer Gruppe so geheimnisvoll in den Bäumen herumstreifen? Ihr Trainer würde sie wohl kaum so schnell entlassen haben.
„Trîwen?", fragte sie also einfach, obwohl ihr bewusst war, dass diese es nicht sein würde.
Tatsächlich kamen dunkelrote Haare zum Vorschein, doch viel dunkler als die ihrer Freundin. Ihr Herz setzte für einen Moment aus, als sie Ilmalca, die Elbin, deren Stolz Legolas die vergangenen Tage so verletzt hatte, erkannte.

„Na, mal wieder alleine unterwegs?", grinste die junge Erwachsene und trat mit einem Unschuldsblick näher.
„Auf dem Weg zurück zum Training, ja", brummte Vilya und setzte einen Fuß vor den anderen. Sie hatte kein Interesse daran einen Streit fortzuführen, der im Endeffekt nichts mit ihr zu tun hatte. Das war eine Sache zwischen ihr und Legolas.
„Was ist aus deinem kleinen Freund geworden?"
Die Schülerin seufzte und blieb stehen. „Er ist zu seiner Familie zurückgekehrt", antwortete sie und drehte sich zurück.
„Und du kommst von eurem Abschied? Wie rührend." Sie trat näher, die Hände hinter dem Rücken gefaltet und ein Lächeln auf den Lippen. „Dabei hatte ich ihn eigentlich auf dem Weg zu seinem Training abpassen wollen. Aber ich denke du als seine Freundin wirst herhalten können."
Mit jedem Schritt vorwärts von Ilmalca, wich Vilya einen zurück. „Das ist nicht mein Streit und das weißt du", knurrte sie. Sie hatte keine Waffen an sich, den Bogen hatte sie bei ihrer Gruppe gelassen und ansonsten hatte sie keine dabeigehabt.
„Schon, aber ich brauche ein Mittel zum Zweck, um den Respekt der anderen wiederherzustellen. Du bist nicht besser als deine Freunde und immerhin gerade hier", sagte Ilmalca und zuckte mit den Schultern, als hätte sie schlichtweg keine andere Wahl.
„Und außerdem", fuhr sie fort und trat näher. Diesmal blieb Vilya felsenfest stehen, „weiß ich, dass ich dich besiegen kann." Mit diesen Worten packte sie die kleinere Elbin bereits am Kragen, doch diese war darauf vorbereitet gewesen. Der Schlag, mit dem sie den ihren verhindern wollte, ging allerdings ins Leere. Etwas aus der Fassung gebracht von der unglaublich schnellen Reaktion ihres Gegners, zögerte Vilya einen Moment, der ihr einen harten Schlag in die Magengrube einbrachte. So viel Kämpfen ihr auch beigebracht worden war in ihrem Leben, so wenig das Einstecken von Verletzungen. Abgesehen von den Schlägen ihres Vaters, gegen die sie sich sowieso nie hatte wehren können, war sie niemals ernstzunehmend verletzt worden.

So kam es, dass sie sich, überrascht über die Schmerzen, etwas zusammenkrümmte. Ilmalca hatte leichtes Spiel sie am Haaransatz zu packen und wieder aufzuziehen. Wie von einem Instinkt gelenkt hob Vilya ihre rechte Faust und wollte zuschlagen, doch war viel zu schwach und langsam. Ilmalca hatte sie bereits abgefangen, bevor sie sich auch nur einen Deut auf sie zubewegt hatte. Ihr Blick wanderte interessiert zu dem Verband am Handgelenk. Mit einem siegessicheren Glitzern in den Augen löste sie den Griff in den Haaren und wechselte zu dem Stofffetzen, um ihn böse zu drehen. Die Jüngere konnte sich gerade noch auf die Lippe beißen, um einen Schrei zu verhindern bei dem brutalen Aufreißen ihrer Brandwunde. Blind vor Schmerz schlug sie um ich, doch wurde bereits mit dem Kopf gegen einen Baumstamm geschlagen, bevor sie sich lösen konnte.
Für eine Sekunde wurde ihr Schwarz vor Augen. Ein Gedanke kristallisierte sich aus dem Tumult heraus: vielleicht würde es Ilmalca stoppen, wenn Vilya ihren Zustand schlimmer darstellte, als er wirklich war?

Also ließ sie sich zu Boden fallen und fasste sich an den Kopf. Warmes, klebriges Blut befeuchtete ihre Finger.
Verwundert über das unbekannte Gefühl öffnete sie die Augen, doch sah anstatt ihrer Hand eine blitzende Klinge vor sich. Selbst Ilmalca schien für einen Moment zu zögern und sich nicht sicher zu sein, was sie denn mit ihrem Dolch vorhatte (schließlich wollte sie sie nicht wirklich umbringen).
Bevor sie sich allerdings entscheiden konnte, wurde sie bereits weggerissen und ebenso gegen einen Baum geworfen. Ein sicher zwei Köpfe größerer Krieger stand vor ihr, hatte sein Schwert gezogen und holte, ohne zu zögern, damit aus. Die Schneide drang einen Fingerbreit in die Rinde ein, doch stoppte gerade vor Ilmalcas Kehle, sodass sie bloß mit weit aufgerissenen Augen und schwerem Atem nach oben sah.
„Was soll das hier werden? Ein Nachspiel vom Sippenmord in Alqualonde oder den Sirionmündungen vielleicht? Diese Tragödien sind zu schrecklich, um sie so in den Dreck zu ziehen!", knurrte der Elb und sah ihr todesernst in die Augen. Ilmalca öffnete den Mund, um zu antworten, doch sie hatte zu viel Angst, als dass nur ein Ton ihn verlassen hätte können.
„Das dachte ich mir", brummte er und löste sein Schwert aus der Rinde. Als er einen Schritt zurücktrat und sich kurz zu Vilya umdrehte, sprintete Ilmalca bereits in dem höchsten Tempo, in dem ihre Beine sie tragen konnten, davon. Er sah ihr kurz hinterher, schnaubte und schüttelte wortlos den Kopf, dann wandte er sich wieder der verbliebenen Schülerin zu, die immer noch auf dem Boden lag.
„Es ist nicht klug sich so jung schon Feinde zu machen", sagte er, doch nun in einer warmen, sanften und tiefen Stimme, die einen sofort etwas sicherer fühlen ließ. Der Elb hatte dunkle, glatte Haare, die ihm bis zur Brust gingen, bei der man die Rüstung unter dem hellgrünen Mantel herausblitzen sehen konnte. Seine Augen waren ebenso dunkel, doch tief wie die Wasser des Meeres weit draußen am Horizont.
„Es war nicht mein Streit, den sie an mir ausgetragen hat, sondern der eines Freundes", murmelte Vilya, die ihren Blick wieder auf ihr Handgelenk hatte sinken lassen, das sie schonend an ihren Oberkörper presste.
„Muss ein guter Freund sein, wenn du diese Schläge für ihn nimmst", antwortete der Elb bloß und hockte sich zu ihr hinunter.
„Ich bin mir sicher, dass er sie lieber selbst genommen hätte, denn er hätte sie zur Genüge revanchieren können", sagte Vilya, während er seine Hand sanft zu ihrem Kopf hob.
„Du solltest das von einem Heiler verarzten lassen", sprach er nachdenklich und versuchte vorsichtig das Ausmaß der Platzwunde festzustellen.
„Am Abend. Ich muss zurück zum Training." Mit diesen Worten versuchte die Schülerin wieder auf die Beine zu kommen. Mit Mühe und Not und einiges an Schwanken, konnte sie sich an dem Baumstamm, an den sie geschlagen war, aufziehen.
„Im Palast sagen wir zu den übermotivierten Schülern, die ihre Verletzungen nicht heilen lassen wollen, dass ein nichtsnutziger Kämpfer am Schlachtfeld immer noch mehr wert ist als eine Seele mehr in den Hallen Mandos'."
Vilya verdrehte die Augen, doch musste etwas lächeln. „Sehr motivierend", brummte sie amüsiert und fragte sich, was ihr Vater wohl dazu zu sagen hätte.
Ihr Gegenüber zuckte mit den Schultern und lächelte ebenfalls. „Immerhin funktioniert es."
„Solltet Ihr Eure Herkunft so einfach preisgeben?", wechselte Vilya das Thema, in der Hoffnung ihn damit vielleicht loswerden zu können.
„Ich bin in einem Dorf wie diesem aufgewachsen. Ich weiß, dass Geheimnisse nicht lange Geheimnisse bleiben. Außerdem reisen wir sowieso heute ab."

Er warf einen Blick in die Richtung, in die Ilmalca verschwunden war. Vilya wischte sich indessen über die Kopfwunde.
„Ich an deiner Stelle würde auf Rache sinnen, wenn du wirklich nichts damit zu tun hast", sagte er langsam und sah wieder in die blauen Augen der Schülerin zurück. Diese lachte etwas ungläubig.
„Mal davon abgesehen, dass ich nicht weiß, wie ich das anstellen sollte, solltet Ihr als königliche Wache mir nicht besser von derartigen Gedanken abraten?"
Auch der Elb lächelte belustigt, doch war sich keineswegs einer Schuld bewusst. Er war schon lange Palastwache und hatte bereits unter dem großen König Oropher, dem Vater des derzeitigen Königs Thranduil, gedient. Er wusste genau, was er tun und lassen konnte.
„Und du solltest mich nicht so oft in Frage stellen, wenn du dir darüber so bewusst bist, wer ich bin", gab er zur Antwort, doch war nicht böse.
„Verzeiht", erwiderte Vilya und neigte kurz den Kopf. Sie empfand Sympathie für den Elben mit den dunklen Haaren und dem zeitlosen Gesicht. Er entsprach jeder Geschichte, die sie über die gerechten, loyalen und erfahrenen Wachen der Königsfamilie gehört hatte.

Er schnaubte noch einmal und musterte sie kurz auf weitere Verletzungen.
„Du bist alt genug, um dich selber um deine Wunden zu kümmern und ich muss zurück zu meinem Herrn, also werden sich hier unsere Wege trennen, doch sagt mir mein Herz, dass du in kommenden Tagen noch eine wichtige Rolle zu spielen hast – und das nicht nur in meinem Leben."
Damit neigte er den Kopf und wandte sich ab. Auch Vilya drehte sich wieder in Richtung ihres Trainingsplatzes.
„Ach, und Kleine", hielt er sie noch einmal auf. Etwas überrascht warf sie einen Blick über die Schulter. „Hüte dich vor dem Grünen Tod, Verrat liegt oftmals näher als wir es uns zu erträumen wagen." Als hätte er selbst nicht verstanden, was er da gerade gesagt hatte, kniff er die Augen zusammen und runzelte die Stirn, doch bevor Vilya nachfragen konnte, entfernte er sich bereits mit langen Schritten. 

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