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Das Winterfest

Es war der fünfte Tag ihrer Reise, an dem die drei Schüler endlich, zusammen mit einem kühlen Windstoß aus dem Osten, die Veränderung des Wetters wahrnahmen. Der Herbst hatte sich dem Ende geneigt und in wenigen Stunden würden sie beim großen Palast ankommen.
Es war schwierig gewesen die Eltern von Trîwen und Talma zu überzeugen ihre Kinder einen so langen Weg alleine gehenzulassen, doch in wenigen Jahren hatten sie ihre Ausbildung beendet und sie waren zu dritt unterwegs, womit sie es schließlich doch erlaubt hatten. Vilyas Vater war froh gewesen sie loszuwerden und ihre Mutter hatte, als sie von der Einladung Legolas' gehört hatte, sie sofort gedrängt zu gehen. „Eine Einladung eines Prinzen kann man nicht ausschlagen!", hatte sie gesagt. Und damit waren die drei Reisegefährten festgelegt gewesen.
Valainas Enttäuschung – manch einer würde Zorn sagen – darüber, dass sie nicht gehen durfte, war sehr groß gewesen, doch sie war zweifellos noch viel zu jung, um bei einem solchen Fest dabei zu sein. Es würden viele Elben und eine Menge Wein sein, da konnte Vilya nicht auch noch auf ihre kleine Schwester aufpassen.

„Glaubt ihr Golwen hat versucht uns heimlich zu folgen?", fragte Talma nachdenklich, der immer einige Schritte hinter den beiden Freundinnen ging. Zu jeder Zeit hatte er die kleine Hoffnung, dass sein bester Freund doch noch hinter ihnen aus dem Gebüsch springen würde. Golwens Eltern hatten es nicht erlauben wollen, dass er mit ihnen ging und Talma wäre beinahe freiwillig nicht gegangen, wäre es nicht um die Überredungskünste von Trîwen gewesen.

„Wenn wir ein Trinkspiel daraus machen würden für jedes Mal, wenn er seinen Namen erwähnt, würde der Weg um einiges mehr Spaß machen", brummte Trîwen ihrer Freundin zu, die amüsiert lächelte.
„Ich bezweifle, dass wir dann überhaupt noch ankommen würden", antwortete sie, mit einem Blick zurück zu Talma, der offenbar mitbekommen hatte, worüber sie sprachen und ein wenig aufholte. Er wog oft ab, ob es sich lohnen würde umzukehren, doch jedes Mal erinnerte er sich an die Geschichten vom großen Palast, die einfach zu neugierig machten.

Der Weg war von silbernen Laternen erleuchtet, immer wieder führten abgezweigte Wege zusammen. Wie ein Fluss, in den viele kleinere Bäche mündeten. Oftmals trafen die drei auf andere Elben, die einige knappe Worte mit ihnen sprachen, doch sie waren meistens um einiges älter oder bereits in Feierlaune, weshalb sie sich nicht lange aufhielten.
Mit jedem Schritt näher zu dem Veranstaltungsort des Fests wurde es merklich kälter, doch noch war keine der weißen Flocken zu sehen. Diese würden erst zu Mitternacht des folgenden Tages, von der Ansprache des Königs eingeleitet, fallen.

Sie legten noch eine Nacht lang Rast ein, dann erreichten sie am nächsten Abend die großen Hauptwege, die vom Palast in den Westen führten. Sie alle waren von Elben gefüllt. Die meisten waren in Weiß gekleidet, doch viele auch in grellen Farben, in Kleidern, die Vilya sich nicht einmal erträumen hätte können. Selbst Talma vergaß für einen Moment seinen zurückgebliebenen Freund als sie aus den Bäumen traten und den mächtigen Palast erblickten. Hoch ragte er in den Himmel und mindestens so tief auch in die Erde. Aus Wurzeln so groß und alt wie die Welt selbst, und mit Säulen aus weißem Stein. Die Brücke war kaum mehr zu erkennen, so bevölkert war sie, das Tor war dreimal so hoch, wie der größte Krieger der Waldelben. Überall waren Girlanden und Lichter in Form von Kristallen, Fackeln oder Laternen angebracht. Die Stimmen waren in ein gleichmäßiges Rauschen übergegangen und der Geruch von Wein und gutem Essen hing in der Luft.

Die drei Schüler blieben mit offenen Mündern stehen und versuchten all diese Eindrücke zu verstehen. Es gab keinen anderen Ort auf der Welt, an dem so großartig gefeiert wurde, wie im Palast des Waldlandreiches. Kein Mensch hatte ihn je erblickt und wenn er es hätte, so wäre er in dem strahlenden Weiß zu einem Nichts geschrumpft, so mächtig waren die Zauber, die auf diesem Gebäude lagen.

Trîwen war die erste, die sich wieder rühren konnte und ihre Freunde an den Ärmeln weiterzog.
„Also, Vilya, wie hast du dir das genau vorgestellt?", fragte sie mit einem nervösen Lachen. Vilya hatte ihr versichert, dass es kein Problem sein würde, wenn eigentlich nur sie selber eingeladen war. Nun, da sie hier stand, konnte sie sich jedoch kaum vorstellen, dass noch ein Zimmer frei war, so groß die Hallen Thranduils auch waren. Drinnen war mit Sicherheit auch jeder Gang, jede Brücke und jeder Weg mit Besuchern gefüllt. Wenn sie so darüber nachdachte, hatte sie zudem auch noch Zweifel, dass Legolas sich überhaupt noch an die Einladung erinnerte.

„Ich würde sagen", nahm Talma ihr die Antwort ab, „wir tun zunächst einfach das, was alle tun."
Mit diesen Worten drängte der Braunhaarige sich durch die Menge, seine Freunde gleich hinter ihm. Er war der erste, der sich an das dichte Treiben anpasste und es schnell zu schätzen lernte. Alles war sehr langsam und dennoch aufregend. Kinder waren kaum welche zu erblicken, bloß diejenigen, die im Palast wohnten und die kannten die Feste sehr gut.
Lautes Lachen und das Klirren von Gläsern drang an Vilyas Ohren, als sie endlich durch das große Eingangstor traten. Sie konnte sich nicht entscheiden, wohin sie zuerst schauen sollte. Die Kleider waren von solcher Schönheit, wie die Elbinnen darin auch. Schmuck glitzerte von allen Seiten und wenn sie den Blick davon hätte losreißen können, so hätte sie gesehen, dass über ihr an der Decke graziöse Kronleuchter hingen, verziert mit silbernen Blumen und einigen kleinen Vögeln.
Trauben von Elben hatten sich um die Offiziere, Captains und Oberbefehlshaber gebildet, die selbstverständlich schon einige Stunden hier in der Eingangshalle standen und alte Freunde begrüßten, doch von der Königsfamilie war noch nichts zu sehen.

Noch während Vilya sich umsah und gleichzeitig bemühte ihre Freunde nicht zu verlieren, tauchte Trîwen plötzlich mit einem breiten Grinsten und zwei Gläsern Wein in den beiden Händen auf. Ein drittes, ihr eigenes, trug sie eingeklemmt zwischen ihrem Arm und Oberkörper.
„Lasst das Fest beginnen", verkündete sie und überreichte ihren Freunden die Gläser.

Wäre eine erwachsene Person bei ihnen gewesen, so hätten sie sich vielleicht zuerst um ein Zimmer bemüht, um ihren Rausch am nächsten Tag auszuschlafen, doch so weit dachten die drei nicht, als sie den dunkelroten Wein, dessen Ruf schon bis in ferne Länder vorgedrungen war, das erste Mal an die Lippen setzten. Schnell spürten sie, wie er ihnen zu Kopf stieg und die Sinne vernebelte. Natürlich hatten sie schon auf Festen in ihrem Dorf getrunken, doch der Wein dort war kaum mit diesem zu vergleichen.
Sie tänzelten durch die riesigen Hallen und über Verbindungsbrücken von Plattform zu Plattform. Jedes Stückchen Wand, jede Säule, jeder Baum und jede Wurzel in dem beeindruckenden Palast war verziert. Vilya wusste nicht, ob das für das Winterfest so hergerichtet war, oder, ob es an jedem Tag so schön glänzte und leuchtete. Ein silberner Schleier schien auf allem zu liegen, doch vielleicht war es auch nur der Wein, der ihre Sicht beeinträchtigte.

Irgendwann kamen sie zu den Aufenthaltsräumen, von denen jeder ein Stück anders aussah. Der erste war ausgelegt mit roten Teppichen, bestückt mit gleichfarbigen Sofas, in die einige Elben bereits tief eingesunken waren und redeten. Zwei Kamine knisterten fröhlich vor sich hin. Der nächste war von einigen Kronleuchtern erhellt und mit Gemälden aus alten Zeiten behangen. In der Mitte stand ein lang gezogener Tisch, auf dem eine Gruppe erheiterter Elben Karten spielte. Sie fragten, ob die drei sich zu ihnen gesellen wollten, doch sie lehnten höflich ab. Noch war ihre Erkundung noch lange nicht abgeschlossen.
Wieder der nächste war um einiges größer als die beiden davor. Die Decke war hoch und rund, an den Wänden krochen Wurzeln mit Blumen und grünen Ranken. Viele Stehtische waren dort und mehrere Vitrinen mit Wein und Gläsern für Neuankömmlinge. Ein geschäftiges Summen lag in der Luft. Hier schienen die Elben nicht ganz so außer Kontrolle.
Die drei Schüler sahen diesen Raum als Gelegenheit ihre Gläser aufzufüllen, dann zogen sie weiter.

Es war ziemlich genau mit dem Verlassen von diesem dritten Gemeinschaftsraum, ab dem Vilya sich an nicht mehr viel erinnern konnte. Trîwen nahm ihr oftmals das Glas aus der Hand, um es ihr mit neuem Wein wieder zurückzugeben und Talma fand das so lustig, dass er immer wieder Trinksprüche erfand, um sich und seine Freunde zum Trinken zu animieren.
Die Ansprache des Königs verpassten die drei natürlich. Selbst wenn sie dem lauten Gong, der durch alle Hallen läutete, Folge geleistet hätten, so wären sie sowieso so spät gekommen, dass sie nicht mehr in den Saal gepasst hätten.
Stattdessen lagen sie keine drei Stunden später in einer Couchecke, von der niemand mehr wusste, wo im Palast sie sich genau befand. Sie waren so lang und weit gegangen, dass sie schon fast dachten, sie wären unter der Erde bis zum Erebor gewandert. In Wahrheit hatten sie natürlich unbeabsichtigt bloß einige Runden gedreht.

Genau auf eben dieser Couch ließ die Wirkung des Weines auf Vilya ein wenig nach. Sie hob mit einem tiefen Atemzug ihren Kopf von der Brust und sah sich etwas desorientiert um. Trîwen und Talma lagen eng umschlungen auf der langen Couch ihr gegenüber.
Einige Sekunden lag ihr Blick auf den beiden, bevor sie lächelte und schwankend aufstand. Mit einem herzhaften Gähnen streckte sie sich und rieb ihre Augen. Sie wollte noch mit Legolas sprechen.
Im Nachhinein war es nicht die beste Idee ihre Freunde einfach liegenzulassen, denn niemals hätte sie den Weg zurückgefunden, doch in dem Moment – immer noch leicht beeinflusst vom Wein – dachte sie nicht darüber nach. Irgendwie würden sie sich schon wiederfinden.
Jeder Schritt wurde etwas sicherer und die frische Luft in den Gängen füllte ihre Lungen. Es war ihr fast, als würde sie im Wald stehen, mit Neuschnee um sich herum. Tatsächlich hatten einige Wachen die Fenster geöffnet, um zu lüften. Der Schnee rieselte noch leise und langsam vor sich hin. Kein Lüftchen regte sich draußen.

Die Schülerin war sich selbst nicht sicher, wohin sie ging. Sie hatte das Gefühl, dass sie Richtung Westen lief, doch auch, wenn das gestimmt hätte, so wusste sie dennoch nicht, wo Legolas' Gemächer lagen. Außerdem würde der Prinz doch sicherlich mit den Gästen sprechen? Zumindest mit denen, die noch bei Bewusstsein waren.
Die Gänge waren um einiges leerer als noch vor ein paar Stunden. Hin und wieder traf sie auf schlafende Elben mit umgekippten Weingläsern in der Hand, doch das Gelächter war verstummt und diejenigen, die noch feierten hatten sich in Gemeinschaftsräume verzogen.

Nach einigen Minuten umherwandern, fing sie endlich an ihre Umgebung wieder richtig wahrzunehmen. War ihr so viel entgangen wegen dem Wein?
Sie ging auf weichem Teppich, in dem ihre Schuhe fast zur Gänze versanken und die Wände schienen zu leuchten mit weißem, klarem Sternenlicht.
Ein Blick aus den Fenstern verriet ihr, dass noch immer tiefe Nacht herrschte. Der Mond war von den dichten Wolken verdeckt.

Schließlich näherte sie sich einigen Stimmen. Neugierig verlangsamte sie ihr Tempo und lauschte.
„Luinmír vom Blauen Volk hat sich offenbar mit den Resten des Gundabad-Zwergenvolkes in Verbindung gesetzt. Sie denken, dass in zehn Tagen der einzig sinnvolle Zeitpunkt für einen Angriff ist, mein Herr."
Schon war Vilyas ganze Aufmerksamkeit gewonnen. Sie blieb neben der angelehnten Tür stehen und hörte mit großen Augen weiterhin zu.
„Ohne die Hilfe der Waldelben werden sie niemals siegen. Wie können sie sich anmaßen, ohne mein Zutun einen Termin festzulegen? Zehn Tage, das ist lächerlich."
Dem Mädchen lief ein Schauer über den Rücken als sie die Stimme des Königs zum ersten Mal vernahm. Sie war tief und mächtig, keine, der man sich leichtfertig widersetzte und ebenso keine, die man gerne wütend machte. Wie wohl erst der dazugehörige Elb aussah?
„Es ist kurzfristig, doch nicht unmöglich. Wenn wir die Truppen zusammenrufen...", fing eine melodische, sanfte Stimme an, die ohne Zweifel zur Königin gehörte, doch ihr Mann unterbrach sie aufgebracht: „Nein, ich werde mich nicht von einem Haufen Zwerge kommandieren lassen. Es gehört mehr als ein paar Männer und Waffen dazu, um einen Krieg zu führen. Wir dürfen uns nicht blind in die Schlacht werfen."

Plötzlich überkam Vilya ein schlechtes Gefühl. Hatte es etwas mit dem plötzlich so rasch nahenden Krieg zu tun?
„Für gewöhnlich stellen Spione sich geschickter an", ertönte es hinter ihr. Erschrocken fuhr sie herum und sah sich einem etwa ein Kopf größeren Elben gegenüber, der mit grün funkelnden Augen auf sie hinabsah. Er war keine vierzig Jahre älter als sie, doch hatte etwas an sich, das ihn nochmal weiser aussehen ließ.
„Vielleicht liegt das daran, dass ich keiner bin", fauchte Vilya zurück und beruhigte sich ein wenig. Vermutlich hatte es etwas mit dem Wein zu tun, dass sie in dem Moment nicht verstand, in was für einer Situation sie sich gerade befand. Sie war dabei erwischt worden den König bei einer geheimen Besprechung zu belauschen. Nicht einmal Legolas konnte sie da so einfach wieder herausholen.
„Sieht mir aber ganz danach aus", knurrte ihr Gegenüber, der ihr ein wenig zu nah war, doch sie konnte nicht zurückweichen, sonst würde sie riskieren gesehen zu werden von den Personen in dem Raum hinter ihr.
„Ich habe bloß Stimmen gehört und war neugierig. Ich war erst einige Sekunden hier", erklärte Vilya und reckte ihr Kinn ein Stück in die Höhe. Der Elb musterte sie kurz und kniff die Augen zusammen. Er trug eine weiße Tunika mit dünnen goldenen Streifen und hatte lange braune Haare. Sein makelloses und schönes Gesicht mit der aufrechten Haltung und dem klaren Blick, ließen Vilya vermuten, dass er von einer adligen Familie kam.
„Und wie erklärst du deine Anwesenheit hier generell?", fragte er mit einem Funken Belustigung in den Augen.
Sie öffnete den Mund, um zu antworten, doch in dem Raum hinter ihr ertönten Geräusche von sich verschiebenden Stühlen und Elben, die sich erhoben.
Sofort wurde sie grob am Arm gepackt und mit um die Ecke gezogen.

Seine Hand lag auf ihrem Mund und stellte damit sicher, dass sie keinen Ton von sich gab, bis das Königspaar und ihre Berater vorbeigegangen waren, dann ließ er sie vorsichtig wieder sinken.
„Wer von uns beiden ist hier der Spion?", fragte Vilya etwas wütend. Ihr Blick hing noch für einige Sekunden am Rücken des Königs und der Königin, der eine mit silbernem Umhang und die andere mit einem atemberaubenden weißen Kleid, dessen Schleier Diamantenstaub auf dem Teppich zu hinterlassen schien.
Der Blick aus den grünen Augen verdunkelte sich ein wenig. „Ich habe vielleicht nicht die Erlaubnis zu genau diesem Zeitpunkt an genau diesem Ort zu sein, doch ich habe wenigstens freien Zugang zu den königlichen Gemächern, was du nicht von dir behaupten kannst."
Die Schülerin zögerte einen Moment. Ihr war nicht aufgefallen, dass sie die königlichen Gemächer betreten hatte, wie hatte das passieren können?
Der Elb seufzte als er keine Antwort von ihr bekam und zog sie, diesmal weniger grob, mit sich in ein Kaminzimmer. Es war verlassen. Vor dem Feuer, das immer noch brannte, befand sich eine Couchinsel, auf die er nun deutete.

„Für wen spionierst du?", fragte er und schien sich etwas beruhigt zu haben.
„Ich habe bereits gesagt, ich spioniere nicht. Und warum hast du mich nicht den Wachen übergeben, wenn du das wirklich glaubst?", antwortete Vilya und verschränkte die Arme, während sie sich setzte.
„Ich bin durchaus befugt dich alleine zu befragen. Der König hat im Moment Besseres zu tun – wie du weißt."
Vilya wandte den Blick ab. Fakt war nun einmal, dass sie nicht die geringste Ahnung hatte, wer er war und bevor sie sich adlige Feinde machte, sollte sie wenigstens wissen wie viel Einfluss er wirklich hatte.
„Also, wer bist du, woher kommst du und was weißt du von den Verhandlungen?", fragte der Elb und sah ihr fest in die Augen. Sie zögerte, doch ihr war klar, dass sie keine Wahl hatte.
„Mein Name lautet Vilya, Tochter von Maruvan. Ich komme aus einem kleinen Dorf im Norden des Waldlandreiches, doch es wird dir nicht viel sagen. Wie viel ich über die Verhandlungen weiß, werde ich nur mit Prinz Legolas besprechen", sagte sie schließlich.
Er war bei dem Namen ihres Vaters ein wenig nachdenklich geworden. Etwas sagte er ihm, doch noch konnte er ihn nicht zuordnen.
„Was hat Legolas damit zu tun?", fragte er einfach, doch behielt den Gedanken im Hinterkopf.
„Das solltest du ihn selbst fragen", antwortete Vilya mit der Hoffnung, dass er ihn dazu holen würde, doch er machte keinerlei derartige Anstalten.
„Das werde ich, doch zuerst erzählst du mir, was du hier wolltest und vor allem, wie du in die königlichen Gemächer gekommen bist."
„Ich habe mich bloß umgesehen. Meine Freunde habe ich schlafend zurückgelassen. Wie ich hier hereingekommen bin, frage ich mich auch."
Der Elb seufzte und schwieg einen Moment.

„Ich habe dir gesagt, wer ich bin, wie wäre es, wenn du dich auch vorstellst", nutzte Vilya sein Schweigen und setzte sich neugierig etwas auf. Er schnaubte amüsiert.
„Mein Name lautet Faenen. Du solltest dich wirklich besser mit diesen Dingen auskennen, wenn du schon spionierst", sagte er und lächelte kurz. Vilya erstarrte und sah den Elben vor sich erneut an.
„Faenen... wie Faenen, der Neffe des Königs?", fragte sie etwas perplex. Wie schaffte sie es auch immer in Prinzen hineinzurennen?
Er nickte, doch kehrte gedanklich bereits wieder zu seiner Befragung zurück.
Als er den immer noch etwas schockierten Blick aus ihren blauen Augen auf sich brennen spürte, stand er schließlich auf und ging wieder zur Tür.
„Nun gut, dann werde ich Legolas holen lassen, doch ich nehme nicht an, dass er sehr erfreut sein wird", murmelte er vor sich hin und wechselte mit einer Wache vor der Tür einige Worte. Vilya atmete indessen tief durch und versuchte die letzte halbe Stunde zurück in Erinnerung zu rufen. Die abklingenden Auswirkungen des Weines machten es ihr schwer.
„Woher kennst du den Prinzen?", fragte er als er wieder zurück zu der Couch ging.
„Er war vor einigen Wochen in meinem Dorf", antwortete Vilya langsam. Sie mochte ihn und sein Misstrauen nicht, wenngleich sie es natürlich verstehen konnte.
Faenen hob überrascht die Brauen. „Er hat ein Mädchen von dort erwähnt, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob das wirklich du warst", sagte er und fuhr sich durch die braunen glatten Haare. Vilya wusste aus Bildern und Erzählungen, dass sein Vater ebenso braune Haare hatte, ganz im Gegensatz zu Thranduil und Oropher. Glânaew war sein Name, der Bruder des Königs, ein sehr schlauer und wortgewandter Elb, der viel auf Reisen war mit seinen beiden Söhnen Faenen und Luinaew. Letzterer, der Ältere, war nur noch selten im Waldlandreich. Was er in Mittelerde trieb, war keinem bekannt, ausgenommen seiner Familie. Gerüchte besagten, dass Prinz Glânaew, der Vater der beiden, den Thron seines Bruders begehrte, auf dem dieser seit dreihundert Jahren saß, doch vielleicht war das auch nicht mehr als ein Gerücht.

„Hat dir Legolas von den Verhandlungen erzählt?", fragte Faenen, der sie damit aus ihren Gedanken aufschreckte. Sie musste sich kurz sammeln und fasste sich blinzelnd an den Kopf. Der Einfluss des Weines war zwar weniger geworden, doch nun übermannte sie langsam die Müdigkeit.
„Ich denke diese Dinge sollten wir besprechen, wenn er hier ist."

Sie machte eine Pause und wandte den Blick ab. „Ich weiß, dass du mir nicht glaubst, dass ich irrtümlich hierhergekommen bin, aber ich möchte mich trotzdem entschuldigen. Du hast sicherlich Besseres zu tun als hier mit mir zu sitzen und Fragen zu stellen, während draußen ein solch glamouröses Fest stattfindet."
Er schnaubte amüsiert und schüttelte den Kopf. „Die finden öfter statt als du denkst."
Schnelle Schritte näherten sich der Tür und schon wurde sie geöffnet.
„Ich war gerade in der Nähe, was gibt...?", fing Legolas an, doch brach ab, als er Vilya auf der Couch erkannte. „Vilya?"
Die Elbin musste sofort breit lächeln und stand auf, um schnell zu ihm zu gehen.
„Legolas", lachte sie und umarmte ihn. Vielleicht war es Einbildung, doch sie meinte noch die letzten Reste des vielen Weines zu spüren. Ihr Herz schlug ihr augenblicklich bis in den Hals und ihre Finger krallten sich etwas außer Kontrolle in den weichen Stoff der weiß-goldenen Tunika ihres Freundes. Sein Geruch und seine Wärme umhüllten sie für einen Moment, wie sie es bei ihrem Abschied auch getan hatten.
„Was tust du hier?", fragte Legolas und trennte sich wieder von ihr, wobei er ihre Arme weiterhin hielt.
„Du hast mich eingeladen", erwiderte Vilya und sah fasziniert von dem einen tiefblauen Auge in das andere. Er lachte.
„Ich weiß, ich meine was tust du hier?" Sie warf einen Blick zurück zu Faenen, der nun ebenfalls nähergetreten war. Auch Legolas sah hilfesuchend zu ihm.
„Sie hat spioniert", erklärte der Elb kühl und verschränkte die Arme. Ungläubig sah Legolas wieder zu seiner Freundin, welche genervt seufzte.
„Ich habe mich anscheinend in diesen Trakt verirrt und dann jemanden über das Blaue Volk sprechen hören. Ich war zu neugierig", erklärte sie und schaute zu Boden. Sie wusste, wie enttäuscht er war, sie brauchte es nicht zu sehen.

Doch bevor dieser etwas sagen konnte, trat sein Cousin schon einen Schritt näher. „Es ist mir egal, was du für sie empfindest, solange sie nicht eingeheiratet ist, kannst du ihr nicht vom Blauen Volk erzählen, Legolas", sagte er eindringlich und etwas schockiert darüber, dass Legolas etwas derartig Dummes tun würde.
„Habe ich nicht. Sie hat es selbst erfahren, das ist auch der Grund, wegen dem ich sie eingeladen habe. Danke, dass du mich gerufen hast, du kannst sie jetzt mir überlassen", sprach dieser entschlossen und ließ seine Hände sinken. Sofort fühlte Vilya sich etwas kühl. Das ist nur der Wein, nur der Wein.
„Es geht nicht nur darum, dass sie Dinge weiß, die sie nicht wissen sollte, sondern auch darum, dass sie den König bei einer geheimen Besprechung belauscht hat."
„Und ich werde über ihre Strafe entscheiden", fuhr Legolas schnell dazwischen. Die Blicke der beiden Elben trafen sich und kämpften für einen Moment. Faenen war älter, doch Legolas der Kronprinz.
„Sie ist die Tochter von Valanya, sie wird die Verbindung nicht verhindern", ergänzte Legolas schließlich. Faenen hob überrascht die Brauen und sah wieder zu Vilya.
„Deswegen hat der Name Maruvan mir etwas gesagt", murmelte er leise vor sich hin und zögerte kurz. „Gut, dann entscheide du, doch ich bin der Meinung, dass sie zu viel weiß, und ich vertraue ihr nicht", knurrte er und ging schon an ihnen vorbei.
„Das musst du auch nicht", sagte Legolas noch. Faenen warf einen Blick zurück, dann öffnete er die Tür und ging.

„Es ist nicht leicht sein Vertrauen zu gewinnen, aber wenn du es einmal hast, ist er ein wirklich guter Freund", seufzte Legolas und sah wieder zu Vilya.
„Ich glaube nicht, dass das noch passieren wird", antwortete diese leise, immer noch zur Tür blickend.
„Setzen wir uns", sagte der Elb einfach und berührte sie leicht am Arm, um sie in Richtung Couch zu drehen.

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