Kapitel 7
Adrian
Adrian war eigentlich der Meinung, dass er müde genug wäre, um schlafen zu können.
Doch kaum lag der Kopf auf dem Kissen, kaum schloss er die Augen, hörte er wieder ihr Lachen, als er etwas wackelig aus dem Auto gestiegen war.
Hörte er wieder dieses verdammte „Danke"!
Sah er wieder die hellen Augen, die ihn im Bett überrascht angesehen hatte, fühlte er wieder ihre Klit an seinen Lippen.
Stöhnend warf er sich im Bett hin und her. Seine Hand griff nach seinem zuckenden Schwanz, verschaffte ihm Erleichterung.
Doch das Gefühl war schal.
Er ging ins Badezimmer, sein Bruder sollte keine Spuren seiner Verzweiflungstat im Gästebett entdecken.
Danach konnte er zwei Stunden Schlaf finden, bevor er aus einem feuchten Traum aufwachte.
Verdammt! War er 15 oder was?
Das konnte doch nicht sein, dass die Kleine ihn so schaffte! Er nahm sich den Krimi, der auf dem Nachttisch lag, den er schon seit Wochen las. Eine Ewigkeit später merkte er, dass er nicht einen Satz aufgenommen hatte, und donnerte das Buch in die Ecke.
Unausgeschlafen, mit dicken, dunklen Augenringen saß er am Frühstückstisch.
Patrick hielt sich mit Anspielungen zurück. Er musste kein Öl ins Leidensfeuer seines Bruders schütten.
„Musst du heute arbeiten?" fragte er und wirkte unbeteiligt.
„Nein, ich habe die Woche frei. Sonderurlaub für gute Arbeit!" Er hatte sich sehr über die Anerkennung gefreut, als sein Chef ihm lobend auf die Schulter geschlagen hatte. Doch heute würde er sich gerne ablenken.
Würde lieber an einem Motor herumbasteln als seinen kranken Erinnerungen nachhängen.
Nach einem kräftigen Frühstück, mit dem sein Bruder ihn hatte aufbauen wollen, beschloss er, joggen zu gehen. Sport half ihm immer am besten, den Kopf frei zu bekommen.
„Du schaffst doch keine hundert Meter, so wie du aussiehst!" zog Patrick ihn auf, was ihm eine kräftige Kopfnuss einbrachte.
Wortlos verließ Adrian die Wohnung, um zu seiner eigenen zu gehen. Monika lag noch schnarchend im Bett, im Wohnzimmer herrschte ein Chaos aus leeren Flaschen, halbvollen Gläsern, Essensresten. Es stank wie in einer Kneipe.
Dazu kamen noch die verschiedenen Parfüms der Damen. Angewidert öffnete er das Fenster, erinnerte sich an Alinas feinen Duft.
Er schlug sich gegen den Kopf, um die Erinnerung zu vertreiben.
Auf dem Tisch lag die Durchschrift eines Bestellzettels.
895 Euro!
Na, da hatte sie ja ordentlich zugeschlagen! dachte er. Bin gespannt, ob ich die Teile auch mal zu Gesicht bekomme! Bei mir trägt sie eigentlich immer vergrautes Feinripp und ausgeleierte BHs.
Ein Gedanke schoss durch seinen Kopf. Ob sie sich auch außerhalb des häuslichen Bettes vergnügte?
Oder sogar innerhalb?
Im Grund war es ihm egal, aber er wollte sich nicht gerne in ihrer Kleinstadt Hörner aufsetzen lassen, sich nicht zum Gespött machen.
Wahrscheinlich sollten sie reden, endlich einmal diese Farce von Ehe beenden.
Er zog im Gästezimmer seine Sportklamotten an und lief los. Es klappte überraschender Weise gut, er kam flott voran.
Ob die Kleine auch Sport machte?
Sie war für eine Frau ziemlich trainiert, wahrscheinlich ging sie ins Studio. Dort konnte man auch immer gute Erfolge beim Aufreißen erzielen.
Ein seltsames Gefühl schlug ihm auf den Magen, wenn er an sie in einem knappen Dress dachte, während sie sich von einem der hirnlosen Typen anbaggern und abschleppen ließ.
Aber war sie so ein Mädchen?
Gut! Sie war schnell zum Sex mit ihm bereit gewesen, aber vielleicht hatte er ihr einfach gefallen?
Und dein breiter Ehering? ätzte die Stimme in seinem Kopf. Der hat ihr wahrscheinlich auch gefallen!
„Und warum hat sie „Danke" gesagt?" brüllte er so laut zurück, dass ein spaziergehendes Paar, das er gerade überholte, zusammenzuckte.
Mein Gott! antwortete der Quälgeist. Mach doch nicht so eine Riesensache aus dem einen Wort! Der Sex kann ihr ja gefallen haben! Du bist ja nicht schlecht drauf bei der Sache, wenn du Lust dazu hast!
Adrian grinste dümmlich vor sich hin.
Lust!
Ja, Lust hatte er durchaus gehabt!
Gehabt und erlebt!
So viel wie noch nie!
Gib Ruhe! maulte er den Kerl in seinen engen Shorts an. Sonst wird es peinlich!
Er hatte gar nicht gemerkt, wie weit er gerannt war, hatte auch nicht mitbekommen, dass ein Gewitter aufgezogen war.
Erst als die ersten Regentropfen auf ihn niederprasselten, kam er in die Gegenwart zurück.
Okay! Würde er eben zehn Kilometer im Regen zurückrennen.
Vielleicht kühlte er etwas ab.
Als er vollkommen durchweicht seine Wohnungstüre aufschloss, hörte er das Plärren des Fernsehers schon im Flur.
Die Flaschen und Gläser waren in der Küche, zusammen mit den Tellern.
Mehr hatte sie nicht geschafft.
Was macht diese Frau eigentlich den ganzen Tag? dachte er. Außer mein Geld zum Fenster hinauszuwerfen?
Er riss sich zusammen, steckte den Kopf durch die Wohnzimmertüre. „Hallo! Bin wieder da!"
Sie drehte sich überrascht um. „Arbeitest du heute gar nicht?"
„Nein! Ich habe doch eine Woche frei!" Er war sicher, es ihr gesagt zu haben.
Sie sah ihn wenig begeistert an. „Ich treffe mich aber gleich mit Gitti und Babs!"
Erst jetzt fiel ihm auf, wie sorgfältig sie sich zurecht gemacht hatte.
„Passt schon!" erwiderte er ruhig. „Hast du gestern was Schönes gefunden?"
Sie wich seinem Blick aus, schüttelte den Kopf. „Nein! Ist alles zu teuer!" log sie.
Adrian atmete tief ein. „Ich geh mal duschen!"
So eine Bitch! Da hatte er wohl einen Fehler gemacht, als er ihr die Vollmacht über seine Konten gegeben hatte. Er kontrollierte die Auszüge nie, wusste, dass er genug verdiente. Aber jetzt sollte er vielleicht mal nachsehen, um wie viel Kohle sie ihn bisher erleichtert hatte.
Als er aus dem Bad kam, war sie schon weg. Er rief das Bankprogramm auf, glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als er den Kontostand sah. Fast 500 Euro im Soll!
Das konnte doch nicht wahr sein! Er scrollte durch die Abbuchungen.
Ein Weinhändler, ein Modehaus, ein Herrenausstatter.
Ein Herrenaussatter? Das wurde ja immer besser!
Ein Juwelier: 2000 Euro!
Ein Hotel in der Nähe? Fünfmal eine Nacht, insgesamt über 1000 Euro.
Plötzlich begann er zu lachen. So ein Luder!
Wie blöd war er denn gewesen?
Und er hatte manchmal sogar einen Hauch von schlechtem Gewissen gehabt, weil er sie betrogen hatte.
Dabei zockte sie ihn mit irgendeinem Lover nach Strich und Faden ab.
Er setzte sich sofort in sein Auto, fuhr zur Bank, widerrief ihre Vollmachten, ließ sicherheitshalber auch ihre Karten sperren.
„Sie hat sie verloren!" gab er als Grund an.
Hatte ihn der Clown am Schalter angegrinst?
Oder mitleidig belächelt?
Wusste die ganze Stadt schon von ihren Eskapaden?
Zu Hause sank er in seinen Sessel. Er hatte es nie über sich gebracht, neben ihr auf dem Sofa zu sitzen.
Eigentlich war es ja nicht verwunderlich, dass sie sich außer Hauses vergnügte.
Sie war jung, hatte sicher auch mehr Bedürfnisse, als er zu stillen bereit war.
Außerdem war sie nicht sonderlich hübsch, war auch während der letzten beiden Jahre ziemlich auseinandergegangen.
Seine Kohle hatte sie wohl für Männer attraktiver gemacht.
Er fuhr sich genervt durch seine dichten Haare, die schon wieder etwas zu lang waren.
Er würde es beenden, heute noch, gleich, wenn sie nach Hause kam.
Er würde zahlen, wenn er es auch wahrscheinlich nicht musste.
Sie war jung, konnte arbeiten.
Aber den Lebensstandard, den er ihr hatte bieten können, würde sie wohl nicht aufrechterhalten können.
Und ihr Lover würde sich sicher bald vom Acker machen, wenn sie seine Rechnungen nicht mehr bezahlen konnte.
Doch das sollte ja nicht sein Problem sein.
Er schloss die Augen, wollte all die Probleme hinter sich lassen.
Doch wieder tauchten ihre Augen vor seinen auf.
Alinas Augen!
Als er sich gerade zurücklegen wollte, um ein wenig von außerordentlich gutem Sex mit einer außerordentlich schönen Frau zu träumen, läutete sein Handy.
Er erkannte die Nummer seines Chefs und verdrehte die Augen.
Er hatte Urlaub!
Kurz zögerte er, das Gespräch anzunehmen, doch dann drückte er den grünen Knopf.
Wahrscheinlich hatten sie ein wichtiges Problem.
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