Kapitel 47
Dann lenkten ihn sein Großeltern ab, die ihn schließlich doch einmal wahrgenommen hatten.
„Oh, mein hübschester Enkel! Lass dich knutschen!" rief Oma Christl und setzte ihren Plan auch gleich in die Tat um.
„Da hast du dir aber was Feines ausgesucht!" flüsterte Onkel Fritz ihm zu.
Schließlich bat seine Mutter zu Tisch.
Es gab ein paar Maulereien, weil alle Kinder neben Alina sitzen wollten.
Adrian sprach ein Machtwort. „Sie ist mein Mädchen, und sie sitzt neben mir! Und ihr haltet jetzt die Klappe!"
Alina wischte sich gespielt den Schweiß von der Stirne. „Danke, mein edler Retter!" stöhnte sie. „Warum krieg ich eigentlich immer die ganzen Plagen ab?"
Adrian lächelte. Er hätte es ihr schon erklären können, dass sie einfach den richtigen Draht zu finden schien, aber das hätte sie weit von sich gewiesen.
„Ich kann mit Kindern gar nichts anfangen!" hatte sie oft schon betont.
Nach dem Essen gab es dann die Bescherung für die Kinder.
Jedes Einzelne hatte einen eigenen Berg auszupacken.
Zuerst war es angenehm ruhig, mit der Zeit wurde der Lärm ohrenbetäubend.
Alina und Adrian flüchteten nach oben zu einer heißen Petting- Runde.
„Wo ist eigentlich unsere Tasche?" fragte sie, als sie erfüllt neben ihm lag, die Nachbeben der unglaublichen Lust genoss, die er immer wieder in ihr auslösen konnte.
Träge öffnete er ein Auge.
So ganz war er noch nicht auf der Erde zurück nach diesem wahnsinnigen Blow-Job, mit dem sie ihn verwöhnt hatte.
Es hatte ein paar Wochen gedauert, bis sie den Mut gefunden hatte, ihm einen zu blasen.
Er hatte sie aber nie gedrängt, hätte das nie eingefordert.
Doch nach einer ihrer Internetrecherchen, die sie immer noch durchzog, hatte sie ihn in ihrer umwerfend offenen Art eines Abends gefragt: „Wie ordnest du eigentlich Oralsex ein auf einer Skala von 1 bis 10?"
Er hatte sich zuerst an einem Schluck Wein verschluckt, hatte, als er wieder zu Atem gekommen war, geantwortet: „Schon ziemlich weit oben!"
„Und warum hast du nie was davon gesagt?" Ihr Blick war leicht verständnislos gewesen.
„Ich habe gewartet, bis die Zeit reif war, bis es für dich in Ordnung geht!" war seine ehrliche Antwort gewesen.
Sie war dann natürlich neugierig geworden, wie sie auf alles, was sie im Bett so miteinander anstellen konnten, neugierig war.
Und ihr erster Versuch hatte ihn in seiner Meinung bestätigt, dass sie beim Sex ein Naturtalent war.
Und jetzt also, hier in seinem alten Jugendzimmer, nach einer heißen Nummer, fragte sie nach der Tasche. „Brauchst du etwas?"
Sie wich seinem Blick aus. „Nein! Nur so!" Sie hüpfte ins Bad, wusste, dass dort alles vorhanden war, was sie zum Frischmachen brauchte.
Hand in Hand gingen sie wieder nach unten, es schien sie niemand vermisst zu haben.
Manu stand etwas unglücklich in einer Zimmerecke.
„Was ist los?" fragte Adrian.
Das Mädchen wischte sich eine Träne der Enttäuschung aus dem Auge. „Passt schon! Aber ich habe wieder drei Barbies bekommen , eine Menge an Klamotten dafür, dabei habe ich mir so sehr ein ferngesteuertes Auto gewünscht!"
Alina tat die Kleine leid, auch wenn sie mit Kindern nichts am Hut hatte. „Ich habe noch ein paar von den Dingern zu Hause. Habe ich während des Studiums entwickelt! Die kannst du haben!"
Manu stürzte sich in ihre Arme, was sie noch mehr verunsicherte. „Danke! Danke! Danke! Du bist die Beste!" jubelte das Kind.
„Ist schon in Ordnung!" meinte Alina nur und versuchte sich aus dem Clinch der Kleinen zu befreien.
Danach rief die Glocke zur Bescherung für die Erwachsenen.
Die Kinder wurden mit ihren neuen Spielsachen ins Nebenzimmer verbannt.
„Schauen wir halt zu, was die alles an unnützem Zeug eingekauft haben!" sagte Adrian wie nebenbei.
„Genau!" stimmte Alina zu.
Sie hatte die Tasche in der Diele entdeckt, als Adrian auf der Toilette war, hatte ihre Geschenke schnell seiner Mutter in die Hand gedrückt.
Zum Glück war er schon vorher auf die gleiche Idee gekommen.
So kam es, dass ein alleinstehender Onkel, der als Weihnachtsmann fungierte, ganz am Schluss einen Berg an Geschenken zu Adrian und Alina brachte.
Lächelnd saßen sie sich gegenüber, unterließen aber Spielchen, weil sie die nie spielten.
„Dann schauen wir mal, was du für unnützes Zeug für mich gekauft hast!" zitierte er sie. „Aber du musst anfangen! Jeder ein Päckchen!"
Sie griff nach dem ersten, dem größten, las das Briefchen, das daran wie an allen anderen hing.
„Mein liebster Schatz! Verdreh bitte nicht die Augen! Aber eins von diesen Dingern braucht jede Frau!"
Sie hatte so ihre Ahnung.
Er zog sie immer auf, weil sie sicher das einzige weibliche Wesen war, das keinen Wert auf Handtaschen legte – schon gar keine teuren Markenmodelle.
Und genau so eines fand sie, als sie das hochwertige Geschenkpapier vorsichtig entfernt hatte: Ein wunderschönes Exemplar aus handschuhweichem Leder, mittlere Größe, mit vielen Seitenfächern. Ein Kuss belohnte ihn für seinen sicheren Geschmack.
„Überredet!" erklärte sie.
Er schnappte sich das kleinste, öffnete vorsichtig das Band.
In einer schmalen Schatulle lag ein Herrenarmband, ebenfalls eine Nobelmarke – sie wusste, er stand auf Labels.
War eben ein Tick von ihm!
Leder und Platin, ziemlich aufwändig verarbeitet.
Und sehr männlich!
Er legte es gleich um, es sah wirklich gut aus.
Er hatte wieder einen Grund, sich einen Kuss zu klauen.
„Wenn ihr nicht aufhört rumzumachen, werdet ihr nie mit dem Auspacken fertig!" rief ihm Patrick zu
Er schenkte ihm nur einen herablassenden Blick. „Und? Was wäre schlimm daran?"
Sie öffneten Päckchen um Päckchen, nach jeden wurden die Küsse länger.
Alina fand den neuesten Blockbuster auf DVD, den neuen Roman ihrer Lieblingsschriftstellerin.
Am nächsten Geschenk hing ein Zettel mit: „Gegen die Zettelwirtschaft!"
Darin lag eine in Leder gebundene Kladde mit einem edlen Stift.
Sie musste lachen.
Sie hatte die Angewohnheit, lustige Zitate, gute Ausdrücke, zutreffende Aussagen, die sie bei den verschiedenen Fernsehsendungen aufschnappte, auf Zetteln zu notieren, die im ganzen Wohnraum herumflogen.
In der Anfangszeit hatte Adrian die Dinger einmal in den Müll geworfen, was nicht auf große Freude bei ihr gestoßen war.
Danach hatte er die Papiere immer wieder geduldig aufgehoben, wenn ein Windstoß sie zu Boden geweht hatte, bis sie den Stapel dann durchgesehen hatte und festgestellt hatte: „Brauch ich nicht mehr!"
Nach Tagen hatte sie versucht, sich an den Ausspruch eines bestimmten Politikers zu erinnern, doch der Zettel war weg.
Dieses Geschenk war ihr das Liebste, denn es zeigte, wie viele Gedanken er sich gemacht hatte.
Dafür bekam er auch den längsten Kuss.
Adrian freute sich am meisten über einen Computer-Stick.
Er wusste, dass sie an einem Computerspiel gearbeitet hatte, sie hatte aber ein großes Geheimnis darum gemacht.
Wenn er in die Nähe ihres Laptops gekommen war, hatte sie schnell eine andere Seite geöffnet.
Das war nun sicher der Prototyp, und er durfte ihn als erster testen.
Das letzte Päckchen hatte er noch in der Hosentasche.
Er hatte erst die Stimmung ausloten wollen, bevor er es ihr gab.
Alina las: „Mein Sonnenschein! Hat nichts zu bedeuten! Rein gar nichts, ich schwöre! Stell ich mir einfach hübsch vor bei dir!"
Sie fand einen wunderschönen Ring mit einem großen Saphir und relativ breitem Reif. Sie steckte ihn an, und er sah mehr als hübsch aus!
Er sah wunderschön aus!
Natürlich bedeutete er nichts – es war einfach ein toller Ring.
Lächelnd zog sie aus ihrer Jackentasche ebenfalls ein kleines Päckchen heraus.
Da hatten sie ja eine ähnliche Idee gehabt.
Er hatte so schöne Hände, sie hatte sich oft vorgestellt, wie heiß eine Art moderener Siegelring daran aussehen würde.
Dann hatte sie es einfach gewagt.
Wenn er ihm nicht gefiel, brauchte er ihn ja nicht zu tragen.
Doch sein „Wow!" kam aus tiefstem Herzen, und sie war hin und weg von dem Anblick.
Adrian schniefte eine Träne weg.
Er ahnte, welche Überwindung es sie gekostet hatte, diesen Ring für ihn zu kaufen.
Aber sie war über ihren Schatten gesprungen, hatte ihre Bedenken überwunden, hatte getan, was sie hatte tun wollen: Ihm diesen Ring zu schenken, weil sie wollte, dass er ihn trug.
Weil ihr das gefiel!
Die hippen Lederpantoffel waren auch toll!
Er hatte es bisher nicht geschafft, seine Schlappen aus seiner Wohnung zu holen oder neue zu kaufen. Deshalb lief er zu Hause immer in Strümpfen herum.
Auch der Gürtel war klasse, er hatte einen Gürteltick!
Er freute sich auch über den neuesten Science-Fiction-Roman, dessen Besprechung sie im Internet gelesen hatten oder die James-Bond-Sonder-Edition.
Welcher Kerl liebte diese Filme nicht?
Doch für den Stick und den Ring liebte er sie tausend Mal mehr als gestern.
Alina probierte die neuen High-Tech-Laufschuhe gleich an, sie passten wie angegossen.
Bei dem Laufdress musste sie schmunzeln. Es war schon ziemlich knapp! Da würden sie wohl mehr als eine Pause einlegen.
Der Hammer war auch die neue Uhr!
Ihr altes Plastikmodell war wirklich nicht mehr vorzeigbar.
Doch die Kladde und der Ring, der zum Glück nichts bedeuten sollte, sondern einfach nur superschön aussah, waren natürlich ihre Favoriten.
Dann machten sie sich über die Geschenke der Eltern und Großeltern her.
Ein Toaster – ihrer hatte den Geist aufgegeben.
Da hatte sicher Patrick geplaudert, der vor ein paar Wochen bei ihnen übernachtet hatte.
Eine Luxus-Mikrowelle – Alina hatte nicht die geringste Ahnung, was man mit so einem Ding anfangen konnte, Adrian dafür umso mehr, wie er lachend erklärte.
Eine ultramoderne Kaffeemaschine, über die sie sich beide unheimlich freuten, waren sie doch beide Kaffeejunkies.
Patricks Geschenk ließen ihre Augen feucht werden und ärgerte Adrian, weil er nicht selbst darauf gekommen war: Karten für die Schlossfestspiele, alle Vorstellungen!
Wie oft hatte Alina in den letzten Jahren die Berichte über die Auftritte der Superstars in der Presse gelesen, wie oft hatte sie sich zu einer dieser Veranstaltungen geträumt.
Wie oft hatte die Ratte ihr hingeknallt: „Werd endlich erwachsen! Diesen Quatsch, mit dem sie uns das Geld aus der Tasche ziehen wollen!"
Sie hatte antworten wollen: „Aber ich verdiene doch genügend Geld!", hatte es aber immer wieder gelassen.
Das hätte nur wieder endlose Tiraden nach sich gezogen, was sie sich auf die paar Kröten einbilden würde, dass sie nur nicht glauben sollte, dass er nichts verdiene und so weiter und so fort.
Und jetzt hielt sie Karten für alle Termine in den Händen. Jubelnd fiel sie Patrick um den Hals.
Adrian lächelte süßsauer.
Sein Bruder nahm ihn zur Seite. „Du musst auch anderen, die sie lieben, etwas übrig lassen!" sagte er nur.
Und der Jüngere verstand.
Sie gehörte nicht ihm alleine.
Als Frau natürlich.
Aber nicht als Mensch.
Er schlug sich mit Patrick ab, von dem er wusste, dass er in Alina die platonische Liebe fürs Leben gefunden hatte.
„Sorry, Bro! Eine einmalige Idee! Danke!" sagte er und meinte es total ernst und ehrlich. So nahe wie sie sich als Brüder immer gestanden hatten, so nahe stand Patrick nun eben ihnen beiden als Paar.
Alina war schon wieder von den Großeltern belagert, als Adrian sie endlich fand.
Die Kinder waren müde oder schliefen in den verschiedenen Zimmern.
Als Adrian hinter sie trat und sie mit seinen Armen umschlang, grinsten seine Omas ihn an.
Alma hatte ihnen einiges berichtet über das umwerfend schöne Mädchen, das ihren Enkel gezähmt zu haben schien.
Vielleicht konnten sie ja noch auf ein weiteres Urenkelchen hoffen, auf ein besonders hübsches und ein besonders intelligentes bei den Genen der beiden.
Aber Alma hatte sie auch gewarnt, dass darüber mit Alina nicht gesprochen werden durfte.
„Sie machen Autos zusammen, keine Babys!" hatte sie lachend verkündet.
Der Gong erklang, die Mitternachtssuppe wurde serviert.
Glückliche Erwachsene fanden sich am Tisch ein, lachten, schäkerten, bedankten sich für die Geschenke.
Adrian und Alina verabschiedeten sich als erste, begleitet von einigen anzüglichen Bemerkungen gingen sie nach oben.
Adrian kommentierte das Gerede mit dem erhobenen Mittelfinger über seiner Schulter.
„Neidhammeln!" flüsterte er seiner Süßen ins Ohr, was sie erregt kichern ließ,was wiederum seinen Freund noch mehr zum Pochen brachte.
Sie taumelten in sein Jugendzimmer, mussten sich aber noch ein wenig gedulden, denn das Bett war bedeckt von weiteren Päckchen.
Alina grinste ihn an. „Was ist das? Pornos?"
„Klar! Die hab' ich auch dringend nötig, um bei dir einen hochzukriegen!"antwortete er todernst.
Sie schenkte ihm ein mehr als süffisantes Grinsen, griff ihm in den Schritt, dass er gequält aufstöhnte. „Lügner!" konterte sie.
Er wirbelte sie durch die Luft, sein freches Mädchen, das jeden Tag frecher wurde. „Das da sind eigentlich nur Schulden, die ich mal bezahlen muss!"
Er zeigte auf die Päckchen.
Sie packte etwa zwei Dutzend Slips aus, musste bei jedem mehr lachen.
Er hatte das eine oder andere edle Teil zerrissen, wenn er es nicht schnell genug herunter hatte ziehen können.
Die meisten in ihrem oder seinem Büro, wo die Zeit immer sehr begrenzt war.
Den einen oder anderen Arbeitstag hatte sie ohne Slip beenden müssen. EinUmstand, der ihn dann so um den Verstand gebracht hatte, dass er sie nocheinmal aufsuchen musste.
„Die deponiere ich dann wohl am besten in der Firma!" Die Lachtränen liefen ihr übers Gesicht.
Adrian erstarrte. „Nein! Tu mir das nicht an!" flehte er.
Lachend wie so oft verbrachten sie auch die Heilige Nacht nicht so ganz heilig.
Am nächsten Morgen versuchte Adrian das ziemlich verwüstete Bett einigermaßen hinzubekommen. Seine Eltern würden zwar den einen oder anderen Lustschrei mitbekommen haben, aber den Schein konnte er ja wahren.
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