Kapitel 41
Familiensumms 2
Zwei Wochen später ließen sich Alina und Adrian überreden, zu einem Brunch bei Ben und Karen zu fahren.
Maulend stieg sie in sein Auto.
Es war so gemütlich im Bett gewesen!
Na ja!
Gemütlich war wohl nicht das richtige Adjektiv!
Es war heiß, erregend, erfüllend gewesen!
Doch Karen hatte sie an der Ehre gepackt, hatte ihr vorgeworfen, ihre Familie zu vernachlässigen.
Die Beiden waren jetzt nicht wirklich überrascht, als sie die Stimmen ihrer Eltern aus dem Wohnzimmer hörten.
Fragend sah sie ihn an. „Wir können einfach abhauen!" schlug sie vor.
Er drückte sie an sich. „Sie wissen, dass wir bei meinen Eltern waren! Also – gleiches Recht für alle!"
„Kopf hoch und durch?" fragte sie.
„Aber so was von!" Ein leidenschaftlicher Kuss sollte ihr Mut machen.
„Da hast du mich ganz schön reingelegt – also uns!" flüsterte sie der Freundin zu. „Wir hatten ausgemacht: Keinen Familiensumms!"
Die Schwägerin grinste sie an. „Da du 24 Stunden am Tag mit ihm zu verbringen scheinst, mussten wir ein bisschen tricksen! Außerdem haben Ben und ich eine Mitteilung zu machen – und da sollte wenigstens einmal die Familie zusammen sein!"
Mia kam angeflogen, sah kurz Alina an, dann Adrian, schien abzuwägen, warf sich dann ihm in die Arme, der sie etwas überrumpelt auffing.
Sie küsste ihn auf die Wange, verkündete dann lauthals: „Mama und Papa haben ein Geschwisterchen für mich gemacht. Ob es ein Bruder oder eine Schwester wird, wissen wir noch nicht! Aber es ist noch so klein!"
Sie zeigte etwa einen Zentimeter mit ihren Fingerchen. „Wenn es auf die Welt kommt, ist es auch noch zu klein, um mit ihm spielen zu können. Das dauert zwei Jahre, bis es zu etwas zu gebrauchen ist."
Sie dachte kurz nach. „Kannst du nicht mit Alina ein Baby machen, das dann schon groß auf die Welt kommt?" Ihr Redefluss war nicht zu bremsen.
„Gott bewahre!" entfuhr es Alina. „Na dann! Herzlichen Glückwunsch!"
Ihre Worte klangen nicht gerade enthusiastisch.
Karen verdrehte die Augen. „So! Damit ist unsere Ankündigung wohl hinfällig!"
Adrian beglückwünschte das Ehepaar, begrüßte die Eltern, die angenehm überrascht waren.
Der Mann passte wirklich besser zu ihrer Kleinen als die Ratte!
Ben und Karen hatten schon ein wenig von ihm erzählt, aber sie waren froh, dass sie sich nun selbst ein Bild machen konnten.
Am besten an ihm gefielen ihnen allerdings seine Blicke, die auf Alina lagen – die sie liebevoll und stolz ansahen.
Adrian ging mit Ben in die Küche, um ihm zu helfen.
„Ihr macht euch recht rar!" beschwerte sich ihr Bruder.
„Wir haben viel zu tun, in der Arbeit und so!" entschuldigte sich Adrian.
Ben lachte. „Vor allem: Und so, oder?"
Natürlich erinnerte er sich an die Anfangszeit mit Karen.
Aber sie waren damals 19 gewesen!
Er war ihr erster Mann, sie seine erste feste Freundin.
In diesem Alter war es normal, dass Familie erst an zweiter Stelle kam.
Da waren Feten wichtig, Sex ohne Ende und wieder Feten.
Dazwischen hatte sie dann etwas studiert.
Die beiden dagegen waren erfolgreiche Autobauer, standen mitten im Leben.
Da hätte er schon hin und wieder ein Treffen erhofft.
Als er allerdings erlebte, wie die beiden sich mit Blicken auffraßen, kaum die Hände voneinander lassen konnten, revidierte er seine Meinung und entschuldigte sich im Geist bei seiner Schwester. Sie hatte zehn Jahre ihres Lebens an die Ratte vergeudet.
Sie hatte alles Recht der Welt, das jetzt aufzuholen.
Später stand Ben mit Alina auf der Terrasse. „Du siehst gut aus! Es scheint dir also auch gut zu gehen!" stellte er fest.
Sie sah ihn verträumt an. „Ja! Ich hatte keine Ahnung, wie gut es mir gehen kann! Und sorry, dass ich mich so selten melde!"
Ben und Karen hatten ihr durch eine schwere Zeit geholfen, hatten sie aufgefangen, aufgebaut, dafür gesorgt, dass sie sich einen Rest an Selbstbewusstsein erhalten konnte, dass sie zumindest ihren beruflichen Weg ging.
Ben nahm die Schwester in die Arme. „Kein Thema, Kleine! Alles hat seine Zeit!" Er küsste sie auf die Wange. „Genieße einfach jeden Tag! Du hast es dir verdient!"
Adrian trat zu ihnen. „Bin ich froh, dass du ihr Bruder bist!" merkte er trocken an. „Kann ich mir eine Schlägerei sparen!"
Es wurde ein vergnügter Tag.
Karen hing die ganze Zeit an Ben, schmuste ihn ab, ließ sich abschmusen.
Mia stöhnte genervt: „So geht das die ganze Zeit! Sind die Hormone, sagt Mama! Habt ihr das auch?"
Alina verschluckte sich an einem Schluck Sekt, Adrian warf das zuckersüße kleine Mädchen in die Luft.
„Ja! Das haben wir auch! Das haben Erwachsene, wenn sie verliebt sind!" Er stockte kurz, als ihm bewusst wurde, was er preisgegeben hatte. Aber verdammt! Sie waren jetzt seit Wochen zusammen! Er durfte es auch endlich mal aussprechen.
Alina reagierte nicht auf seine Aussage.
Vielleicht hatte sie sie ja gar nicht gehört!
Doch sie hatte sehr wohl, und in ihr grummelte es. Sie sprachen nicht über Gefühle, dieses Thema war aus irgendwelchen Gründen tabu.
Und es war gut so!
Sie waren zusammen, sie waren glücklich, sie würden zusammen bleiben, solange sie glücklich waren – beide!
Wenn einer von beiden das anders empfinden würde, würden sie sich trennen.
Wie erwachsene Menschen!
Keiner würde dem anderen wehtun!
Wenn es vorbei wäre, wäre es eben vorbei!
Den leichten, spitzen Schmerz in ihrem Herzen ignorierte sie.
Sie würde sich nicht verlieben!
Dann konnte sie ihn ziehen lassen, ohne zu leiden – wenn es so weit war.
Dann konnte sie auch ganz sie selbst bleiben, musste sich nicht verbiegen, Kompromisse eingehen, um ihn zu halten!
Verliebtsein bedeutete klammern, festhalten wollen, was zu Ende war.
Das würde sie sich nie wieder antun!
Warum hatte er aber zu Mia von Verliebtsein gesprochen?
Mein Gott!
Ein paar unbedachte Worte zu einem dreijährigen Kind bedeuteten doch nichts!
Dieser Gedanke beruhigte sie, ließ ihren Atem wieder normal werden.
Auf der Rückfahrt waren sie schweigsamer als sonst.
Jeder hing seinen Gedanken nach.
Ich muss mit ihr über meine Gefühle sprechen! dachte er.
Hoffentlich will er nicht zu Hause über Gefühle sprechen! dachte sie.
Oder soll ich es besser lassen? fragte er sich. Vielleicht bin ich feige, aber es ist so verdammt gut so wie es läuft mit uns! Warum sollte ich ein Risiko eingehen?
Oder sollte ich es einmal zulassen? fragte sie sich. Vielleicht bin ich da stur und verbohrt, aber alles passt so verdammt gut, so wie es ist! Warum muss man das zerreden, benennen, ausdiskutieren?
Ich lass ihr noch ein wenig Zeit! beschloss er.
Ich brauche nur noch ein wenig Zeit! beschloss sie.
Als sie zu Hause ankamen, waren sie wieder die Alten – ein total verliebtesPaar, das aber nicht darüber sprechen musste.
Sie hatten so viele wunderbare Schritte zusammen getan, das genügte, um sie beide überglücklich zu machen.
Und mehr wollten sie beide doch nicht!
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro