Kapitel 39
Zurück im Jetzt
Doch dann musste er sich notgedrungen von ihr lösen, er sollte auch mal etwas arbeiten.
„Ich hole dich zum Mittagessen ab! Unsere Kantine ist sehr gut!" sagte er und ging zur Türe.
„Adrian?" rief sie ihm nach. „Ich esse eigentlich nicht zu Mittag!"
Nur ganz kurz schluckte er, dann hob er entschuldigend die Hände. „Geht klar! Sorry!" Das Lächeln, das er ihr zuwarf, war echt und aufrichtig.
Alina wusste, dass er wieder einmal verstanden hatte.
Dann konnte sie sich endlich in ihre Arbeit vertiefen, die Gedanken, die in ihrem Kopf herumschwirrten, in die Computer eingeben.
Sie berief ihre Mitarbeiter zu einem Meeting ein, verteilte nach einem Brainstorming die Aufgaben.
Der Chef kam vorbei, fragte, ob sie sich schon gut zurechtfände. „Na, der Dr. Gedack wird Ihnen schon alles zeigen!" meinte er lächelnd.
„Ich werde sicher in der Lage sein, alles auch alleine zu finden!" gab sie zurück.
Würde sie jetzt in Zukunft nur noch die Kleine vom Dr. Gedack sein?
Aber nicht mit ihr!
„Damit eines klar ist, Herr Dr. Seinfeld. Was Herr Dr. Gedack und ich in unserer Freizeit machen, sollte keinen Einfluss auf meine Arbeit und meine Stellung hier haben. Ich möchte nicht, dass es Gerüchte oder Zoten über uns gibt. Wir arbeiten in verschiedenen Abteilungen, arbeiten auch weiterhin sehr gut zusammen, aber der eine ist kein Teil vom anderen! Und ich bin vor allem kein Teil von ihm!"
Ihr Chef sah sie zuerst verunsichert, danach strahlend an. Was für ein Trottel er gewesen war!
„Ihre Beziehung wird in Zukunft ein absolutes Tabu sein!" versprach er.
„Gut!" gab sie sich zufrieden und verzichtete auch darauf zu erklären, dass sie gar keine Beziehung hatten.
Adrian saß alleine beim Mittagessen.
Seine Assistentin sah ihn verwundert an. „Wo ist denn deine Kleine?" fragte sie.
Er schnappte nach Luft. „Du meinst Frau Dr. Arnheim? Sie wird arbeiten, und das wird sie wie immer sehr gut machen! Ich möchte dich und alle Mitarbeiter ernsthaft bitten, mein Privatleben nicht mit dem Job zu vermischen! Wir beide machen das auch nicht!"
Anja sah ihn überrascht, aber auch verständnisvoll an.
Er hatte recht!
Frau Dr. Arnheim war eine begnadete Entwicklerin, gerade sie als Frau sollte sie nicht auf die Beziehung mit Adrian reduzieren.
„Okay, Boss! Ich werde die anderen anweisen, nach deinen Wünschen zu handeln!" erklärte sie.
Sie liebte den hübschen Kerl von ganzem Herzen – wie einen Sohn, den sie und ihr Mann leider nicht bekommen hatten.
Um Vier bekam er eine Mail. „Anbei die ersten Ideen, wie wir die Solarmodule mit dem Betriebssystem steuern könnten! Dr. Arnheim."
Er vertiefte sich in ihre Ausführungen, war wieder einmal geplättet von ihrem Genie.
Das Modell würde der Hype werden!
„Grandios! Dr. Gedack." antwortete er. Doch dann musste er noch ein PS anhängen. „Nur eine vorsichtige Anfrage. Der Kühlschrank ist leer, Einkaufen würde nicht schaden! Der heterogene Süße."
„Von Herzen gerne! Um Sechs auf dem Parkplatz? Ein hungriges – nicht nur auf Essen – Baby!"
Sein Freund meldete sich höchstinteressiert.
Gib Ruhe! schimpfte Adrian. Wir sind in der Arbeit!
„Sex ist gut! Ah, ich meine: Sechs ist gut!" schrieb er zurück
Alina kicherte vor sich hin, vertiefte sich wieder in ihre Arbeit. Alles ging ihr noch leichter von der Hand, ihr Kopf schien vor Ideen zu platzen.
Als sie das nächste Mal auf die Uhr sah, war es halb Sieben.
Aber sie war mitten in einer Programmierung, konnte und wollte jetzt nicht abbrechen.
Sie schickte ihm eine Textnachricht: Bin noch mitten in der Arbeit! Fahr schon los. Ich komme direkt nach Hause! Alina.
Adrian stand auf dem Parkplatz und wartete.
Sicherheitshalber war er schon eine Viertelstunde eher aufgebrochen. Um halb Sieben meldete sein Handy eine Textnachricht.
Er lächelte glücklich vor sich hin, als er die Worte gelesen hatte.
Nicht, weil sie sich verspätete, nicht weil er alleine zum Einkaufen fahren sollte, sondern, weil sie sich nicht entschuldigt hatte.
Kein „Sorry!"
Kein „Tut mir leid!"
Sie war sicher, dass er das nicht erwartete, und das ließ sein Herz fliegen.
Sie war frei, und sie fühlte sich frei!
Er flog durch den Supermarkt, lud eine ganze Menge von all dem ein, was sie liebte.
Die Kassiererin strahlte ihn an. „Wo ist denn die hübsche Frau Doktor?" fragte sie.
„Sie muss noch arbeiten!" antwortete er strahlend.
Der rundlichen Frau wurde warm ums Herz.
Das war ja echt ein toller Mann!
Nicht nur vom Aussehen her.
„Und Sie kochen für sie?" Sie wollte gerne noch ein bisschen mehr von den beiden erfahren.
„Natürlich!" antwortete er. Dann schmunzelte er die nette Frau an. „Ist auch besser als anders herum!"
„Kondome?" fragte sie ihn grinsend.
Er grinste zurück, schnappte sich eine Packung. „Sicherheitshalber!" flüsterte er ihr verschwörerisch zu.
Zu Hause räumte er den Kühlschrank wieder voll, räumte das Frühstücksgeschirr in die Maschine, goss die Pflanzen im Garten, saugte die Küche, bereitete alles fürs Abendessen vor.
Er sah absichtlich nicht auf die Uhr.
Sie würde kommen, wenn sie fertig war, und sie würde zu ihm kommen – freiwillig!
Nicht, weil eine Beziehung sie dazu zwang, sondern weil sie es wollte!
Um Acht sicherte Alina ihre Entwürfe, speicherte alles auf der Sicherungsfestplatte, fuhr das System herunter.
Sie reckte die Faust in die Höhe.
Yep! Sie hatte eine Menge geschafft.
Im Aufzug traf sie Dr. Simoneit, Adrians Chef. „Noch immer hier?" fragte er überrascht. „Herr Dr. Gedack ist schon vor zwei Stunden gegangen!"
Ihre hellblauen Augen verdunkelten sich etwas.
Da war wohl heute noch eine Ansage nötig!
„Das soll bei Menschen durchaus vorkommen, dass sie zu unterschiedlichen Zeiten ihre Arbeitsplätze verlassen! Außer bei siamesischen Zwillingen! Aber das sind wir ja zum Glück nicht!"
Der Ältere zog ein wenig den Kopf ein. „Entschuldigen Sie bitte! Meine Generation denkt in ein wenig veralteten Schemata!"
Mit einem Lächeln nahm sie ihren Worten die Schärfe. „Gut! Ich möchte nur etwas mehr bleiben als Dr. Gedacks Anhängsel!"
Er erwiderte ihr Lächeln. „Das kann ich Ihnen durchaus versprechen!"
Er brachte sie zu ihrem Wagen, der Parkplatz war leer und er ein Gentleman.
Zu Hause öffnete ihr Adrian die Türe. An seinem Gesichtsausdruck erkannte sie mit einem Blick, dass er sie verstand, dass er keine Erklärung oder Entschuldigung erwartete!
Wofür auch?
„Hallo, Süße!" sagte er nur und küsste sie leidenschaftlich.
Der Tag ohne ein bisschen an Nähe war schon verdammt lang gewesen!
Sofort war sie wieder erregt und feucht.
Sie reagierte auf seine Nähe wie ein Pawlowscher Hund.
„Kann etwas verkochen?" fragte sie heiser.
„Ich bin doch nicht dumm!" antwortete er und trug sie die Treppe hinauf.
Umso besser schmeckte das Risotto mit Krabben, das aufkleinster Flamme vor sich hingeköchelt hatte. Der Salat war schnell gemischt.
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