Monika sah Adrian hilfesuchend an, doch der sah betont uninteressiert in den Himmel, als gäbe es dort etwas sehr Spannendes zu sehen.
„Quasselt die immer so blöd daher? Auch im Bett?"
„Nein! Im Bett reden wir nicht über deutsche Grammatik! Da haben wir ganz andere Themen!" versicherte Alina und verzog noch immer keine Miene. „Soll ich dir ein bisschen was erzählen?"
Da wurde es Monika dann doch zu viel!
Schon wieder hatte die kleine Nutte sie fertig gemacht!
Und wie lange war er jetzt schon mit ihr zusammen?
Das war doch sicher schon eine ganze Woche!
Er schien es ernst zu meinen mit der Scheidung!
Und dass sie ausziehen sollte!
Verdammte Scheiße!
Peter hatte ihr auch den Laufpass gegeben!
Hatte Angst um seinen Job bekommen!
Sie drehte sich um und ging in Richtung ihrer Wohnung.
„Hast du dich schon nach einer neuen Bleibe umgesehen?" rief Adrian ihr nach.
„Bin dran!" log sie. Den Teufel würde sie tun! Bald schon hat er die Bitch satt, dann war sie bestimmt wieder recht!
„Die könnte eigentlich ein Zelt hier auf der Straße aufstellen, damit sie ja nicht versäumt, wenn du kommst!" schlug Alina kopfschüttelnd vor.
Adrian nahm sie wortlos in die Arme. Er brauchte den Auftritt seiner Ex und der Reaktion seines Mädchens nicht zu kommentieren. Sie wusste, wie toll er sie fand!
Patrick kam heraus, hatte die letzte Szene mitbekommen. „Ah! Der verschollene Sohn und Bruder! Und der hübsche Grund dafür!" Er küsste Alina links und rechts auf die Wangen, etwas, das sie so gar nicht kannte.
Aber es war nett!
Ja!
Doch!
Es gefiel ihr!
In Filmen hatte sie das schon öfter gesehen!
Scheinbar machte man das heute so!
Doch ein Blick auf Adrian machte ihr klar, dass er ganz andere Meinung war. Er schien seinen Bruder mit den Augen zu erdolchen!
Der merkte das natürlich, klopfte ihm auf die Schulter. „Ganz cool, Bro!" erklärte er lachend.
„Hände weg von ihr! Heute! Morgen! Immer!" zischte Adrian ihn an. Besitzergreifend legte er den Arm um sein Baby.
Sein Baby!
Nur seines!
Damit das ein für alle Mal klar war!
Alina schmunzelte vor sich hin.
Er war tatsächlich eifersüchtig!
Doch dann bekam sie ein schlechtes Gewissen.
Wie würde sie denn reagieren, wenn er zwischen den Zeiten, wie sie es bei sich nannte, mit einer anderen Frau rumgemacht hätte?
Oder hatte er?
Als er aus dem Club weggelaufen war, hatte er sich eine für die Nacht gesucht?
In einer anderen Disco?
Ihr Magen verkrampfte sich.
Und wenn schon?
Es wäre ohne Bedeutung gewesen!
Wäre es nicht!
Doch dann dachte sie an Patricks Worte: Er hat sich verliebt, gesteht es sich selbst nur noch nicht ein!
Eine große Ruhe überkam sie.
Er hatte sich in sie verliebt, an diesem Nachmittag! Sie wusste sicher, dass sein Bruder sie gemeint hatte.
„Wollt ihr hier ein Stand-in machen oder reinkommen?" riss Patrick sie beide aus ihren Gedanken.
Adrian hatte gefühlt, wie weich seine Süße in seinem Arm geworden war, was ihn ungemein beruhigte. „Wir wollten meine Computeranlage holen!"
Patrick hob eine Augenbraue. Klamotten waren ja okay – aber die Geräte? Das klang schon sehr nach fester Beziehung.
Allerdings war das bei dem Sahnestückchen auch nicht verwunderlich!
„Gut! Dann kommt mal rein!" forderte er die beiden auf.
Alina fuhr den Computer hoch. „Warum machst du das Ding an?" fragte Adrian.
Sie sah ihn verwundert an. „Du musst vor dem Transport ein Backup machen!"
Patrick grinste vor sich hin. Eine intelligente Schönheit! Fein! Fein!
Folgsam folgte sein Bruder den Anweisungen der IT-Mieze, kramte eine externe Festplatte aus einer Schublade, sicherte seine Daten.
„Machst du das in der Arbeit nicht?" wunderte sich Alina.
Er zog den Kopf ein. „Nicht wirklich!" gestand er.
Sie verdrehte die Augen. „Männer und Technik! Ich glaube, ich muss mal eine Fortbildung halten über Datensicherheit!"
Patrick lehnte am Türstock, beobachtete die zwei höchstamüsiert.
Er begann die Kleine zu lieben, zu lieben wie eine Schwester!
Verdammt gut, dass zwischen ihnen nichts passiert war!
Er half, die schweren Dinger hinauszutragen und in den beiden Autos zu verstauen.
„Noch einen Kaffee?" fragte er dann.
„Gerne!" antwortete Alina.
„Nein, danke!" antwortete Adrian gleichzeitig.
Dann grinsten sie sich an, und er gab nach. War ja auch zu blöd, was er sich da zusammenspann!
Es wurde eine fröhliche, losgelöste Stunde.
Adrian entspannte sich vollkommen.
Er spürte, dass zwischen Alina und Patrick die Chemie hundertprozentig stimmte, die Chemie zwischen Geschwistern.
Und wieder einmal war er glücklicher als je zuvor.
Auf der Fahrt nach Hause – es fühlte sich wirklich so an – beschloss er, sein Mädchen heute auszuführen zu einem richtigen Date.
Fein Essen gehen – sie würde sich sicher nicht aufführen wie Monika, und er könnte es auch genießen.
Danach zum Tanzen in den Club – ein wenig protzen.
Und anschließend vielleicht eine Nacht in dem kleinen Altstadthotel in der Nähe der Disco, in dem er noch nie mit einer Frau war.
Aufgedreht kam er an, weihte sie in den ersten Teil seines Planes ein. Sie war Feuer und Flamme.
„Ich hatte noch nie ein Date!" jubelte sie.
„Ich auch nicht!" flüsterte er eigentlich mehr zu sich selbst.
Doch sie hatte es gehört. „Noch eine Premiere?" fragte sie leise.
„Ja! Eine Premiere und ein Schritt!" antwortete er und wischte sich wieder einmal verstohlen über die Augen.
Schnell zogen sie sich um, ließen auch ganz brav alle Hände bei sich.
Sie entschied sich für ein Kleid, das sowohl fürs Restaurant als auch für den Club taugte.
Er wählte eine edle Kombi aus Leinen.
Die Hose war etwas weiter geschnitten als die Jeans.
Er ahnte schon, dass das ein anstrengender Abend für seinen Freund im Süden werden würde.
Da sollte er wenigstens ausreichend Platz haben!
Sie mussten sich noch ein bisschen bewundern, dann ein wenig abschmusen, dann noch schnell leidenschaftlich küssen.
Schwer atmend lösten sie sich voneinander. „Könntest du sicherheitshalber etwas für die Nacht einpacken? Falls wir in der Stadt stranden?" bat er vorsichtig. Das schlaue Kerlchen sollte nicht erraten, dass er das Romantikzimmer schon gebucht hatte.
Doch zum Glück bohrte sie nicht weiter nach, warf, was sie brauchte in eine Übernachtungstasche, er legte eine Boxershort, ein frisches Hemd und eine Packung Gummis dazu. Sie holte aus dem Bad sein Aftershave, was er lächelnd registrierte.
Wenn sie den Duft so mochte, konnte er ja schnell noch etwas von dem Männerparfüm der gleichen Note auflegen.
Galant reichte er ihr schließlich den Arm, und ein wunderschönes Paar ging zu seinem Wagen, was natürlich in der Nachbarschaft nicht unbeobachtet blieb.
Das Restaurant, in das er sie ausführte, kannte sie natürlich nicht. Doch er war dort wohl bekannt, wurde mit Namen begrüßt.
Der Chef de salle war erleichtert, den jungen Doktor mit einer neuen Frau zu sehen.
Dann war das übergewichtige, arrogante Weib wohl Geschichte!
Alina genoss das Ambiente, die höfliche, aber nicht übertriebene Art und Weise, mit der sie behandelt wurde.
Bald hatten sie ein Fachgespräch begonnen, Adrian musste seine Ideen loswerden.
Manches zerstreute sie, weil nicht lösbar, in vielem aber konnte sie ihn bekräftigen.
Sie zeichneten Pläne auf die Servietten, lachten, wurden wieder ernst, diskutierten weiter.
Nebenbei aßen sie einen fantastischen Vorspeisenteller, ein perfektes Steak mit Salat und eine Käseauswahl zum Dessert, weil er sich ja gemerkt hatte, dass sie beim Essen keine Süße war.
Aber nur beim Essen!
Die begleitenden Weine hatten sie in noch höhere Hochstimmung gebracht, aber nicht beschwipst. Adrian unterschrieb den Rechnungsbetrag, setzte ein großzügiges Trinkgeld darunter, überreichte dem Ober seine Kreditkarte.
„Auf Wiedersehen, Herr Dr. Gedack! Frau ....?"
„Dr. Arnheim!" ergänzte sie die ungestellte Frage. „Wir sind Kollegen!"
Georg grinste sie unverhohlen an. Das kannst du sonst wem erzählen! sagte sein Blick.
Lachend führte Adrian sie hinaus. „Ich bin ja schon froh, dass du mich nicht als abendlichen Begleiter vorgestellt hast!"
„Ah!" ärgerte sie sich. „Das ist mir nicht eingefallen!"
Er zog sie an sich. „Wäre auch nicht schlimm gewesen! Ich bin gern dein abendlicher Begleiter! Wenn ich auch dein morgendlicher sein kann!"
Wieder sah sie ihn sprachlos an.
„Schon wieder gewonnen?" fragte er aufgedreht.
Sie nickte.
„Und was ist dieses Mal der Preis?"
„Such dir was aus!" schlug sie vor.
Er dachte nur kurz nach. „Heute Abend gehören alle deine Blicke nur mir!"
Sie lachte. „Das ist aber eine schwer zu erfüllende Bitte!"
Sie fuhren in die Innenstadt, er fand tatsächlich einen Parkplatz der zwischen dem Hotel und dem Club lag.
In der Disco wurde er von vielen – hauptsächlich weiblichen - Seiten begrüßt.
Doch er ignorierte alle Blicke und Avancen der Mädchen, die die Schönheit neben ihm geflissentlich übersahen.
Das hatte auch nichts zu bedeuten, wenn der jüngere Gedack-Bruder mit einem Girl im Arm ankam! Schon oft hatte er während eines Abends seine Vorlieben gewechselt.
Was Adrian sehr wohl wahrnahm, waren die Blicke der Männer auf Alina.
Thommy schien mehr als verblüfft zu sein.
Schließlich war sie letztes Mal mit Patrick gegangen und kam heute mit Adrian zurück.
Versteh einer die Weiber! dachte der Muskelprotz.
Einige der anderen erkannten die Schwester von Ben wieder, bei der sie leider nicht zum Zug gekommen waren, weil der ältere Gedack sie sich geschnappt hatte.
Dann hatte er sie wohl an seinen Bruder weitergereicht.
Mussten sie eben warten, bis der mit ihr durch war.
So etwas Niedliches konnten sie sich nicht entgehen lassen.
Adrian ahnte manche der Gedanken, aber zum Glück nicht alle, sonst hätte der eine oder andere sicher ein paar Zähne eingebüßt.
Hauptsache war, dass sie ihr Versprechen hielt und nur Blicke für ihn hatte.
Bald schon versanken sie auf der Tanzfläche in ihrer Blase, nahmen nichts außer der Musik wahr.
Die Welt um sie herum versank.
So hatte sich Alina ihren ersten Clubbesuch vorgestellt gehabt.
In den Armen eines gutaussehenden Mannes zu sein, sich mit ihm zur Musik zu drehen. Die Blicke auf sich brauchte sie nicht, die auf ihn schon gar nicht.
Ziemlich angeturnt führte er sie zur Bar, bestellte Drinks für beide. Sprechen konnte er im Augenblick nicht, in seinem Hals saß ein dicker Kloß.
Wie viel Zeit hatte er hier schon verbracht, immer auf der Jagd – wonach?
Neue Frauen, neue Eroberungen, nach den Nächten war stets nur Leere in ihm gewesen.
Und er hatte es nicht einmal wahrgenommen!
Hatte gedacht, dass das Leben wäre!
Dass er genau das wollte!
Wie sehr hatte er sich geirrt!
Sie nahmen einen durstigen Schluck, erinnerten sich beide gleichzeitig an das erste Mal, als sie zusammen in einer Bar gewesen waren.
An ihre Pläne, Vorsätze, an das, was sie für ihre Wünsche gehalten hatten.
Adrian lachte leise vor sich hin, sie sah ihn fragend an. „Wenn ich dran denke, was ich da am Nürburgring für einen Quatsch erzählt habe!" Er schüttelte den Kopf über sich selbst.
Sie grinste. „Ich war aber ganz deiner Meinung!"
Er nahm sie in die Arme, seine Augen hielten ihre fest. „Und heute?"
„Bin ich immer noch deiner Meinung!" antwortete sie, und er verstand.
Sie brauchten nicht darüber zu sprechen, dass sich alles geändert hatte zwischen ihnen.
Sie wussten es, das war genug.
Er lehnte am Tresen, sein Mädchen vor ihm im Arm, war wieder einmal glücklicher als je zuvor. Alina lächelte, als sie seine Erektion an ihrem Rücken spürte.
Er war oft erregt, und sie genoss es, dass sie ihn so leicht anmachen konnte.
Ihre Gedanken gingen wieder einmal auf die Reise in die Vergangenheit, während sie dieser tolle Mann an sich gedrückt hielt.
Sie wollte das nicht, aber zehn Jahre hatten eben ihre Spuren hinterlassen.
Wie oft hatte sie die Freundinnen unbewusst beneidet, die sich ständig neu verliebt hatten, sich wieder trennten, Liebeskummer hatten, den Jungs den Kopf verdrehten. Sie hätte viele Chancen gehabt, sie wäre eines der begehrten Mädchen gewesen, das wurde ihr immer bewusster.
Aber sie hatte geglaubt, verliebt zu sein, treu sein zu müssen.
Wie eben eine 15-, 16- 17jährige im Wolkenkuckucksheim fühlte.
Wie oft hätte sie sich während des Studiums gewünscht, mit den anderen jungen Leuten feiern zu könne.
Die Berichte über die Feten hatte sie immer in sich aufgesogen.
Doch die Ratte hatte all ihre Bitten niedergewalzt, und sie hatte sich nie ernsthaft gewehrt.
Hatte all das für Liebe gehalten.
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