Kapitel 85
(Roman)
Heute ist das Achtelfinale gegen Schweden. Yann ist die ganze Zeit schon nervös, was mir langsam aber sicher auf die Nerven geht. "Mensch Yann, jetzt entspann dich mal! Geh eine Runde Joggen oder so!", sage ich lauter als eigentlich gewollt. "Hast ja Recht Roman. Ich bin dann mal weg!", meint er und verschwindet sofort aus dem Zimmer. Ich warte noch einen Moment um sicher zu gehen, dass er auch weg ist. Dann nehme ich mein Handy und rufe Julian an.
J: Ja Roman, wartest du auf meinen Bericht?
R: Allerdings. Ich bin ganz Ohr.
J: Also, es hat sich herausgestellt, dass Nastassja für Łukasz sein Zustand verantwortlich ist. Du kannst dir also denken, wie Michèle reagiert hat. Wieder mal hat sie darauf bestanden Nastassja zur Rede zur stellen. Ich kann dich auch beruhigen, diesmal ist ihr nichts passiert. Sie war komplett aufgebracht, aber als ich ihr gesagt habe, dass sich Łukasz sein Zustand verschlechtert hat, war sie am Boden zerstört. Ich hab sie dann zurück zum Krankenhaus gebracht. Heute war ich noch nicht bei ihr.
R: Musst du auch nicht Jule. Danke dir, dass du überhaupt geschaut hast. Ich werde sie anrufen. Weißt du eigentlich, welche Strafe Nastassja jetzt bekommt?
J: Keine Ahnung, wird wahrscheinlich ne ordentliche Freiheitsstrafe.
R: Okay, wie gesagt, ich danke dir für die letzten paar Tage.
J: Kein Ding Roman. Bis bald und viel Erfolg!
Dann legt Julian auf. Ich fass es nicht. Nastassja ist an allem Schuld. Ich kann mir natürlich vorstellen wie Michèle reagiert hat. Meine Süße, das muss sehr hart für sie sein. Sie tut mir leid, und dann hat sie noch ein schlechtes Gewissen, dass sie nicht bei mir ist. Aber das muss sie nicht haben. Ich weiß, dass zwischen ihr und Piszczu eine enge Bindung besteht. Sie sind wie Geschwister zueinander und ich würde genauso handeln wie sie, wenn meinem Bruder so etwas zustoßen würde. Ich wähle ihre Nummer und warte bis sie den Anruf annimmt. Es klingelt allerdings länger als normalerweise. Hoffentlich geht sie überhaupt ran.
(Michèle)
Schweißgebadet schrecke ich hoch. Meine Atmung ist hektisch und mein Puls rast. Es war nur ein Traum, zum Glück. Łukasz ist noch hier und mir fällt ein Stein vom Herzen. Dann höre ich das Vibrieren meines Handys. Roman ruft an! Ich nehme mein Handy in die und gehe aus dem Zimmer, bevor ich ran gehe.
M: Hallo Roman! Wie geht es dir? Aufgeregt?
R: Hey meine Süße, mir geht es gut und dir? Aufgeregt bin ich nicht, ich spiele ja nicht. Und wie geht es Łukasz?
M: Körperlich geht es mir eigentlich ganz gut. Bisschen wenig Schlaf gehabt, die letzten Tage. Und Łukasz kämpft nach wie vor. Seine Werte sind aber stabil.
R: Immerhin etwas. Aber bist du sicher, das alles gut ist? Du klingst so, naja, komisch.
M: Ich habe ein wahnsinnig schlechtes Gewissen. Du bist bei einem großen Turnier dabei und ich lasse dich dort alleine, weil ich mich um jemand anderen kümmere. Eigentlich sollte ich meinen Freund doch so gut es geht unterstützen, aber nein, ich sitze hier in Dortmund bei...
R: ...bei deinem großen Bruder. Und das ist verständlich! Außerdem musste ich dich sozusagen zwingen, zu fliegen. Ich habe es Julian schon gesagt und dir sage ich es auch noch einmal: Ich bin dir in keinster böse oder sonst irgendwas! Ich schätze dein großes Herz und ich finde es schön, wie du dich um Menschen kümmerst die dir wichtig sind. Das ist mir tausendmal lieber als wenn du total egoistisch wärst. Glaub mir, wenn ich wieder da bin und Łukasz immer noch nicht wach ist, werde ich an deiner Seite sein. Du musst kein schlechtes Gewissen deswegen haben. Und sag mir nicht, du vernachlässigst mich. Das stimmt nicht!
M: Aber genetisch, biologisch oder was auch immer ist er nicht mein Bruder.
R: Michèle! Du weißt genau, dass das zwischen euch besonders ist.
M: Ja okay, du hast gewonnen. Du hast ja Recht. Ich finde es trotzdem traurig, dass du allein im Stadion bist.
R: Du schaust dir das Spiel doch bestimmt im Fernsehen an, oder?
M: Natürlich! Zusammen mit Piszczu. Also, naja, du weißt was ich meine.
R: Siehst du! Das unterstützt mich auch. Zusammen schauen klingt super, dass hilft ihm bestimmt, oder?
M: Bestimmt. Genauso wie reden oder Musik.
R: Musik? Dann kannst du ja Gitarre für ihn spielen.
M: Ja, kann ich. Danke Roman.
R: Wofür?
M: Für dein Verständnis. Ich kann mir nicht erklären, womit ich dich verdient habe. Du bist so unglaublich. Ich liebe dich so sehr, dass kannst du dir nicht vorstellen.
R: Bedanke dich dafür nicht. Ich liebe dich auch über alles! Versprich mir auf dich aufzupassen. Du bist eine so tolle Person und ich bin stolz, dich meine Freundin nennen zu dürfen!
M: Du bist süß, Roman.
R: Du auch. Oh, Yann ist wieder da vom Joggen. Wir müssen gleich los. Grüß Łukasz von mir. Ich liebe dich ganz doll. Ciao!
M: Ciao Roman!
Nach dem Telefonat geht es mir besser. Mit einem leichten Lächeln gehe ich zurück zu Łukasz. "Schöne Grüße von Roman, soll ich dir ausrichten.", sage ich und nehme seine Hand, "Ein Glück hast du einen Fernseher in deinem Zimmer. Dann können wir uns das Spiel zusammen anschauen." Ich lächle Łukasz an und für einen kleinen Moment sah es so aus, als würde sein Mundwinkel etwas zucken. Kann das sein? Oder habe ich mir das eingebildet? Hat er gerade versucht zurück zulächeln?
Ich hoffe das Kapitel gefällt euch! Lasst gerne Feedback da :)
~M💛
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro