(Roman)

"Bist du dir sicher, dass wir an alles gedacht haben?", fragt Michèle jetzt zum hundertsten Mal und läuft im Wohnzimmer hin und her. Schmunzelnd stehe ich auf, schnappe sie mir und drücke ihr einen Kuss auf die Lippen. "1000%-ig sicher! Wir haben unsere Sachen, der Termin für die Trauung steht auch. Wir wissen wer kommt, haben eine tolle Location gefunden und Emilia möchte uns mit Deko und dem Essen überraschen. Ich habe die Ringe, Ellie und Narius bei meiner Mum sein und so wie unsere Kleinen sind, werden sie ganz lieb sein. Und auch die beiden werden bezaubernd aussehen.", zähle ich auf, doch ganz beruhigen tut es Michèle auch nicht. "Und da ist das Problem. Ellie fängt immer an zu schreien oder zu strampeln, wenn ich ihr die Kleidchen anziehen wollte, die meine Oma geschickt hat. Sie hört dann erst wieder auf, wenn ich sie wieder ausgezogen habe oder sie eine Hose anhat-", erklärt sie. Ach deswegen hat sie vor ein paar Tagen dauernd geweint. "Dann ziehen wir ihr halt das Outfit an, was Narius etwas zu klein ist. Das ist doch kein Problem.", meine ich und lächel Michèle an.
"Und meine Mum passt morgen auf die Kleinen auf, wenn mit uns was weiß ich passiert.", sagt sie nach kurzer Stille. "Deine Mum? Ich dachte meine Eltern machen das?", frage ich verwirrt. "Ich dachte deine Eltern können morgen nicht und kommen erst übermorgen." "Hab ich dir das nicht gesagt, dass doch alles klar geht?" Sie schüttelt den Kopf. "Nein Roman, hast du nicht.", lacht Michèle mich an, "Ist ja nicht schlimm. Dann passen alle drei auf die beiden auf." Ich muss auch anfangen zu lachen. Wir zwei sind manchmal schon ganz schön verpeilt.

Am nächsten Morgen machen wir uns ganz entspannt fertig. Naja, so entspannt es mit zwei kleinen Kindern geht. Wir frühstücken lange und ausgiebig und gehen danach duschen....zusammen. Hat also etwas länger gedauert.
Zur Mittagszeit kommen dann meine Eltern und Michèle ihre Mum und wir essen eine Kleinigkeit. Dann reden wir über alles mögliche. Ob wir aufgeregt sind? Ob wir wissen, was uns erwartet? Alles solche Fragen, auf die wir keine wirkliche Antwort parat haben.
Gegen halb vier bekommt Michèle eine Nachricht von Emilia, sie soll sich jetzt sofort etwas sportlich elegantes anziehen. Das erledigt sie in Rekordzeit und sie sieht wie immer mega aus.

Jetzt fängt sie an zu erklären, wo alles steht und was unsere drei Babysitter wissen müssen. Mitten in ihrer Erklärung klingelt es und Emilia kommt rein. "Hey, gib mir noch zwei Minuten. Ich muss noch...", fängt sie an, doch weiter kommt sie nicht. Sie drückt mir noch schnell einen Kuss, bevor Emilia sie mit einem "Nichts da, wir dürfen keine Zeit verlieren!" aus dem Haus zieht. "Erzähl du zu Ende Roman, ich war noch nicht fertig. Ich liebe dich unendlich dolle. Bis morgen Hase!", ruft sie noch, bevor die Tür ins Schloss fällt. Ich kann mir das Lachen nicht verkneifen. Das sah einfach zu lustig aus. "Also Roman, was musst du uns noch zeigen oder sagen?", fragt meine Mum, die über die Situation schmunzeln muss. Ich zeige schnell das Babyzimmer, die Sachen für morgen und die abgefüllten Fläschchen im Kühlschrank. "Das müsste alles gewesen sein.", sage ich zum Schluss. "Ziehst du dich eigentlich noch um?", fragt Papa dann, "Oder willst du in Jogginghose und besabbertem T-Shirt irgendwo hingehen?" "Warum nicht?", grinse ich. "Roman!", sagt Mama empört, "Zieh dich um!" Jetzt ist es Michèle ihre Mum, die anfängt zu lachen. "Michèle ist auch immer so gewesen, beziehungsweise so ist sie wahrscheinlich immer noch,", sagt sie und zwinkert mir zu. Ich nicke lächelnd und gehe mich dann umziehen.

Als ich meine Haare mache, klingelt es an der Tür. "Meine Haare sind noch nicht fertig!", rufe ich aus dem
Bad. "Scheiß drauf, die bleiben sowieso nicht ordentlich!", lacht Jule, der meine Hände auf meinen Rücken legt und mir Handschellen anlegt. "Julian, was soll das?", frage ich erschrocken, obwohl ich weiß, dass mir nichts passieren wird. "Klappe halten und mitspielen!", lacht Julian und verbindet meine Augen. "Aber in einen Sack steckt ihr mich jetzt nicht noch, oder?" "Das wäre die Idee gewesen. So ein Mist! Daran haben wir gar nicht gedacht!", ärgert er sich jetzt und ich muss grinsen. 1:0 für mich.

"Wir entführen jetzt euren Sohn, beziehungsweise deinen Schwiegersohn.", sagt Julian, während er mich anscheinend aus dem Haus führt. Dann werde ich in ein Auto gesetzt und es ist verdächtig ruhig. "Jungs?", frage ich etwas unsicher. Stille. "Jungs kommt schon!", versuche ich es nochmal. Wieder kommt keine Antwort. Das läuft ja super. Plötzlich hält das Auto und einer von den Jungs zieht mich aus dem Wagen. Dann werde ich auf einen Stuhl gesetzt, mir wird die Augenbinde abgenommen und ein grelles Licht scheint mir ins Gesicht. "Wird das jetzt ein Verhör oder was?", frage ich verwirrt.
"Roman Bürki, ihnen wird eine uneidliche Falschaussage vorgeworfen. Wollen sie sich dazu äußern?", fragt Łukasz, der einen todernsten Blick drauf hat. "Ich soll was? Wann denn?" "Herr Staatsanwalt. Sie haben das Wort.", sagt er ruhig und ein Scheinwerferlicht wird auf Marco geworfen. "Am 04.07. soll der angeklagte ausgesagt haben, dass die versuchte Einreise von illegalen Immigranten nicht stattfinden könne. Wie unsere Ermittler allerdings herausgefunden haben, ist besagte Person vor drei Tagen in Dortmund gesichtet worden sein. Roman Bürki wird also Hilfe bei einer Straftat und Falschaussage vorgeworfen.", rattert er den Text herunter. Alles wie bei Richter Alexander Hold, und die Jungs wissen wie ich diese Sendung hasse. "Wollen sie sich dazu äußern?", fragt Łukasz. "Ich habe keine Ahnung, was ich verbrochen haben soll!", sage ich nochmal, "Hab ich keinen Anwalt?" Ein weiteres Licht geht an und Marwin steht auf. "Mein Mandant hat nichts falsches getan. Bei besagter Person handelt es sich um eine vertraute Person. Die Ankunft sollte eine Art Überraschung sein. Laut genauerer Recherche kann ich ihnen auch versichern, dass die gesichtete Person absolut legal nach Deutschland gereist ist." Die machen das mit so einer Ernsthaftigkeit, wie lange haben die denn geübt? "Und warum tätigt er dann falsche Aussagen? Was war ihr Motiv Herr Bürki?", fragt Marco und schaut mich böse an. "Ich weiß nicht, wann ich etwas falsches gesagt haben soll. Ich weiß nicht mal, um wen es sich handelt!", sage ich ehrlich. "Ihr Chatverlauf zeigt, dass sie am 03.07 und 04.07. Kontakt mit einen Herrn Garcia gehabt haben." Garcia, den Namen habe ich schon mal gelesen. Denk nach Roman, denk nach! Ich hab's! "Ja, dass stimmt. Ich gebe es zu. Ich hatte Kontakt zu einem Garcia. Sergio Ramos Garcia. Ich wollte, dass er nach Deutschland kommt, als Überraschungsgast. Weil er für Michèle da war, als sie in Spanien war. Aber er hat gesagt, dass er nicht kann. Und das habe ich euch erzählt. Das ist doch nicht falsch!", sage ich und werde zum Ende immer lauter. "Doch!", sagt Łukasz trocken und klatscht zweimal in die Hände. Plötzlich wird alles dunkel, ich merke wie die Handschellen geöffnet werden und ich nach oben gezogen werde. "Vamos!", hallt es durch die Halle und ein Lichtkegel fällt auf eine Person und ich kann es nicht glauben. "Sergio! Ich dachte du kannst nicht kommen!", sage ich fassungslos. "Tja, Roman. Deine Falschaussage. Du sagst, er kommt nicht. Wir sagen, er kommt. Sorry Kumpel, aber deine Reaktion war so super. Genauso haben wir uns das vorgestellt! Du Verbrecher.", lacht Marco, "Und jetzt dreht die Musik auf und gebt dem armen Jungen was ordentliches zu Trinken." Sofort dröhnt Musik aus den Boxen, das Licht wechselt stetig seine Farbe und alle Jungs fange an zu trinken und durch die Gegend zu hüpfen. "Achso und damit du auch noch eine Überraschung für dich erlebst.", fängt Łukasz an, "Dreh dich mal um!" Verwirrt drehe ich mich um und lasse fast mein Glas fallen. Nicolas, Daniel und Sandro stehen hinter mir und grinsen mich an. Jetzt wird der Abend noch besser! Und mit den dreien wird noch mehr Alkohol fließen. Aber scheiß drauf, Hauptsache ich hab Spaß!

Ich hoffe das Kapitel gefällt euch!
Lasst gerne Feedback da :)
~M💛