Kapitel 110
(Roman)
Das sich Michèle das gefallen lässt, verstehe ich nicht. Aber was ich noch weniger verstehe ist, warum sich Lucien so verhält. Er müsste doch froh sein, so ein Talent im Team zu haben. "Roman, was ist denn los? Du wirst so unkonzentriert.",fragt mich Marwin, während der Trinkpause. Soll ich es ihm sagen? Nein, dass versteht er so einfach nicht. "Alles okay, musste nur kurz nachdenken.", sage ich und nippe an meiner Flasche. Als es dann weiter geht, muss ich einen Durchgang zuschauen, da Marwin und ich uns immer abwechseln. Christian flankt und Michèle ihr Kopfball ist super. Allerdings nicht gut genug für Lucien und Michèle scheint jetzt auch keine Nerven mehr zu haben. Wie alle anderen gehen wir zu ihnen und als ich ankomme, muss sie gerade Liegestütze machen. Sie kann nicht mehr, sie ist mit ihrer Kraft am Ende, doch Lucien denkt nicht daran aufzuhören. Ich will etwas sagen, aber Łukasz kommt mir zuvor. "Lucien es reicht! Lass endlich meine Schwester in Ruhe!"
Nun sind alle Augen auf Łukasz gerichtet. Ihm ist wahrscheinlich auch jetzt erst eingefallen, was er da gesagt hat. "Wie jetzt Schwester?", fragt Julian ungläubig. Łukasz schaut mich an und ich nicke nur. Jetzt ist es eh raus, also kann er es auch erklären. "Ihr habt schon richtig gehört. Michèle ist meine Schwester. Wir haben einen Gentest machen lassen, der das bestätigt hat. Wir haben noch nicht mit unseren Eltern darüber gesprochen und wollten es eigentlich geheim halten. Deshalb bitte ich euch erstmal leise zu sein. Aber ich konnte es mir nicht länger anschauen, wie du, Lucien, Michèle derartig fertig machst.", erklärt er und es beginnt das große Tuscheln. "Das wird ja immer besser mit ihr. Mit dem einen zusammen, mit dem anderen verwandt. Spielt sie deswegen hier oder was? Durch Kontakte?", meint Lucien sauer. "Michèle ist eine super Spielerin. Sie brauch keine Kontakte!", sagt Marcel laut. "Sie ist ein absoluter Teamplayer und gibt alles und mehr. Nur ist es normal, dass es auch irgendwann zu viel ist.", meint Milli. "Lucien, wir haben ihr nicht umsonst einen Vertrag gegeben. Was hat dich dazu veranlasst, so mit ihr umzugehen?", kommt nun Zorci dazu. Lucien lässt von Michèle ab, die sofort zusammensackt. Ich laufe schnell zu ihr und streiche ihr beruhigend über den Rücken. Währenddessen erzählt Lucien, was er gegen sie hatte. "Sie ist und bleibt ein Mädchen! Anfangs wollte ich sie testen. Dann wollte ich schauen ob ihr Ego für diesen Sport gemacht ist, aber sie hat anscheinend keinen, sonst hätte sie sich schon viel früher beschwert. Solche weichgespülten Spieler brauch keiner." "Sie spielt mit Herz und ist loyal ihrem Club gegenüber. Das ist es was einen Fußballer ausmacht!", belehrt Michael ihn, bevor er sich an mich wendet, "bring sie in ihr Zimmer, Roman." Ich nicke und nehme sie hoch, bevor ichich auf dem Weg zu ihrem Zimmer mache. "Ich hätte auch selber laufen können.", sagt sie leise. "Du ruhst dich jetzt aus. Wer weiß, was noch passiert wäre, hätte er so weiter gemacht.", meine ich mit fester Stimme.
In ihrem Zimmer lege ich sofort ins Bett und setze mich neben sie. "Jetzt stehe ich doch erst Recht als Weichei da. Das hört doch jetzt nie auf, es wird nur noch schlimmer.", wimmert sie. "Ach Quatsch nein, sag sowas nicht. Lucien hat eine Ansage von Zorci bekommen. Er wird einsehen was er falsch gemacht hat, da bin ich mir sicher. Das war ein kompletter Fehlstart, ihr müsst einfach nochmal von vorne beginnen.", versuche ich sie zu beruhigen, aber das klappt nicht. Sie fängt sogar noch heftig an zu weinen. "Wir wollten es geheim halten und jetzt sagt es Piszczu vor der ganzen Mannschaft. Und das nur, weil er mich beschützen wollte. Was wird das denn jetzt. Irgendeiner der Jungs verquatscht sich, ich kenne euch doch.", schluchzt sie und kommt gar nicht zur Ruhe. Plötzlich kloppft es an der Tür. Ich stehe auf, öffne sie und Łukasz, Zorci und Lucien stehen davor.
Łukasz geht sofort zu ihr und beide umarmen sich so fest, sie klammern regelrecht. "Es tut mir so leid, aber ich konnte es mir nicht länger mit ansehen!", höre ich Piszczu seine gedämpfte Stimme. Ich schaue Zorci fragend an. "Wie geht es ihr?", fragt er besorgt nach. Ich zucke nur mit den Schultern. "Wie soll es ihr schon gehen? Sie ist völlig fertig. Kein Wunder, nachdem sie für nichts und wieder nichts dauernd angemeckert und bestraft wurde.", sage ich, meinen Blick fest auf Lucien gerichtet, "Und denk nicht, dass es jetzt vergessen ist, wenn du hier her kommst und meinst, dass es dir leid tuen würde." "Roman beruhig dich bitte. Er möchte sich aber entschuldigen, von sich aus!", meint Michael. Mit einem lauten Seufzer lasse ich die beiden rein. Ich selbst setze mich neben Michèle und schaue Lucien abwartend an. "Es tut mir leid. Ich wollte dich so haben, wie die Spieler in Nizza waren. Ein ordentliches Ego und Durchsetzungsvermögen. Das habe ich bei dir nicht gesehen, hinzu kommt, dass du ein Mädchen bist. Aber die Mannschaft hält zu dir, also musst du sie von dir überzeugt haben. Und trotzdem bist du so bodenständig. Das kannte ich nicht, dass besondere Spieler so locker damit umgehen und sich nicht verstellen. Es war neu für mich und ich weiß jetzt, dass ich ein großen Fehler gemacht habe. Verzeihst du mir?", fragt er am Ende seiner Entschuldigung und reicht Michèle die Hand. Sie wischt sich ihre letzten Tränen weg, atmet einmal tief ein, bevor sie dennoch verunsichert mit Lucien einschlägt.
Zorci räuspert sich kurz. "Ich will jetzt nicht der Spielverderber sein, aber wir müssen das klären. In aller Öffentlichkeit. Wir haben auch schon einen Termin für die Pressekonferenz.", sagt er und zeigt auf einen vor 10 Minuten verfassten Artikel im Internet, in dem es um Łukasz und Michèle geht. Sie schaut mich geschockt und auch angsterfüllt an. "Wann ist der Termin?", Frage ich für sie, in der Hoffnung, dass sie noch Zeit haben, um ihre Gedanken zu ordnen.
"Morgen!"
Ich hoffe das Kapitel gefällt euch!
Lasst gerne Feedback da :)
~M💛
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro