Kapitel 107
(Michèle)
Total müde schleiche ich am nächsten Morgen in die Küche. Viel geschlafen habe ich nicht, deswegen muss es jetzt viel Kaffee richten. Als ich mit meiner zweiten Tasse fertig bin, kommt auch Roman hinein und lacht mich an. "Guten Morgen Süße.", sagt er und wuschelt mir einmal durch die Haare. "Du bist so gemein.", meine ich und küsse ihn kurz, bevor ich mich auf den Weg ins Bad mache. 10 Minuten später bin ich fertig und möchte gerade wieder runter gehen, als ich ein leises Schnarchen aus meinem Zimmer höre. Vorsichtig öffne ich die Tür und schalte das Licht an, wodurch ich Łukasz sehen kann, welcher tief schlafend in meinem Bett liegt. Bin ich jetzt nett oder nicht? Wobei, lieber nicht, sonst kommen wir am Ende noch zu spät. Ich mache meine Boxen an, schließe mein Handy an und drehe bis zum Anschlag auf. Łukasz ist sofort wach und schaut mich erschrocken an. Ich lache ihn an, während ich die Musik dann wieder ausmache. "Guten Morgen, Piszczu." "Naja, gut ist der jetzt nicht mehr.", schmollt er gespielt beleidigt. Mit einem Kopfnicken zeige ich ihm, dass er mit runter kommen soll. Er zieht sich schnell um und geht ins Bad, um keine 10 Minuten später mit mir zusammen zu Roman in die Küche zu gehen. "Na, hat deine Schwester dich liebevoll geweckt?", grinst Roman und kassiert von Łukasz einen Schlag gegen die Schulter. Ich muss mir ein Lachen verkneifen und will mich mit Tisch decken ablenken. Dann setzen wir uns hin und frühstücken etwas. Währenddessen reden wir etwas über Lucien Favre, wie wir ihn uns vorstellen und was er mit dem Team machen könnte. Dabei vergessen wir alle drei die Zeit und müssen uns jetzt beeilen, noch pünktlich zum Trainingsgelände zu kommen. Zu allem Überfluss ist der Stadtverkehr heute das totale Chaos, sodass wir zehn Minuten zu spät kommen. Die ganze Mannschaft sitzt schon im Bus zum Flughafen, nur Lucien steht draußen und sieht nicht wirklich happy aus. "Entschuldigung", sagen wir drei gleichzeitig. Lucien mustert jeden einzelnen von uns, schaut dann auf seine Liste. "Name, Alter und Rückennummer.", sagt er fordernd und nach kurzen Schweigen fängt Łukasz an. "Łukasz Piszczek, 33, 26." "Einsteigen!", sagt Lucien und hakt den Namen auf seiner Liste ab. "Roman Bürki, 27, 38." "Ab sofort Rückennummer eins! Einsteigen!", sagt er wieder und schaut mich nun komisch an. "Michèle, 18, 24.", versuche ich mit fester Stimme zu sagen. "Ach das Wunderkind. Stimmt, ich erinnere mich. Nur, weil du angeblich was besonderes bist, heißt das nicht, dass ich das auch so sehe.", sagt er in einem merkwürdigen Ton, "Einsteigen!" Ich schlucke kurz, bevor ich dann, nun sichtlich verunsichert in den Bus steige um mich neben Roman zu setzen. Das fängt ja gut an.
Am Flughafen haben sich viele Fans zusammen gefunden und es dauert eine Weile bis wir an allen vorbei sind. Als wir dann endlich im Flugzeug sitzen, lasse ich mich in den Sitz fallen. "Süße?", spricht mich Roman an, "schau mal nach hinten." Ich setze mich richtig hin und schaue nach hinten. Dort sitzt Łukasz alleine in der Reihe und ist in seine Musik vertieft. Fragend schaue ich Roman an. "Du solltest mit ihm reden. Du weißt schon.", sagt er mir. Ich seufze kurz, nicke dann aber und gehe die Reihen nach hinten und setze mich neben ihn. Als er mich bemerkt legt er sofort die Kopfhörer ab. "Hey, alles okay?", fragt er mich. "Wir müssen mal über uns reden.", sage ich leise, "willst du es eigentlich öffentlichen machen?" "Puh, die Frage kommt ziemlich plötzlich. Möchtest du denn?" Ich zucke nur mit den Schultern. "Entscheide du das!" "Warum soll ich etwas entscheiden, was uns beide betrifft?", fragt er verwirrt, "ich würde gerne der Welt zeigen, dass ich eine wundervolle Schwester habe, aber dafür muss sie auch einverstanden sein." "Du Piszczu, nimm mir das nicht übel, aber können wir es erstmal unter uns lassen? Versteh mich nicht falsch, ich liebe dich, also du weißt wie ich das meine, und ich bin stolz darauf dich meinen großen Bruder nennen zu dürfen. Aber ich habe das Gefühl, Lucien ist noch nicht ganz dafür, dass ich da bin. Und wenn er jetzt erfährt, dass wir Geschwister sind, dann denkt er vielleicht ich bin nur hier wegen dir...und Roman.", erkläre ich ihm und merke erst nachdem ich es gesagt habe wie egoistisch das eigentlich klingt. Ich schaue ihn entschuldigend an. "Tut mir leid. Ich sollte auch an dich denken und nicht nur an mich." "Entschuldige dich nicht. Ich verstehe dich. Glaub mir! Außerdem kann ich dir nicht böse sein. Im Gegenteil, ich finde es schön, dass du ehrlich zu mir bist. Wir warten die ersten Trainingseinheiten ab und eventuell die ersten Testspiele und schauen dann, ob es der Moment dann mehr erlaubt, okay?", sagt Łukasz und lacht mich an. "Danke Łukasz! Du bist der Beste!", bedanke ich mich lächelnd.
"Ist dein Platz nicht weiter vorne?", höre ich auf einmal Lucien seine Stimme hinter mir. Zögernd drehe ich mich um und möchte mich gerade erklären, doch er kommt mir zuvor. "Nur, weil du das angebliche Wunder hier bist, heißt es nicht, dass du dir alles erlauben kannst.", sagt er in einem finsteren Ton und deutet dann dann nach vorne. Also gehe ich wieder zu Roman. Oh man, dass kann ja was werden...
Ich hoffe das Kapitel gefällt euch!
Lasst gerne Feedback da :)
~M💛
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