Sorgen
Kapitel 17 - Sorgen
Ich öffnete die Haustür und begrüßte Hinata, die auf dem Sofa saß und strickte. Sie lächelte mich zur Begrüßung an und legte ihr Strickzeug zur Seite.
"Boruto ist schon im Bett. Du bist heute wieder spät dran." sagte sie leicht vorwurfsvoll, als ich mich neben sie setzte.
"Tut mir leid..." murmelte ich.
"Ähm.... Hinata?"
Die Dunkelhaarige sah mich fragend an, als ich ihren Namen gesagt hatte. Ich hielt inne.
Ich sollte es ihr sagen....
Ich musste es ihr sagen....
Mit jedem Tag, an dem ich es ihr weiter verschwieg, machte es es am Ende nur schmerzhafter. Doch mein Mund war trocken und kein Wort wollte mir über die Lippen kommen...
In einer Beziehung sollte man keine Geheimnisse voreinander haben.
War ich nicht noch bis vor einem Jahr der gleichen Meinung? Wieso also konnte ich es ihr nicht einfach erzählen?
Dass ich mich verliebt hatte....
Dass unsere Ehe nicht mehr funktionierte....
Dass ich sie betrogen hatte....
"Naruto, ist alles gut?"
Hinata legte eine Hand an meine Wange und sah mich besorgt an. Sie lehnte sich leicht vor und kam meinem Gesicht sehr nahe.
Ich verspürte den Drang, zurückzuweichen....
*
Sofort zog Sasuke seine Maske ab und kam auf mich zu. Dann legte er seine Hände auf meine Wangen und sah mich streng an.
"Was ist los, sag mir die Wahrheit!"
Sein Gesicht war meinem nun sehr nahe und mein Herz begann aufgeregt zu schlagen.
"Machst du dir etwa Sorgen um mich, Sasuke?" fragte ich grinsend.
Er wurde leicht rot um die Nase, doch dann nickte er.
"Ja. Du weißt ja gar nicht wie du aussiehst! Total blass, dunkle Augenringe..... Und jetzt wirst du auch noch rot! Hast du etwa Fieber?!"
Ich musst schmunzeln und zog ihn wortlos an mich, um ihn zu küssen.
*
Sasuke.... Wieso erinnerte ich mich jetzt daran? Es war der Tag gewesen, wo ich die ganze Nacht nicht geschlafen hatte, weil mir klar geworden war, dass ich Gefühle für ihn hatte.
Auch er hatte sich Sorgen um mich gemacht. Doch damals war meine Reaktion eine ganz andere als jetzt.
Denn ich drehte mein Gesicht von ihr weg und schüttelte leicht den Kopf.
"Es ist alles gut, wirklich... Ich bin nur müde von der Arbeit. Was ich dir sagen wollte... Ich.... M-morgen ist eine Feier, bei der ich wiedermal als Hokage kommen soll. Du kannst gerne mitkommen. Als meine..Frau."
Als meine Frau, von der ich mich schon längst hätte trennen sollen.....
"Gerne doch. Ich frag meinen Vater, ob Boruto morgen zu ihm kann. Er freut sich bestimmt."
Ich nickte mit einem aufgezwungenem Lächeln.
"Ich geh morgen zu Opa?"
Ein verschlafener Boruto stand in der Tür und rieb sich müde die Augen. Hinata stand auf und lief auf ihn zu.
"Wieso schläfst du nicht?"
"Ich bin wieder aufgewacht....."
Die junge Frau nahm ihren Sohn auf den Arm und ging mit ihm wieder zurück in sein Zimmer. Ich seufzte schwer und stand auf. Ich ging raus auf den Balkon und holte die Zigarettenschachtel hervor.
Eine war noch übrig....
Ich sollte wirklich endlich aufhören damit.... Trotzdem zündete ich sie an und zog den Rauch in meine Lungen, welchen ich danach wieder ausatmete. Ich beobachtete ihn dabei, wie er sich in der kühlen Abendluft ausbreitete.
Es war schon dunkel draußen und der Mond schien vom Himmel. Morgen würde wohl Vollmond sein....
Die Nacht erinnerte mich oft an Sasukes Augen. Die Augen, in denen ich mich so unendlich lange verlieren könnte....
Insgesamt erinnerte mich eigentlich mein ganzes Büro an ihn....
Der Stuhl, auf dem wir oft gekuschelt hatten und uns mehr von dem jeweilig anderen erzählt hatten, bis wir das Gefühl hatten, dass der andere einen besser kannte als man selbst.
Der Tisch, auf dem wir es in den paar Wochen so oft getrieben hatten, dass ich irgendwann den Überblick verloren hatte. Ich konnte einfach nie genug von ihm kriegen. Auch wenn wir damit Shika mehr als einmal in den Wahnsinn trieben.
Selbst die Wand, an der er immer gelehnt hatte, erinnerte mich an ihn. Manchmal stellte ich mir vor, dass er immer noch dort lehnen würde und mich grinsend ansah, sodass mein Herz mehrere Purzelbäume machte.
Deshalb wurde es auch mit jedem Tag schwerer, zur Arbeit zu gehen. Da mich jeder Quadratzentimeter an ihn erinnerte, war es schwer für mich, mich überhaupt auf meine Arbeiten zu konzentrieren.
Beim Rauchen war es einfacher...
"Du solltest endlich aufhören, so viel zu rauchen." sagte Hinata, als sie sich neben mich stellte.
"Schläft Boruto wieder?" fragte ich, ohne darauf einzugehen, was sie gesagt hatte.
Sie seufzte.
"Ja..... Naruto, ich merk doch, dass etwas mit dir nicht stimmt."
Ich sah sie an, doch sie schaute nur in den Himmel.
"Du..... Es hat vor etwas mehr als einem Jahr angefangen, dass du immer so in Gedanken warst. Ich glaube, es war seit dieser Anbujunge zu dir gekommen ist. Sasuke.... Deine Arbeitszeiten haben sich verlängert und du warst bei allem, was du getan hast, so geistesabwesend, als wärst du mit deinen Gedanken irgendwo ganz anders..."
Sie machte eine kurze Pause.
"Und dann kam er nicht mehr. Es war von einem Tag auf den anderen. Du hast angefangen noch mehr zu arbeiren, als du es eh schon getan hattest und auch hast du mit dem Rauchen begonnen..... Ich mach mir doch nur Sorgen um dich, Naruto! Du wirkst plötzlich wie ein ganz anderer Mensch, seit dieser Sasuke weg ist....... Und du redest nicht mit mir, ich.... Ich weiß einfach nicht mehr, was ich machen soll...."
Ihr standen die Tränen in den Augen. Schnell nahm ich sie in den Arm und sie drückte ihr Gesicht in meine Brust. Schuldgefühle machten sich in mir breit. Jetzt hatte ich sie auch noch zum Weinen gebracht!
"Es tut mir leid, Hinata...." murmelte ich.
Sie löste sich leicht von mir und wischte sich über die Augen.
"Es ist okay, wenn du nicht mit mir reden willst, aber manchmal hilft es, weißt du? Wenn du willst..... Ich werde dir immer zuhören."
Sie war wirklich eine wunderbare Frau. Und auch wenn ich sie nicht mehr liebte, war ich trotzdem froh, sie zu haben. Sonst wäre ich sicher schon durchgedreht.
"Danke, Hinata...."
Sie lächelte. Danach ließ sie mich allein und ging wieder rein. Ich sah nochmal in den Himmel.
Ob wir uns wohl jemals wiedersehen werden, Sasuke?
-
Es war eine ähnliche Feier wie damals, als Sasuke noch bei mir gewesen war. Sie fand sogar im selben Gebäude statt. Wir wurden auf der Einladungsliste rausgestrichen und danach auch gleich gefragt, ob wir Sekt haben wollten.
Ob Sasuke wohl auch wieder hier sein würde? Diese Möglichkeit hatte ich noch gar nicht bedacht, doch da ich mir ziemlich sucher war, dass dem nicht so war, verwarf ich diese Idee auch gleich wieder.
Warum sollte er schon hier sein?
Ich nippte also an meinem Sektglas, während irgendein Mann mit mir sprach. Hinata stand neben mir. Sie hatte ein hübsches, schwarzes Kleid an, das ihr wirklich gut stand.
Meine Augen glitten über die Personen, die anwesend waren. Auch wenn ich mir ziemlich sicher war, dass Sasuke nicht da war, konnte ich nicht anders, als ständig nach ihm Ausschau zu halten....
"Du hast dem Mann gar nicht richtig zugehört, stimmts?" kicherte Hinata, als dieser sich wieder entfernte.
"War ja auch nicht gerade spannend, was er erzählt hat." antwortete ich leicht lächelnd.
"Das ist ja lange her!" hörte ich plötzlich eine allzu bekannte Stimme hinter mir.
Schnell drehte ich mich um und tatsächlich!
"Sakura?" fragte Hinata.
Die Pinkhaarige nickte. Doch mein Blick hing sofort an einer ganz anderen Person, die neben Sakura stand und mich nicht ansah.
Sasuke....
1261 Wörter
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