Der Geliebten freier Willen
Der Geliebten freier Willen
Es ist Abend, nein, schon Nacht,
der Tag ward sinnfrei, schnell verbracht.
Kein Licht, Glück oder Freud' durch Macht
hat in deinem Herz gewacht.
So stehen wir hier, eng umschlungen,
Und warten auf die letzten Runden.
Denn viel zu lange, sagst du unumwunden,
hast du dich und dein Herz geschunden.
Ich halt' dich fest, die Musik beginnt.
Du lächelst mich an, oh, mein lieb' Kind.
Und sprichst hinter glasig feuchten Augen:
„Als Mensch, dein' Frau, konnt' ich nichts taugen."
So tanzen wir, dem Mond entgegen,
sowie zeitlebens auf vielen Wegen.
Am End' von diesem steht der schwarze Mann
mit seiner Sense, packt dich, reißt dich an sich ran.
Du flehst ihn an: „Ach, könnt ich nicht doch noch ein wenig
bleiben?"
Und erntest nur düster eis'ges Schweigen.
Droben öffnet sich das Himmelstor.
Geschwind steigt ihr zur Nacht empor.
Denn wie ein Blitz ist er gekommen
und hat dich einfach mitgenommen.
Doch hast du ihn freien Willens gerufen.
Trotz dem, was wir im Leben schufen.
Das Gewicht von Glück und Leid war dir zu schwer.
Dein Herz blieb sinn- und freudlos, leer.
Ich schau ein letzt' Mal hoch, denk: „Mag Friede mit dir sein".
Und verschwind' im Dunkel, ganz allein.
© 2020 Johannis Röhrs
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