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Die liebe Sophia5707 meinte ja gestern, dass ich meine Definition von Kurzgeschichten nochmal überdenken sollte 🤣🤣🤣 Allerdings sollte ja mittlerweile jeder wissen, dass ich im Kurzfassen ziemlich talentfrei bin und das bei mir einfach nur bedeutet, dass die Geschichte bei unter 100 Kapiteln bleiben wird. 🤣🤣 In dieser Hinsicht taufe ich die Kurzgeschichte einfach in eine normale Geschichte um und werde das "Kurz" aus meinem Wortschatz streichen. Viel Spaß mit dem Kapitel 😁💚💙💚💙💚 Eure Rojo 💚💙💚💙💚
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Beide Kids wurden von einem der diensthabenden Kinderärzten durchgecheckt. Bis auf eine leichte Unterkühlung konnte nichts Schlimmes festgestellt werden, was leider nicht heißt, dass Lias ungeschoren davon kommt. Da seine Lunge aufgrund des zähflüssigen Schleims einen sehr guten Nährboden für Viren und Keime darstellt, kann es sein, dass er sich etwas eingefangen hat. Das wird sich allerdings erst die nächsten Tage herauskristallisieren.
Wir haben Anton und Lias in einem gemeinsamen Zimmer untergebracht, in dem die beiden jetzt auch friedlich schlummern. Alex, Stephan, Tom, Marc, Moritz und ich sitzen in der Schwesterkanzel mit jeweils einer Tasse Kaffee in der Hand und versuchen unsere Nerven zu beruhigen. "Da werden wir uns jetzt vermutlich öfter treffen, Paul. Anton hat in den letzten paar Tagen von nichts anderem mehr geredet, als dass er schnell zu Lias muss." "Davon gehe ich auch aus. Aber da können wir ja von Glück reden, dass wir uns kennen und Anton nicht irgendwo in Timbuktu gelandet ist." "Das stimmt. Wie ist das bei euch? Wird Lias weiterhin im Heim leben oder nimmst du ihn zu dir?", will Alex wissen. "Keine Ahnung, ehrlich gesagt. Wir sind gerade in der Kennenlernphase und ich..." Plötzlich fängt Tom an lauthals zu lachen: "Komm jetzt ja nicht auf die Idee, zu sagen, dass du nicht weißt, ob der Junge bei dir sein will oder zu dir ziehen möchte. Denn wenn das der Fall ist, dann muss ich dir dringend einen Augenarzttermin nahelegen. So wie sich der Bursche gestern an dich geklammert hat und dich an seiner Seite haben wollte, besteht überhaupt kein Grund zum Zweifeln. Deine Reaktion vorhin auf dem Dach sollte dir letztendlich auch klar gemacht haben, was deine neue Priorität in deinem Leben darstellt. Also denke gar nicht erst daran zu sagen, dass du oder Lias nicht wisst, ob das klappen könnte." Auch meine restlichen Kollegen scheinen Toms Worten zuzustimmen, denn die nicken alle vor sich hin, als ich ihnen in ihre Gesichter schaue.
Natürlich hat Tom recht und trifft den Nagel mit seiner Aussage auf den Kopf, allerdings gibt es noch weitere Dinge, die berücksichtigt werden müssen. "Ob du es glaubst oder nicht, das ist mir bewusst. Nur gibt es da noch viele andere Faktoren, die bedacht werden müssen. Ich bin alleinstehend und arbeite im Schichtdienst. Ich kann den Kurzen doch nicht die ganze Nacht alleine lassen, wenn ich Nachtschicht habe. Außerdem..." "Stopp mal, Paul. Wenn das einzige Problem dein Tagesmanagement ist, dann können wir uns doch gegenseitig behilflich sein. Natürlich fordert es viel Planung und es muss sich viel abgesprochen werden, aber es ist kein Ding der Unmöglichkeit. Anton wird weiterhin auf dieselbe Schule und somit in dieselbe Klasse gehen wie Lias. Das heißt, dass sie immer zusammen Schulschluss haben. Wenn du, ich und meine Frau unsere Schichten aufeinander abstimmen, dann ist immer jemand für die Jungs da. Das heißt natürlich, dass wir anstatt einem Kind dann des Öfteren zwei in unserer Obhut haben, aber die Jungs würden das sicherlich lieben und könnten sich somit auch gegenseitig helfen. Wenn eine Nachtschicht ansteht, dann übernachten die zwei einfach in dem Haushalt , in dem ein Erwachsener zur Verfügung steht. Ich würde darin kein Problem sehen. Lass es dir einfach mal durch den Kopf gehen!"
Da ich an solch eine Möglichkeit noch gar nicht gedacht habe, fühle ich mich kurzzeitig etwas überfahren. Anscheinend merkt man mir das an, denn Stephan stupft mich mit seiner Schulter an: "Paulchen, mach es dir doch nicht immer selbst so schwer. Tom und ich sind doch auch noch da und ich glaube nicht, dass sich Marc, Moritz, Nesrin oder wer auch immer verweigern würden, Lias und Anton von irgendwo abzuholen oder auf sie aufzupassen. Große Familie und so... Schon vergessen?" "Nein, habe ich nicht vergessen, aber ich kann doch nicht alle einspannen und verlangen, dass...." Stephan verdreht die Augen und grätscht mitten in meinen Satz: "Du verlangst doch gar nichts. Wir bieten Dir das an. Es wird ja auch nicht für immer sein, denn die Jungs werden auch älter. Irgendwann können die beiden den Tag selbst überbrücken. Sie sind ja immerhin zu zweit und Anton kennt sich gut mit Lias' Krankheit aus und kann dementsprechend helfen."
Diese ganze Euphorie überfordert mich. Es ist nicht so, dass ich Lias nicht bei mir haben will, aber ich will das Ganze eigentlich Schritt für Schritt angehen und weder den Kurzen noch mich überrumpeln. Der ein oder andere mag das vielleicht nicht verstehen, aber es ist eben doch eine Umstellung, wenn man sonst nur für sich sorgen musste und dann plötzlich ein Zehnjähriger da ist, der auch noch so schwer krank ist.
Alex nimmt ein bisschen Druck aus der ganzen Situation: "Paul, mach dir keinen Streß! Mein Angebot bleibt bestehen und wenn du es in Erwägung ziehen möchtest, dann meldest du dich einfach. Ist Lias denn medikamentös gut eingestellt?" "Ähm... Wir hatten heute einen Termin mit einem Arzt, der Lias jetzt als Patient aufnehmen wird. Linus hat ihn mir empfohlen." "Ah, ist bestimmt Dr. März, oder? Der ist klasse. Hat ein Händchen für Kinder. Bei dem seid ihr gut aufgehoben." "Habe ich gemerkt. Scheint gut zu sein und Lias fühlt sich, meiner Meinung nach, wohl", gebe ich etwas geistesabwesend von mir, da ich mich gerade gefragt habe, ob ich gute Karten haben könnte, wenn ich das Sorgerecht für den Kurzen beantragen würde. "Ich glaube, wir sollten jetzt alle nach Hause und uns noch eine Mütze voll Schlaf gönnen. Ehrlich gesagt freue ich mich schon richtig auf mein Bett. Diese dämlichen Liegen hier sind nicht für Dauernutzung geeignet!", brummelt Alex vor sich hin und erhebt sich schwerfällig von seinem Stuhl.
Am liebsten würde ich jetzt hier bleiben und Lias jede Sekunde beobachten, ob er irgendwelche Anzeichen einer Infektion bekommt. Leider muss ich später zum Dienst, da ich mich bei Klaus nicht mehr gemeldet und somit signalisiert habe, dass ich meinen Dienst wieder antreten werde. Aber ich bin beruhigt, dass Anton jetzt bei Lias ist, denn so ist der Kurze beschäftigt und nicht alleine. Ich hoffe nur, dass die beiden nicht wieder irgendeinen Blödsinn anstellen.
Als wir allesamt die Klinik verlassen, lenkt mich Stephan zu seinem Auto: "Deine Karre lässt du jetzt am besten stehen. Ich hole dich nachher vor deinem Dienst ab und bringe dich hierher!" "Was? Warum? Das ist nicht nötig!", protestiere ich, während mir einfällt, dass ich eine der Jugendamtmitarbeiterinnen kenne, da sie schon oft auf dem Revier war, um Kinder abzuholen. Vielleicht könnte ich mich bei ihr über solch einen Sorgerechtsantrag informieren und mir meine Chance dafür ausrechnen lassen. Vorausgesetzt, Lias möchte tatsächlich gerne zu mir ziehen, was ich vielleicht vorher noch absprechen sollte. Allerdings will ich ihm keine Hoffnungen machen und sie später wieder zerstören, falls das alles nicht klappen sollte.
Ich stöhne lauthals auf, da mein Kopf vor lauter Gedanken fast platzt. "Nicht nötig, mh? Klappe halten und einsteigen!" Stephan öffnet sein Auto, hält mir die Türe auf und hilft mit etwas Druck gegen meinen Körper nach, damit ich mich auf den Beifahrersitz niederlasse.
Komischerweise habe ich mir bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht einmal die Frage gestellt, ob ich den Jungen zu mir nehmen werde. Seit Alex das aber vor wenigen Minuten angesprochen hat, fühlt es sich so an, als wurde mir etwas in mein Gehirn eingepflanzt, das diesen Gedanken jetzt in Dauerschleife mein Bewusstsein einnehmen lässt.
"Paul? Was ist denn los mit dir? Lias geht es soweit gut und er ist in bester Gesellschaft. Er weiß jetzt, dass du zu hundert Prozent für ihn da bist und er nicht mehr alleine ist. Jetzt entspann dich doch mal ein bisschen!" Mein Kopf wendet sich Stephan verwundert zu. Mir ist gar nicht bewusst gewesen, dass mein Kumpel schon im Auto sitzt und los gefahren ist. "Hat dich Alex' Frage so sehr aus der Bahn geworfen?", will er wissen, während er den Blinker setzt und die Spur wechselt, um in ein paar Metern abbiegen zu können. "Schon irgendwie. Ich habe einfach das Gefühl, dass ich das alles nicht unter einen Hut bekomme...", murmele ich vor mich hin, was Stephan laut aufseufzen lässt: "Du musst den Gedanken erst einmal sacken lassen. Es passiert nichts von heute auf morgen. Freunde dich mit dem Gedanken an. Danach setzen wir uns zusammen und schauen mal, wie wir das mit den Schichten vereinbaren können. Tom ist es egal, welche Schicht er arbeitet. Das weißt du und ich bin auch nicht sonderlich anspruchsvoll. Wenn wir uns das alles ein bisschen zurechtbiegen, können wir mit Klaus darüber reden. Wenn wir schon mit einer geeigneten Lösung kommen, nehmen wir dem Drachen schon etwas Feuerkraft und er wird relativ friedlich gestimmt sein. Wir stehen immer hinter dir, Paulchen. Das solltest du doch wissen!" Ich stoße die angestaute Luft aus meinen Lungen und lasse mich gegen die Rückenlehne fallen: "Das weiß ich auch und ich bin überaus dankbar dafür. Es ist nur gerade alles ein bisschen viel und mein Kopf fühlt sich an, als würde ein Mixer darin herumwüten. Innerhalb kürzester Zeit ist so viel passiert, was Lias' und auch mein Leben total auf den Kopf stellt. Das bin ich mit meiner Singleroutine einfach nicht gewohnt. Alex konnte sich damit gedanklich sehr lange auseinandersetzen und sich bewusst machen, was möglich ist und was nicht. Ich bin da irgendwie so reingeschlittert und habe das Gefühl, alles sofort und innerhalb von Sekunden entscheiden zu müssen!" Auch wenn sich das so anhört, als würde ich das alles nicht wollen, ist das nicht so gemeint. Ich weiß aber, dass Stephan mich richtig versteht. Nicht umsonst sind wir schon jahrelang befreundet.
"Ich verstehe das. Was meinst du, wie es mir in deiner Lage ergehen würde! Nicht anders. Wie gesagt: Lass alles sacken und denke in Ruhe darüber nach. Wir sind alle für dich da und helfen dir bei der Planung, Recherche und was weiß ich was alles." Ein breites Lächeln fegt über mein Gesicht. In meinem Gehirn muss endlich angekommen sein, dass ich nicht alleine dastehe und meine Freunde, sowie Kollegen, anstandslos hinter mir stehen.
Nachdem das Auto vor meiner Bude zum Stehen kommt, klopft mir Stephan leicht auf die Schulter: "Du gönnst dir jetzt eine ordentliche Portion Schlaf und danach sieht die Welt auch schon wieder ein bisschen besser aus. Wir sehen uns dann später." "Okay. Danke, Stephan. Danke für alles!" "Wozu hat man Freunde? Auf abmarsch. Wenn du völlig erledigt zum Dienst auftauchst, kann ich nicht dafür garantieren, dass der Drache seine Klauen bei sich behält. Wenn man zusätzlich noch bedenkt, dass seine Frau ihn auf Zuckerentzug gesetzt hat, kannst du dir vielleicht vorstellen, welches Ausmaß das annehmen kann!" Wir wissen alle wie Klaus drauf ist, wenn er mal wieder auf Diät gesetzt ist und da will man wirklich nichts riskieren. Deshalb verabschiede ich mich dann auch ganz schnell von meinem Kumpel und begebe mich auf schnellstem Weg in meine Wohnung und somit ins Bett, damit ich zumindest einen kleinen Teil meiner Akkus wieder aufladen kann.
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