~•~ 22 ~•~
Immer noch Pauls Sicht
"Einen wunderschönen guten Morgen, die Herrschaften!"
Was zum Geier...
Nur langsam lassen sich meine Augenlider öffnen, durch die ich im ersten Moment, außer viel zu grellem Licht, nichts sehen kann.
"Verzeihen Sie, dass ich sie schon so früh überrumpele, aber ich hatte gerade Luft zwischen meinen Patienten und wollte die Gunst der Stunde nutzen. Ich unterhalte mich erst kurz mit Lias, damit ihre Seele in ihren Körper zurückfinden kann!"
Boah, Junge... Was redet der da?
Als ich durch die kleinen Schlitze meiner Augen schiele, sehe ich Lias aufrecht im Bett sitzen. Seine Schnute ist mit einem Milchschleicher verziert und seine Haare stehen in alle Richtungen ab. "Morgen Paul!", begrüßt mich der Kurze breit grinsend. "Guten Morgen, Lias. Alles gut bei dir?" "Ja. Ich bekomme heute viel besser Luft und das Husten ist gar nicht mehr so anstrengend."
Wie ist es möglich, dass ich gar nicht mitbekommen habe, dass das Kerlchen schon wach ist und auch schon gefrühstückt hat?
Ich schenke ihm ebenfalls ein Lächeln. Na ja, ich hoffe es zumindest, denn die Hälfte meines Gesichts schläft noch: "Das freut mich. Ich muss nur kurz wach werden und dann bin ich gesprächiger." Obwohl ich ihn gar nicht beachtet habe, meldet sich der menschliche Wecker zu Wort: "Wissen Sie was? Ich besorge uns beiden eine Tasse Kaffee. Wie hätten Sie es denn gerne? Mit Milch und Zucker oder nur mit Milch oder Zucker? Oder doch lieber einen Cappuccino oder gar..." "Schwarz", presse ich zwischen meinen Zähnen hindurch und seufze leicht auf. Mein Kopf fühlt sich an, als hätte ich sämtliche Biervorräte des Sommerfestes geleert. "Wunderbar. So trinke ich den Muntermacher auch am liebsten. Dann verschwinde ich mal schnell!"
Nimm deinen Mund bitte mit! Dieses Gelaber kurz nach dem Aufwachen ist ätzend...
Kaum ist die Türe ins Schloss gefallen, ziehe ich mir die Decke über den Kopf, um in Ruhe zu mir zu kommen. Nach ein paar Sekunden der Stille ertönt Lias' Stimme: "Geht's dir gut? Brauchst du irgendetwas?" Sofort flutet mich eine Welle des Schames, denn Lias liegt hier im Krankenhaus weil es ihm schlecht geht und ich lasse meinem inneren Morgenmonk freien Lauf.
Sofort ziehe ich die Decke wieder nach unten und richte mich auf.
Man sieht Lias an, dass er gestern keinen guten Tag hatte. Er ist immer noch extrem blass und seine Augen sind leicht geschwollen, vom vielen weinen. "Tut mir leid. Ich brauche morgens nur ein bisschen, bis ich in die Gänge komme. Ich ziehe mir schnell etwas an, bevor die Labertasche zurückkommt. Wer ist das eigentlich?" "Haha. Ich war zum Glück schon wach. Ich mag das auch nicht, wenn man mich so aus dem Schlaf reißt. Keine Ahnung. Den habe ich noch nie gesehen." Seufzend schiebe ich die Bettdecke von meinen Beinen und mache mich auf den Weg zum Badezimmer. Meine nackten Fußsohlen saugen die Kälte des grässlichen Linoleumbodens auf, was mir einen kleinen Ganzkörperschauer beschert.
Gerade als ich die Türe zum Badezimmer öffne, meldet sich Lias nochmal zu Wort: "Du Paul?" "Ja?" Ich drehe mich um und schaue meinem Neffen ins Gesicht. "Entschuldigung wegen gestern und danke, dass du hier geblieben bist!" "Du brauchst dich doch für nichts zu entschuldigen!" "Wegen mir hast du dein Sommerfest verpasst und musstest heute Nacht auf diesem Ding da schlafen." Der kleine Mann verzieht schuldbewusst sein Gesicht. "Lias, hör bitte auf so zu denken!", ich drehe um und steuere auf das Bett zu, um mich neben meinen Neffen zu setzen, "mir war es wichtiger, bei dir zu sein. Dieses Sommerfest ist doch total egal. Darum musst du dir keinen Kopf machen und wenn ich nicht hier bei dir hätte schlafen können, hätte ich bestimmt kein Auge zugemacht vor lauter Sorge." "Aber du kennst mich doch kaum...", erwiedert er niedergeschlagen. Mir scheint, dass ich meine Erklärungen noch ein paar mal wiederholen muss, bis Lias meine Beweggründe versteht. "Pass mal auf... Es stimmt, dass wir uns eigentlich total fremd sind, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass wir Familie sind. Ich für meinen Teil möchte dich gerne kennenlernen und dabei ist es mir egal, ob du ständig irgendwelche Medikamente nehmen oder inhalieren musst. Es ist mir auch egal, ob du oft krank bist oder wir mehrmals im Monat zu irgendwelchen Ärzten oder ins Krankenhaus fahren müssen. Also, egal ist mir das natürlich nicht, für dich tut es mir leid...", stammele ich vor mich hin. Bei dem letzten Satz stöhne ich dann genervt über mich selbst auf. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich vor lauter Vorsicht, welche Worte ich ausspreche, in ein Fettnäpfchen nach dem anderen springe.
Lias lacht leise über meine Verzweiflung, was meine Mundwinkel auch sofort in die Höhe wandern lässt: "Hätte ich die Chance bekommen, dich von Anfang an in deinem Leben zu begleiten, hätte ich das gemacht und dann wäre das sowieso alles kein Thema gewesen. Jetzt musst du einfach ein bisschen Geduld mit mir haben und mir einiges beibringen..." "Ich muss Geduld mit DIR haben?" "Ja. Ich muss mich auch erst daran gewöhnen auf Dinge zu achten, auf die ich nie ein Augenmerk gelegt hätte. Das ist keinesfalls schlimm, aber eben doch eine Umstellung, die ich gerne auf mich nehme. Manchmal werde ich vielleicht nicht wissen, wie ich professionell mit einer Situation umzugehen habe, aber ich verspreche dir, dass ich mir große Mühe gebe. Bevor ich dich jetzt weiter zutexte, sollte ich dich vielleicht fragen, ob du denn eigentlich auch willst... Ich meine, wir beide... Du und ich... Also.. Mein Gott, Paul..." Ich klatsche mir meine Hand gegen die Stirn und schüttle über mich selbst den Kopf. Wie man so unbeholfen sein kann, wie ich in diesem Moment, ist mir wahrlich ein Rätsel. Eine verbale Antwort bekomme ich darauf nicht, sondern etwas, das viel mehr Bedeutungswert hat. Lias schlingt seine Arme um meinen Oberkörper und drückt sich fest an mich. Anscheinend ist bei dem Kind alles so angekommen, wie ich es ausdrücken wollte und er gibt mir die Bestätigung, dass er das mit uns genauso will.
Erst als wir auf dem Flur die Stimme des menschlichen Weckers vernehmen, lösen wir uns aus der Umarmung. Lias wischt sich schnell mit seinen Ärmeln über das Gesicht, bevor er mich ansieht: "Geh dich lieber schnell frisch machen. Ich denke, dass der Mann gleich wieder da ist und dich an einem Stück zulabern wird!" "Das befürchte ich auch!" Ich wuschle meinem Neffen einmal durch die Haare und verschwinde dann endlich in dem Badezimmer.
Kaum habe ich mir meine Jeans über die Beine gezogen, höre ich auch schon, wie der Kaffeelieferant das Zimmer betritt. "Hast du denn schon gefrühstückt?", will er von meinem Neffen wissen, der wahrscheinlich mit einer Gestik geantwortet hat, da ich sonst nichts hören kann. "Wann hast du das letzte Mal etwas gegessen?" "Gestern morgen, glaube ich." "Da sind wohl die Bauchschmerzen ziemlich stark, mh?" "Ja, schon..."
Ich beeile mich, mir meinen Pullover über das T-Shirt zu ziehen und werfe mir schnell noch etwas Wasser ins Gesicht, damit ich mich wenigstens ein klein bisschen wacher fühle. Das Zähneputzen muss ich auf nachher verschieben, da ich erst mal eine Schwester fragen muss, ob sie mir solch eine Einmalzahnbürste aushändigen kann.
Als ich das Zimmer wieder betrete, sitzt der schwarzhaarige Fremde auf einem der Besucherstühle und nippt an seinem Kaffee. Er deutet mit einer schnellen Handbewegung zu dem Nachttischchen, auf dem eine weitere dampfende Tasse steht. "Vielen Dank!", sage ich und steuere auf meinen dringend benötigten Muntermacher zu. Genau dann, als ich den ersten Schluck meine Kehle hinuntergeschickt habe, äußert sich der Herr dann wieder: "Ich würde mich zuerst einmal richtig vorstellen: Ich heiße Dr. Clark März und habe mich auf den Fachbereich Mukoviszidose spezialisiert. Ich arbeite in einem speziellen Institut, dass sowohl die Behandlung erkrankter Menschen, als auch die Forschung und Entwicklung neuer Medikamente durchführt"
Lias' Mundwinkel zucken leicht und er kratzt sich verlegen am Kinn. "Was ist los, Lias?", will ich wissen und setze mich neben den Jungen aufs Bett. "Nichts...", murmelt er vor sich hin und verflechtet im nächsten Moment seine Finger ineinander. Dr. März rutscht mit seinem Stuhl auf und verringert die Distanz zu meinem Neffen: "Wenn du Fragen hast, darfst du diese jederzeit stellen. Egal um was es sich handelt!" Der großgewachsene Mann macht mir jetzt doch einen ganz sympathischen Eindruck. Seine Art wirkt ziemlich beruhigend und macht den morgendlichen Weckapell wieder wett.
"Sie heißen mit Vornamen so, wie Superman mit bürgerlichem Namen!", flüstert Lias vor sich hin und wird leicht rot im Gesicht. Der Arzt lacht leise auf und nickt meinem Neffen dann zu: "Das hast du richtig erkannt. Vielleicht kann ich ja für dich ein kleines bisschen Superman sein und dir nach einer Untersuchung dein Leben etwas erleichtern. Was meinst du? Sollen wir das zusammen herausfinden?"
Ich bin so froh, dass der Typ Lias nicht aufzieht, sondern eher noch auf die Aussage eingeht und diese spielerisch verwendet. Auch wenn der Knirps neben mir unnahbar und erwachsen wirken möchte, kristallisiert sich langsam aber sicher das heraus, was er tatsächlich ist. Ein zehnjähriger Junge.
"Ich weiß nicht... Was wollen Sie denn machen?", fragt Lias unsicher. "Zuerst würde ich dich und deinen Papa gerne in ein Behandlungszimmer mitnehmen und dann würde ich mir deinen Medikamentenplan anschauen, deine Größe und das Gewicht notieren, dir etwas Blut abnehmen und einen Ultraschall deiner Organe machen. Wärst du damit einverstanden?", will der Schwarzhaarige wissen und legt ein sanftes Lächeln auf. Lias schielt kaum merklich zu mir und atmet schwer auf. Ich kann mir vorstellen, dass er überhaupt keine Lust auf das ganze Prozedere hat, aber für eine eventuelle Behandlungsübernahme ist das leider nötig. Ich schnappe mir die kleine Hand und drücke sie leicht, worauf mir Lias in die Augen schaut. Ich lächle ihm aufmunternd entgegen und scheine etwas in ihm zu bewirken. "Darf mein Onkel denn mit?" "Oh, das ist dein Onkel? Tut mir leid..." "Ist nicht schlimm!", winkt Lias ab. "Dann sollten wir vielleicht noch deine Eltern informieren, mh? Oder wissen die denn Bescheid?" Dass der Arzt so weit denkt beeindruckt mich dann auch wieder, denn so manch anderem wäre es egal gewesen. "Das geht in Ordnung. Paul macht das mit mir!", sagt der Kurze mit fester Stimme und drückt meine Hand etwas fester. Der Blick des Arztes huscht zu mir, worauf ich eine Bestätigung in Form eines Nicken von mir gebe. "Also gut. Dann wandern wir mal eine Etage tiefer und schauen nach deinen Werten!"
Im Behandlungszimmer angekommen, setzt sich mein Neffe auf die Liege, während ich mich neben ihn stelle und die Zettel mit den notierten Medikamenten, die mir Jonathan gestern gegeben hat, aus meiner Hosentasche ziehe. "Hier ist eine Auflistung der Medikamente, die Lias nimmt." "Super, dann schaue ich mir das gleich mal an!" Der Arzt kommt auf mich zugelaufen, nimmt die Zettel entgegen und liest sich die aufgeführten Namen durch. Superman, wie es sich jetzt wahrscheinlich für alle Zeiten in meine Gedanken eingebrannt hat, sieht auf die Medikamentenliste und furcht sofort seine Stirn. "Die ausgewählten Enzyme haben in der Kombination mit den zwei anderen Modulatoren überhaupt keine Wirkung. Außerdem sind die Wirkstoffe und die Dosierung in dem Inhalationsgerät auf Erwachsene ausgelegt. Wie lange ist Lias schon bei diesem Arzt in Behandlung?" "Keine Ahnung. Eins oder zwei Jahre. Der Vorgänger ist in Rente gegangen und der jetzige hat dann Medikamente umgestellt. Genaueres müsste ich nochmals bei Lias' Betreuer erfragen."
"Mist... Das hat ihn etwas zurückgeworfen. Vermutlich wird er auch keiner dringend benötigter Physiotherapie oder Atemtheraphie nachkommen?"
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich das nicht weiß. Lias ist aber auf Zack und gibt selbst die Antwort darauf: "Nein. Mein Arzt hat gesagt, dass das nicht wirklich hilft. Wenn ich mir einbilde, dass es mir besser geht, hätte das denselben Effekt!"
Dr. März lässt die Hand mit den Papieren sinken und schaut Lias ungläubig an. Ihm scheinen einen Moment lang die Worte zu fehlen. "Jonathan wollte das mit der Atemtherapie mal ausprobieren, aber wir haben kein Rezept dafür bekommen, weil es ja unnötig ist!", erläutert Lias die Unfähigkeit seines bisherigen Arztes, was Superman kurz trocken aufschmatzen lässt. Als er sich einigermaßen gefangen hat, fährt sich der Arzt durch seine leicht gegeelten Haare. "Wie oft inhalierst du?" "Vier Mal am Tag. Aber währenddessen oder auch danach schlafe ich oft ein. Ich habe Angst, dass das mit der Schule dann nicht mehr klappt. Wenn ich so müde bin, schaffe ich es nicht aufzupassen." "Ganz klar... Also, Lias. Von der Bronchoskopie habe ich mir ein paar Proben des Sekrets geben lassen und werde das so schnell wie möglich untersuchen, damit wir wissen, ob wir derzeit Antibiotika oder Entzündungshemmer brauchen oder nicht. Davon abgesehen werden wir das Inhalieren aber reduzieren. Das ist meines Erachtens zu viel, sowieso wenn du den ganzen Tag Schule hast. Außerdem wirst du ein anderes Inhaliergerät mit neuen Medikamenten bekommen. Diese neue Arznei macht dich nicht mehr müde, wird genau auf dich abgestimmt und hat eine sehr gute Langzeitverweildauer im Körper, so dass wir es eventuell schaffen, dass du nur noch zweimal täglich inhalieren musst." "Echt jetzt?" Lias reißt seine Augen weit auf und man könnte meinen, er hat gerade das beste Geschenk der Welt zugesichert bekommen. "Ja, ganz echt. Wir müssen nur austesten, wie dein Körper reagiert. Wenn du merken solltest, dass dir zweimal täglich inhalieren zu wenig ist, setzen wir es auf dreimal. Allerdings hat es bei meinen bisherigen Patienten mit einer Inhalation am Morgen und einer am Abend super geklappt. Da bin ich also ganz zuversichtlich!" Mein Neffe strahlt über das ganze Gesicht, was uns Erwachsene auch sofort ansteckt. "Ich glaube, dein Name wurde richtig für dich ausgewählt", murmelt Lias grinsend vor sich hin, was Dr. März mit einem breiten Lächeln quittiert.
Als nächstes muss sich der Bursche bis auf seine Boxershorts entkleiden, damit er sich auf die Waage stellen kann. Als die digitale Anzeige die genauen Zahlen wiedergibt, verzieht der Mediziner das Gesicht: "An deinem Gewicht müssen wir ein bisschen arbeiten, junger Mann." Lias nickt und lässt den Kopf hängen. In Sekundenschnelle laufen ihm Tränen über sein Gesicht und er atmet schwer auf. Mir ist nicht schlüssig, warum sich der Gemütszustand meines Neffen dermaßen schnell ändert, darum laufe ich ein paar Schritte auf ihn zu: "Was ist los, Lias?" "Ich möchte keine Magensonde!", bringt er erstickt hervor und verzieht seinen Mund in alle Richtungen.
Der Arzt zieht die Augenbrauen zusammen und dreht Lias sanft zu sich. Mit seinem Zeigefinger schiebt er das Kinn des Jungen nach oben und legt den Kopf schief: "Wie kommst du denn jetzt auf eine Magensonde?"
"Der andere Arzt hat jedes Mal gesagt, dass er mich zwangsernähren wird, wenn ich nicht bald ein paar Kilo mehr auf die Waage bringe." Dr. März schüttelt wild mit seinen Kopf: "Nein. Also, du bist an der unteren Grenze vom Normalgewicht, aber du isst ja freiwillig .... Es ist überhaupt nicht nötig, dir eine Magensonde zu legen. Hab keine Angst, das schaffen wir auch auf normalem Wege. Es darf nur nicht sehr viel weniger werden. Vielleicht setzen wir uns zuerst zum Ziel, dass du das Gewicht halten kannst und dann machen wir immer wieder einen kleinen Schritt nach vorne, mh?"
Lias nickt, wischt sich mit dem Arm ein paar Tränen aus dem Gesicht und versucht sich an einem kleinen Lächeln.
"Sehr gut. Was hältst du jetzt davon, wenn wir noch deine Größe messen und anschließend mal deine Organe auf einem Monitor betrachten? Du kannst mir bestimmt sagen, was ich mir anschauen werde und wo die ganzen Organe liegen, oder?" "Ja".
Superman verbindet die restlichen Untersuchungen mit einem spielerischen Aspekt und lenkt Lias somit immer wieder ab, damit er ruhig und entspannt bleibt. Ehrlich gesagt habe ich noch keinen Arzt erlebt, der so viel Fingerspitzengefühl ans Tageslicht legt und ich bin außerordentlich froh, dass ich Linus um Hilfe gebeten habe und er einen derart kompetenten Kollegen im petto hatte.
Nachdem wir mit allem durch sind und Lias noch einen kleinen Rüffel bekommen hat, da er zwecks der Verstopfung nichts gesagt hat, stellt Superman die alles entscheidende Frage: "Ich würde dich gerne als meinen Patienten aufnehmen. Was hältst du davon?" Der Bursche muss gar nicht lange überlegen, sondern nickt sofort eifrig vor sich hin: "Damit bin ich vollkommen einverstanden. Aber ich muss erst Jonathan fragen, ob das in Ordnung geht!" Ich lege eine Hand auf Lias' Rücken, der leicht augekühlt ist, da er noch immer nur in Boxershorts steckt: "Glaub mir, Jonathan wird dem zustimmen. Ich melde mich nachher bei ihm und bespreche das." "Wunderbar. Herr Richter, ich würde gerne noch die Verhältnisse klären, damit ich weiß, wen ich genau informieren muss und wer die hauptverantwortliche Person ist, die sich mit den medizinischen Aspekten von Lias auseinandersetzt."
"Gar kein Problem. Können wir gerne machen."
Herr Dr. März und ich haben grob die Verhältnisse von Lias geklärt. Ich habe mir einfach mal das Recht rausgenommen, mich als Zuständiger für die bald anstehenden Termine bei der Physio- und Atemtherapie eintragen zu lassen. Da die Klinik, in der unser Superman arbeitet, seine hausinternen Ärzte vorweisen kann, hat er mir versichert, dass wir das mit den Terminen und meinen Schichten schon irgendwie auf die Reihe bekommen können. Lias, der sich zwischenzeitlich angezogen hat, war zwar die ganze Zeit still, strahlt aber wie ein Honigkuchenpferd über das ganze Gesicht. "Super, Herr Richter. Sobald ich alles ausgewertet und den neuen Medikamentenplan erstellt habe, melde ich mich bei Ihnen. Seien Sie nicht überrascht, wenn das schon morgen der Fall ist, denn Lias sollte dringend neu eingestellt werden. Sowieso wenn dann auch nächste Woche wieder die Schule startet. In diesem Sinne verabschiede ich mich. Wir hören voneinander." Nachdem wir unsere Visitenkarten ausgetauscht und das Händeschütteln vollzogen haben, verlassen Lias und ich den Behandlungsraum und begeben uns wieder in sein Zimmer.
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