3 -A curse and a chance to answer
Natürlich hatte Elaine oft an den Fluch gedacht, der ihr Leben verändert hatte. Natürlich hatte sie Scott Travers verflucht. Unzählige Male sogar. Natürlich trauerte sie um den so plötzlichen Verlust ihrer Familie. Diese war bei ihr sowieso ein heikles Thema. Sie konnte ihrem Großvater und seinen Freunden ja nicht einfach sagen, dass er tot und sie seine Enkelin, die verflucht und in die Vergangenheit gesprungen war. Das hätte vielleicht zur Folge, dass ihr Großvater ihr entweder nicht glauben oder vor Schreck einen Herzinfarkt kriegen würde. Und Elaine wusste wirklich nicht, was schlimmer war.
Es hatten einige Briefe ihren Weg in die Holzkiste gefunden, fast ein Jahr war vorüber, seit ihrem zwölften Geburtstag. Die Sommerferien hatte sie, zusammen mit Madleine, in Hogwarts verbracht.
Weihnachten war nichts besonderes passiert. Keine Post aus der Zukunft.
Bald rückte ihr Geburtstag näher und damit auch die Lüftung eines Teils von ihrem Geheimnis. Sie ließ Sirius eine Frage stellen.
"Was ist mit deiner Familie?" Genau das waren seine Worte gewesen.
"Sie lebt nicht", erklärte Elaine und hüllte sich danach in mysteriöses Schweigen.
Das war der zweite Teil ihres Geheimnisses.
Für die Rumtreiber war der zweite Teil recht offensichtlich. Elaines Familie war tot.
Wie falsch sie damit doch lagen!
Noch ein paar Briefe wanderten in die Holzkiste.
Es war kurz vor den Herbstferien ihres dritten Schuljahres. Elaine ging zusammen mit Maddy gerade zu Verwandlung, als sie plötzlich ein heißes Stechen im Rücken verspürte, an der selben Stelle, an der sie vor zweieinhalb Jahren von dem Fluch getroffen wurde, der ihr Leben veränderte. Auf einmal bestanden ihre Beine nur noch aus Wackelpudding und sie fiel in sich zusammen wie ein Kartenhaus.
Sie wachte erst wieder im Krankenflügel auf. Was war geschehen? Elaine konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern.
"Elaine? Oh Gott sei Dank! Du bist wieder wach! Madame Pomfrey? Elaine ist wieder wach!", rief Maddy erleichtert.
"Was ist passiert? Ich weiß nur noch, dass es fürchterlich an meinen Rücken gebrannt hat, da wo... Oh!" Elaine starrte auf das Bettlaken und ihre Finger, die darauf lagen.
"Miss Richards! Wie fühlen sie sich?"
"Nicht besonders gut... Wissen Sie schon, was mir fehlt?"
"Leider nicht. Aber ich habe ein paar Päppeltränke, die sie ganz schnell wieder fit machen! Trinken Sie schon!"
Die Krankenhexe hatte einen Gesichtsausdruck aufgesetzt, der nach einer Mischung aus Mitgefühl, Entschlossenheit, Sorge und Freundlichkeit aussah. Sie war definitiv eine Gesichtsakrobatin.
Elaine befolgte den Befehl der Krankenhexe und verzog das Gesicht beim Geschmack der Tränke. Einzig annehmbar war der Stärkungstrank, der einfach nach nichts schmeckte. Nach nichts und wieder nichts und einem Hauch Pferfferminze.
Elaine konnte nicht schlafen und horchte auf, als Remus vollkommen verschrammt und entkräftet den Krankenflügel betrat. Es war Vollmond gewesen, was auch der Grund für Ihre Schlaflosigkeit war. Ihr Großvater tat ihr wirklich leid. Wie es wohl war, sich ständig vor der Intoleranz anderer fürchten zu müssen? Elaine war es schon immer sehr suspekt vorgekommen. Sie war in einer Welt aufgewachsen, in der jeder jeden respektierte und man tolerant für fast alles war. (Ausnahme bildeten diverse tiefschwarze Zauber und Praktiken.)
Elaine hatte sich nur ein oder zwei Mal in ihrem Leben eine Beschimpfung wegen der Lykanthropie ihres Großvaters anhören müssen und deswegen waren auch die Gründe für diesen Krieg, in den sie bald hereingeraten würde, für sie vollkommen unsinnig und unverständlich. Voldemort war doch selbst nur ein Halbblut! Aber das wussten sie hier ja nicht...
Ja, in der Zeit aus der sie stammte, war Lykanthropie eine ganz normale Krankheit. Sie wurde so gut es ging behandelt und mittlerweile gab sogar ein recht großes Stellenangebot für Werwölfe. Diese hatten nämlich aufgrund ihrer "Krankheit" geschärft Sinne und konnten einfach Dinge wahrnehmen, die dem normalen Zauberer verborgen blieben.
Während Elaine also über Lykanthropie und ihr Umgang in fünfzig Jahren nachgedacht hatte, hatte sie die ganze Zeit auf Remus' Bett gestarrt, an dem sich Madame Pomfrey zu schaffen machte.
Langsam dämmerte sie weg und ihre Sicht verschwamm.
Es war wieder Vollmond und Elaine spürte förmlich, wie sich ihr Immunsystem abbaute. Sie konnte sich zwar nicht in einen Wolf verwandeln, aber ihr ging es um Vollmond trotzdem nie wirklich prächtig. Wunderbar eingerichtet, Mutter Natur!
In Zauberkunst am Tag darauf musste sie mit den Slytherins zusammen arbeiten. Als sie mit Remus aus dem Klassenzimmer ging, sah sie Regulus Black, der auf jemanden zu warten schien. Seine hellgrauen Augen waren jetzt schon so ernst... Elaine musste sich zusammen reissen, um keine Tränen in den Augen zu haben. Fünf Jahre, Regulus hatte noch etwa fünf Jahre zu leben. Elaine wusste, dass ihr noch weniger Zeit blieb und das war vielleicht auch gut so. Sonst könnte sie diesen Druck, dieses Wissen wohl nicht länger in sich tragen.
Wie immer, wenn ein emotionaler Stein auf ihrem Herzen lag, holte sie im Gemeinschaftsraum eine Feder, Pergament und Tinte und begann zu schreiben. Mittlerweile kam es ihr vor, als wäre ihre Schwester nicht ihre Schwester sondern ihr privater Kummerkasten, den sie anschreiben konnte. Sie hatte nicht vergessen, dass hinter dem Namen Felicity eine wirkliche Person steckte, mit eigenen Gefühlen und Sorgen, doch sie hatte das Gefühl, beim Schreiben ihrer Schwester nahe zu sein.
Siebenundfünfzig Jahre später in der großen Halle in Hogwarts...
Liebe Felicity,
ich glaube langsam wirkt die Blockade nicht mehr, die man mir auferlegt hat. Ich bin zusammen gebrochen, ich habe Angst, Feli, so schreckliche Angst! Was ist, wenn sie die Blockade zu schwach gemacht haben? Ich will noch nicht sterben! Ich will verdammt nochmal leben! Ich habe heute Regulus Black gesehen. Fünf Jahre, Feli! So lange hat er noch, bevor er in einem See in einer Höhle von Inferi zerfetzt wird. Ich habe in seine grauen Augen gesehen und mich gefragt, wann er sich mit seinem Bruder zerstreiten wird. Ich habe mich gefragt, wann er dazu gezwungen wird, erwachsen zu werden. Er- ich will mich gar nicht fragen, was er und sein Bruder schon durchleben mussten! Und man hört immer wieder von Muggeln, die verschwinden und von den Familien muggelstämmiger Hexen und Zauberer, die getötet werden. Und wie sich Voldemort dazu bekennt. Jedes Mal, wenn Maddy eine dieser Meldungen zu Gesicht bekommt, fängt sie an, zu weinen. Was, fragt sie sich immer und immer wieder, ist aus dem Jungen geworden, mit dem sie früher fangen gespielt hat und mit dem sie auf einer alten Weide einen geheimen Treffpunkt hatte? Sie fühlt sich schuldig und ich kann nichts dagegen tun, oder doch? Ich wünschte, du könntest auf diese Briefe antworten, Feli. Wir werden uns bestimmt bald wiedersehen! Bis dahin,
in Liebe
Elaine
Felicity war es gewöhnt, Briefe von ihrer Schwester zu bekommen, doch dieser hier war schon recht depressiv. Sie wusste immer noch nicht, wer die mysteriöse Person war, die die Briefe zustellte und mittlerweile war es ihr egal. Doch heute fiel neben dem vergilbten Brief noch eine etwas frischere Notiz heraus. Lynn beugte sich über ihren Bacon und ihr Toast mit Oramgenmarmelade und fragte, den Mund voll Toast: "Und, was schreibt Elaine? Hey, was ist das?" Sie hob die Notiz auf.
"Zum Antworten Brief an folgende Adresse schicken: Interdimensionaler und intertemporaler Posttransport. Elaine Richards, Große Halle, Hogwarts. Brief bitte unauffällig mit Ankunftsdatum beschriften. Grüße aus der Void.- Danach ist nichts mehr.", las Lynn vor.
"Antwort?" Felicitys Stimme brach. Das bedeutete, es... Es bedeutete, dass sie Post in die Vergangenheit schicken konnte! Post zu Elaine! Felicity sprang auf.
"Hey, wo willst du denn jetzt hin? Wir haben doch jetzt Geschichte der Zauberei! Professor Collins wird dich umbringen, wenn du zu spät kommst!" rief Lynn ihrer Freundin hinterher.
"Mir doch egal! Ich muss in die Eulerei! Einen Brief abschicken!", rief Felicity enthusiastisch über die Schulter während sie aus der Halle lief.
* * *
Ich war heute (und die letzten beiden Tage) im Schreibfieber, also habe ich noch Kapiel aus dem Hut gezaubert. Ich hoffe es gefällt euch, wenn ja, dann drückt doch auf den kleinen orangenen Stern am Kapitelende!Kommentare sind sowieso immer gerne gesehen (^.^)
More stuff soon
Toasty
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