2. Türchen
Für euch, das zweite Türchen unseres Adventskalenders...geschrieben von AliBDJ!
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
So der erste Advent klopft an die Tür und das zweite Türchen steht nun offen. Ich wünsche euch viel Spass beim lesen :)
_____________________________________________________________________________
Der Schnee fliegt in dicken Flocken in der Gegend herum. Kaum ein Auto fährt noch umher, alles ist weiss und die einzigen Lichter die die Dunkelheit erhellen, sind die Strassenlaternen und der schwache Mond, der hoch oben am Himmel steht. Ich ziehe mir meine Beanie noch etwas weiter über die Ohren und schaue zu den Sternen hinauf. Tausende und abertausende strahlen sie um die Wette. Ich kann mich kaum satt sehen, so wunderschön ist der Anblick.
Die Stille die um mich herrscht, beruhigt mich. Der Tag heute war nervenauftreiben und mein Stresspegel war von Minute zu Minute gestiegen. Einen Anfrage nach der anderen war reingekommen und nebenbei musste ich auch noch für einen Kunden ein Angebot fertigstellen, das spätestens Morgen eingereicht werden muss. Ich liebe meine Arbeit, keine Frage. Ich manage gerne die Termine anderer und organisiere deren Events, aber manchmal wünsche ich mir, der Tag hätte mehr als vierundzwanzig Stunden. Ich weiss nicht, wie mein Chef das alles unter einen Hut kriegt; Arbeit und Privatleben.
Da er oft bis spät abends arbeitet, kommt seine Frau hin und wieder bei uns vorbei. Eine wirklich nette, zierliche Frau. Ab und an bringt sie ihrem Mann Abendessen vorbei und fragt mich jedes Mal, ob ich mitessen möchte. Ich hab mich von Anfang an gut mit den beiden verstanden, jedoch gönne ich ihnen auch die Zweisamkeit bei dem Büroabendessen, weshalb ich jedes Mal dankend ablehne. So ist es auch heute gewesen, jedoch habe ich wirklich keine Zeit.
Ich bin grad auf dem Weg zu meinem Kosmetiktermin, wie alle paar Wochen. Wenigstens für eine Stunde Entspannung und Entlastung von dem ganzen Stress. Einfach vergessen was der ganze Tag so mit sich gebracht hat.
Der Bus würde heute Verspätung haben, da bin ich mir sicher, denn bei so viel Schnee, ist es unmöglich mehr als dreissig Kilometer pro Stunde zu fahren. Jeden Schritt den ich mache, wähle ich mit bedacht. Auch wenn ich den Winter und vor allem den Schnee liebe, man kennt mich und weiss, dass ich zu einen der ersten zähle, die am Boden landet, wenn es eisig draussen ist.
Eigentlich sollte ich heute feiern. Es ist der zwanzigste Dezember, mein Geburtstag, aber was ist an diesem Tag schon besonders? Man darf nun offiziell sagen, dass man ein Jahr älter ist? Es ist ein Tag wie jeder andere. Nichts Nennenswertes finde ich, aber da bin ich wohl auch die einzige. Natürlich musste mein Chef heute Morgen eine kleine Kokosnusstorte auf meinen Tisch stellen, dazu gab es noch ein Kärtchen auf dem auch seine Frau unterschrieben hatte. Ich fand es zwar süss und er wusste genau, welches meine liebste Torte ist, aber es war überflüssig. Das Geld das er für die Torte ausgegeben hat, hätte er auch für ein Geschenk an seine Frau nehmen können. Sie wäre wesentlich glücklicher über diese Geste. Aber na ja, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, setzte er es auch durch und so hat er mich auch zum Mittagessen eingeladen und mit einem Sekt auf meinen vierundzwanzigsten Geburtstag angestossen.
In der Stadt angekommen, eile ich zum Kosmetikstudio, denn wie ich vorausgesagt habe, verspätete sich der Bus. Das Studio ist nicht gross, aber modern eingerichtet, in Brauntönen gehalten, nur die Stühle und Sessel sind dunkelrot.
„Tut mir leid für die Verspätung, aber der viele Schnee fördert der Verkehr leider nicht“, begrüsse ich Danny als ich durch die Tür eintrete.
„Der Winter lässt grüssen“, schmunzelt er und nimmt mir die Jacke ab. Danny ist mein Kosmetiker. Seit Jahren komme ich nur zu ihm, seit meiner ersten Behandlung vor sechs Jahren. Auf Anhieb ist er mir sympathisch gewesen und das hat sich all die Jahre nicht geändert. Er ist offen, redet gerne und kann genauso gut zuhören. Ich glaube, es gibt keinen anderen Mann, bei dem ich so offen rede.
Danny ist gross, hat ein kantiges Gesicht, dunkle Augen und kurze braune Haare. Er sieht wirklich zum Anbeissen gut aus und das weiss er. Trotzdem ist er kein überheblicher Macho und flirtet mit jeder, die nicht bei drei auf dem Baum ist. Er ist eher der Typ Mann, der nichts anbrennen lässt und lieber auf Nummer sicher geht.
„So, dann komm mal mit, Tara.“ Ich folge ihm in einen der hinteren Räume. Wie jedes Mal ziehe ich mir meine Schuhe und mein Jäckchen aus und lege mich auf den Behandlungstisch. Danny legt mir eine dünne Decke über die Beine, damit mir nicht kalt wird. Er weiss was ich möchte, weshalb er ohne ein Wort beginnt, mir das Gesicht zu reinigen.
„ Du bist viel zu gestresst, weisst du das?“, fragt mich Danny plötzlich. Ich öffne meine Augen und blicke in an.
„ Ich weiss, aber wie kommst du jetzt darauf?“
„ Na ja, du hast kleine Sorgenfalten auf deiner Stirn und deine Schultern sind total verspannt, das hab ich schon gesehen, als du gekommen bist.“ Ich bin überrascht, dass ihm das auffällt.
„Das ist dir aufgefallen?“ Ein weiches Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus und seinen Augen beginnen zu strahlen. Ich bin wie gebannt von seinem Blick. Seine Augen sind so wunderschön. Sie strahlen Sicherheit und eine Wärme aus, dir mir vollkommen fremd ist. Ich würde so gerne wissen, wie es sich anfühlt, in seinen Armen zu liegen und diese Wärme zu spüren, aber ich bin nicht der Typ Mensch, der sich etwas getraut und Glück in ihrem Leben hat. Ich bin jemand, der für alles hart arbeiten muss.
Ich stürze mich in die Arbeit, damit ich dieses Gefühl in mir, dass mir sagt, ich bin alleine, nicht spüren muss. Ich lebe zwar noch immer bei meinen Eltern zu Hause und ich unternehme gerne mal etwas mit ihnen, nur dieses kleine Loch, die Sehnsucht die ich in mir hege, wir dadurch nicht kleiner. Ich will endlich wissen, wie es ist, von jemandem geliebt zu werden. Wie es ist, wenn man weiss, dass egal was geschieht, man immer auf diese eine Person zählen kann. Seit bald sieben Jahren bin ich ein Dauersingle, der sich von Jahr zu Jahr mehr und mehr nach einer Beziehung sehnt. Es gab auch schon Zeiten, in denen ich mir vorgestellt habe, wie es wäre, wenn Danny an meiner Seite ist. Und jedes Mal habe ich mir daraufhin auf den Hinterkopf geschlagen. Diese Vorstellung ist absurd, zwar gefällt sie mir, aber es ist lächerlich. Er ist mein Kosmetiker und auch wenn ich mich gelegentlich bei ihm beklage oder es auch schon Situationen gab, in denen er mich einfach getröstet hat, anstelle einer Behandlung, er interessiert sich nicht für mich. Zumindest habe ich noch nie etwas bemerkt.
Ich muss gestehen, die Vorstellung, Danny meinen Freund nennen zu können, lässt mein Bauch kribbeln, aber das ist nur Wunschdenken und ich bin kein Kind des Glückes. Wenn ich etwas möchte, muss ich dafür hart kämpfen und in Sachen Liebe werde ich daher wohl eher alleine bleiben.
„Wie könnte mir das entgehen. Du bist ein lebensfroher Mensch, aber in letzter Zeit arbeitest du viel zu viel. Wenn du zu mir kommst, dann sehe ich da nicht mehr dieses glückliche Lächeln, dass ich von dir kenne. Na ja, jetzt steht Weihnachten vor der Tür, dann kannst du wenigstens für ein paar Tage von der Arbeit abschalten“, reisst er mich aus meinen Gedanken. Ich senke meinen Blick, nicht mehr im Stande den seinen zu erwidern. Meine Gedanken sind wieder bei ihm gelandet, was mir in letzter Zeit häufiger passiert.
„Weisst du, ich kann nicht einfach all die Arbeit liegen lassen, wenn ich es möchte und wenn das heisst, dass ich länger arbeiten muss, dann kann ich das nicht ändern. So kurz vor Weihnachten schon gar nicht, da sind so viele Anlässe, die wir organisieren, da gibt es einfach keine Zeit für eine Pause.“ Auch wenn ich es mir wünsche, füge ich in Gedanken hinzu.
„Willst du mir damit sagen, dass du über Weihnachten und Neujahr arbeitest? Tara, du musst endlich mal entspannen“, meint er fürsorglich.
„Dafür bin ich ja jetzt hier“, entgegne ich nur. Ich spüre, wie er mich mustert, aber ich halte meine Augen geschlossen. Ich will nicht weiter diskutieren, dafür habe ich einfach keine Nerven. Er scheint zu merken, dass es keinen Zweck hat und beginnt mir eine Maske zu machen. Ich fühle jeder seiner sanften Bewegungen auf meinem Gesicht und geniesse es. Seine Finger sind so weich und stark und ich wünsche mir, er creme mit seinen Händen nicht nur mein Gesicht ein.
Ich sollte nicht so denken, aber ich bin zu müde, als das ich meine Gedanken stoppen könnte. Also gebe ich mich meiner Fantasie hin und merke dabei nicht, dass ich langsam eindöse, während er mit der Behandlung weitermacht.
„Tara du kleine Schlafmütze, aufwachen“, höre ich eine leise Stimme neben meinem Ohr. Ich öffne vorsichtig meine Augen und schaue in ein vergnügtes Gesicht.
„Du bist eingeschlafen. Ich hätte dich am liebste weiter schlafen lassen, aber ich kann dich schlecht auf den Bauch drehen, also könntest du bitte…“ Er liess die Frage unausgesprochen und ich frage mich, was er vorhat, aber ich gehorche und drehe mich um.
„Jetzt denk nicht so viel nach, ich werde schon nichts machen, dass dir nicht gefällt. Entspann dich einfach“, befahl er mir immer noch in einem amüsierten Ton.
„Weshalb bist du dir so sicher, dass es mir gefallen wird“, frage ich ihn frech zurück. Er beugt sich zu mir hinunter und schaut mir ins Gesicht, welches ich auf die Seite gedreht habe. Mein Atem stockt, als er mir so nahe kommt. Ich spüre regelrecht die Wärme, die von ihm ausgeht und ich muss mich zusammenreissen nicht auf seine Lippen zu starren. Seine wundervoll geformten, vollen Lippen…
„Weil ich weiss, dass du es geniessen wirst und jetzt hör auf mir Fragen zu stellen, Tara, und lass dich verwöhnen.“ Ich schaue ihn an, vollkommen verblüfft darüber, wie sicher er sich seiner Sache ist und wie schnell ich ihm glaube. Seine Worte lassen keinen Platz für Zweifel und ich gehorche ihm.
Ich schliesse meine Augen und keine Minute später, spüre ich seine Hände auf meinem Rücken. Mit leichtem Druck lässt er sie über meinen Rücken gleiten und massiert mich. Seine Bewegungen fühlen sich so gut an und ich kann mir ein leises Stöhnen nicht verkneifen. Überall wo seine Hände meinen Körper berühren, hinterlassen sie eine Gänsehaut. Ein Prickeln durchströmt meinen ganzen Körper. Ich will nicht, dass er aufhört mich zu massieren. Dieses Gefühl, das sich gerade in mir ausbreitet, habe ich noch nie gehabt. Kein Mann ist mir je so nahe gekommen und es ist alles andere als fremd. Seine Nähe scheint mir so vertraut, als kenne ich ihn schon ewig.
Auch wenn ich durch seine Massage noch müder werde, ich schlafe nicht wieder ein. Ich will jede seiner Bewegungen mitbekommen, als er plötzlich inne hält. Er kommt ganz nahe an mein Ohr:
„Hab ich dir zu viel versprochen?“, fragt er mich wissend.
„Nein, hast du nicht“, wispere ich. Meine Stimme ist heiser und mein Hals fühlt sich auf einmal wie ausgetrocknet an. Ich sehe zur Seite, sein Gesicht ist noch näher als ich dachte. Danny schaut mir tief in die Augen, sein Blick fesselt mich, ich kann mich nicht lösen, auch wenn ich es gewollt hätte, es wäre nicht möglich gewesen. Ich spüre seinen warmen Atem auf meinem Gesicht und ein angenehmer Schauer fährt mir den Rücken hinunter. Sein Blick fällt immer wieder auf meine Lippen. Der Abstand zwischen uns ist minimal und doch ist er zu gross. Ich will ihn küssen, ihn an mir spüren, dennoch bewege ich mich keinen Millimeter, dafür ist meine Angst viel zu gross. Was ist, wenn ich dadurch alles kaputt mache?
Obwohl was ist das zwischen uns? Es ist mehr als Nichts, aber auch weniger als Etwas. Langsam atme ich aus. Ich will einfach diesen Moment nicht zerstören, also starre ich ihn weiter an und dieses seltsame und schöne Gefühl in meiner Magengegend wird immer intensiver.
Ich weiss nicht, wie lange wir so verharren, aber die Spannung zwischen uns ist elektrisierend. Noch nie in meinem jungen Leben habe ich so etwas erlebt und ich möchte es für nichts auf dieser Welt umtauschen. Aber leider hat auch jeder schöne Moment ein Ende. Danny räusperte sich leise und steht langsam auf. Ich schliesse meine Augen wieder und atme tief durch. Jetzt bin ich noch erschöpfter als vorher. Dieser kurze und doch unendlich lange Augenblick hat mich alle Kraft gekostet die ich hatte. Ich spüre wie sich seine Hände wieder beginnen auf meinem Rücken zu bewegen, jedoch kann ich mich nicht daran hindern, einzuschlafen.
„Tara, aufwachen“, höre ich eine tiefe Stimme leise neben mir. Langsam öffne ich meine Augen und sehe direkt in Dannys.
„Ich bin wieder eingeschlafen“, stelle ich fest. Ein Lächeln breitet sich auf seinen Lippen aus, dass mir sogleich den Atem raubt. Er schaut mich mit so einem liebevollen Blick an, ich kann nicht anders als zurück zulächeln. Behutsam setze ich mich auf.
„Welche Zeit haben wir?“, will ich von ihm wissen.
„Zweiundzwanzig Uhr. Ich dachte mir, wenn du schon so süss schläfst, dann wecke ich dich nicht gleich wieder auf.“ Ich bin zwar nicht begeistert, solange hier geschlafen zu haben, nur seine Augen haben mich schon wieder in seinen Bann gezogen. Sein Blick der voller Fürsorge und noch etwas ist, dass ich nicht traue zu benennen, erwärmt mein Herz. Ich stehe langsam auf, ohne meinen Blick von seinem zu nehmen. Ich fühle regelrecht, wie diese Elektrizität von vorhin wieder entsteht. Ich sehe, wie Danny mit sich ringt, wie er bemüht ist, sich zurückzuhalten.
Vorsichtig nähert er sich mir, die Spannung zwischen uns wird immer greifbarer. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als die letzten Zentimeter zwischen uns verpuffen zu lassen. Er nähert sich mir behutsam, als könnte er etwas Falsches machen. Ich schliesse meine Augen und dann endlich küsst er mich. Seine so vollen Lippen liegen sanft auf den meinen. Erst zögernd und voller Zurückhaltung, aber als ich seinen Kuss erwidere, legt er so viel Gefühl in diesen einen viel zu kurzen Kuss, dass meine Knie weich werden.
Behutsam löst er sich von mir und schaut in meine Augen.
„Womit habe ich den verdient?“, ist alles was ich sagen kann. Ich bin noch immer benebelt von seinem Kuss, aber diese Frage brennt auf meiner Zunge.
„Seit sechs Jahren kommst du nun alle paar Wochen zu mir. Seit ich dich das erste Mal gesehen habe, ist in mir dieses Gefühl das mich nicht klar denken lässt. Ich habe dich an deinem achtzehnten Geburtstag kennen gelernt, genau heute vor sechs Jahren. Ich weiss nicht, wie ich es geschafft habe, die Gefühle für dich zu verbergen, aber ich will nicht länger so tun, als kämst du nur zu mir in Behandlung. Tara Rey Sparks, ich habe mich von der ersten Sekunde an in dich verliebt und ich will, dass das jeder weiss. Ich liebe dich.“
Ich kann nicht anders, als zu lächeln. Er liebt mich? Seine Sätze hallen durch meinen Kopf und als ich die Bedeutung seiner Worte begreife, wird mir klar, dass ich ihn genau so liebe. Ich habe all die Jahre über einfach nicht auf mein Herz gehört. Ich war blind und nun hat er mir die Augen geöffnet.
„Ich liebe dich auch“, sind die einzigen Worte, die mir über die Lippen kommen und das Strahlen das in seinen Augen herrscht, breitet sich nun über sein ganzes Gesicht aus.
„Alles Gute zum Geburtstag“, flüstert er mir zu, bevor er seine Lippen auf die meinen legt und mich fest an sich zieht.
Ich habe mich getäuscht. Geburtstage sind keine normalen Tage. Sie können einem die schönsten Geschenke bescheren, die es gibt. Meinen vierundzwanzigsten Jahrestag werde ich wohl nie wieder vergessen, denn heute wurde ich nicht nur nach fast sieben Jahren das erste Mal wieder geküsst. Nein, dieses Loch, diese Sehnsucht in mir, löste sich in einem Schlag auf.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro