17. Türchen
So ihr Lieben, heute von mir das 17. Türchen und somit das große Finale von "Außergewöhnliche Weihnachten" ;D Ich hoffe es gefällt euch;D Einen wunderschönen Restmontag wünsche ich euch
Eure lullaby1988
Außergewöhnliche Weihnachten – The End
Ich hatte mich doch tatsächlich aufgeführt wie eine hysterische Exfreundin oder so etwas in der Art, doch hatte ich nicht verhindern können, dass der Schmerz in mir aufgestiegen war. Im Moment saß ich in meinem Auto und fuhr in die Richtung zu meiner Wohnung. Dort würde ich mich erstmal einigeln und die nächsten Tage gar nicht mehr herauskommen. Wie hatte er mir das nur antun können??
Ich hatte David immer als sehr verantwortungsbewussten, einfach nur falsch verstandenen Mann angesehen, der doch eigentlich immer nur die besten Absichten hatte. Und jetzt?
Ich dachte an die wunderschöne Frau in seinem Haus und musste zugeben, dass sie doch wohl eher noch als Mädchen zu bezeichnen wäre. Wie konnte er nur? Zwischen den beiden lagen mit Sicherheit beinahe zehn Jahre! Ich sah genau ihre traurigen Augen vor mir und fragte mich, warum sie mich nur so angesehen hatte? Warum hatte David nichts dazu gesagt? Ich wusste es auch ohne seine Antwort darauf. Er hatte nichts gesagt, weil er sich ertappt gefühlt hatte. Ertappt und somit in der Falle!
Als ich vor meinem Wohnblock ankam, stieg ich die Stufen hinauf und schloss anschließend meine Wohnungstür auf nur um einzutreten und festzustellen, dass die Stille die hier herrschte beinahe erdrückend auf mich wirkte. Ich sah die Nacht vor mir, die Nacht in welcher sich alles verändert hatte.
Es war beinahe so als würde ich seine Lippen auf den meinen spüren. Seine Hände an meinem nackten Rücken. Ich hörte sein Flüstern, die Worte die er zu mir gesagt hatte. „Darauf habe ich schon lange gewartet!“ hatte er mir ins Ohr gewispert und mir somit eine Gänsehaut über den ganzen Körper gejagt. Bullshit!!
Worauf hatte er denn bitte schon so lange gewartet? Darauf mich verarschen und demütigen zu können? Sich mit mir einen schlechten Scherz zu erlauben?
Alles was ich jemals über David gedacht hatte, war falsch und das war wohl die Tatsache die mir am meisten wehtat. Ich hatte mich in einen Mistkerl verliebt war jedoch in dem Glauben gewesen, dass er perfekt sei. Er war nicht die Person die ich kannte, ich hatte mich vollkommen in ihm getäuscht.
Mein klingelndes Telefon riss mich plötzlich aus meinen Gedanken und ich ging auf die Kommode zu, auf welcher das Telefon in seiner Basisstation stand. Ein Blick auf das Display zeigte mir, dass es David war, der jetzt wahrscheinlich vor mir niederkriechen wollte, weil er seine „gute Freundin“ nicht verlieren wollte. Na das konnte er vergessen! Ich ignorierte das Telefon und ging schnurstracks ins Schlafzimmer, wo ich mir meine gemütliche Jogginghose und den Pulli, den ich immer noch von Sebastian hatte, anzog. Dann folgte ich dem Ruf nach Eiscreme und trottete in die Küche, wo ich mir sofort eine Riesenpackung aus dem Eisfach holte. Jetzt noch Schokoladensirup und der gemütliche Depri-Abend konnte beginnen.
Ich lümmelte mich mit einer Decke auf die Couch und schaltete den Fernseher ein, wo ich bei einer Liebeskomödie stehen blieb. Perfekt um im Selbstmitleid zu versinken!
Während ich den Film sah, schaufelte ich einen Löffel Eis nach dem anderen in meinen Mund, goss zwischendurch immer wieder eine Ladung Schokolade darüber und löffelte weiter.
David, dieser Arsch. Nicht einmal von Sebastian hatte ich mich derart verraten gefühlt! Bei ihm hatte ich doch irgendwie immer gewusst, dass er früher oder später das einsehen würde, was ich schon längst gewusst hatte. Nämlich, dass seine Freundin wesentlich besser zu ihm passte, als seine Verlobte. Doch David?
Ihn hatte ich irgendwie immer als eine Art Stützpfeiler gesehen, selbst zu der Zeit, als wir nur Arbeitskollegen gewesen waren. Wir hatten uns ein Büro geteilt unsere Arbeit gemacht und dabei jedoch immer noch die Zeit gefunden, das Seelenleben des jeweils anderen in Ordnung zu bringen. Während er seine Events geplant hatte, hatte ich meine Werbungen designed, während er telefoniert hatte, hatte ich ihm seltsame Grimassen geschnitten und ihn dadurch zum lachen gebracht. Während ich mich über Sebastian und seine abweisende Art beschwert hatte, hatte er mir mitfühlend zugehört. Das alles gehörte nun der Vergangenheit an. Niemals wieder würde es ein „David und Ich“ geben. Keine verfrühte Mittagspausen mehr, keine gemeinsamen Abstecher ins Starbucks wo wir den neuesten Klatsch und Tratsch austauschten, keine beruhigende Umarmungen mehr, wenn es dem einen nicht gut ging.
Ich hatte David noch nicht einmal von der Sache mit Lu erzählt. David hatte immer Bescheid gewusst über solche Dinge. Höchstwahrscheinlich hatte er es irgendwo mit aufgeschnappt, schließlich war es ja in den Nachrichten gelaufen und er kannte meinen Bruder, doch wir hatten nicht weiter darüber gesprochen. Stattdessen hatte er mich einfach verlassen.
Ich war immer ein äußerst starker Mensch gewesen, der sich von solchen Dingen niemals aus der Ruhe hatte bringen lassen, doch in diesem Moment auf dem Sofa, alleine in meiner Wohnung, wurde mir die ausweglose Situation in ihrer vollkommen umfassenden Form bewusst: Ich hatte nicht nur den Menschen verloren, den ich liebte. Nein ich hatte auch meinen besten Freund verloren, genau so wie ich es vorausgesehen hatte.
„Was wenn nicht?“ hatte er mich kurz vor unserem Kuss gefragt und ich hatte ihm geglaubt. Oh ja, ich hatte ihm in dieser Hinsicht vertraut und war überzeugt gewesen, dass wir das tatsächlich irgendwie hinkriegen würden, ich musste es zugeben. Doch mein Vertrauen war vollkommen missbraucht worden und ob es jemals wieder hergestellt werden konnte, wusste ich nicht.
‚Du bist doch selber schuld! Normalerweise bist du nicht so naiv!’ sagte mir mein Gewissen und wohl oder übel musste ich ihm zustimmen!
Ein weiteres Klingeln meines Telefons riss mich aus meinen Gedanken und ich stand auf um in den Flur zu gehen. Schon wieder David. Bereits sein fünfter Anruf!
Ich beschloss ran zu gehen und ihm zu sagen, er solle mich endlich in Ruhe lassen, denn ich ertrug es einfach nicht weiter zu wissen, dass er am anderen Ende der Leitung darauf wartete, dass ich abhob, nur um mir irgendeine blöde Lüge aufzutischen!
„Was willst du?“ fragte ich ihn gereizt. Kein Hallo, sondern nur was willst du!
„Maria, Gott sei Dank! Ich muss dringend mit dir reden!“ sagte David und klang ein wenig aus der Puste.
„Ich will aber nicht mehr reden David. Ich habe alles gesehen und gehört was ich wollte, lass mich in Ruhe!“ sagte ich und war beinahe dabei aufzulegen, doch seine Worte ließen mich inne halten.
„Das ist doch alles ganz anders als du denkst verdammt. Wenn du mich endlich ausreden lassen würdest, dann würdest du verstehen…“
Jetzt erst drückte ich auf den Auflegeknopf und schmiss das Telefon durch den Gang gegen die Tür, wo es in einige Teile auseinander brach.
Nicht einmal den Mumm zuzugeben, dass er Mist gebaut hatte, hatte er. Ich hatte es doch mit eigenen Augen gesehen! Es war ganz anders als ich dachte, den Spruch kannte man doch aus sämtlichen Filmen.
Eine Frau betritt ihr Schlafzimmer, in welchem es sich der Ehemann gerade mit seiner Sekretärin gemütlich macht, was sagt der Mann? „Schatz, es ist nicht so wie es aussieht!“ Nächste Szene: Ein Mann erwischt seine Frau beim rumknutschen mit dem Gärtner, die Frau sagt „Es ist ganz anders als du denkst!“ natürlich total empört darüber, dass er so was denken könnte.
Ja diesen Spruch kannte ich nur zu gut aus den Filmen, doch bei mir würde er nicht ziehen. Ich betrachtete das Telefon, das kaputt auf dem Boden lag und beschloss, es ein anderes Mal aufzuräumen. Heute war mein Tag! Ein Tag, an welchem ich nichts anderes mehr tun würde, als zu entspannen und alles Geschehene aus meinen Gedanken zu verbannen.
Am nächsten Tag in der Arbeit, saß ich Tamaris gegenüber, die mal wieder in vollkommenem Stress zu sein schien. Es war wahrscheinlich nicht unbedingt leicht, mitten drin in eine Firma zu kommen und die Arbeit eines anderen zu übernehmen. Ich ertappte mich im Laufe des Tages immer häufiger dabei, sie anzustarren und festzustellen, dass irgendwas nicht stimmte. Das war nicht ihr Platz verdammt sondern David seiner, doch der gurkte wahrscheinlich gerade irgendwo mit seiner Schnalle herum.
„Hey Maria, alles klar bei dir?“ fragte mich Tamaris und betrachtete mich besorgt.
„Klar, alles super!“ sagte ich gelangweilt. Ich erhob noch nicht mal meinen Blick vom Bildschirm.
„Ok…“ hörte ich Tamaris darauf entgegnen, offenbar hatte sie kapiert, dass ich gerade für kein Pläuschchen unter Arbeitskollegen aufgelegt war.
Als die Tür aufging, sah ich nicht einmal auf, da ich mir sicher war, dass es sowieso für unsere fleißige Biene war, doch als ich seine Stimme hörte, erstarrte ich.
„Maria…“ ich hielt in der Bewegung inne und richtete meinen Blick langsam auf die nun offen stehende Bürotür.
„Ähm, ich glaube ich hole mir mal einen Kaffee.“ Sagte Tamaris und machte sich klugerweise aus dem Staub und schloss dabei die Tür hinter sich.
Es dauerte einige Sekunden, bis ich meine Sprache wieder fand und mein Verstand aktiviert wurde und in dem Moment, richtete ich meinen Blick wieder auf die Skizze des Werbeplakates, welches gerade in Arbeit war.
„Was willst du?“ fragte ich dabei gleichgültig.
„Naja immer noch mit dir sprechen. So wie die letzte Woche eigentlich durchgehend…“ sagte David und tat dabei doch tatsächlich so, als wäre ER hier das Opfer. Ich wandte meinen Blick vom Bildschirm nach draußen und sah, dass es erneut begonnen hatte zu schneien. Nichts Außergewöhnliches für London.
„David, ich glaube ich habe mich klar genug ausgedrückt als ich zu dir gesagt habe, dass ich mit dir nichts mehr zu tun haben möchte!“ sagte ich so standhaft wie es nur ging und umging es dabei ihn anzusehen, da ich Angst hatte dann schwach zu werden.
„Maria verdammt, warum willst du dir nicht einfach einmal anhören, was ich zu sagen habe?“ fragte David und kam näher, ging schließlich so wie er es hunderte Male zuvor getan hatte, vor mir in die Knie und sah mich an.
Ich drehte mich in seine Richtung und betrachtete ihn.
„Weil ich dir sowieso nichts mehr glauben kann!“ sagte ich dann und stand auf. Ich musste hier raus, dringend.
Ich schnappte mir meinen Mantel und stürmte aus dem Büro, spürte dabei jedoch dass David diesesmal nicht so leicht aufgeben würde.
„Maria, jetzt warte doch bitte!“ sagte David und ich drehte mich um. Mir war klar, dass ich mich in einem riesigen Raum befand, wo ein Großteil der Mitarbeiter gerade gewissenhaft seiner Arbeit nachging, doch es war mir egal.
„Nein ich warte nicht verdammt! DU hast mich von vorne bis hinten verarscht! Du schläfst mit mir und dann? Ziehst du so eine Show ab? Geh und fick deine kleine Nutte die du zuhause hast und lass mich endlich in Ruhe!!“ schrie ich ohne an die Konsequenzen zu denken.
Ich stürmte auf den Aufzug zu und hämmerte wie wild auf den Knopf. Mein Herz schlug gefühlte tausend Mal schneller, Adrenalin durchströmte meinen Körper und ich nahm nichts anderes mehr wahr als meine Wut die mich zu verschlingen drohte.
Als die Fahrstuhltüren endlich öffneten ging ich hinein und drückte auf den Knopf der mich ins Erdgeschoss bringen würde. Die Türen schlossen sich und in dem Moment hielt ich mir die Hand vor das Gesicht, was hatte ich nur getan? Jetzt durfte ich mir auch noch einen Neuen Job suchen, vor allem wenn irgendwo im Büro Kunden waren, die diese Szene beobachtet hatten.
Langsam aber sicher verlor ich alles was mir wichtig war und was mir Halt gab.
Das erste Mal, seitdem dies alles geschehen war, ließ ich meinen Tränen freien Lauf. Ich drückte auf den Knopf, der den Fahrstuhl zum Anhalten bewegen würde und glitt dann an der glatten, kalten Wand nach unten, wo ich meine Beine anzog, mir meinen Mantel darauf legte und mich meinem Schmerz hingab. Alles hatte ich zerstört durch diese eine Nacht so wie ich es damals gesagt hatte.
Gefühlte Stunden später, hatte ich mich endlich wieder beruhigt und sah mich in den Spiegeln, die an den Seiten des Aufzugs befestigt waren an. Rote und geschwollene Augen, Fleckiges Gesicht, Frisur ruiniert. So sollte jemand aussehen, der gerade am Ende seiner Kräfte stand.
Ich drückte erneut den Anhalteknopf was dazu führte, dass sich der Aufzug wieder in Bewegung setzte und blickte nach unten, damit niemand mir ansah, dass ich eben in diesem Fahrstuhl zusammengebrochen war. Keine Minute später, kam ich im Erdgeschoss an.
Als sich die Türen langsam öffneten sah ich Beine, die in einer lässigen Jeans steckten. Mein Blick wanderte, obwohl ich es nicht wollte nach oben und ich entdeckte David, wie er vor dem Fahrstuhl gewartet hatte und offensichtlich gehofft hatte mich abzupassen.
Ich verließ den Aufzug und ging, ohne auch nur ein Wort zu sagen auf den Ausgang zu, schmiss mir meine Jacke über und trat nach draußen. Die kalte, frische Winterluft blies mir sofort ins Gesicht und kühlte meine vom weinen heißen Wangen angenehm ab. Die Kälte brachte meinen Körper dazu wieder richtig zu funktionieren.
Da ich heute mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gekommen war, machte ich mich auf den Weg nach links.
Ich spürte wie mich jemand am Arm packte und herumwirbelte und schon stand ich David näher, als ich ihm eigentlich jemals wieder sein wollte.
„Warum kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?“ fragte ich ihn mit kratziger aber ruhiger Stimme.
„Weil ich nicht kann…“ sagte David sah mir dabei die ganze Zeit in die Augen.
Er hob seine Hand an und wischte die letzten Reste der Tränen weg, dann sagte er „Ich bitte dich doch nur darum, mir einmal kurz zuzuhören. Seit über einer Woche läufst du vor mir davon, das ertrage ich einfach nicht!“
Ich schloss kurz meine Augen, genoss das Gefühl seiner Hand, bevor ich sie wieder öffnete und einen Schritt zurückwich.
„Ich kann nicht, es verletzt mich zu sehr!“ so ehrlich war ich wohl noch niemals gewesen, ich war kein Mensch der großen gefühlvollen Worte. War ich niemals gewesen.
„Tja mich verletzt es ebenfalls…“ sagte David, wich jedoch nicht zurück.
„Mich verletzt es, deinen schmerzerfüllten Blick zu sehen, der mir sagt dass du glaubst dich in mir getäuscht zu haben. Es hat mich verletzt als du meintest, diese Nacht hätte nichts bedeutet, wir sollten sie vergessen!“ Ich wurde stutzig und fragte mich, was er mir damit sagen wollte.
„Aber das ist doch genau das, was du willst!“ sagte ich dennoch energisch.
David schüttelte den Kopf.
„Nein Süße, das hast du mir die ganze Zeit an den Kopf geschmissen! Das was ich will, steht eigentlich schon ziemlich lange fest!“ ich spürte wie mein Körper ein klein wenig wärmer zu werden schien.
„Was ist mit der Frau David? Ich hab sie gesehen, du kannst mir also nichts vormachen!“ sagte ich, auch wenn ich spürte, dass mein Widerstand ein wenig zu bröckeln begann. Das wurde wahrscheinlich lediglich durch seine Nähe verursacht.
„Du meinst die Nutte bei mir zuhause?“ fragte er ein klein wenig scherzhaft. Ich sah auf den Boden, peinlich berührt von meinem Auftritt.
„Sie ist meine Schwester, Kendra. Sie hat für ein paar Tage einen Unterschlupf gebraucht!“ antwortete David, als wäre es das normalste auf der Welt. Nun ja, war es ja auch wenn man es recht überlegte. Ich kniff meine Augen zusammen und versuchte darüber nachzudenken, ob David jemals eine Schwester erwähnt hatte. Jetzt da ich darüber nachdachte, hatte er das tatsächlich. Seine Schwester Kendra lebte in Liverpool, da sie dort ihr Studium begonnen hatte.
„Ich weiß nicht ob ich dir glauben kann…“ sagte ich dennoch, denn gesehen hatte ich sie noch nie und wer konnte mir schon vergewissern, dass sie es tatsächlich war.
David schüttelte seinen Kopf und wich dann seinerseits einen Schritt zurück.
„Du willst mir einfach nicht glauben, oder?“ fragte er erbost und warf dann hilflos seine Arme in die Luft nur um sie kurze Zeit später wieder fallen zu lassen.
„Du hast Angst davor glücklich zu sein, das ist dein Problem! Das war es schon immer. Als du noch mit Sebastian zusammen warst, hattest du dich damit abgefunden einen soliden Partner gefunden zu haben. Nicht zu viel Drama, nicht zu viele Gefühle, nichts was dich irgendwie abhängig von ihm machen würde! Wenn du es recht überlegst sprichst DU die ganze Zeit, seitdem wir miteinander geschlafen haben, davon, dass wir es vergessen müssen. Dass wir so tun müssen, als wäre es nie geschehen! Das ist aber nicht das was ich will! Und wenn du mal tief in dich hinein gehst, dann wirst du feststellen, dass du das schon weißt! Aber das tust du nicht, weil du Angst hast dich emotional an jemanden zu binden!“ Oh jetzt war David derjenige der wütend war.
„Rede doch keinen Blödsinn, das ist alles ganz anders!“ sagte ich und dachte noch mal über seine Worte nach. David war jedoch anscheinend noch nicht fertig.
„Seit Jahren sitze ich dir jeden Tag gegenüber und höre mir deine Schimpftiraden an. Zuerst über Sebastian, dann über deine Liebeleien nach dem Ende eurer Beziehung. Ich hörte dir zu, wenn du davon sprachst und habe mich jedes Mal gefragt, warum du eigentlich niemals mich in Betracht gezogen hast?? Doch den einfachen Weg, würdest du ja niemals nehmen!“
Jetzt legte er sich die Hand auf die Brust und sagte „ICH jedoch, habe nur darauf gewartet, dass du endlich einsiehst, dass ich derjenige bin der doch perfekt zu dir passt. Doch das hast du nie! Du hast mich immer nur als deinen besten Freund, als deinen Arbeitskollegen gesehen, ich habe dich jedoch schon von Anfang an als die Frau angesehen, mit der ich mein Leben verbringen will. Ich war der Meinung, dass du mich niemals lieben könntest, deswegen habe ich mich in sinnlose Affäre und Beziehungen gestürzt, die mir doch niemals das gaben, was ich wollte! Der Tag an welchem du ins Büro kamst und verkündet hast, dass die Hochzeit abgesagt ist, war der glücklichste in meinem Leben! Ich dachte jedoch, du bräuchtest erstmal noch deine Zeit. Ich hörte dir zu wie du über Männer gesprochen hast, mit welchen du die Nacht verbracht hast, sagte nichts dazu, bestärkte dich sogar darin weil ich wollte dass du glücklich bist, verdammt!!“ sagte David. In der Zwischenzeit war er wieder näher gekommen und hatte mich bei meinen Armen gepackt. Ich hingegen blieb stocksteif stehen, wusste nicht was er mir sagen wollte damit. Eines war jedoch klar, es war etwas Wichtiges.
„Ich verstehe nicht…“ murmelte ich.
„Wie du verstehst nicht? Ich liebe dich, verdammt noch mal!“ entgegnete David mit aller Entschlossenheit. Diese Worte waren wie ein Fausthieb in meinen Magen. Konnte das der Wahrheit entsprechen? War ich wirklich so blind gewesen? So bescheuert?
Ich dachte an die letzten Monate zurück, an die immer zufällig erscheinenden Berührungen, an seine Worte und Blicke. Ich dachte an die Nacht zurück, in welcher er mir gesagt hatte, dass er darauf schon lange gewartet hatte und in welcher wir uns geliebt hatten.
„A…aber wieso?“ fragte ich ihn vollkommen verwirrt.
Ich war so sehr darauf konzentriert gewesen darüber nachzudenken, was normal wäre für einen wie David. Was er normalerweise nach dieser Nacht empfinden müsste, was er tun müsste. Doch ich hatte niemals daran gedacht ihn einfach nur zu fragen. Ich hatte ihm ständig etwas unterstellt und er hatte keine Möglichkeit bekommen, darauf zu reagieren, weil ich ständig davon gelaufen war!
„Tja, wenn ich das wüsste…Du bist launisch, sehr temperamentvoll, kannst Gefühle nur sehr schwer zulassen und ich bin mir ziemlich sicher, dass wenn wir eine Beziehung führen ich derjenige sein werde, der herumgescheucht wird, doch jedes Mal wenn ich daran denke, dann stelle ich fest, dass es genau das ist was ich möchte!“ sagte er.
Für eine Liebeserklärung, waren diese Worte zwar nicht sonderlich romantisch, aber dennoch wusste ich was er mir damit sagen wollte. So war ich und dennoch wollte er mich.
„Also, was sagst du?“ fragte mich David und ich überlegte was ich sagen sollte. Ein „Ich liebe dich auch!“ wäre mir in diesem Moment zu schmalzig gewesen, ein „Ich will all die Sachen die du auch willst!“ zu sehr romantisches Gesülze also tat ich einfach das, was ich die letzten Tage und Wochen die ganze Zeit hatte tun wollen. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, legte meine Hände in seinen Nacken und zog ihn zu mir hinab, dann sagte ich „Eins nach dem anderen, ok? Ich bin darin einfach kein Profi…“ und legte dann meine Lippen auf die seinen. Eine perfekte Verschmelzung.
„Ok, das ist definitiv besser gelaufen als ich erwartet habe…“ sagte David der neben mir lag und sich kurz darauf eine Ladung Sahne in den Mund sprühte. Wir hatten uns gerade ganze zwei Stunden lang vertragen und ich war glücklicher als jemals zuvor. Mein ganzer Körper schmerzte zwar, meine Muskeln taten weh und ich war müde, doch trotzdem fühlte ich mich so gut, wie noch nie in meinem Leben.
David liebte mich, ich liebte David. In einer Woche, würden wir unser erstes gemeinsames Weihnachten von vielen vielen weiteren feiern. Der Beginn unserer eigenen Geschichte.
Ich betrachtete den Mann, der da neben mir lag und nur mit einer Decke bedeckt war genau und fühlte mich in diesem Moment so, als könnte ich alles und jeden besiegen.
„Alles klar bei dir?“ fragte mich David, der gerade den Blick vom Fernseher abwandte.
Ich lächelte und sagte „Ja alles klar, jetzt da du bei mir bist!“ Dabei lächelte er ebenfalls, streckte die Arme aus und ich legte mich an seine Brust, lauschte seinem Herzschlag und dachte über das Geschehene vor allem jedoch über das was ich daraus gelernt hatte nach.
Ich hatte gelernt, dass wenn man etwas auf dem Herzen hat, man mit den Menschen sprechen sollte. Keine Sache der Welt war so kompliziert, dass sie nicht doch irgendwie mit Worten geklärt werden konnte. Ich hatte gelernt, dass voreilige Schlüsse zu ziehen Gift für jede Beziehung sein konnte. Interpretation der Gedanken der anderen, schadete nur, denn kein Mensch war fähig, die Gedanken des anderen zu lesen und richtig auszulegen außer der betroffenen Person selbst. Außerdem hatte ich gelernt, dass das einzig Wahre doch eigentlich die Menschen waren, die einen ständig begleiteten, die man liebte und denen man vertrauen konnte.
Ich hatte mir einen Mann gewünscht, der mich glücklich machen konnte. Hatte dabei überall Ausschau gehalten und mir ausgemalt wie er zu sein hatte. Wunschfiguren und Träume heraufbeschworen, obwohl doch eigentlich der perfekte Mann mir jahrelang gegenüber gesessen war und darauf gewartet hatte, dass ich endlich meine Augen richtig öffnete und sah, was er die ganze Zeit wahrnahm. Manchmal konnte es etwas länger dauern, doch die Einsicht, die würde kommen.
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