Circe und The Song of Achilles
Ich bin geradezu nervös, dieses Kapitel zu schreiben. Einfach, weil ich so viele angestaute Gefühle und Gedanken habe, dass ich Angst habe, wenn ich versuche, sie hierin zu kanalisieren, welche zu übergehen.
Am besten, ich beginne mit der Vorgeschichte. Zu Weihnachten, also vor mittlerweile 7 Monaten, habe ich Madeline Millers Buch Circe (auf Englisch) bekommen. Und seither habe ich es gelesen. Es hat zwar nur etwa 330 Seiten, aber ich hatte dieses Jahr bisher eine ziemliche Leseflaute. Aber letzte Woche habe ich es endlich wieder geschafft, täglich ein paar Stunden zu lesen und ich habe das Buch endlich beendet. Danach habe ich mich sofort auf The Song of Achilles, Millers Debütroman, gestürzt und ihn innerhalb von vier Tagen verschlungen. Das ist für meine Verhältnisse mittlerweile sehr ungewöhnlich. Und beide Bücher haben mich bewegt, wenn auch auf sehr unterschiedliche Art und Weise, also will ich jetzt ein paar viele Worte über sie verlieren.
Circe
Circe ist quasi eine Neuinterpretation verschiedenster griechischer Mythen. Erzählt wird das Buch von Circe, der Hexe von Aiaia aus Homers Odysee. Die Geschichte spannt sich über viele Jahrhunderte und handelt von Circes Kindheit im Palast ihres Vaters Helios, ihrer Entdeckung der Hexerei, die damit verbundene Verbannung auf Aiaia, ihre Jahrhunderte dort und ihre Begegnung mit verschiedensten Helden und bekannten Charakteren aus der Mythologie, natürlich auch mit Odysseus. Was mir besonders daran gefällt ist, wie die Geschichten alle miteinander verwoben werden und plötzlich keine alleinstehenden Mythen mehr sondern die Geschichte einer Welt sind. Denn Circe kann natürlich Iason begegnen, der für Odysseus bereits ein Mythos ist, schließlich ist sie unsterblich. Das Buch dreht sich viel um die verschiedenen Gesichter des Lebens, insbesondere, wenn es ein ewiges ist, die Frau in einer Welt, in der sie nicht wichtig genug ist, beachtet und angehört zu werden und einfacher beschimpft, verachtet und auch vergewaltigt werden kann, als eine Blume gepflückt werden kann und die Darstellung und Verzerrung verschiedener Charaktere in Geschichten.
Was den Schreibstil angeht: Das Englisch ist definitiv kein einfaches und man muss hineinkippen, doch es fühlt sich dennoch so alt und zugleich wunderschön an, wie es einem Mythos würdig ist. Lasst mich demonstrieren:
It was past sundown by then, I found the flint and struck it over the waiting tinder as I had seen Glaucos do so often, but never attempted myself. It took several tries, and when the flames begin to catch and spread at last, I felt a novel satisfaction.
Viele der Worte, die benutzt werden, kannte ich davor gar nicht. Pious, buoyant, borne. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Und ich liebe es, wenn sie a thousand thousand times sagt. ich weiß nicht, aber das klingt für mich so viel besser als a million times. Als hätte es eine andere Bedeutung.
Die Charaktere sind alle auf irgendeine Art faszinierend, selbst wenn sie grässliche A****löcher sind. Und Circe, mit all ihren Fehlern, ist mir sehr ans Herz gewachsen. Und sie, sie ist über sich selbst hinausgewachsen und es ist wunderbar zu beobachten. Ich habe eine neue Sichtweise auf Odysseus und viele andere Charaktere entwickelt.
Das Buch hat natürlich seine Schwächen, aber was es mich im Endeffekt so sehr mögen lässt, ist das Ende. Wenn ich sage, ich habe danach lächelnd das Buch an die Brust gedrückt, ist das keine Lüge.
The Song of Achilles
Eigentlich ist es eigenartig, das erste Buch einer Autorin als zweites zu lesen. Aber ich denke, in dem Fall war es nicht schlimm. Denn trotz ihrer Gemeinsamkeiten unterscheiden sich die beiden doch sehr stark. Song of Achilles ist eine Neuinterpretation der Ilias, spezifischer der Geschichte von Achilles, und zwar als Liebesgeschichte aus Patroklos' Perspektive. Wenn ihr die Handlung der Ilias kennt, fragt ihr euch wohl, ob ich masochistisch veranlagt bin oder sowas. Um die Wahrheit zu sagen, ich hatte selbst Angst vor dem Ende dieses Buches. Aber es hat sich so schnell gelesen, da konnte ich gar nicht mehr darüber nachdenken.
Die Geschichte erzählt wie gesagt die Geschichte von Patroklos und Achilles, (Und ja, ich nenne sie so. Nicht Patroclus, Achill, Achilleus oder irgendwas.) die sich kennenlernen als Patroklos als junger Prinz nach Phthia verbannt wird, wo Achilles' Vater Peleus König ist. Aus anfänglicher Eifersucht und Misstrauen seitens Patroklos entwickelt sich bald eine unglaublich offene und ehrliche Freundschaft, die fast keine Geheimnisse kennt und schließlich auch mehr. Und dann, ja dann kommt der Krieg.
Ich finde an dem Buch ja schon den Titel toll. Denn Achilles' Geschichte wird meines Wissens meistens mit "Der Zorn des Achill" betitelt. Aber es ist eben mehr als nur dieser kurzfristige, furchtbare Zorn. Und Patroklos macht definitiv klar, dass dem so ist.
Irgendwie ist der Schreibstil zwar sehr ähnlich, aber ganz anders zu lesen. Ich kann es nicht erklären. Aber es ist nicht einfach, ich musste zugegeben die eine Sexszene zweimal lesen, weil ich nicht gerafft hab, was passiert. *ähem* Könnte aber auch an mir liegen.
In einem Buch, in dem man genau weiß, welche Charaktere sterben, könnte es schwer sein, eine Beziehung zu den Charakteren aufzubauen. Hier nicht. Patroklos und Achilles sind mir immens ans Herz gewachsen (Patroklos ein wenig mehr, zugegeben) und auch einige Nebencharaktere haben einen Platz in meinem Herzen gefunden. So grausam der Krieg auch war, die kleine Familie in Troja war so schön.
Random, aber Patroklos erinnert mich irgendwie an Will Solace, ich kann mir nicht helfen.
Ob ich geweint habe? Nun, ich weine bei Büchern eher nicht. Meistens sind es nur ein paar heiße Tränen, die ich zerdrücke. Und die sind mir gekommen, als ich schon erwartet hatte, dass die Tode vorbei sind und mich einer vollkommen unvorbereitet erwischt hat.
Madeline Miller ist eine Meisterin des Foreshadowings, und es ist brutal.
'You would not have lied,' I said.
'No,' he admitted.
'What would you have done?' I asked.
Achilles tapped a finger against the branch he sat on. 'I don't know.' He shrugged. 'No one has ever tried to take something from me.'
'Never?' I could not believe it. A life without such things seemed impossible.
'Never.' He was silent a moment, thinking. 'I don't know,' he repeated, finally. 'I think I would be angry.'
Ich, mit Tränen in den Augen: Oh ja, mein armes, kleines Baby, oh ja.
Und dann auch noch What has Hector ever done to me? Argh.
Auch hier hat mich das Ende bewegt, allerdings auf andere Art und Weise. Es war auch ein gewisses Glück über die Schönheit der letzten Absätze, aber mit bitterem Beigeschmack und einem schweren Gefühl in der Brust. Ich war danach eine Stunde oder so nicht sehr ansprechbar. Also macht euch auf sowas gefasst, wenn ihr dieses wunderbar grausame Buch lesen wollt.
Lasst auch aber nicht täuschen! Das Buch ist definitiv nicht nur traurig! Ich habe viel gelacht, über Patroklos' Awkwardness, über Achilles' Obliviousness, über die zwei Frauen die der Kerl heiraten soll, der so viel Interesse an Frauen hat wie an Steinen, die Tatsache, wie echt und aus dem Leben gegriffen sich dieser Mythos manchmal anfühlt.
Als letztes, schaut euch dieses hübsche Cover an! Und das echte Olivenblatt, das ich als Lesezeichen benutzt hab, hauptsächlich wegen der Ästhetik. Hihi.
So, ich denke, ich habe mehr oder weniger alles gesagt, was ich hier sagen wollte. Mal sehen, womit ich als nächstes hier aufkreuze!
Eure
Luna_Levesque
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