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"Du schonst mich...", knurrend, sprang Bucky in die Höhe und traf mit seinem Vibraniumarm mit voller Wucht auf Steves linken Armschützer, der die Form einer schwarzen Tatze inklusive der Krallen eines Panthers hatte.
"Nicht wirklich...", keuchend, wich Steve zurück, blockte den nächsten Angriff und wurde promt von einem Beinfeger seines besten Freundes zu Boden geworfen, dessen Faust krachend auf den Boden direkt neben seinem Ohr einschlug.
"Dann bist du nicht bei der Sache", schlussfolgernd, ließ Bucky von ihm ab, sank neben ihn auf den Boden und atmete ein paar Mal tief durch, um seine Atmung zurück in einen ruhigen Rhythmus zu bringen.
Die heiße Sonne Afrikas wurde durch den Schutzschirm über Wakanda etwas gemildert, war aber um die Mittagszeit noch immer so heiß, dass man es nur im Schatten der Palmen wirklich aushalten konnte.
Einer der Gründe, warum Clint die beiden von seinem Platz im Pool nur kopfschüttelnd beobachtete.
Wanda und er hatten die Hitze dafür genutzt, ein paar Bahnen in dem herrlichen Wasser zu ziehen, während Scott und Sam im Labor bei Prinzessin Shuri waren, um ihre Ausrüstung zu erneuern.
Shuri hatte Sam ein paar unglaubliche Flügel entworfen, die so viel flexibler, leichter und durch Vibraniumtechnologie nun nahezu unzerstörbar waren.
"Ok, was ist los..."
Nachdem Steve aufgesprungen und zwei Runden um den Palast in einem fast schon aggressiven Tempo absolviert hatte, war seinem ältesten Freund klar geworden, dass Steve irgendetwas innerlich auffraß.
Er kannte dieses Verhalten bei ihm nur zu gut...
Es war etwas, das beide Supersoldaten teilten.
Dieses sinnlose Verlangen danach, den Körper zu erschöpfen, dieser Versuch zumindest etwas Cortisol zu verbrennen, damit die Gedanken endlich schwiegen.
Leider wussten sie beide, dass das Serum in ihren Adern so etwas wie Cortisol oder Adrenalin gar nicht verbrennen konnte...
Es war schlichtweg nicht vorhanden.
"Steven..."
Als der Blonde ihn zum dritten Mal passierte, stoppte Bucky ihn, indem er ihn mit schierer Kraft zu Boden warf und ihn am Boden mit einer Hand festpinnte.
"Hör auf mit dem Mist und rede mit mir."
"Es ist alles ok..."
"Ja, klar...", schnaubend, suchte er den Blick seines sich langsam in eine Sitzposition aufrichtenden Freundes.
"Und jetzt die Wahrheit."
Seufzend schüttelte Steve Rogers den Kopf, wischte sich die blonden Strähnen aus dem Gesicht und nahm sich zum gefühlten hundertsten Mal vor, endlich seine Haare zu kürzen.
"Ich weiß nicht, was los ist, Buck", gestand er unter einem langen Atemzug und ließ seine Stirn auf seine hochgezogenen Knie sinken.
"Es ist dieses... Gefühl... Wie soll ich das beschreiben?
So eine Unruhe, tief da drin..." Er zeigte auf seine Brust, und zuckte mit den Achseln.
"Als würde ich da etwas spüren, das... Ach es ist einfach nur verrückt, vielleicht hab ich schlecht geschlafen."
"Als würde was passieren...", beendete James Barnes den Satz, den sein Freund angefangen hatte, bevor er wieder in seine übliche Verdrängung übergegangen war.
Die blauen Augen des Blonden suchten die blaugrauen Augen seines Freundes, bevor er erneut seufzte.
"Ich glaube nicht an sowas... Das weißt du."
"Sagt der Kerl, der nur anhand eines Bauchgefühls in ein Nazilager mit einem Schild gerannt ist, um mir den Arsch zu retten...
Aber ja, klar...
Wer glaubt schon an sowas..."
Der Zynismus tropfte nur so von Buckys Lippen, wurde dann aber von einem halbseitigen Grinsen in Steves Richtung entschärft, als dieser sich auf den Rücken sinken ließ und die Arme hinter seinem Kopf verschränkte.
"Zwei Jahre, Buck... Es sind heute genau zwei Jahre..."
Nickend, da er im Grunde schon geahnt hatte, dass der Jahrestag des Kampfes der Grund für Steves Unruhe gewesen war, drehte er seinen Kopf in die Richtung seines Freundes und wiederholte, was er bereits vor ein paar Tagen gesagt hatte:
"Ruf ihn an... Schreib ihm was, wenn du nicht mit ihm reden willst.
Aber tu endlich was.
Ich ertrag nicht länger, dass es dich so auffrisst, Steven."
"Ich habe meine Wahl getroffen, Buck."
Die Bitterkeit in Steves Stimme jagte einen Schauer über die Wirbelsäule des ehemaligen Winter Soldiers.
Er wollte ihm sagen, dass er dieses Opfer nicht gewollte hatte, dass er es nicht wert war, dass Steve alles, was er je gewollt hatte. Freunde, Familie, Kameradschaft... Dass er das wegen ihm aufgab, doch alles was er herausbrachte war ein leises:
"Steve..." Während er sanft seine Hand auf die Schulter des Mannes neben ihm legte und ihm in die Augen sah.
Diese Augen, die er seit Jahrzehnten kannte, die ihn seit seiner Jugend immer getröstet, gewärmt und verfolgt hatten.
Augen, in denen er versinken wollte, wie in einem warmen Ozean.
Das Blau in Steves Augen wurde dunkler, als sich seine Pupillen weiteten.
Diese kleine Falte an seinen Augenwinkeln wurde sichtbarer, als sich ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen bildete.
Dieses ergebene, fast schon verzweifelte Lächeln, von dem Bucky wusste, dass es ihm gehörte.
Das Lächeln, das er in so vielen Nächten in den kalten Zelten der Außeneinsätze gespürt hatte und das nie seine Wirkung verfehlt hatte.
Das Lächeln, das er erst vor etwa einem Jahr wieder wirklich zuordnen gelernt hatte, damals, als ihm bewusst geworden war, dass Steve so viel mehr als nur sein Freund, seine Familie gewesen war.
Das Lächeln, das sein Herz gekannt hatte, bevor sein Verstand es erneut einordnen konnte.
Das Lächeln, das Bucky dazu veranlasste, sich zu ihm herunterzubeugen und seine Lippen auf diese weichen Lippen vor sich zu legen.
Zu seufzen, als sich die Arme des Blonden wie um eine Rettungsboje klammernd um ihn legten und ihn an sich zogen, während er den Kuss beinahe verzweifelt intensivierte.
Das Lächeln, von dem Bucky ahnte, dass es auch Tony Stark dereinst gegolten hatte...
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