1
Shin, Kaito
Blau.
Wie sehr ich diese Farbe hasste.
Ich hasste das Gefühl der Angst und Paranoia.
Ausgelöst durch blaue Lichter.
Der große Rucksack drohte, mich niederzuwerfen und auf der Straße zu begraben.
Es war unangenehm, mit dieser Last durch die Stadt zu laufen.
Die Dunkelheit schützte mich vor den meisten schrägen Blicken.
Aber nicht vor den blauen Lichtern, welche immer näher kamen.
Ich konnte nicht einfach weiterrennen, ich war nicht schnell genug.
Was ich brauchte, war Tarnung.
Schnell entschied ich mich, in die nächste Seitenstraße ab zu biegen.
Zu meinem Glück gab es zu dieser Uhrzeit ein Restaurant, das geöffnet war. Kurz vor der Tür verlangsamte ich meinen Schritt und versuchte, meine Atmung einigermaßen zu normalisieren, bevor ich rein ging.
Mein dunkler Hut sollte mich in Kombination mit meiner Sonnenbrille davor schützen, erkannt zu werden.
Bis auf ein paar Seitenblicke kam ich davon, der Besitzer war sogar so nett und zeigte mir den Weg zur Männertoilette.
Ich durchquerte den ruhigen Ort eilig, im Hinterkopf behielt ich, wie nah sie mir schon waren.
Die Leute, die dort aßen, waren still, bis auf eine Gruppe Jungs in meinem Alter, welche sich lautstark unterhielten.
Mein Blick schweifte zur Tür, welche ich ohne zu zögern aufstieß.
Kaum fiel die Tür hinter mir zu, stöhnte ich erleichtert auf und ließ mich am der Wand nieder.
Erschöpft machte ich mich an meinen Rucksack, um mein Gut zu betrachten.
Es war ne Menge Geld.
Nachdenklich drehte ich einen Packen Scheine in meiner Hand und starrte es an.
Ich brauchte es.
Nicht alles, aber jeder hat ja irgendeinen Job.
Der muss einem nicht gefallen. Nicht immer. Nicht mehr.
Anfangs macht es Spaß, der ganze Adrenalin macht glücklich.
Aber auf die Dauer wird es anstrengend und verliert seinen Reiz.
Langsam versuchte ich mich etwas aufzurichten, als ein Paar schwarze Schuhe in meinem Blickfeld erschienen.
Mit einem Schlag war die Nervösität wieder da, klopfendes Herzens schaute ich langsam auf.
Vor mir stand ein junger Mann, etwa mein Alter, vielleicht 22 oder so.
Wie festgefroren stand er ein paar Meter vor mir und bewegte sich nicht.
Sein Gesichtsausdruck war so vielfältig wie ich es noch nie gesehen hatte, und spiegelte doch nur eine Emotion wieder.
Voller Entsetzen, Verwirrung, Angst sah er mich an.
Sein bohrender Blick machte es für mich fast unmöglich, irgendeinen Gedanken zu fassen.
Ich schluckte.
Fassungslos von meiner eigenen Dummheit, nicht erst in den Toiletten nachgeschaut zu haben, ob da jemand ist, saß ich auf dem kühlen Boden mit einer Millionen Won (etwa 750 Euro)
in der Hand und schaute wie bescheuert zu meinem Gegenüber hoch.
Seine fast schwarzen Augen waren wie ein schwarzes Loch, in das ich immer tiefer hineingezogen wurde und mich absolut nicht lossreißen konnte.
Es war wie hypnotisierend, ich versank in diesen Augen, die so kalt und emotionslos waren, aber gleichzeitig so viel auf einmal ausdrückten.
Ich könnte ewig in diese wunderschönen mandelförmigen ausdrucksstarken Augen starren...
Der Schwarzhaarige brach unseren Blickkontakt aprupt ab und räusperte sich, was mich sofort in die kalte Realität stürzen ließ.
Schnell steckte ich das Geld zurück in den überfüllten Rucksack, warf ihn mir über den Rücken und verschwand schnell aus dem Herrenklo.
Es war genug Zeit vergangen, wenn sie hier gesucht hätten, wäre ich schon erwischt worden.
Also nichts wie weg hier.
Auf der Türschwelle atmete ich tief ein und setzte meinen Weg durch die Dunkelheit in Ruhe fort.
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