6.
„Was wollte der denn hier bei dir?“ Mike sah Lexa verständnislos an und wartete hartnäckig auf eine Erklärung.
Raphael entdeckte die verräterischen Kaffeetassen auf dem Couchtisch und sah Lexa ebenfalls abwartend an.
Zwei Augenpaare sahen ihr forschend ins immer mehr rötlich schimmernde Gesicht - dadurch in die Enge getrieben, fühlte sich Lexa genötigt eine überzeugende Antwort zurechtzuschustern:
„Ich bin offenbar mit meiner Ausbildung durch. Wir waren bis gerade eben bei Max und haben anschließend den Rest hier besprochen. Also beruhigt euch wieder. Alles gut.“
Mike sah sie weiterhin fragend an, ging aber dann kopfschüttelnd an ihr vorbei ins Wohnzimmer.
„Wie du nur mit diesem arroganten Aasgeier arbeiten kannst. Sobald der den Raum betritt, frieren einem ja die Eier ein“, gab er dabei murmelnd von sich.
Raphi ließ Mike an sich vorbei in die Küche gehen und trat dann näher an Lexa heran.
Bemüht darum, dass ihr Kumpel ihn nicht hören konnte, flüsterte er Lexa zu, „Wenn ihr bei Max wart, warum ist er nicht mit dir in sein Büro gegangen, sondern hierher, in deine Wohnung?“
Sie ließ seine Feststellung unbeantwortet, wich seinem herausfordernden Blick aber nicht aus.
„Lexa, der Typ ist gefährlich, lass dich nicht von ihm verarschen.“
Er kannte sie zu gut, jede Ausrede wäre jetzt ein Wort zu viel.
Lexa widerstand dem Drang etwas zu ihrer Verteidigung zu entgegnen und war froh, dass Mike wieder auf beide zusteuerte.
Kaum, dass dieser wieder auf ihrer Höhe war, hob der Hellblonde seine Stimme wieder. „Bis zum Beginn der Initiation dauert es noch ein paar Wochen. Was machst du in Zwischenzeit? Hast du frei?“
Lexa hatte keine Ahnung und sagte das auch frei heraus.
Ehrlich gesagt hatte sie sich darüber bisher gar keine Gedanken gemacht. Und da Raphaels entlarvende Worte und Erics fesselnder Blick ihr noch immer im Kopf herumspukten, waren in ihrem Hirn im Moment auch keinerlei freie Kapazitäten dafür übrig.
Am liebsten wäre ihr, wenn ihre Kumpels besser jetzt als gleich verschwinden würden und sie sich augenblicklich auf die Suche nach Coulter würde machen können.
„Hallo? Ich rede mit dir, jemand zuhause?“ Mike fuchtelte ihr vor der Nase herum und sah sie fragend an.
„‘Tschuldige, war in Gedanken. Was hast du gesagt?“
Er wank ab und setzte sich zu Raphi auf die Couch. Kaum, dass er saß, öffnete er schon die Erste der drei Flaschen und reichte diese an seinen Freund weiter.
Lexa konnte weiterhin keinen klaren Gedanken fassen, immer wieder schweifte sie ab und hatte Eric vor Augen.
Wie er vor ihr stand und sie mit diesem Blick ansah.
Die Jungs unterhielten sich, aber die Ausbilderin konnte ihrem Gespräch nicht folgen.
Wie auf Autopiloten führte sie ihr Bier an die Lippen. Immer wieder ging sie in ihrem Kopf das vergangene Gespräch mit ihrem Anführer durch.
*
Eric hatte sich die Akten der Candor zukommen lassen und saß schon seit geraumer Zeit darüber, um ein Schlupfloch oder zumindest einen Fehler in ihnen zu finden.
Außerdem lenkte ihn der Papierkram vom Blondchen ab, der er erneut viel zu nahe gekommen war.
Er war im Begriff sich in etwas zu verrennen, das durfte so nicht weiter gehen. Zu viel stand auf dem Spiel.
Über stapelweise Papier gebeugt, schloss er mit den leidigen Gedankengängen ab und widmete sich voll und ganz dem aktuellen Krisenherd.
Würde er Ungereimtheiten finden, konnte er im besten Falle beide Frauen zweifelsfrei entlasten. Aber die Anklage war wasserdicht. Tina hatte mit der Entgegennahme der Schenkung gegen geltendes Recht Chicagos verstoßen und war völlig zurecht vorgeladen.
Lexa war als Mitwisserin ebenfalls in der Bredouille, wie sollte er beide da rausboxen, ohne dass ein fader Beigeschmack blieb und am Ende beide degradiert wurden? Das alles kam zum absolut unpassendsten Zeitpunkt.
Für beide Frauen hatten Max und er umfassende Pläne.
Eine Verurteilung würde alles Bisherige und Zukünftige mit einem Schlag zunichtemachen. Sämtliche Vorhaben waren damit hinfällig.
Bestimmt zum hundertsten Mal las er sich die Anschuldigung durch, suchte nach einem Hinweis auf den Tippgeber.
Würde er ihn ausfindig machen können, hätte er eventuell die Möglichkeit an ein paar Stellschrauben zu drehen. Erwähnte Max nicht, dass es Aiden war, der ihm Bescheid gab?
Eric dachte nach.
Weshalb hätte sein Assistent in den letzten Tagen bei den Candor gewesen sein sollen?
Egal wie sehr er sich den Kopf zerbrach, er fand keinen plausiblen Grund.
Er hatte ihm definitiv nicht aufgetragen, ihnen einen Besuch abzustatten. Er wurde das Gefühl nicht los, dass irgendetwas an dieser ganzen Sache faul war.
*
Lexa fühlte sich beobachtet.
Seit geraumer Zeit trainierte sie zusammen mit Raphi in der frei zugänglichen Trainingshalle und spürte immer wieder Blicke auf sich.
Aber jedes Mal, wenn sie sie sich suchend umsah, konnte sie niemanden ausmachen, der für ihr wachsendes Unwohlsein verantwortlich war.
„Lexa, ich werde dann abhauen, ich bin mit Mira verabredet. Sie wollte kochen. Wenn ich zu spät komme, reißt sie mir den Kopf ab. Du kommst allein klar?“
Der Hellblonde wischte sich schnaufend mithilfe eines Handtuchs, den Schweiß von der Stirn.
„Klar, geh ruhig. Richte ihr Grüße aus.“ Sie verabschiedeten sich voneinander und Lexa blieb allein in der gut besuchten Trainingshalle zurück.
Auch nachdem er weg war, wurde sie die Vermutung nicht los, dass sie im Fokus einer anderen Person stand.
Sie hatte noch paar Übungen vor sich, jetzt abzubrechen, weil sie sich nicht wohl fühlte, wäre lächerlich. Die Blonde versuchte auszublenden, was um sie herum passierte und machte unbeirrt weiter.
Eine Stimme hinter ihr riss sie nur Minuten später aus ihrer Konzentration.
„Hey. Lexa, oder?“
Die Angesprochene drehte sich überrascht dem Unbekannten zu und nahm ihn kritisch in Augenschein.
Der Mann vor ihr, war ein kleines Stück größer als sie, hatte dunkelblonde kurz geschnittene Haare, drei Ringe in der Unterlippe und blaue, stechende Augen mit denen er sie regelrecht fixierte.
Auf den ersten Blick kam er ihr nicht bekannt vor.
„Ja, die bin ich.“
Kurz angebunden antwortete sie ihm.
„Entschuldige, dass ich dich einfach so anspreche, aber du bist mir schon vor Wochen aufgefallen und ich hatte bisher nicht den Mut dich anzusprechen. Oh, ich habe mich gar nicht vorgestellt. Ich bin Levin.“
Er streckte ihr selbstbewusst seine Hand entgegen, die Lexa aus reiner Höflichkeit schüttelte.
Sollte das eine Anmache werden? Er wirkte selbstsicher, aber auch etwas angespannt. Was aber sicherlich der Nervosität geschuldet war. Ansonsten machte er auf die Ausbilderin eigentlich einen sympathischen, ersten Eindruck.
Trotzdem musterte sie ihn mit Zurückhaltung. Es kam nicht oft vor, dass sie einfach so von einem Mann angesprochen wurde. Skepsis machte sich augenblicklich in ihr breit.
Sie tauschten ein paar Nettigkeitsfloskeln aus und verabredeten sich dann unverbindlich auf ein Bier in der Grube, vor dem Abendessen.
Lexa sah dem Treffen mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits fühlte sie sich geschmeichelt, dass sich ein Mann für sie zu interessieren schien. Andererseits hatte sie Bedenken. Wollte er nur vor seinen Kumpels angeben, versprach er sich durch das Treffen etwa irgendwelche Vergünstigungen?
Sie durfte nicht vergessen, welchen Rang sie jetzt innehatte. Es gab genügend Idioten, die sich allein deswegen an sie Ranzecken würden.
Was, wenn Eric mitbekam, dass sie sich mit jemandem traf?
Er war schon damals, nach dem Stelldichein mit Rick, nicht begeistert gewesen.
Am Ende tauchte er genau dann auf, wenn sie sich mit diesem Levin traf.
Würde er sie dann wieder an den Haaren aus der Grube schleifen und ihr erneut einen Vortrag über Pflichtbewusstsein und Alkohol halten?
Egal, jetzt war es ausgemacht und sie würde hingehen.
Obwohl sie sich da noch nicht ganz sicher war.
Insgeheim erwischte sie sich schon wieder dabei, wie sie sich eine plausible Ausrede zusammenbastelte, um doch nicht erscheinen zu müssen.
War das ein Date? Ab wann war ein Date überhaupt ein Date? Warum ließ sie sich eigentlich darauf ein?
Wiederum - ein bisschen Ablenkung würde mit Sicherheit nicht schaden.
Außerdem hatte sie sich nach den Vorkommnissen der letzten Wochen geschworen, nicht mehr in der Vergangenheit zu leben, sondern nach vorne zu sehen und nicht ständig alles kaputtzudenken.
Und noch dazu tat sich dadurch endlich mal ein Zeitfenster auf, an dem sie nicht ständig über ihren Anführer und dessen Intentionen nachdenken konnte.
Das sollte sie nutzen, auch wenn es sie unglaubliche Überwindung kostete.
*
Das Gespräch mit Aiden brachte Eric nicht sonderlich voran.
Dieser war zwar ohne Befehl seines Vorgesetzten zu den Candor gefahren, konnte aber triftige Gründe nennen.
Er hatte Unterlagen für Lucien abgeholt und einer Sitzung beigewohnt, die Eric gar nicht auf dem Schirm gehabt hatte.
Eine Gesetzgebung musste ausgearbeitet werden und da er für solchen langwierigen Mist keine Zeit und vor allem keine Lust hatte, übernahm diese leidige Arbeit meistens Aiden.
Eric überflog das Resultat meist nur, machte Anmerkungen und Änderungsvorschläge und schickte das Ganze dann überarbeitet zu den Candor zurück.
Auch seine häufigen Besuche bei den Ken, die Eric erst jetzt, während seiner Recherche aufgefallen waren, konnte der Dürre plausibel und einleuchtend erklären.
Trotzdem blieb ein fader Beigeschmack.
Irgendetwas störte ihn an der ganzen Sache.
Wegen einem verdammten Geflügelbraten solch einen Aufriss zu veranstalten und dafür gleich zwei Leute, die vorher noch nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten waren, anzuklagen, war völlig überzogen und schien ihm nicht nachvollziehbar.
Wer hatte Tina so sehr auf dem Kieker, dass er wegen solch einer Lappalie gleich die Candor mobil machte?
Eigentlich gingen fraktionsinterne Verstöße immer zuerst über seinen Tisch. Aber ausgerechnet in diesem Fall, war er der Letzte gewesen, der informiert worden war.
Allein diese Tatsache machte ihn nur noch misstrauischer.
In seine Überlegungen vertieft, betrat er die Grube.
Sein Ziel war der Aufzug im Erdgeschoss des Verwaltungsgebäudes.
Dieser sollte ihn in den Flur der Büroräume bringen, in dem sich der Arbeitsplatz von Lexas Freundin befand. Er wusste nicht, nach was er eigentlich suchte, aber vielleicht fand er etwas, was Tina entlastete. Und wenn es auch nur ein scheinbar unwichtiger Schnipsel war, der ihn weiterbrachte.
Sein Blick blieb an einem Rücken hängen, über dem ein langer blonder Pferdeschwanz baumelte. Er erkannte seine Schülerin sofort.
Aber wer war der Typ ihr gegenüber?
Eric kannte ihn nur vom sehen, aber der Unbekannte lächelte Lexa in einer Art und Weise an, die Eric ungewollt sauer aufstieß. Er verwarf den spontanen Gedanken, sich einzumischen und ging weiter seines Weges.
Nicht ohne aber unterm Gehen sein Tablet zu zücken und nachzuforschen, wer der Kerl war, der die Ausbilderin so offensichtlich anschmachtete.
Stundenlang durchsuchte Eric Tinas Büro nach einem hilfreichen Hinweis, um die Verwaltungsangestellte entlasten zu können. Aber er fand nichts Brauchbares.
Zumindest nichts, was ihm in der Causa Federvieh weiterhalf.
Aber er wusste jetzt immerhin, dass die Brünette heimlich Schokolade in ihrem Schreibtisch bunkerte und während ihrer Arbeitszeit bunte Bildchen ausmalte.
Eric konnte sich beim Anblick von rosa Rosen im flammenden Inferno eines Sonnenunterganges nicht entscheiden, welche Verfehlung schwerer wog.
Der Vorwurf der Bestechlichkeit oder diese unfassbar hässliche Fehlinterpretation von Produktivität am Arbeitsplatz.
Eigentlich sollte er sie für diese Scheußlichkeit degradieren lassen - scheiß auf das dumme Entenvieh. Das bunte Gekritzel nach vorgegebenen Linien schien ihm persönlich als das schwerere Verbrechen.
Mit angewidertem Gesichtsausdruck ließ er das Blatt Papier wieder in Tinas Schreibtisch Schublade verschwinden.
Anscheinend blieb ihm nichts anderes übrig, als Johanna einen Besuch abzustatten.
Die Chancen, die Vorsteherin der Amite zu seinen Gunsten zu beeinflussen, standen besser als bei dem Candor - sie war definitiv leichter manipulierbar.
Die Wahrheitsfanatiker waren da schon die deutlich härtere Nuss. Ihm reichte schon der Gedanke an die ewigen Diskussionen mit Lexa und selbst diese hatte ihn schon so manches Mal entlarvt.
Eine Idee, wie er die gutmütige Friedenstaube auf seine Seite ziehen konnte, hatte er auch schon.
*
Das Treffen mit Levin war eigentlich ganz gut gewesen.
Nicht gut im Sinne von Schmetterlingen im Bauch, aber immerhin hatte sie zweieinhalb Stunden ohne Grübeln verbracht. Zeit, in der sie sich ausnahmsweise mal nicht das Hirn zermarterte, was wohl in dem Sturkopf von Eric vorging.
Trotz allem war sich Lexa aber nicht recht im klaren, was sie von ihrer neuen Bekanntschaft halten sollte.
Allzu viel hatte er nicht von sich verraten, nur dass er in der IT-Abteilung arbeitete und was er so in seiner Freizeit trieb.
Nichts von Belang, aber genug, um das Gespräch am Laufen zu halten. Sein Interesse an ihrer Person schien aufrichtig zu sein, daher stimmte die Ausbilderin einem weiteren Treffen zu.
Ganz ehrlich - was hatte sie schon zu verlieren, außer Lebenszeit?
Kaum im Speisesaal angekommen, entdeckte sie ihre Freunde und steuerte, nachdem sie sich ihre Mahlzeit nahm, auf diese zu.
Mira war diejenige die als Erste das Wort ergriff, sobald Lexa sich gesetzt hatte.
„Und, weißt du schon wie’s für dich weitergeht?“
Noch bevor sie etwas erwidern konnte, wurde ihr Interesse auf das Geschehen am Tisch nebenan gelenkt.
Dort saß Lauren mit ihren Freunden.
Aufgrund der immensen Lautstärke an deren Tisch, war es fast unmöglich, sie zu ignorieren. Fast schien es so, als ob die gefallene Ausbilderin absichtlich im Mittelpunkt des Geschehens stehen wollte.
Die gesamte Aufmerksamkeit der anwesenden Ferox war auf sie gerichtet, als sie sich mit glockenhellem Lachen ihren Freunden zuwandte und ihnen laut - damit es auch wirklich jeder hörte und übertrieben erstaunt entgegenbrüllte: „Was? Die ist nicht wirklich durch die Ausbilderprüfung gerasselt? Nicht dein Ernst? Ich habe doch von Anfang an gesagt, dass die nichts aufm Kasten hat! Das war so klar!“
Der abgeranzt wirkende Brünette neben Lauren mischte sich jetzt ebenfalls wissend ein.
„Es sind nur noch ein paar Wochen bis die neuen Initianten kommen und bei dem Punkteschnitt schafft die es niemals, bis dahin die Vorgaben zu erfüllen. So scheiße muss man erstmal sein ...“
Niederträchtiges Lachen schwappte zu Lexa rüber - sie musste gar nicht erst den Kopf heben - um zu wissen, wem dieses galt.
Augenblicklich fühlte sie sich in die Zeit ihrer Initiation zurückversetzt.
Ausgrenzung und ein Dasein im Schatten anderer.
Nie wieder, schwor sie sich vor Jahren. Aber jetzt wurde sie erneut von ihrer Vergangenheit eingeholt.
Raphi war schon im Begriff aufzustehen, aber ein gezielter Tritt gegen sein Schienbein, brachte ihn dazu, sitzen zu bleiben. Lexa sah kurz zu ihm, schüttelte langsam den Kopf.
Als Zeichen, dass er es gut sein lassen sollte.
Max Worte kamen ihr in den Sinn. Wer wollte sie sein?
Die laute, effektheischende Person im Raum oder die ruhige, überlegte?
Die, die aus Missgunst unbedacht rumbrüllte und Fehler machte oder diejenige die sich das Ganze erstmal anhörte und die andere mit Ignoranz strafte?
Was würde Eric tun?
Ganz sicher würde er nicht darauf eingehen.
Also tat Lexa genau das.
Nämlich nichts.
Früher wäre sie schon längst aufgesprungen und hätte die andere zur Rede gestellt, aber sie musste ihre Impulsivität und ihre große Klappe in den Griff bekommen.
Sie bewunderte Eric dafür, wie er mit nur einem Blick, mit nur einer winzigen Geste eine solche Autorität ausstrahlte, dass er einen ganzen Raum mit dieser ausfüllte.
So wollte Lexa auch gesehen werden. Irgendwann.
Wenn sie aber weiterhin, wie eine Furie auf jeden noch so kleinen Konflikt ansprang, würde sie niemals eine solche Anerkennung erlangen, wie sie ihrem Anführer zuteil wurde.
Im ganzen Saal wurde inzwischen getuschelt, teilweise sogar offen über sie gelästert.
Angefangen von ihrem verlorenen Kampf, über ihr höchst verdächtiges Verhältnis zu Eric, bis hin zu den abstrusesten Behauptungen, weshalb sie überhaupt als Ersatz für Lauren in Betracht gekommen war.
Lexa war sich aber trotzdem auch weiterhin sicher, das Richtige zu tun.
Aber ein fader Beigeschmack blieb.
Ein regelrechter Tsunami an Spott und Hohn rollte über sie hinweg und sie konnte nichts weiter tun, als es auszusitzen.
Natürlich könnte sie aufstehen, auf das Gerede eingehen und entgegensetzen, dass sie sehr wohl alle Tests bestanden hatte.
Aber wer würde ihre Aussage stützen?
Der Anführertisch war leer, auch Four war nicht anwesend. Niemand von Rang war da, um sie in Schutz zu nehmen.
Dieses Miststück Lauren hatte ihre Schauspieleinlage wirklich gut getimt, das musste Lexa ihr lassen. Aber die Genugtuung, dass sie jetzt darauf reagierte, würde sie der intriganten Schlange nicht geben. Sollte sie doch an ihren Lügen ersticken. Lexa und ihre Freunde wussten es besser und nur das war wichtig.
Diese verhielten sich bisher ebenfalls ruhig, taten es der Blonden gleich und aßen unbeirrt weiter.
Nachdem die Freunde schweigsam ihr Essen beendet und ihre Tabletts entsorgt hatten, verließen sie unter den neugierigen Blicken der anderen den Speisesaal.
„Warum lässt du sie so über dich herziehen? Das alles ist doch von vorne bis hinten gelogen! Du hast alle Tests bestanden - hast du doch, oder?“
Mike konnte nicht im Ansatz nachvollziehen, warum Lexa so mit sich umspringen ließ.
„Ja habe ich, aber niemand der das bestätigen könnte, war da. Also hätte sie einfach weiterhin das Gegenteil behaupten können. Außerdem kennt sie jeder hier.
Sie hat wesentlich mehr Rückhalt als ich. Das wäre nur eskaliert.“
„Und wenn schon,“ Mike ließ Lexas Argumente links liegen und redete unbeirrt weiter.
„Du hast sie schon mal besiegt. Ein weiteres Mal hättest du locker geschafft.“
Raphael sagte zu dem Ganzen gar nichts, lief nur schweigend nebenher und hörte zu.
Auch er wunderte sich über Lexas zurückhaltende Reaktion, eigentlich kannte er sie anders. Schon seit Längerem machte er sich Gedanken.
Lexa verhielt sich seit Wochen völlig entgegen ihrer Natur.
Wo war die vorlaute, temperamentvolle, geborene Candor geblieben?
Sie war so schweigsam und verschlossen in letzter Zeit.
Lag es vielleicht wirklich an dem ständigen Umgang mit dem kaltherzigen Coulter?
Was machte er mit ihr, dass sie sich in so kurzer Zeit, so veränderte?
Ihm gefiel das alles ganz und gar nicht. So viel hatten sie zusammen durchgestanden, hatten immer über alles reden können. Aber jetzt entfernte sich seine engste Freundin immer mehr von ihm. Trieb in die entgegensetzte Richtung, wurde still und verschlossen, hatte Geheimnisse und machte sich rar.
Es schien, als ob nur noch Eric - ausgerechnet der bösartigste Mensch, den er kannte - Zugang zu ihr hatte und sie ihn mit offenen Armen und fest geschlossen Augen in ihr Leben ließ.
*******
Meine Hasen, heute bekommt ihr mal ein längeres Kapitel. Wie ihr bestimmt schon mitbekommen habt, steuern wir auf einen handfesten Konflikt zu. Aber wer steht an welcher Front? Und worum geht es eigentlich? Das wird die Zeit und die kommenden Kapitel zeigen.
Jetzt noch was in eigener Sache: Momentan ist es auf Wattpad und auch hier bei meiner Geschichte sehr ruhig. Ob es an all den Änderungen liegt oder an meinem Geschreibsel - ich weiß es nicht. Auffallend ist leider, dass sich meine Leserschaft fast halbiert hat und das ist sehr, sehr schade. Aber auch weiterhin lesen eigentlich sehr viele, nur lassen sie keinen Vote da. Und das macht mich noch trauriger. Bitte, falls das einer von euch stillen Lesern liest, votet bitte! In der Webversion oben rechts, in der App unten links. Ist nur eine Sekunde eurer Zeit und bedeutet uns Schreibenden sehr, sehr viel!!
Und jetzt Ende der Durchsage!
Habt nen sonnigen Tag, bis nächste Woche!
LG Nic
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro