38.
Die Zeit schien still zu stehen, Lexa hatte das Gefühl, dass die Erde sich nicht mehr drehte - was geschah hier?
War es vielleicht besser, sofort aus dieser verfänglichen Situation zu flüchten?
Er hatte doch selbst gesagt, dass Körperlichkeiten zwischen Ausbildern und ihren Schülern nicht erlaubt waren!
Was sollte sie nur tun?
Aber auch wenn ihr Kopf im Moment noch so laut nach Vernunft schrie, ihr Körper machte nicht mit - rührte sich nicht einen Millimeter.
Ihr Blick flackerte leicht, als sie realisierte, dass es schon zu spät für eine Flucht war.
Sie spürte seine große Hand an der linken Seite ihres Gesichtes. Sachte, aber trotzdem mit unmissverständlichem Druck umfasste er ihr Gesicht und überbrückte die letzten Zentimeter, die sie noch voneinander trennten.
Ohne jede Hast und völlig entgegen ihrer Erwartung streiften seine warmen Lippen die ihren nur.
Als ob er zuerst ihr Einverständnis einholen wollen würde.
Lexa wollte sich ihre Überraschung nicht anmerken lassen - war sie doch davon ausgegangen, jemanden vor sich zu haben, der ohne Rücksicht auf Verluste zur Sache kommen würde.
Aber dem war nicht so.
Schon wieder touchierte seine Unterlippe die ihre, lange hielt sie diese Art von Hinhaltetaktik nicht mehr aus.
Sie kam ihm ein wenig entgegen, nur ein ganz kleines bisschen.
Wie um ihm zu zeigen, dass sie es auch wollte.
Sofort ließ er sich darauf ein, die Blonde fühlte den leichten Druck seiner weichen Lippen auf den Ihren. An ihrer rechten Seite fuhr seine Hand mit wohldosierter Kraft erst an ihrer Taille entlang, um sie dann etwas forscher, aber trotzdem mit genug Gefühl, näher an sich heranzuziehen.
Die Stimme der Vernunft war in Schockstarre gefallen, Lexas Köper führte jetzt das Regiment. Langsam öffnete sie ihm ihren Mund. Er reagierte sofort und griff fester in ihr Haar, um sie bei ihrem folgenden intensiven Zungenkuss noch näher bei sich zu haben.
Sein warmer Atem strich über ihre Wange, zarte Bisse lösten das leidenschaftliche Zungenspiel ab, nur um kurz darauf wieder nahtlos darin überzugehen.
Lexas Arme hatten sich schon vor Minuten wie von selbst auf Wanderschaft begeben.
Eine Hand ruhte auf seinem Rücken, sie konnte ihn nicht einmal umgreifen, so breit, wie er gebaut war. Ihre andere strich zärtlich über seinen Hinterkopf, immer darauf bedacht seinen akkurat gegelten Haaren nicht zu nahe zu kommen.
Wer weiß, wie er reagieren wurde, würde sie Unordnung in seine Frisur bringen.
Eric blieb nicht so zurückhaltend wie die Ausbilderin, seine Linke war schon mehrfach von ihrem unteren Rücken zu ihrem Po gewandert und doch verlor er nicht die Kontrolle.
Immer wieder fand sie ihren Weg zurück und strich über ihren Rücken nach oben, nur um jetzt erstmalig auch unter ihrem Shirt zu verschwinden.
Ein leises Seufzen entfuhr Lexa, der die Hitze der Lust durch den ganzen Leib schoss.
Seine warme, große Hand an ihrer nackten Seite zu spüren, machte augenblicklich Dinge mit ihr, die sie sich in ihren feuchtesten Träumen nicht hätte ausmalen können.
Dass seine Küsse und mit ihnen auch seine Zunge ihren Weg an ihrem empfindlichen Hals hinab fanden, ließ Lexa erneut erzittern. Ihre Beherrschung verlor sich in einem weiteren leisen Stöhnen. Sein Geruch, die Art wie er sie anfasste, das Gefühl seine Lippen auf ihrem Körper zu spüren; er brachte sie schon jetzt völlig um den Verstand, obwohl kaum etwas passiert war.
Ihre Finger griffen unmittelbar fester in seinen Nacken, zogen ihn näher an sich heran. Doch er schien sich dagegen zu stemmen, hatte sie etwas falsch gemacht?
Seine Lippen, die gerade eben noch so vielversprechend an ihrem Hals genippt hatten, lösten sich von ihrer Haut.
Hinterließen eine feuchte Spur, die in wenigen Sekunden von ihrer erhitzten Haut verschwunden wären, als wäre all das hier, nie passiert.
Langsam richtete sich Eric wieder zu seiner vollen Größe auf, sah zu Lexa herab, die nicht wusste, warum er so plötzlich von ihr abließ.
„Es ist besser, wenn ich jetzt gehe Lexa.“
Ohne auf eine Reaktion ihrerseits zu warten, ließ er von ihr ab und drehte ihr schon den Rücken zu. Erst als sie sich nach anfänglichem Schock etwas gesammelt hatte, kam ihre schroffe Antwort auf seine Abfuhr.
„Lässt du mich jetzt einfach so hier stehen? Ist das dein verdammter Ernst? Was soll das, Eric?!“
Kurz hielt er inne, kickte scheinbar belanglos einen ihrer wild verteilt liegenden Schuhe zur Seite und antwortete ihr unerwartet, „du bist betrunken, außerdem ist es eine dumme Idee. Es bringt uns nur in Schwierigkeiten.“
Ohne ein weiteres Wort der Verabschiedung, verschwand er durch ihre Eingangstür und ließ diese leise ins Schloss gleiten.
Als ob er Lexa nicht noch weiter anstacheln wollte und sein unwirscher Abgang dadurch nicht mehr ganz so mies auf sie wirken würde.
Die Leere, die sich seit seinem plötzlichen Verschwinden so dröhnend im Raum breitgemacht hatte, erreichte Lexa verzögert aber mit einer solchen Wucht, die sie so nicht erwartet hatte.
Vor ein paar Augenblicken schwebte sie noch in den höchsten Sphären, jetzt knallte sie ungebremst wieder zurück auf den harten Boden der Tatsachen. Er hatte sie stehen lassen, sie zum Lodern gebracht, nur um sie dann abrupt zum Erlöschen zu bringen. Hatte sie etwas Falsches getan - war ihm ihre Nähe zu viel geworden?
Sie wusste doch, wie sehr er es verabscheute berührt zu werden, lag es daran?
War ihm die Gesetzgebung wirklich so wichtig, wie er vorgab?
Völlig vor den Kopf gestoßen, stand Lexa wie festgewurzelt immer noch am selben Fleck und war seit seinem unerwarteten Abgang wieder stocknüchtern.
Nur langsam fand sie zurück ins Hier und Jetzt, setzte sich schlurfend in Bewegung und hob ihren gesenkten Kopf erst, als sie sich müde im Spiegel ihres Badezimmers entgegensah. Ernüchtert musste sie feststellen, dass diese Momente vermutlich nie wieder wiederholt werden würden.
Eric hatte zu allem eine unumstößliche Meinung und wenn er einmal nein sagte, dann blieb es auch dabei.
Egal was sie sagen oder tun würde, er war gegangen und ein zweites Mal würde er mit Sicherheit nicht seine eiserne Kontrolle verlieren.
Niedergeschlagen zog Lexa ihre Uniform aus, im Gedanken weiterhin bei Eric.
Wie sehr wünschte sich im Moment, dass er es gewesen wäre, der ihr die Hose von den Beinen gestreift hätte. Anstatt ihrer eigenen Hände, hätten es die Seinen sein sollen, die nach dem Verschluss ihres BHs nestelten.
Ihr Trübsal um die verpasste Chance wich dem Zorn über seine ungehobelte Flucht.
Gereizt pfefferte sie ihre Unterwäsche zu ihren restlichen Klamotten und zerrte sich ihr Schlafshirt grob über ihre eh schon wirr abstehenden Haare.
*
Die eiserne Türzarge erbebte unter der Wucht, mit der der Anführer die Tür ins Schloss knallte.
„Verdammte Scheiße!“
Wütend über sein eigenes Unvermögen, seine Gefühle im Zaum zu halten, war er kurz davor irgendetwas in seiner Nähe kaputtzuschlagen.
Aber wenigstens jetzt setzte sein rationales Denken endlich wieder ein und bewahrte ihn davor, seine Wohnung in ein Schlachtfeld zu verwandeln.
Wie konnte er nur so unglaublich dumm sein?!
Zuerst diese saudämliche Szene auf der Tanzfläche; nachdem er die halbe Nacht dabei zugesehen hatte, wie eine Flachpfeife nach der anderen sich an Lexa ranmachte, hatte er sich gezwungen gesehen, selbst einzugreifen. Ihre Freunde hatten die meiste Zeit gut auf das Blondchen achtgegeben, aber irgendwann war deren Hirn so sehr vom Alkohol vernebelt gewesen, dass er keine andere Möglichkeit mehr sah, als selbst dafür zu sorgen, dass man die Ausbilderin in Ruhe ließ.
Natürlich würde es schon morgen wieder für ordentlich Klatsch und Tratsch sorgen, aber sei es drum. Am Ende war Lexa sicher vor den prolligen Anmachversuchen dieser Idioten, das war es wert gewesen.
Aber sich dann in ihrer Wohnung dieser schwachsinnigen Entgleisung hinzugeben, obwohl er wusste, was auf dem Spiel stand und sie nicht einmal völlig im Besitz ihrer geistigen Kräfte war - es war nicht nur dumm gewesen. Es war absolut unangebracht und fehl am Platz.
Er hatte sich mit dieser Scheiße in eine solch desaströse Situation manövriert, bei der nicht einmal er wusste, wie er aus diesem Schlamassel ohne nennenswerten Verlust von Würde wieder herauskommen sollte.
Natürlich könnte er morgen so tun, als wäre all das nie passiert - aber dann würde Lexa jeglichen Respekt vor ihm verlieren.
Ganz zu schweigen, was er selbst von dieser Art von Problembewältigung hielt.
Nein, er würde es wohl oder übel thematisieren müssen, auch wenn ihm solch eine Art von Gespräch die Galle hochtrieb.
Abgespannt war er die ganze Zeit ruhelos auf und ab getigert, immer darauf bedacht seinen Puls im Normalbereich zu halten.
Er durfte nicht schon wieder die Kontrolle verlieren, auch wenn er hier in seinem Eigenen, abgeschotteten Bereich war, wo ihn niemand sah.
Sie war sicherlich noch wach, war es vielleicht am besten jetzt gleich mit ihr zu reden?
Nein, sie hatte noch immer mehr als genug Alkohol im Blut, außerdem war sie mit Sicherheit weiterhin auf hundertachtzig, weil er vorhin ohne Vorwarnung das Weite gesucht hatte.
Wie kindisch sein Verhalten gewesen war, fiel ihm jetzt erst in seiner ganzen Tragweite auf. Seufzend ließ er sich auf seiner Couch nieder, der dicke, schwarze Stoff passte perfekt zu seiner aktuellen Gemütslage.
Wenn er schon etwas Verkackte, dann wenigstens richtig.
Wie viele Jahre war es her, als er zuletzt mit in den Händen vergrabenem Gesicht dasaß und sich selbst für eine getroffene Entscheidung verflucht hatte?
So weit war es also schon mit ihm gekommen.
Eine verdammte Frau hatte ausgereicht, um aus ihm einen hormongesteuerten Nichtsnutz zu machen, der anstatt mit seinem Kopf, nun nur noch mit seinem Schwanz dachte.
Er war nicht besser als Maddox, den er immer dafür verachtet hatte, seinen Status als Anführer auszunutzen und sich wahllos mit Weibern zu vergnügen.
Wie zur Hölle sollte er das wieder geradebiegen, ohne dass er sich vor Lexa völlig lächerlich machte?
Zum ersten Mal seit vielen Jahren, vielleicht sogar zum ersten Mal in seinem bisherigen Leben, saß Eric völlig ratlos und unentschlossen auf der Kante seiner Couch.
In einer sonst menschenleeren Wohnung, die er gerade dafür als seinen einzigen Rückzugsort in der ganzen Stadt liebte. Nur hier konnte er all seine Masken fallen lassen, nur hier durfte er Schwäche zulassen, denn hier sah und hörte ihn niemand.
Keine Menschenseele erfuhr je, was in ihm vorging.
Aber jetzt stand er vor der unlösbaren Aufgabe, eine Person an seinen Gedanken teilhaben zu lassen, die im Stande war ihn verletzen.
Lexa würde dieser Mensch sein, der er erneut gestattete, kurz hinter seine Fassade zu blicken.
Er würde sich damit verwundbar machen, die eiserne Rüstung der Gleichgültigkeit ablegen müssen. Denn eins war sicher und dass wusste er mittlerweile:
Sie war ihm nicht egal - ganz und gar nicht.
Und bei all den Vorwürfen, die er sich jetzt machte, ein nicht unerheblicher Teil von ihm wünschte sich zurück in ihre Wohnung.
Gleichgültig wie falsch es unter Umständen war, es hatte sich richtig angefühlt - sie hatte sich richtig angefühlt.
Und hier, in seiner Wohnung wartete nur Leere und Einsamkeit auf ihn, während nur ein Stockwerk unter ihm die Frau in ihrem Bett lag, die diese Leere würde vertreiben können.
Er wusste nicht, was er tun sollte. All seine Versuche zu verdrängen und zu vergessen waren furios gescheitert.
Was blieb noch übrig, was nun?
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Na, wie finden wir das?? Ist dieses Kapitel ein würdiges Weihnachtsgeschenk für euch??
Wenn der Feiertagsstress durch ist, freu ich mich schon drauf, zu lesen wie ihr über die aktuelle Entwicklung denkt!!
Aber bis dahin, futtert euch bis Oberkante Unterlippe mit Festtagsbraten voll, sauft euch die bucklige Verwandtschaft schön und chillt auf der Couch!!
Frohes Fest!!!
LG Nic
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