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24.


Die ersten warmen Sonnenstrahlen des nahenden Frühlings blendeten Lexa. Sie musste ihre Augen zusammenkneifen, um zu den Gleisen sehen zu können, die an der anderen Seite das Flachdaches entlangführten.
Wie ein Felsblock stand Eric neben ihr, der gerade von Amar den Funkspruch durchgegeben bekam, dass der Zug mit den neuen Initianten auf dem Weg war und in etwa zwei Minuten bei ihnen eintreffen würde.

Sie waren schon seit einer knappen viertel Stunde hier oben und warteten. Eric war die meiste Zeit mit seinem Tablet beschäftigt gewesen und delegierte wie üblich irgendwelche Ferox.
So war Lexa nichts anderes übriggeblieben, als ihren eigenen Gedanken nachzuhängen. Viel mehr gab es hier oben im Moment nicht zu tun. Die Aussicht über die eintönigen Dächer der angrenzenden Gebäude waren nichts, womit man sich länger als dreißig Sekunden beschäftigen konnte und Eric kümmerte sich im Moment um Anführerdinge.

Vor ihrem inneren Auge spielten sich immer wieder die gleichen Szenen ab.
Der ungläubige Gesichtsausdruck Miras, als sie realisierte, dass Lexa doch noch unter den Lebenden weilte. Das boshafte Glitzern in ihren Augen, während Eric die Anklage gegen sie vortrug.
Die stoische Gelassenheit der ehemaligen Amite, als der Richter sie zum Tode verurteilte.
In Lexa kroch jedes Mal wieder die Wut hoch, wenn sie daran dachte, dass Mira Raphael nicht ein einziges Mal während der Verhandlung ansah.
Wie hatte sie sich nur so sehr in ihr täuschen können?
Das Geräusch, als der schwere Hammer des Richters, sein Urteil manifestierte.
Mira würde sterben und Eric würde derjenige sein, der den Schuldspruch vollstreckte.
Ein Zeitpunkt dafür, war noch nicht von ihm genannt worden, aber Lexa rechnete in den kommenden Tagen damit. Raphael lehnte ab, der Scharfrichter seiner Ex zu sein und Lexa wollte auch nicht den Rest ihres Lebens diese schwer lastende Schuld mit sich tragen.
Eric erklärte sich bereit dazu, somit würden die Freunde nicht mit dieser Bürde belastet werden. Die Ausbilderin war ihm unendlich dankbar dafür, würde aber einen Teufel tun und dies laut vor ihm aussprechen.

Die Stimme ihres Anführers beendete ihr Abschweifen.
„Dein Platz ist rechts neben mir. Ich werde sprechen und dich vorstellen, du siehst dir nur die Initianten an und machst dir ein Bild von ihnen. Sobald der letzte von diesen Nullen gesprungen ist, treffen wir uns in der Grube mit den anderen. Alles klar soweit?“
Lexa bemerkte, wie abwesend sie gewirkt haben musste und bejahte seine Frage sofort. Sah ihm dabei zu, wie er sein Tablet wegsteckte und den akkuraten Sitz seiner Uniform überprüfte.
Sein Anblick schrie förmlich nach Anführer.
Niemand der Neuen würde auch nur im Traum darauf kommen, ihm Widerworte zu geben oder seine Autorität anzuzweifeln. Unwillkürlich sah Lexa an sich herunter.
Saß ihr Kragen korrekt?
Die Stiefel, waren sie sauber? Natürlich, Eric hätte sie mit Sicherheit darauf hingewiesen. Solche Details entgingen ihm nicht.
Die Ausbilderin verschränkte ihre Arme hinter ihrem Rücken, hielt den Blick konzentriert nach vorne gerichtet.
Die Gleise sangen schon, der Zug würde jeden Moment eintreffen.

 *

Die verschüchtert wirkenden Kinder vor ihm sahen ihn mit großen Augen an und hingen an seinen Lippen, als er die gleiche Rede schwang, wie jedes Jahr.
„… Ihr habt euch für uns entschieden, jetzt müssen wir uns für euch entscheiden.“
Er ließ seinen strengen Blick über den noch völlig ahnungslosen, bunt zusammengewürfelten Haufen wandern. Seine sorgfältig gewählten, heroischen Worte verfehlten ihr Ziel nie.
Niemand sprach ein Wort, selbst die kleine, vorlaute Candor in der ersten Reihe, hielt endlich mal ihre Klappe.
Sie würde ihm noch Probleme machen, genau wie der Candor hinter ihr.
Wie sie hießen, war ihm egal.
Es waren Initianten, Nummern. Nach der Reihenfolge, in der sie unten im Auffangnetz gelandet waren.
Die erste Springerin war eine Altruan gewesen. Sie opferte sich - entsprechend ihrer alten Fraktion - da niemand die Eier besaß, als gutes Beispiel voranzugehen. Nicht einmal die gebürtigen Ferox. Erbärmlich.
Die Durchfallquote würde dieses Jahr wieder sämtliche Rahmen sprengen, da brauchte er sich nichts schönzureden. Eine Stiff, als erste Springerin. Diese Versager sollten sich schämen!
Er würde diesen Flachzangen in kürzester Zeit begreiflich machen, was es bedeutete, ihn schon in den ersten Minuten so sehr zu enttäuschen.

Four und Amar sammelten die Krabbelgruppe ein und gingen mit ihnen zu deren Schlafräumen und zum obligatorischen Rundgang durch die Fraktion. Lexa würde ihn anschließend in sein Büro begleiten. Er wollte ihre Einschätzung zu den Neuen hören und er musste auch noch ein abschließendes Gespräch wegen der Verhandlung mit ihr führen.
Sie würde in Zukunft nur bei den Trainings dabei sein.
Ein devotes Händchenhalten, wie es Four jedes Mal bei den Initianten tat, würde er nicht mehr dulden.
Was Four mit seinen Schülern machte, war ihm egal. Aber Lexa würden sie nur als Autoritätsperson wahrnehmen, nicht als Freundin oder Vertraute. Diese Kinder würden früher oder später merken, dass sie nicht auf Klassenfahrt, sondern beim Militär waren. Eine Schonzeit bekamen sie von ihm nicht.
Schon morgen früh würde Lexa sie mithilfe einer Eisenstange in ihre neue Realität katapultieren. Beim Gedanken daran, konnte er sich ein fieses Grinsen nicht verkneifen.

Er ließ ihr den Vortritt, schloss die Tür seines Büros hinter sich und trat um seinen Schreibtisch herum.
„Setz dich. Deine Einschätzung zu den Initianten?“
Er wollte keine Zeit verlieren und kam sofort zur Sache.
Lexa holte ihr Tablet hervor und las die einzelnen Stichpunkte, die sie sich in den letzten eineinhalb Stunden gemacht hatte, von diesem ab.
„Christina, die vorlaute Candor, wird anstrengend werden. Eventuell muss man bei ihr härter durchgreifen, damit sie nicht mehr ständig die Klappe aufreißt. Tris, die Altruan, scheint sich verlaufen zu haben, aber vielleicht hat sie mehr drauf, als wir denken. Peter, der brünette Candor, will sich aufspielen und im Mittelpunkt stehen. Er ist arrogant und selbstverliebt, das wird ihm früher oder später auf die Füße fallen …“
Sie zählte nacheinander alle anderen Wechsler auf, er hörte aufmerksam zu. Eric war zu denselben Schlüssen gelangt, somit waren sie sich in dieser Sache einig.
Ein kurzer Blick zur Uhr machte ihm klar, dass er sich beeilen musste, also fuhr er damit fort, Instruktionen zu verteilen.
„Du weckst die Quälgeister jeden Morgen um sieben Uhr auf, halb acht ist Trainingsbeginn. Also bleibt alles so, wie wir es besprochen haben.“
Lexa nickte, sah ihn erwartend an. Eric schob einen Stapel Papiere zur Seite und lehnte sich ihr hinter seinem Schreibtisch sitzend entgegen. Er konnte den folgenden Punkt nicht weiter aufschieben, er musste ihn ansprechen.

„Wir müssen nochmal über die Verhandlung und die Folgen derer sprechen, Lexa.“
Wieder nickte sie nur wortlos, verspannte sich aber, er sah es ihr sofort an.
„Die Hinrichtung von Mira und Levin wird am kommenden Wochenende erfolgen. Du und Raphael werdet oben auf der Empore neben mir stehen, wenn ich das Urteil vollstrecke.“
Er registrierte ihren Widerwillen, aber so sah es das Gesetz der Ferox vor und da führte kein Weg dran vorbei.
„Ihr seid verpflichtet, es zu tun. Ihr bekommt keine Sonderbehandlung.“
Das Senken ihres Blickes, verstand er als ein Akzeptieren der Gegebenheiten, also fuhr er fort. „Was Aiden betrifft, seine Hinrichtung wird ebenfalls öffentlich erfolgen. Ein Datum steht noch nicht fest. Dort wirst nur du dabei sein. Ich erwarte bei diesen öffentlichen Aufritten, absolute Professionalität von dir. Kein Mitleid, keinerlei persönlichen, emotionalen Scheiß. Ich lege dir im Übrigen nahe, dein Training nicht zu vernachlässigen, du hast genug Zeit dafür. Ich möchte dich nicht wieder überwachen müssen, außerdem habe ich keine Zeit dafür.“
Ein mahnender Blick würde dem Gesagten Nachdruck verleihen. Mit Genugtuung nahm er anschließend ihr wortloses Nicken zur Kenntnis.

 *

Der sechste Tag der Woche war schneller gekommen, als Lexa wahrhaben wollte. Heute Nachmittag endeten die Leben von Levin und Mira.
Nur noch wenige Stunden trennten sie von ihrem unausweichlichen Tod.
Sie suchte Ablenkung im Bearbeiten der Initationsakten und dem Auswerten der Wochenergebnisse ihrer Schüler. Konnte aber trotz dieser fordernden Arbeit kaum einen klaren Gedanken fassen.
Ihre Nervosität wuchs mit jedem Mal, wenn sie zu der Uhr aufsah, die an ihrer Wohnzimmerwand hing.
Unbarmherzig verstrichen die Minuten, rann Lebenszeit davon. Die Endlichkeit dieses kostbaren Gutes wurde Lexa jetzt schmerzlich bewusst.
Sie musste sich bald fertig machen. Sich in eine ihrer neuen Uniformen kleiden, die nur für offizielle Anlässe vorgesehen waren.
Lexa atmete tief durch, schloss die Augen. Schon wieder brannten Tränen in ihnen, die sie da gar nicht haben wollte.
Warum fiel es ihr so unfassbar schwer, loszulassen?
Mira und die anderen hatten sie töten wollen, warum verspürte sie also Mitleid?
Noch einmal holte tief Luft, in der Hoffnung der Sauerstoff würde auch diese völlig fehlplatzierten Empfindungen mit sich nehmen und von ihr wegtragen.
Sie musste stark sein, die gesamte Stadt sah später zu.
Es war ihre Pflicht hinzusehen, nicht mit der Wimper zu zucken, die Fassung zu bewahren.
Sie würde es schaffen.
Sie musste es.

 

Links neben ihr stand Raphael. Still, Stocksteif wie eine Statue. Rechts von ihr, mit etwas mehr Abstand, befand sich Eric.
Die Pistole, sein Werkzeug an diesem Tag, an der rechten Hüfte in einem Holster verborgen.
Auch die anderen Anführer, so auch Max, waren anwesend.
Sie alle standen auf der aus dem blanken Stein gehauenen Empore und warteten auf Lucien, der zusammen mit haufenweise Wachpersonal, jeden Moment mit den Gefangenen eintreffen würde.
Die Grube war bis auf den letzten Millimeter gefüllt mit ihren Mitgliedern. Eine schwarz gekleidete Wand aus geifernden Ferox, die auf ihr Highlight des ständig gleichen Alltags warteten. Selbst auf den Treppen, den Zugängen zu den einzelnen Etagen und auf schmalen Vorsprüngen der Felsen, saßen und standen sie dicht zusammengedrängt und warteten auf das bald folgende Spektakel.

Lexa starrte leer nach vorne. Konzentrierte sich auf ihre Atmung, zählte mit.
1, 2, 3, 4, ausatmen.
1, 2, 3, 4, einatmen.
Sie war nur körperlich hier, ihr Geist verweilte weit weg. Irgendwo, aber nicht hier.
Sie registrierte Bewegung in ihrem linken Augenwinkel.
Dort befand sich der Aufgang zur Empore, Lexa zwang sich hinzusehen.
Sie musste hinsehen, niemand durfte bemerken, wie sehr sie mit sich kämpfte.
Sich selbst überzeugen musste, stark zu sein.

Lucien - hinter ihm ein riesiger Wachmann. Direkt dahinter folgte eine weitere Wache, mit festem Griff führte er Levin am Arm neben sich her.
Noch eine, ebenso schwer bewaffnet, wie die zwei vor ihm und denen die noch folgten.
Da war Mira.
Lexa wusste nicht, was sie erwartet hatte. Reue? Verheulte Augen? Irgendein Ansatz von Bedauern? Nichts davon konnte sie in ihrem Gesicht erkennen, rein gar nichts. Als ob sie unterwegs zur Kantine wäre.
Lexa wurde schlagartig  klar, dass sie keinerlei Gewissensbisse haben musste.
Mira besaß allem Anschein nach auch keine.
Lexa spürte den Drang, Raphaels Hand zu drücken, ihm zu helfen, ihm etwas von der Schwere der Situation zu nehmen.
Aber Eric hatte sie unmissverständlich darauf hingewiesen, keinerlei Schwäche zuzulassen. Nicht vor aller Augen. Wenn sie sich später in einem stillen Kämmerlein die Augen ausheulte, war das nicht mehr sein Problem, da würde es dann niemand sehen. Aber hier, vor der gesamten Stadt, die vor ihren Bildschirmen saß und ihren Fraktionsmitgliedern, durfte sie sich keine Blöße geben.

Levin und Mira standen jetzt ganz vorne am Rand des großen, flachen Vorsprungs.
Vorgeführt, als die überführten Mörder eines Anführers ihrer eigenen Fraktion.
Die Nachricht, dass Richard das Opfer eines Komplottes wurde und nicht mehr unter ihnen weilte, hatte innerhalb und außerhalb der Fraktion eingeschlagen wie eine Bombe.
Seine Trauerfeier wurde im ganz großen Stil, öffentlich abgehalten. Zwei Tage war das jetzt schon her. Sämtliche Oberhäupter der Fraktionen waren im großen Versammlungssaal in der Innenstadt zusammengekommen. Lexa erinnerte sich:
Salutschüsse hallten über die Dächer der Stadt, sie war eine der Schützen gewesen. Ihre Position innerhalb der Fraktion verlangte jetzt nach solch offiziellen Auftritten.
Auch wenn sie sich in ihrer neuen Rolle als repräsentatives Mitglied der Ferox noch nicht so wohl fühlte, wie es Eric wohl gerne hätte.
Sämtliche Vorkommnisse der letzten Wochen waren inzwischen von Max und Eric publik gemacht worden. Auch dass sie selbst im Fokus dieser drei Verbrecher gestanden hatte. Jetzt kannte sie auch der Letzte in der Fraktion. Lexa war sich sicher, dass sie diesen Stempel nie mehr loswerden würde.
Jeder, der ihr in Zukunft über den Weg lief, würde nur noch das Opfer einer Intrige in ihr sehen. Lexa, das war doch die, die sie umbringen wollten, richtig?
Nicht ihr Können als Ausbilderin stand mehr im Fokus. Nein, nur noch ihre Opferrolle würde gesehen werden.

Eric trat, nachdem er laut und für jeden hörbar die Anklage und den Urteilsspruch der Candor verkündete, einen Schritt zurück. Die Sekunden verrannen wie in Zeitlupe.
Lexa beobachtete jeden seiner Handgriffe, jede Regung.
Es würde passieren.
Jeden Moment konnte es so weit sein.

Lexa zuckte kaum merklich zusammen, als Erics tiefe Stimme erneut über die Köpfe der Anwesenden hallte.
„Auf die Knie. Wenn ich noch etwas zu sagen habt, sprecht jetzt oder schweigt für immer!“
Levin hob kurz seinen Kopf, senkte ihn aber ohne ein Wort zu sagen wieder.
Er hatte aufgegeben.
Ein gebrochener Mann kniete an der finalen Schwelle seines Lebens.
Mira allerdings, drehte sich in ihrer knienden Position zu Eric um, starrte ihn ohne jede Zurückhaltung an.
Lexa spürte einen heißen Blitz in sich fahren, als sich ihr Blick, mit dem von Mira kreuzte.
Die ehemalige Krankenschwester sah zurück zu Eric, der sie emotionslos von oben herab mit Gleichgültigkeit strafte.
Plötzlich ging alles unfassbar schnell, ohne dass eine Wache rechtzeitig einschreiten konnte, spuckte Mira ihrem Anführer fast mittig auf die Brust.
Die Verachtung, die danach in ihrer Stimme mitschwang, ließ Lexa schaudern.
„Du dreckiger Bastard wirst bestraft werden! Für alles, was du getan hast! Du wirst bezahlen …!“
Weiter kam sie nicht, ein Wachmann packte sie grob an ihren Haaren und drehte sie mit einem harten Ruck wieder dem nach Vergeltung lechzendem Publikum zu.

Lexas Blick zuckte zu Eric, der sich ungerührt den Speichel Miras mit einem Tuch von seiner Uniform wischte und amüsierte wirkte. Lexa traute ihren Augen kaum. Jetzt, genau in diesem Moment, verspürte sie Furcht.
Dieser Mann, er war ein Monster! Seine absolute Autorität, diese mühelose Kontrolle über jeden Einzelnen hier, war geradezu beängstigend.
Ja, sie kannte ihn auch anders. Aber jetzt, hier in diesem Moment, wollte sie ihn nicht kennen.

Er, der Richter über Leben und Tod, führte seine rechte Hand zu dem Holster an seiner Hüfte.
Zog in einer fließenden Bewegung seine Waffe aus diesem und richtete die Pistole ohne einen Moment des Zögerns auf den Hinterkopf Levins.
Nicht einmal mehr als eine Sekunde verging, bis der harte Rückstoß der halbautomatischen Waffe, seine Hand für einen winzigen Moment nach oben zucken ließ.
Er hatte abgedrückt.
Ohne innezuhalten, ohne eine Miene zu verziehen.
Levins lebloser Körper sackte zu Boden, blieb ungeachtet liegen. Dunkles Blut rann langsam von der Kante des scharfkantigen Felsblocks, auf dem er lag, herunter.

Lexa spannte sich unmerklich an, als sie Erics zackigen Schritt nach rechts registrierte.
Er stand jetzt direkt hinter Mira. Sie würde die Nächste sein.
Nur Sekunden blieben ihr, dann würde sie Levin folgen und endlich wieder mit ihrer Mutter vereint sein.

In der Grube herrschte schon seit dem ersten peitschenden Schuss eine bedrückende Stille.
Niemand sprach, kaum jemand regte sich. Aller Augen waren auf Coulter gerichtet, der just in dieser Sekunde erneut seinen Arm hob und den Lauf der Pistole in Kopfhöhe der Verurteilten brachte.
Lexa sah in sein Gesicht.
Er wirkte hochkonzentriert. Blinzelte nicht, kein einziger Muskel in seinem Gesicht regte sich. Noch bevor sie ihre Aufmerksamkeit Mira widmen konnte, löste sich der einzelne Schuss. Von der Wucht des Geschosses getroffen, warf sich Miras Körper nach vorne, blieb in einer seltsamen, unnatürlichen Position liegen und rührte sich nicht mehr.
Lexa starrte auf die menschlichen Bündel, die nur wenige Meter von ihr entfernt lagen und versuchte zu verstehen, was gerade passiert war.

Ihr Anführer hatte inzwischen seine Waffe wieder gesichert und zurück in das Holster gleiten lassen. War einen Schritt nach hinten getreten und überließ Max das Feld. Dieser begann mit seiner Ansprache an alle, die dieser Urteilsvollstreckung beiwohnten, doch Lexa hörte seine Worte kaum. Sie kamen nicht bei ihr an, verschwanden irgendwo im lauten Hintergrundrauschen ihres Gehirns.

Lexa war so sehr in ihre eigene Gedankenwelt abgedriftet, dass sie gar nicht mitbekam, dass Eric inzwischen wieder rechts neben ihr stand.
Ein leichter Druck an ihrem unteren Rücken machte ihr klar, dass es Zeit war, von der Empore herunterzusteigen.
Wie eine Puppe drehte sie sich nach links und ging, dicht hinter Raphael zur Treppe, die sie runter in die Grube führte.
Mit steifen Schritten ließ sie die felsige Erhöhung und damit auch Mira und Levins leblose Körper hinter sich.
Sie wusste, wo sie hinmusste.
Eric hatte den minutiösen Ablauf des Ganzen vorher mehrfach mit ihnen besprochen.
In einem Nebengang der Grube blieben die drei stehen, wohin ihre Wachen verschwunden waren, wusste Lexa nicht.
Sie hatte nichts um sich herum mitbekommen, nur langsam lichtete sich der dichte Schleier in ihrem Kopf.

Eric stellte sich dicht vor sie, sah sie prüfend von oben herab an. Dann richtete er sein Augenmerk auf Raphael.
„Geht nach Hause. Lexa, mit dir muss ich noch den morgigen Ablauf besprechen. Wir sehen uns später.“
Kurz ließ er seinen Blick erneut auf ihr ruhen, dann wendete er sich ab und ging zurück in die Grube.

Lexa sah zu Raphael, der nur körperlich anwesend schien. Der Schock und Unglauben standen ihm ins blasse Gesicht geschrieben. Lexa legte ihre Hand auf seinen Rücken und schob ihn sanft voran.
„Lass uns zu mir gehen, Raphi. Komm.”


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