9.
Einige Stunden später, liefen die drei Freunde zusammen in Richtung der Grube.
Angeregt diskutierten sie über die vergangenen Kämpfe und deren teilweise doch überraschenden Ausgang.
Lenny, der Schichtleiter der sich als erster hatte beweisen müssen, gewann seinen Fight haushoch. Es war ein ziemlich kurzes Aufeinandertreffen gewesen. Kaum standen sich die beiden gegenüber, packte Lenny der Blutrausch und er beförderte seinen dürren Kontrahenten ins Reich der Träume.
Dieser lag jetzt im Krankenflügel und leckte seine Wunden.
Auch die anderen Kämpfe waren wirklich gut gewesen. Jetzt wo die schlechteren Teilnehmer ausgesiebt waren machte es Spaß zuzusehen, wie die höher gerankten sich die Köpfe einschlugen.
Richtig interessant wurde es allerdings erst, wenn die Ausbilder und Anführer mitmischten. Dann wurde es mitunter richtig brutal und blutig.
Bleibende körperliche Schäden waren dann an der Tagesordnung und je nach Gegner, noch das kleinere Übel. Viele Verlierer eines solchen Kampfes sahen ihre einzige Alternative darin, sich die Schlucht hinunterzustürzen. Denn sie waren für die Fraktion nicht mehr tragbar, wenn sie sich in dieser nicht mehr nützlich machen konnten.
In der aus blanken Stein gehauenen Grube angekommen, hielt Raphael gleich auf die Bar im hinteren Bereich zu und orderte für die drei je ein Bier und sah sich anschließend wartend um.
Lexa und Mike hatten es sich etwas erhöht auf einem Steinblock bequem gemacht und unterhielten sich angeregt.
Raphael ließ den Blick weiter durch die riesige Höhle schweifen. Es war nicht wirklich viel los um diese Zeit. Nur vereinzelt standen hier und da ein paar Ferox in Grüppchen zusammen. Die meisten waren noch bei den Kämpfen oder bei der Arbeit. Dann blieb sein Blick an einem Treppenabsatz im zweiten Stock hängen. Dort standen zwei der sechs Anführer und sahen hinunter, in die kaum gefüllte Grube.
Der eine deutete mit einem kurzen Nicken in eine bestimmte Richtung.
Raphael folgte seinem Blick. Ungläubig sah er zu dem angepeilten Punkt und wieder zurück, zu den beiden Führern.
Sie unterhielten sich jetzt und wandten sich währenddessen der eisernen Treppe zu.
Hinter ihm machte die Bedienung auf sich aufmerksam, er bezahlte und schnappte sich die Flaschen.
Er wollte unbedingt wissen, was es mit deren Verhalten auf sich hatte und hielt auf seine Freunde zu. Bei ihnen angelangt, erzählte er sofort von seiner Beobachtung.
„Würde mich ja mal brennend interessieren, was die von euch wollten", endete er seine Ausführungen.
„Von uns? Nee, von uns wollen die gar nix. Frag mal lieber die Lady neben mir, die steht doch schon seit ihrer Ankunft im Mittelpunkt des Geschehens."
Mike deutete vielsagend mit dem Daumen neben sich auf Lexa, die jetzt ein etwas verwirrtes, aber auch fragendes Gesicht machte.
„Ich? Warum dass denn? Ich weiß von gar nichts. Warum sollte ich im Mittelpunkt des Geschehens stehen?"
Mike verdrehte genervt die Augen. „Ach so, dass mit Eric und Lucien im Speisesaal und die Aufmerksamkeit vom Fraktionsführer, ist also nichts besonderes? Ganz normal? Ok..."
Kopfschüttelnd wandte er sich von der Blonden ab.
Auch Raphael sah sie mit schief gelegten Kopf, fragend an.
„Raus mit der Sprache, was ist hier los?"
„Gar nichts ist hier los, ich weiß selber nicht warum ich seit neuestem von ihnen so beachtet werde. Was wollt ihr von mir hören?"
Lexa fühlte sich von den beiden missverstanden und in die Ecke gedrängt.
Erst nervte sie Rick mit seinem ständigem Gefrage und jetzt auch noch ihre Freunde.
Raphael stand mit bohrendem Blick vor ihr und wartete auf weitere Erklärungen, als er bemerkte, wie Mike an ihm vorbei auf etwas starrte.
Raphi drehte sich neugierig um, er wollte wissen was Mikes Aufmerksamkeit erregte.
Da standen die zwei besagten Anführer sich zugewandt, direkt hinter ihnen und unterhielten sich.
Als Eric bemerkte wie sie angestarrt wurden, sah er zu den Dreien herüber.
Sein Gesichtsausdruck schwankte wie meistens, zwischen völligem Desinteresse und Mordlust.
Er blickte die zwei Männer direkt an. Er wusste inzwischen, wer sie waren.
Der eine war in leitender Position in der Waffenherstellung und wohnte im 1. Stock. Der andere war Mechaniker und arbeitete in der Instandsetzung in der Fahrzeughalle, er wohnte in einer der versifften Buden im 2. Untergeschoss.
Der Hellblonde mit den raspelkurzen Haaren, hatte schon vor Wochen einen Antrag auf Umzug in den ersten Stock gestellt. Die Position dafür hatte er, aber der Antrag lag auf Erics Tisch. Und der wollte erst genauer wissen, ob derjenige es auch verdiente.
Er setzte seine Unterschrift schließlich nicht unter jeden x-beliebigen Antrag der gestellt wurde.
Wir waren hier ja nicht bei wünsch dir was.
Er bemerkte, wie es den beiden unangenehm wurde, so angestarrt zu werden.
Ihm nicht.
Er war es gewohnt, er würde dieses Blick Duell gewinnen und so kam es auch.
Als erstes sah der Brünette weg, Eric glaubte, dass er Mike hieß. Der blonde Mechaniker hieß Raphael.
Nur die Blondine mit den halblangen Haaren, hatte ihre Aufmerksamkeit noch immer auf den Boden zu ihren Füßen gerichtet.
Eric hatte die Diskussion der drei vorhin mitgehört. Es war ihm durchaus bewusst, dass sich inzwischen die halbe Fraktion das Maul darüber zerriss, wer wohl diese Lexa war und was sie wohl mit den Anführern zu schaffen hatte.
Doch er hatte keine Eile, ihm war das Gerede egal.
Viel wichtiger war, wann war der Zeitpunkt gekommen an dem es ihr zu viel wurde und sie vor seiner Tür stand und nach Antworten verlangte.
„Coulter, bist du verliebt oder was?"
Eric wurde von Max wieder zurück in das Hier und Jetzt geholt.
„Wir warten ab wie sie sich schlägt, dann sehen wir weiter."
Sagte er monoton zu seinem Vorgesetzten, hielt dabei aber seinen Blick weiter auf die Gruppe gerichtet.
Eric setzte sich in Bewegung und ließ die Grube hinter sich.
Mit Max neben sich, hielt er auf das Verwaltungsgebäude zu. Er hatte noch Unmengen an Papierkram zu erledigen, unter anderem einen Antrag auf Wohnungswechsel in den ersten Stock.
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