44.
Im Trainingsraum der Elite angekommen, traute Lexa ihren Augen kaum.
Four stand an einem der Sandsäcke und ließ sich an diesem aus.
Der Stiff hatte ihr jetzt gerade noch gefehlt. Ihr hatte der Unterricht mit ihm heute Morgen, eigentlich schon gereicht.
Sein nettes, verständnisvolles Getue, ging ihr gewaltig auf den Zeiger. Dazu noch ihre anstrengende Schicht in der Küche. Eigentlich hatte sie gehofft, wenigstens hier mal ihre Ruhe zu haben.
Augenverdrehend ging sie zu der gegenüber liegenden Hallenwand und stellte ihre Tasche ab.
Sie beschloss ihn zu ignorieren. Ihre Laune war sowieso schon am Tiefpunkt.
Dass würde er spätestens dann bemerken, wenn er tatsächlich so leichtsinnig war und sie ansprach.
Lexa begann damit, sich aufzuwärmen.
Natürlich bemerkte Four ihre Anwesenheit, aber er war wenigstens so schlau und ließ sie in Ruhe.
Zumindest vorerst.
Sie bemerkte nämlich, wie er immer wieder zu ihr rüber sah. So, als würde er nach dem richtigen Moment Ausschau halten, wann er sie denn ansprechen könnte.
Lexa hielt auf die Mitte der Halle zu.
Eric hatte ihr Training mit Eigengewicht auf den Plan gesetzt und natürlich auch entsprechende Übungen dazu.
Damit wollte sie beginnen.
Auch wenn sie unglaublich sauer auf ihn war, sie hatte keine Lust darauf, wieder angeschrien und erniedrigt zu werden, also hielt sie sich weiterhin an seine Trainingsvorgaben.
Die Zeit verging, beide absolvierten unabhängig voneinander ihr Training.
Lexa war gerade im Begriff, die erforderlichen Geräte für das verhasste Zirkeltraining aufzubauen, als Four unerwartet neben ihr stand und ihr zur Hand gehen wollte.
„Anspruchsvolles Training. Bist du denn so kurz nach deiner Entlassung von den Ken schon wieder fit genug?“ versuchte er, das Gespräch ins Rollen zu bringen.
Doch Lexa sah ihn nur kurz an und widmete sich wieder dem Aufbau.
„Sonst würde ich das hier nicht aufbauen, oder?“
'Wenn der wüsste, wie ich die letzten Tage trainiert habe, würde er sich nicht mehr im geringsten Wundern‘ dachte sich Lexa im Stillen.
Unschlüssig stand der Brünette neben ihr, wusste anscheinend nicht recht, was er ihr entgegnen sollte.
„Du wohnst jetzt in Laurens alter Wohnung, oder? Wie kommt das?“
Dieser Kerl war ganz schön neugierig, schoss es Lexa durch den Kopf.
„Sie war gerade frei, denke ich mal“, antwortete sie schmallippig. Sie hatte keine Lust darauf, sich von ihm aushorchen zu lassen. Wollte ihn aber auch nicht vergrätzen. Schließlich musste sie momentan jeden Tag und auch in Zukunft mit ihm arbeiten und wollte es sich nicht mit ihm versauen.
Es reichte schon vollkommen, dass sie mit Coulter auf Kriegsfuß stand.
„Wie kommt es eigentlich, dass du Lauren ersetzt? Sie wäre doch bestimmt wieder fit, bis die Initianten kommen“, forschte er weiter nach.
Lexa war gerade im Begriff ihm zu antworten, als Erics tiefe Stimme durch die Halle dröhnte.
„Das geht dich einen verdammten Scheißdreck an, Stiff!“
Beide Ausbilder zuckten augenblicklich zusammen.
Mit einem offensichtlich ziemlich verärgerten Gesichtsausdruck kam Max‘ designierter Nachfolger forsch auf die beiden zu. Unbewusst vergrößerte Four den Abstand zwischen sich und Lexa.
“Hast du nicht irgendwas Wichtiges im Kontrollraum zu tun?”
Es war offensichtlich, dass Eric wollte, dass Four verschwand.
Doch dieser blieb standhaft.
“Wann hattest du vor, mir zu sagen, dass Lexa die gebürtigen Initianten in diesem Jahr übernehmen würde?”
Die Stimmung war gefährlich aufgeladen, Lexa wich vorsichtshalber ebenfalls einen Schritt zurück.
“Seit wann muss ich dich über Personalentscheidungen in Kenntnis setzen?”
Provokant versuchte Eric, Four niederzustarren. Doch dieser ließ sich davon nicht beeindrucken.
“Wir müssen als Team arbeiten. Du weißt, was ein Team ist, oder?” Jetzt war es Four, der seinen Vorgesetzten versuchte zu provozieren.
Doch dieser grinste nur selbstgefällig in das Gesicht seines Gegenübers. Völlig unaufgeregt kam seine Antwort.
“Natürlich. Deswegen wirst du auch meins verlassen und im kommenden Jahr mit Amar die Gebürtigen trainieren.”
Lexa glaubte, sich verhört zu haben.
Hatte sie das jetzt richtig verstanden?
Sie würde zusammen mit ERIC die Wechsler ausbilden?!
Ungläubig sah sie von Four zu Eric und wieder zurück.
Auch Four sah ziemlich überrascht aus. Fragte sicherheitshalber noch einmal nach.
“Du mit Lexa?”
Aber dieser hatte sein Augenmerk jetzt auf die Ausbilderin gelegt, die ihn mit großen Augen schockiert ansah.
“Hat einer von euch, ein Problem damit?”
Four zuckte nur gleichgültig mit den Schultern, sah dann zu Lexa, die sich nicht rührte.
Immer noch lag Erics Fokus auf der Blonden. Es machte den Anschein, als ob er auf eine Reaktion der Ausbilderin warten würde.
Auffordernd stupste Four sie an. Lexa war förmlich zur Salzsäule erstarrt.
Es hieß doch, dass sie Lauren ersetzen sollte.
Nie war die Rede davon gewesen, dass sie die Wechsler, zusammen mit diesem Tyrannen, übernehmen würde.
Sie war fest davon ausgegangen, dass sie mit Four arbeiten würde ...
Wie auf Autopilot, nickte sie. Mehr brachte sie gerade nicht zustande. Diese Hiobsbotschaft musste sie erst einmal verdauen.
„Dann hätten wir das geklärt und du kannst jemand anderem auf die Nerven gehen“, stellte Eric nüchtern fest und deutete unmissverständlich zur Tür.
Doch Four wollte nicht kampflos das Feld räumen.
„Natürlich, ich will euch beide nicht weiter stören. Nachdem ihr jetzt auch gemeinsam arbeitet, müsst ihr euch ja auch noch umfassender kennenlernen.“
Noch zweideutiger, hätte er seine vor Sarkasmus triefende Antwort, kaum formulieren können.
Sein vermeintlich wissendes Lächeln dazu setzte dem ganzen noch die Krone auf.
Nun war es mit Erics Beherrschung endgültig vorbei. Ansatzlos holte er aus und traf Four punktgenau am Jochbein.
Der kam sofort ins Taumeln und hielt sich die linke Wange. Reflexartig hechtete Lexa zwischen die zwei Streithähne und versuchte Abstand zwischen sie zu bringen.
„Du solltest deine Wahl vielleicht nochmal überdenken, Lexa“ brachte der Stiff gepresst hervor, hielt sich mit der rechten Hand die linke Wange. Four schien nicht im Traum daran zu denken, es gut sein zu lassen, besah sich seine Hand, in der sich Blut gesammelt hatte und sah dann giftig zu Eric. „Du musst ja wirklich ‘ne Granate im Bett sein, denn wegen deiner netten Art, ist sie bestimmt nicht bei dir.“
Lexa sah Four entgeistert an.
Hatte der Typ nicht mehr alle beisammen?
Eric, der hinter ihr stand, war jetzt im Begriff komplett auszurasten, aber Lexa hielt ihn an seiner Weste fest und zog ihn mit ihrer anderen Hand am Unterarm zurück.
Sie musste sich fest mit beiden Beinen in den Boden stemmen und zusätzlich ihren ganzen Körper einsetzen, um ihn halten zu können.
„Eric, lass ihn! Er glaubt, was er glauben will.“
Eric ließ tatsächlich von dem grinsenden Stiff ab, hob aber drohend den Zeigefinger und fluchte Four wütend hinterher. Dieser drehte ihnen inzwischen den Rücken zu und verließ den unterirdischen Trainigssaal.
Kaum, dass Four gegangen war, machte sich eine beklemmende, peinliche Stimmung breit.
Eric zog sich in die Umkleiden zurück, während Lexa dabei war, ihren Parcours fertig aufzubauen. Da er jetzt auch anwesend war, in zweifacher Ausführung. Anscheinend trug ihr Streit von letzter Nacht Früchte und sie fügte sich endlich.
Eric befand schon seit geraumer Zeit in den Nebenräumen, natürlich war er auch schon fertig umgezogen, aber er wusste nicht recht, wie er damit umgehen sollte, dass diese völlig aus der Luft gegriffenen Gerüchte weiterhin durch die Fraktion geisterten.
Noch dazu hatte er sich von der dürren Blonden dazu bringen lassen, von Four abzulassen, wie ein lächerlicher Pantoffelheld. Bestimmt würde das die Runde machen und seine Autorität in Frage stellen.
Wieder fiel ihm sein Gespräch mit Max ein.
Er hatte ihm versichert, dass dieses Gerede bald Schnee von gestern sein würde.
Aber es schien, als hätte er gerade eben, durch seinen feigen Rückzug, die Gerüchteküche nur noch mehr befeuert.
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Guten Morgen!
Bevor ich euch ein ruhiges, schönes Weihnachtsfest wünsche, möchte ich noch in eigener Sache um eure Hilfe bitten. Vielleicht habt ihr mitbekommen, dass ich mit dieser Geschichte beim Crimsyn Award in der Kategorie FanFiction teilnehme.
Vielleicht habt ihr kurz Zeit und konntet dort ein Vote im Kapitel Abstimmung dalassen, ich wäre euch unendlich dankbar.
Aber jetzt: Frohe Weihnachten! Lasst es euch gutgehen!
LG Nic
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