Mr. Hitch
Kapitel 4
Veronika
Veronika hatte sich wirklich vorgenommen, nicht diese Rolle der Bitch anzunehmen, aber dieses Miststück Lisa machte es ihr wirklich schwer. Richtig schwer. Nach nur wenigen Tagen ließ die kleine Mist-Kuh also bereits ihre süße und niedliche Fassade fallen und es offenbarte sich, die Hässlichkeit dahinter, die fast immer hinter solchen Masken zu finden war. Lisa war nicht nur eine Schauspielerin, die gerne die Aufmerksamkeit für sich verbuchte, sondern auch noch eine knallharte Lügnerin.
Aber Veronika würde auch lügen, wenn sie behauptete, sie hätte so etwas oder ähnliches nicht irgendwie erwartet. Der kleine Vorfall in der Turnhalle war nur zwei Tage her, als Veronika ganz plötzlich ins Direktorium gerufen und damit konfrontiert wurde, dass sie der süßen, netten und absolut unschuldigen Lisa angeblich eine Spindtür ins Gesicht geschlagen haben sollte. Und das, obwohl sie nicht mal in diesem Gang gewesen war, wo das angeblich passiert ist. Praktischerweise auch kein anderer, also konnte diese falsche Schlange behaupten, was sie wollte, und Veronika sich nicht verteidigen, weil sie zum Zeitpunkt auf der Toilette eine rauchen gewesen war.
Heimlich natürlich.
So eine verdammte Scheiße! Veronika hatte ja schon immer gewusst, dass es sie in Bedrängnis bringen würde, wenn sie wieder mit dem ekelhaften Rauchen anfing, aber als sie heute Morgen ihrer Mutter ein paar ihrer heiß geliebten Kippen aus der Tasche geklaut hatte, weil das ganze Theater mit Jackson ihr zu schaffen gemacht hatte, dachte sie dieses eine Mal noch wäre okay. Sie hatte nach dem Aufstehen eine SMS von Fiona und ihrer Cousine bekommen hatte, wo ihre angeblich besten Freundinnen verkündeten, dass sie Veronika plötzlich ziemlich Scheiße fanden, da hatte sie dringend eine Zigarette gebraucht.
Veronika hatte auch das mit der Nachricht eigentlich kommen gesehen und dennoch tat es weh, es so plötzlich vor Augen geführt zu bekommen, wie wenig sie diesen 'Freundinnen bedeutet. Schlimmer aber war es, dass ihre Mutter langsam ahnte, dass ihre Tochter längst nicht mehr so beliebt war, wie sie immer geglaubt hatte. Und entweder Veronika begann wieder mit zu Rauchen oder würde weiter ihre Essstörung abrutschen. Beides war nicht schön, aber ersteres würde ihre Gesundheit erst in ein paar Jahren killen anstatt sofort, also hatte sie zu den Zigaretten gegriffen.
Und jetzt stand sie dank Lisa und einer unbedachten Zigarettenpause hier.
Sie hatte nicht den besten Ruf bei den Lehren und keiner hatte ihr auch nur ein Wort geglaubt, als sie versuchte hatte sich zu verteidigen. Natürlich hatte es auch nicht geholfen, dass Lisa, wieder Oskar reif, und diesmal ohne Fehler, weinend in Nachbarzimmer gesessen hatte, mit richtigen Blessuren im Gesicht.
Hatte ihr wirklich jemand eine Spindtür ins Gesicht geknallt oder war sie nur auf ihre heuchlerische Nase gefallen? Egal. Wie man es drehte und wendete: Veronika war am Arsch und ihre Strafe war neben dem Verbot an dem Abschlussball teilzunehmen, das Nachsitzen an jeden einzelnen Tag bis die Schule für sie endet sein würde und das ausgerechnet in der Kunstklasse von Croffort Hitch. Croffort. Was für ein dämlicher Name.
Sie drückte schlecht gelaunt die Tür auf und ihr schlug sofort der Geruch nach Farbe, Lösungsmittel und Holz entgegen, wobei sie sich letzteren erst erklären konnte, als sie sah, wie der berühmt, berüchtigte Vertretungslehrer einige Holzstaffeleien auf Stative stellte und auf jeden Platz ein Becher mit Pinseln stellte.
Heilige scheiße.
Sie hatte ja bereits gehört, dass der Kerl heiß sein sollte und monoman...., da würde sie niemanden je wieder widersprechen!
Er war groß, verdammt gut gebaut und trug unter der Mahlschürze, die seine breite Schulter und die schmale Hüfte unnötig betonte, ein Flanellhemd, das er sich bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt hatte.
Zum Vorschein kamen sehnige Unterarme, die in großen, grob anmutenden Händen endeten, in denen jeder Pinsel lächerlich aussehen würde. Sein Profil war kantig und geradlinig, seinen Wangen schlecht rasiert und seine dunklen, braunen Haare nur aus dem Gesicht gestrichen, wo die leicht lockige Textur einfach nicht so liegen bleiben wollte, wie es wohl wollte.
Veronika blinzelte kurz, räusperte sich dann und wurde von einem fast schwarzen Blick aus tieffliegenden, streng dreinblickenden Augen begrüßt, wo die Brauen etwas zu dick und seine Lippen etwas zu schmal waren. Wenn man auf ernst dreinschauende Typen stand, war man bei ihm Gold richtig. Ansonsten aber sprach alles dafür, dass Veronika sich nicht allzu sehr für sein Äußeres interessieren sollte.
Er war ein Mann der unterrichtete, obwohl er angeblich so mega erfolgreich mit seinen Bildern war und zudem viel zu alt für sie. Er musste schließlich mindestens zehn Jahre älter als sie sein! Ende zwanzig war er definitiv, denn der Kerl hatte nichts Jungenhaftes mehr an sich.
Das vor ihr war ein Mann und zu allem anderen auch noch der Lehrer, der sie bis zum Ende ihrer Schulzeit jeden Tag eine Stunde nach der Schule mit Kunst foltern würde.
„Miss Woodhall, nehme ich an?", fragte er und Veronika nickte, wobei sie auf ihre Armbanduhr sah und innerlich fluchte, weil sie zehn Minuten zu früh beim Nachsitzen erschienen war. Scheiße. Zehn Minuten mehr, die er sie mit Pinseln und Farben berauben konnte. Zum Kotzen. Wenn sie mit Flecken auf den Händen nach Hause kam, würde ihre Mutter toben vor Wut.
„Dort ist Ihr Platz", sagte er streng und Mr Hitch deutete auf eine der fünf Staffeleien, die er aufgestellt hatte. Ihr Platz war ganz vorne in der Mitte, wo die Lehrer immer gerne diejenigen hinsetzten, die gerne Ärger machten. Tja. So leicht würde sie es ihm aber nicht machen und ging demonstrativ zu einem Tisch, wo kein Kunstplatz eingerichtet war.
„Ich male nicht und Sie können mich nicht dazu zwingen. Ich weiß nicht, was das Ihrer Meinung nach bezwecken soll. Geben Sie mir meine Strafaufgaben und lassen Sie mich in Ruhe", sagte sie ihm. Ließ ihre Tasche wütend auf den Boden neben sich fallen und setzte sich.
Mr Hitchs Augen verengten sich kurz, als wäre er es nicht gewohnt, dass man sich ihm widersetzte, aber daran würde er sich schon gewöhnen, dachte Veronika und war der vollsten Überzeugung, dass der Lehrer sie gleich richtig anschreien würde, aber stattdessen passierte: Gar nichts.
Mr Hitch schien sie zu ignorieren. Und beschäftigte sich, als das Nachsitzen anfing, ausschließlich mit den anderen Schülern. Diese wiederum hatten anstelle von seitenlangen Strafarbeiten ein kleines Bild bekommen, dass sie nachmalen oder neu interpretieren konnten. Bestimmt irgendeine pseudo wissenschaftliche pädagogische Herangehensweise an schwierige Schüler, die er auf seiner super tollen Uni gelernt hatte. Nur Veronika bekam nichts.
Mr Hitch sah sie nicht mal an und dann lernte Veronika, dass es schlimmer war, gar nichts tun zu können, als seitenweise Strafarbeiten erledigen zu müssen.
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