#60 Don't fuck with Minsung.
Mit einem Ohr voran drückte ich mich an die Tür, durch die Han und Minho gerade verschwunden waren, um wenigstens ein bisschen mitzuhören. Auch wenn wir ein gemeinsames Interesse verfolgen, wollte ich nicht in ungewiss hier draußen stehen, neben der Tatsache, dass ich beide nicht für sehr vertrauenswürdig halte.
Außerdem konnte ich mich so besser auf meinen Auftritt vorbereiten. Zuvor hatten wir durchgesprochen, was wir ungefähr sagen wollen, womit ich so besser abschätzen kann, wann ungefähr mein Einsatz kommt. Denn sobald die Fotos und das Geld ausgetauscht sind betrete ich die Bühne der Kriminalität. Bis dahin muss ich aber hier warten, wobei mich die Angst plagte eventuell gesehen zu werden. Stark hatte ich den Drang immer wieder nach oben zu schauen, was mir Minho absolut untersagt hat. Denn da hängen die Kameras, die uns unter keinen Umständen filmen dürfen. Sollte unsere Lehrerin, ihr Mann oder jemand anderes in dieser Geschichte auf die Idee kommen uns anzuzeigen, hätten wir damit Beweise auf einem Silbertablett geliefert. Aber so doof sind wir nicht. Nicht einmal die Fotos wurden von einem von uns mit nackter Haut berührt.
Erst empfand ich das als übertrieben, bis mir Minho die Konsequenzen aufgezählt hat, die auf uns warten könnten.
Gerade in einem Land wie unseren würden wir unsere Zukunft massiv gefährden, sollten wir erwischt werden. Stell sich mal einer vor, es würde rauskommen, dass sich ein Minderjähriger von zwei Weiteren in sexy Posen ablichten lässt, um Lehrern sowas zu verkaufen. Alleine das klingt schon nach genug, um ordentlich Aufsehen zu erregen. Das würde mit Sicherheit durch alle Medien gehen, womit wir schneller bekannt wären, als wir A sagen können.
Diesen Gedanken versuchte ich abzuschütteln und beschäftigte mich stattdessen lieber mit schöneren Dingen. Sofort fiel mir Felix ein, der nach heute endlich aufatmen kann. Nach der Sache kann ich ihm zurückgeben, wofür er hart gearbeitet hat, was sich ein bisschen anfühlt, als würde ich die Zeit zurückdrehen. Gott sei Dank drehe ich aber nicht an dieser Uhr und spule somit nicht zurück. Denn das würde bedeuten, dass Felix vielleicht niemals aus diesem Ekel ausbrechen könnte und dass wir uns eventuell niemals angenähert hätten. Bei Letzterem bin ich mir sogar ziemlich sicher. Wenn man so will könnte fast davon die Rede sein, dass es sich gelohnt hat, ihn um sein Geld zu bringen. Vielleicht sollte ich mir genau das hinter die Ohren schreiben und das nächste Mal nicht alles gegen die Wand werfen, nur weil etwas aus den Fugen zu geraten scheint.
Vielleicht ist manches einfach genau richtig, so wie es ist.
,,Nur so aus Interesse... was denken Sie, würde Chan dazu sagen, wenn er wüsste in wessen Besitz diese Bilder sind?", da ist es, mein Codesatz! Stark entleerte ich einmal meine Lunge, bevor ich die Tür öffnete und den Raum betrat. Meine Hände hatte ich dabei in die Jackentasche gesteckt, wodurch ich etwas lässiger aussah, obwohl ich so nur das leichte Zittern verstecken wollte. ,,Ich weiß nicht, ich würde vermutlich zur Polizei gehen.", schnippisch schnalzte ich zum Ende mit der Zunge und war selbst überrascht, wie cool ich gerade rübergekommen bin.
,,Jisung was...", Frau Kim war ersichtlich verwirrt, was man ihr nicht verübeln könnte. An ihrer Stelle würde ich mindestens genauso reagieren, wenn nicht sogar direkt in Panik ausbrechen. ,,Gefällt Ihnen seine Meinung nicht?", unschuldig schaute er von mir zu ihr und zog dabei wahrscheinlich einen Schmollmund, was man unter der Maske zwar nicht erkennen, aber vermuten konnte, während sie sich stark zusammenreißen musste. Am liebsten würde ich gerade wissen was sie denkt und was sie fühlt. Das muss ein absoluter Schock für sie sein. ,,Was wollt ihr?", eine Hand hatte sie leicht zu einer Faust geballt, was ihr vermutlich dabei half relativ ruhig zu bleiben und nicht den Verstand zu verlieren. ,,Mehr Geld?", mich wunderte wie sie reagiert und dass sie direkt eine Lösung dafür parat hatte. Lässt sich alles so leicht mit Geld klären?
,,Klingt nett, aber nein. Wir wollen, dass ihr Mann aufhört Felix zu missbrauchen.", seine Worte schnitten mir ins Herz, das sofort zu schmerzen begann. Damit tauchten wieder ekelerregende Bilder in meinem Kopf auf, die ich krampfhaft versuchte wegzudrücken. Jedes Mal, wenn darüber gesprochen wird oder ich versehentlich darüber nachdenke, weil mich etwas daran erinnert, kriege ich das Kotzen. Am liebsten würde ich die Verantwortlichen ganz anders zur Rechenschaft ziehen. Gäbe es dafür keine Konsequenzen, hätte ich das auch schon längst getan.
,,Wie, ich... ich verstehe nicht.", sie schien unwissend. ,,Ah, ich hatte vergessen zu erwähnen, dass wir eine Reihe schlechter Nachrichten für sie haben.", Han hingegen scheint richtig Spaß an der Sache zu haben, so wie er redet. Er wirkt regelrecht amüsiert, was ich auch von Minho behaupten würde, der mit seinen Augen grinste. ,,Sie haben richtig gehört. Es ist aber noch jemand im Bunde. Herr Jung vergreift sich auch an ihm. Wir wollen, dass das aufhört und sie werden dafür sorgen. Tun sie das nicht, landen die Fotos, zu denen sie Chan gezwungen haben, bei der Polizei und-", sie unterbrach Han an einer Stelle, mit der wir vorher schon gerechnet haben. Sofort geriet sie in Rage und wurde lauter, weswegen Han ein ,,Shhh.", von sich gab, was mich an ihrer Stelle extrem aggressiv gemacht hätte.
Fast hätte ich gesagt, dass diese Frau arm dran ist. Aber das ist sie nicht.
,,Ja, drehen Sie mal die Fotos um. Da erkennt man klar, dass sie Chan gezwungen haben!", es war nicht zu überhören, dass Han grinst, auch wenn ich ihm gerade nicht in sein Gesicht schauen konnte. Fieser weise haben wir die Fotos doppelseitig bedruckt, wobei die Rückseite nicht gerade rosig aussah. Auch wenn es mir unendlich unangenehm war, haben wir Fotos aufgenommen, die Grausames vermuten lassen. Der Hintergrund war neutral und kahl, der Untergrund kalter Boden. Wie ich auf diesen Bildern aussehe, wollte ich dabei am liebsten direkt aus meinem Gehirn streichen.
Wenn das jemals jemand anderes zu Gesicht bekommt... Ja, dann weiß ich auch nicht.
,,Ihr-", ,,Wir was, hm?", diesmal wurde sie unterbrochen und auch nicht mehr zu Wort gelassen, als sie sich über das Geschehen aufregen wollte. ,,Wir armen Kinder, die von ihnen genötigt werden, mit dem Bildmaterial zu handeln, was Sie von uns aufgenommen haben!", Uns? ,,Wir armen Kinder, die erpresst und zu sexuellen Handlungen von Lehrern gezwungen werden, damit wir eine Zukunft haben!", Han meisterte mit Bravour die Opferrolle einzunehmen, in der sich der eine oder andere von uns wirklich befand. Auch wenn er vielleicht nicht zu all den Dingen gezwungen wird, so müssen andere dennoch dran glauben. Dabei wissen wir nicht einmal, ob es noch andere wie Felix gibt, die unter solchen Umständen leiden. Umstände, die nirgendwo auf der Welt existieren sollten.
,,Schämen Sie sich denn gar nicht, Frau Kim?", nun klinkte sich Minho ein, der zwar ruhig und bestimmt klang, dennoch ihren Namen regelrecht vor ihre Füße spuckte. ,,Ihr scheiß Drecks-", ich schluckte für mich hörbar, als sie uns so leichtfertig beleidigte. Noch nie hat ein Erwachsener so mit mir geredet. Ein abscheuliches Gefühl.
,,Sparen Sie sich Ihre Worte und lassen Sie es uns kurz machen. Wenn sie tun was wir sagen wird niemand hiervon erfahren. Es liegt also ganz an Ihnen.", mit Minhos kühlen Worten veränderte sich auch Han seine Haltung und auch sein Gesicht schien den nötigen Ernst angenommen zu haben, was ich von mir nicht sagen konnte. Unterbewusst hatte ich die ganze Zeit meine Stirn leicht gerunzelt, was ich aber sofort versuchte zu ändern, als ich es bemerkte. Dabei war es gar nicht so einfach, einen neutralen Gesichtsausdruck aufzulegen. ,,Also, wir haben alles was hier passiert ist dokumentiert. Da ich ein Meister an der Kamera bin und weiß, wie ich Medien zu meinen Gunsten manipuliere, kann ich alles so aussehen lassen, wie ich das will. Behalten Sie das besser im Hinterkopf. Sorgen Sie umgehend dafür, dass Ihr Mann und Herr Jung, Felix nie wieder so etwas antun. Nicht die kleinste Scheiße in diese Richtung. Sie sollen ihn stattdessen wie einen normalen Schüler behandeln. So, wie sich das halt gehört. Keine Vorzüge, keine ekelhafte Scheiße. Nicht mal den kleinsten anzüglichen Blick will ich sehen. Wir werden sonst mit all dem hier zur Polizei gehen, wo Chan sagen wird, dass sie ihn zu diesen Bildern gezwungen haben.", nach seiner langen Rede hielt er inne und starrte sie eindringlich an.
Auch ich schenkte ihr ein Blick, der sie töten würde, wenn Blicke denn töten könnten.
Sie hingegen sah angewidert aus. Besonders an der Stelle, als es um den Missbrauch um Felix ging. Leider kann ich mir denken, dass sie es nicht ekelhaft findet, weil es missbräuchlich ist, sondern weil es Felix ist. Einer vom männlichen Geschlecht.
,,Na was jetzt?", Han machte ihr Druck, da sie immer noch nichts dazu gesagt hatte. Sie schien zu überlegen, obwohl mir unverständlich war, was es da zu überlegen gibt. Am besten stimmt sie einfach zu, beendet das alles und hat dann ihre Ruhe. ,,Was ist mit meinem Geld?", ich schnaufte aus. Ist das ihr Ernst?
Genau die gleiche Frage stellte ihr Han, wonach Minho ihr sagte, dass diese Frage überflüssig ist. Missmutig tat sie endlich was ich mir eben gedacht habe. Sie versicherte, dass das alles ein Ende haben wird, wir uns aber hüten sollen. Eine leere Drohung, wie mir Han später versicherte, als wir endlich aus diesem Horrorhaus flüchten konnten. ,,War doch easy.", ließ Plusterbäckchen verlauten, was ich nicht behaupten konnte. ,,Easy? DAS nennst du easy?", ich war entrüstet. Was ist denn bitte nicht easy, wenn das so leicht gewesen sein soll?
,,Ey ganz ehrlich, ich dachte Sie ruft direkt die Polizei. Das wäre das einzige Szenario gewesen wo wir richtig am Arsch hätten sein können. Also lass uns lieber die Biege machen, haha!", damit wurde ich kreidebleich. Bevor wir das durchgezogen haben meinte er noch felsenfest, dass nichts schiefgehen kann und jetzt kommt er mit sowas ums Eck?
,,Schau doch nicht so! Felix ist frei, du bist es und wir haben n Haufen Geld!"
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